Dienstag, 10. März 2009

Silvia Neid im Interview

Silvia Neid: "Niederlage nicht überbewerten"

DFB-Trainerin Silvia Neid  ©  Bongarts/GettyImages
DFB-Trainerin Silvia Neid

Die Frauen-Nationalmannschaft hat zwar das Finale beim Algarve Cup nach dem 2:3 gegen Schweden verpasst. Angesichts der Steigerung ihres Teams in der zweiten Halbzeit fällt das Fazit von Silvia Neid dennoch versöhnlich aus.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteurin Annette Seitz benennt die Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft die Fehler der ersten Halbzeit, und erklärt, warum die Niederlage nicht als Rückschlag zu sehen ist. Zugleich gibt sie eine Einschätzung zu den Chancen der DFB-Auswahl im kleinen Finale am Mittwoch (ab 14.15 Uhr, live im ZDF) gegen Dänemark.

Frage: Ihre Mannschaft hat mit 2:3 gegen Schweden verloren. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Silvia Neid: Wir hatten am Anfang mehr Spielanteile. Durch das 1:0 der Schwedinnen wurden wir dann allerdings verunsichert. Und der Gegner hat diese Verunsicherung konsequent ausgenutzt.

Frage: Wie erklären Sie sich, dass drei Tore in zehn Minuten fallen konnten?

Neid: Wir hatten sehr große Lücken im Mittelfeld. Dadurch kam Schweden ins Spiel. Vor allem das zentrale Mittelfeld hat mir heute nicht gefallen. Unser Ziel ist es immer, kompakt im Zentrum zu stehen und dabei schnell umzuschalten. Das ist gegen Schweden in der ersten Halbzeit nicht gelungen. Das führte dann dazu, dass es vorne oft keine Anspielstation gab. Zudem war unsere Innenverteidigung in der einen und anderen Situation schläfrig.

Frage: In der zweiten Halbzeit lief es dann besser.

Neid: Ja, wir haben eine tolle Moral gezeigt. Schade, dass uns das Anschlusstor nicht früher gelungen ist. Dann wäre vielleicht auch noch ein Unentschieden drin gewesen.

Frage: Bewerten Sie diese Niederlage jetzt als Rückschlag?

Neid: Nein. Damit kann ich sehr gut leben. Ich bin froh, dass wir gezeigt bekommen haben, wo es noch hapert. Aber ich bin nicht unzufrieden. Denn ich habe Spielerinnen gesehen, die mit Herz und Leidenschaft aufgetreten sind. Und mit solchen Spielerinnen arbeite ich sehr gerne. Man darf jetzt nicht den Fehler machen und diese Niederlage überbewerten. Insgesamt ist es so, dass meine Spielerinnen hier beim Algarve Cup sehr viel mitgenommen haben und viel lernen konnten. Ich habe auf jeden Fall jetzt mehr Alternativen.

Frage: Am Mittwoch treffen Sie im Spiel um Platz drei auf Dänemark. Wie schätzen Sie die Skandinavierinnen ein?

Neid: Dänemark ist ein unangenehmer Gegner. Sie sind sehr lauf-, spiel- und zweikampfstark. Das wird erneut ein schweres Spiel für uns. Aber genau das wollen wir ja: Wir brauchen starke Gegner, damit wir erneut dazulernen können.

Bericht über Inka Grings

Inka Grings: "Ich fühle mich wohl im Team"

Inka Grings im Testspiel gegen China  © Bongarts/GettyImages
Inka Grings im Testspiel gegen China

Willensstärke ist eine herausragende Eigenschaft von Inka Grings. Unbedingt wollte die Angreiferin beim dritten Spiel der Frauen-Nationalmannschaft im Rahmen des Algarve Cups gegen Schweden am Montag dabei sein. Obwohl die Stürmerin von einem grippalen Infekt gehandicapt war, die vergangenen Trainingseinheiten aussetzen musste und ein Einsatz der erfahrensten Spielerin der DFB-Auswahl deshalb lange offen war. "Trainerin, ich will", hatte Inka Grings noch am Vortag des Spiels zu Silvia Neid gesagt.

Nach dem Aufwärmen im EM-Stadion in Faro kam dann ein eindeutiges Zeichen von Inka Grings: "Ja, es geht." Mit ihrer Einwechslung in der zweiten Halbzeit brachte sie dann Schwung ins Spiel der DFB-Auswahl. Inka Grings erzielte für ihre Mannschaft den Treffer zum 1:3 und brachte sie so wieder zurück in die Partie.

"Eine Bereicherung in jeder Hinsicht"

Es ist diese Willensstärke, gepaart mit der Fähigkeit ihre Mitspielerinnen mitzureißen, die Silvia Neid an Inka Grings schätzt. "Sie bereichert uns in jeder Hinsicht", sagt die Nationaltrainerin, die vor allem die Führungsqualitäten ihrer Stürmerin lobt. "Sie nimmt die jungen Spielerinnen an die Hand. Inka ist auf und außerhalb des Platzes wichtig für uns."

Seit ihrer Rückkehr in die Nationalmannschaft nach dreieinhalb Jahren, hat sich die gebürtige Düsseldorferin perfekt in das Team integriert. So, als sei sie nie weg gewesen. "Ich fühle mich wohl hier. Ich kenne die Situation mit den vielen jungen Spielerinnen ja auch aus Duisburg", sagt die 30-Jährige, die in ihrer Rolle als Leitfigur aufgeht. Ähnlich wie für ihren Verein FCR 2001 Duisburg, gilt Inka Grings auch in der Nationalmannschaft für die Talente als wichtige Ansprechpartnerin.

Dass die 68-malige Nationalspielerin in den vergangenen Jahren zuweilen den Blick für das Wesentliche verlor – die Geschehnisse der Vergangenheit sind für Inka Grings abgehakt. "Ich stand mir oft selbst im Weg", gibt die Bundesliga-Torschützenkönigin der vergangenen Saison zu. Hinzu kam, dass die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von 2000 und Europameisterin von 2005 immer wieder auch Verletzungen aus der Bahn warfen. So etwa vor der WM 2003 oder den Olympischen Spielen 2004.

Inka Grings (r.) und Bundestrainerin Silvia Neid  © Bongarts/GettyImages
Inka Grings (r.) und Bundestrainerin Silvia Neid

Als Persönlichkeit weiterentwickelt

Auch die erfahrenen Spielerinnen im jungen Team von Trainerin Silvia Neid beurteilen den Reifeprozess von Inka Grings positiv. "Inka hat sich als Persönlichkeit weiterentwickelt", erläutert Torfrau Nadine Angerer. "Als Spielerin ist sie ohnehin unumstritten. Sie rackert und ackert und reißt alle mit." Diese Fähigkeit schätzt auch Silvia Neid an ihrer Stürmerin: "Sie spielt mit Leidenschaft und Herz. Sie geht weite Wege und setzt Akzente. Sie ist ein Schlitzohr. Und genau solche Spielerinnen brauche ich."

Nach dem geglückten Neuanfang will Inka Grings, die ihr erstes Länderspiel 1996 gegen Finnland bestritt, nun nicht mehr zurück sondern nur noch nach vorne schauen: "Mein großes Ziel ist ganz klar die Europameisterschaft in Finnland", bekräftigt die Stürmerin, die auch mit dem FCR 2001 Duisburg noch viel vor hat.

In der Bundesliga, dem DFB-Pokal und dem UEFA-Cup der Frauen hat das Team von Trainerin Martina Voss noch Chancen auf den Titel. Zunächst jedoch will Inka Grings am Mittwoch dazu beitragen, mit einem Sieg gegen Dänemark den dritten Platz beim Algarve Cup zu erreichen.