Nun, da ich mir Unvollkommenheit erlaubte, wurde mein Schreiben glatter. Befreit von dem Anspruch, beim ersten Entwurf brillant, vollkommen und klug zu sein, wurde mein Schreibstil zugleich auch leichter und klarer. Wenn ich mich dann ans Polieren und den Feinschliff machte, stellte ich fest, dass es gar nicht so viel zu verbessern oder zu verändern gab. Ein bemerkenswert hoher Anteil meiner ersten Rohentwürfe hielt der Überprüfung stand.
Bis zu diesem Zeitpunkt war mir entgangen, dass die ganze Dramatik, mit der das Schreiben für mich umgeben schien, selbst geschaffen und vollkommen überflüssig war. Mir war nicht klar gewesen, dass das Drama, das ich aus dem Schreiben machte, mit dem Drama, über das ich schreiben wollte, absolut nichts zu tun hatte.
Der Abbau dieses Dramas erfüllte mich mit einer Erleichterung, wie sie auch das Entladen einer Schusswaffe bewirkt hätte. Ich hörte auf, mich misstrauisch zu belauern. Wo immer ich jetzt anfing, da fing ich eben an. Mir war plötzlich wieder eingefallen, dass mir das Schreiben früher einmal Spaß gemacht hatte.
Meine Aufgabe war zu schreiben und nicht, das Geschriebene ständiger Kritik zu unterziehen.
Ich kam zu dem Schluss, dass das Schreiben einen eigenen inneren Plan aufzuweisen schien.
Für mich ist Schreiben so, als verfolgte ich in meinem Kopf eine Melodie. Sie weiß selbst, wo sie - einen Ton nach dem anderen - hin will. Ich folge dieser Melodie und schreibe sie auf. Für das Zuschneiden, Formen, Polieren ist später noch Zeit. Im Augenblick besteht meine Aufgabe allein darin, den Gedanken festzuhalten und einzufangen, den ich auch später noch ausführen und ausschmücken kann.
Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, dass sich im Unterbewusstsein des Künstlers eine Struktur oder eine Form wie ein Kristall ausbildet. Stück für Stück und ganz langsam wächst in der Dunkelheit eine prachtvolle Formation heran. Meine Aufgabe ist es, diese Stücke einzufangen - sie in freien Assoziationen, wenn Sie so wollen, aneinander zu reihen, und mir bewusst zu sein, dass diese Assoziationen ihre eigenen Vorstellungen darüber haben, wohin das alles führen soll.
Ich umkreise eine Idee und mache mir dabei Notizen. Wenn mir unterdessen etwas in den Sinn kommt, dann lasse ich es zu Wort kommen. Neugierig will ich herausfinen, wohin jeder vermeintliche Umweg mich zum Schluss tatsächlich führt. Inzwischen gestatte ich es den Strukturen, sich nach eigenem Gutdünken zu offenbaren, anstatt von ihnen einen sofortigen logischen Fluss zu verlangen.
Ich habe begriffen, dass mein logischer Verstand nicht für den Entwurf, sondern nur für die Überarbeitung taugt. Für das Legen der Spur ist meine reiche, verrückte, fruchtbare Gehirnhälfte verantwortlich.
Ich sorge mich nicht darum, ob ich in eine Sackgasse gerate. Die meisten Sackgassen führen schließlich doch irgendwohin, und falls es sich nur um eine Ausweglosigkeit handelt, mir der ich mich selbst in die Enge treibe und die mich veranlasst, etwas Unerwartetes zu äußern, dann ist das auch in Ordnung.
Ich weiß, dass es Leute gibt, die gleichzeitig schreiben und am Feinschliff arbeiten. Ich mache es anders. Ich stelle mir vielmehr vor, dass ich eine Spur von Punkt A nach Punkt B lege. Jeden Tag versuche ich, mich wenigstens ein paar Minunten lang mit dem Legen meiner Spur zu befassen. Ich schreibe mir nicht vor, wie weit ich mit meiner Spur kommen muss.
So hatte ich es früher gemacht, dabei aber mein Ziel nicht so hoch gesteckt: drei Seiten für ein Theaterstück und anderthalb Seiten Prosa. Für mich war das ein erreichbares Ziel. Kurz gesagt, es bedeutete, dass ich eine Spur legte.
So mancher macht sich Sorgen, wie er denn wohl die beste Spur legen könnte. Für meine Begriffe geht das ein wenig zu weit. Um die "beste" Spur geht es erst bei der Überarbeitung.
Im Entwurf gelangt man von A nach B, durchquert einfach das Gelände. Entwürfe, die ihre eigene Form finden dürfen, kommen der besten Spur häufig von ganz allein sehr nahe.
Zu planvolles und zu elaboriertes Schreiben wirkt leicht kraftlos. Spätere Fassungen sorgen dann für das nötige "Fleisch".
Wie viel besser ist man doch dran, wenn man einen ungebärdigen, mit Details gespickten Entwurf hat, den man formen und zähmen kann, der uns zwingt zu entscheiden, was wir beibehalten wollen, und nicht, was wir noch hinzufügen müssen.
Falls Sie zweifeln, dann lassen Sie das Textstück drin. Verfremden Sie es, wenn es sein muss, aber lassen Sie es stehen.
Schreiben ist groß - groß genug, um alles zu umfassen, was Ihnen in den Sinn kommt. Schreiben ist leidenschaftlich. Leidenschaftlich genug, um sich jede beliebige Stimmung oder Laune, in der Sie sich gerade befinden mögen, zu behaupten.
Schreiben - und das ist das große Geheimnis - will gelebt werden. Das Schreiben liebt den Schriftsteller ebenso wie Gott einen wahren Gläubigen liebt.
Das Schreiben wir Ihr Herz finden, wenn Sie ihm nur eine Chance geben. Es wird Ihre Seiten füllen und Ihr Leben bereichern.
Bis zu diesem Zeitpunkt war mir entgangen, dass die ganze Dramatik, mit der das Schreiben für mich umgeben schien, selbst geschaffen und vollkommen überflüssig war. Mir war nicht klar gewesen, dass das Drama, das ich aus dem Schreiben machte, mit dem Drama, über das ich schreiben wollte, absolut nichts zu tun hatte.
Der Abbau dieses Dramas erfüllte mich mit einer Erleichterung, wie sie auch das Entladen einer Schusswaffe bewirkt hätte. Ich hörte auf, mich misstrauisch zu belauern. Wo immer ich jetzt anfing, da fing ich eben an. Mir war plötzlich wieder eingefallen, dass mir das Schreiben früher einmal Spaß gemacht hatte.
Meine Aufgabe war zu schreiben und nicht, das Geschriebene ständiger Kritik zu unterziehen.
Ich kam zu dem Schluss, dass das Schreiben einen eigenen inneren Plan aufzuweisen schien.
Für mich ist Schreiben so, als verfolgte ich in meinem Kopf eine Melodie. Sie weiß selbst, wo sie - einen Ton nach dem anderen - hin will. Ich folge dieser Melodie und schreibe sie auf. Für das Zuschneiden, Formen, Polieren ist später noch Zeit. Im Augenblick besteht meine Aufgabe allein darin, den Gedanken festzuhalten und einzufangen, den ich auch später noch ausführen und ausschmücken kann.
Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, dass sich im Unterbewusstsein des Künstlers eine Struktur oder eine Form wie ein Kristall ausbildet. Stück für Stück und ganz langsam wächst in der Dunkelheit eine prachtvolle Formation heran. Meine Aufgabe ist es, diese Stücke einzufangen - sie in freien Assoziationen, wenn Sie so wollen, aneinander zu reihen, und mir bewusst zu sein, dass diese Assoziationen ihre eigenen Vorstellungen darüber haben, wohin das alles führen soll.
Ich umkreise eine Idee und mache mir dabei Notizen. Wenn mir unterdessen etwas in den Sinn kommt, dann lasse ich es zu Wort kommen. Neugierig will ich herausfinen, wohin jeder vermeintliche Umweg mich zum Schluss tatsächlich führt. Inzwischen gestatte ich es den Strukturen, sich nach eigenem Gutdünken zu offenbaren, anstatt von ihnen einen sofortigen logischen Fluss zu verlangen.
Ich habe begriffen, dass mein logischer Verstand nicht für den Entwurf, sondern nur für die Überarbeitung taugt. Für das Legen der Spur ist meine reiche, verrückte, fruchtbare Gehirnhälfte verantwortlich.
Ich sorge mich nicht darum, ob ich in eine Sackgasse gerate. Die meisten Sackgassen führen schließlich doch irgendwohin, und falls es sich nur um eine Ausweglosigkeit handelt, mir der ich mich selbst in die Enge treibe und die mich veranlasst, etwas Unerwartetes zu äußern, dann ist das auch in Ordnung.
Ich weiß, dass es Leute gibt, die gleichzeitig schreiben und am Feinschliff arbeiten. Ich mache es anders. Ich stelle mir vielmehr vor, dass ich eine Spur von Punkt A nach Punkt B lege. Jeden Tag versuche ich, mich wenigstens ein paar Minunten lang mit dem Legen meiner Spur zu befassen. Ich schreibe mir nicht vor, wie weit ich mit meiner Spur kommen muss.
So hatte ich es früher gemacht, dabei aber mein Ziel nicht so hoch gesteckt: drei Seiten für ein Theaterstück und anderthalb Seiten Prosa. Für mich war das ein erreichbares Ziel. Kurz gesagt, es bedeutete, dass ich eine Spur legte.
So mancher macht sich Sorgen, wie er denn wohl die beste Spur legen könnte. Für meine Begriffe geht das ein wenig zu weit. Um die "beste" Spur geht es erst bei der Überarbeitung.
Im Entwurf gelangt man von A nach B, durchquert einfach das Gelände. Entwürfe, die ihre eigene Form finden dürfen, kommen der besten Spur häufig von ganz allein sehr nahe.
Zu planvolles und zu elaboriertes Schreiben wirkt leicht kraftlos. Spätere Fassungen sorgen dann für das nötige "Fleisch".
Wie viel besser ist man doch dran, wenn man einen ungebärdigen, mit Details gespickten Entwurf hat, den man formen und zähmen kann, der uns zwingt zu entscheiden, was wir beibehalten wollen, und nicht, was wir noch hinzufügen müssen.
Falls Sie zweifeln, dann lassen Sie das Textstück drin. Verfremden Sie es, wenn es sein muss, aber lassen Sie es stehen.
Schreiben ist groß - groß genug, um alles zu umfassen, was Ihnen in den Sinn kommt. Schreiben ist leidenschaftlich. Leidenschaftlich genug, um sich jede beliebige Stimmung oder Laune, in der Sie sich gerade befinden mögen, zu behaupten.
Schreiben - und das ist das große Geheimnis - will gelebt werden. Das Schreiben liebt den Schriftsteller ebenso wie Gott einen wahren Gläubigen liebt.
Das Schreiben wir Ihr Herz finden, wenn Sie ihm nur eine Chance geben. Es wird Ihre Seiten füllen und Ihr Leben bereichern.
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