Montag, 5. Oktober 2009

Rechenspiele

Button wird in Sao Paulo Weltmeister, wenn...

Button wird in Sao Paulo Weltmeister, wenn...
Jenson Button führt die WM-Wertung nach 15 von 17 WM-Läufen mit 85 Zählern an. Sein schärfster Verfolger ist Brawn-Teamkollege Rubens Barrichello (71). Weitere zwei Punkte zurück hat auch Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel (69) nach seinem Sieg in Japan noch Chancen.

Sollte Vettel in Sao Paulo aber nur Dritter werden, wäre der 22-Jährige endgültig aus dem Titelrennen, unabhängig von Buttons Platzierung. Der Deutsche bräuchte zum Titelgewinn in den letzten beiden Rennen noch mindestens einen Sieg und einen zweiten Platz - und zwei weitere Patzer des Briten.

Für Button spricht auch die Anzahl der Saisonsiege, bislang sechs (Barrichello zwei, Vettel drei), was ihm auch bei einem Punktegleichstand den Titel einbringen würde. Doch seit acht Rennen hat der Brawn-Pilot keinen Erfolg mehr eingefahren, seinen letzten Triumph feierte er am 7. Juni in der Türkei.

Rechenspiele vor dem Brasilien-GP in Sao Paulo

Jenson Button wird in Sao Paulo Weltmeister, wenn ...
- er mindestens Dritter wird
- er Vierter oder Fünfter wird und Barrichello nicht gewinnt
- er Sechster wird, Barrichello maximal Dritter wird und Vettel das Rennen nicht gewinnt
- er Siebter wird, Barrichello maximal Dritter wird und Vettel das Rennen nicht gewinnt
- er Achter wird, Barrichello maximal Vierter und Vettel maximal Dritter wird
- er keine Punkte holt, Barrichello maximal Fünfter und Vettel maximal Dritter wird

Button wird sowieso Champion

"Button wird sowieso Champion"

Button wird sowieso Champion
Die Weltmeisterschaft ist für Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zugunsten von Jenson Button entschieden. Der britische Brawn-Pilot führt vor den beiden abschließenden Rennen in Sao Paulo und Abu Dhabi mit 14 Punkten vor seinem brasilianischen Teamkollegen Rubens Barrichello. Japan-Sieger Sebastian Vettel hat als Gesamtdritter mit 16 Zählern Rückstand rechnerisch noch Titelchancen. Die graue Eminenz der Königsklasse legte sich jedoch fest: "Button wird sowieso Champion."

Ecclestone übt trotz einer grundsätzlich positiven Einstellung zu Automobilkonzernen im Grand-Prix-Sport Kritik an deren Engagement. "Ich habe nichts gegen die Hersteller. Im Gegenteil. Sie sind gut für den Sport", sagte der Brite im Interview mit der 'Stuttgarter Zeitung'. "Sie sind aber nicht in der Lage, zu vernünftigen Kosten ein Team zu führen." Der Internationale Automobilverband FIA habe einen Weg gefunden, die Ausgaben zu kürzen. Der Dachverband will die bislang unbegrenzten Budgets schrittweise verringern und mit einem Limit versehen. Ecclestone sagte, die Wirtschaftskrise sei "ein Weckruf". Alle müssten nun den Gürtel enger schnallen. "Die Hersteller haben unsinnig viel Geld ausgegeben", kritisierte der 78 Jahre alte Milliardär Ausgaben von bis zu 400 Millionen Euro pro Saison.

"Die größte Hürde" bei der Einigung über eine Fortsetzung der Formel-1-Rennen auf dem Hockenheimring bis 2018 seien die Finanzen gewesen, sagte Ecclestone. Er beteilige sich am Risiko. Die Stadt, der 94 Prozent Anteile an der Hockenheimring GmbH gehören, und der Brite hatten sich in der vergangenen Woche auf einen Kompromiss geeinigt, ohne einen Beschluss der baden-württembergischen Landesregierung abzuwarten. Die CDU/FDP-Koalition hatte die geforderte finanzielle Unterstützung davon abhängig gemacht, dass die öffentlichen Gelder nicht an Ecclestone fließen sollten, sondern für die regionale Infrastruktur ausgegeben werden müssten. "Wenn zwei Parteien das Gleiche wollen, dann schaffen sie auch einen Abschluss", sagte Ecclestone zur Einigung. "Wir wollten nach Hockenheim zurück, sie wollten ein Rennen."

Die vielen Skandale und Affären in den letzten Jahren bezeichnete Ecclestone als nicht außergewöhnlich: "Was in der Formel 1 passiert, passiert überall im Leben. Hat es der Formel 1 geschadet? Ich weiß es nicht." Auch in anderen Sportarten werde im Interesse des Erfolgs an die Grenzen oder über diese hinausgegangen. Die lebenslange Sperre gegen den ehemaligen Renault-Teamchef Flavio Briatore wegen des "Singapur-Skandals" bezeichnete der Brite als überzogen. "Die Strafe war verdient. Mir gefiel nur nicht der Ausdruck lebenslang", sagte er. "Nicht mal, wenn sie heute einen umbringen, kommen sie lebenslang ins Gefängnis. 50 Jahre hätte besser geklungen. Für Flavio hätte es auch lebenslänglich bedeutet." Vor einem Jahr war der inzwischen entlassene Renault-Pilot Nelson Piquet Jr. auf Anweisung von Briatore und Chefingenieur Pat Symonds beim Großen Preis von Singapur absichtlich in eine Mauer geprallt, wodurch sein Teamkollege Fernando Alonso das Rennen gewinnen konnte.

Seppi macht´s wie Kimi

Seppi macht's wie Kimi!

Seppi macht's wie Kimi!
16 Punkte Rückstand auf Jenson Button, weniger Siege auf dem Konto und nur noch zwei Saisonrennen - Sebastian Vettel kann Jenson Button eigentlich schon zum Titel gratulieren, zumal auch der zweitplatzierte Rubens Barrichello 14 Zähler hinter Button liegt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der Brite nicht Weltmeister werden würde. Doch die Geschichte lehrt, dass auch in der Formel 1 nichts unmöglich ist. Dafür muss man noch nicht einmal weit zurückblicken.

Vor zwei Jahren hatte Kimi Räikkönen nach dem Großen Preis der USA 32 Punkte, Lewis Hamilton 58. Sechs Rennen vor Schluss lag der Finne 20 Punkte zurück, zwei GP vor dem Ende waren es deren immer noch 17. Am Ende wurde Räikkönen Weltmeister - mit einem Zähler mehr als Hamilton.

Bei Hamilton hätten damals auch alle gedacht, "es sollte kein Problem sein, den Titel zu holen", so Vettel, der sich im großen Finale an die simple Taktik seines Badminton-Kumpels halten möchte. "Wer Kimi kennt, der weiß, dass er nicht viel nachdenkt, sondern einfach Gas gibt. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen."

Dazu greift der 22-Jährige in die Kiste der Psycho-Tricks. Während der sonst so offene Button von Rennen zu Rennen angespannter und nervöser wirkt, gibt sich Vettel betont locker und lässt sich, ebenso wie seine Crew, einen WM-Bart wachsen. "Die kommen nur ab, wenn wir in Sao Paulo verlieren. Aber daran denken wir nicht", sagte Vettel. "Es ist noch ein harter Brocken, aber wir werden bis zum Schluss kämpfen." Auch RTL-Experte Christian Danner sieht noch eine reale Chance für den Red-Bull-Piloten. "Das hat es ja in der vor zwei Jahren auch schon mal gegeben. Da ist noch sehr, sehr viel drin für Sebastian."

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"Es ist alles machbar, alles kann passieren", sagte Vettel, bevor ihm ein Teammitglied im Überschwang der Gefühle eine Torte ins Gesicht drückte. "Der Kampf geht weiter", meinte sein Teamchef Christian Horner und konnte ein Dauergrinsen nicht unterdrücken. "Seb gibt der WM eine neue Wende", titelte die italienische 'La Gazzetta dello Sport' angesichts des neu eröffneten Titelkampfes.

Die 'Roten Bullen' haben die Lust an der Jagd entdeckt. "Es ist immer noch ein steiler Berg, aber der Mount Everest ist auch schon bestiegen worden", sagte Horner. Vettel und sein Team sehen sich im Endspurt stärker die 'Brawnies' und lassen dies die Titel- Konkurrenz deutlich wissen. "Es ist doch ganz einfach: Das Beste, was wir tun können, ist zu gewinnen. Wir sind hier, um zu fighten", nannte der WM-Dritte sein Motto für die abschließenden Saisonläufe in Brasilien und Abu Dhabi. "Beide Strecken sollten unserem Auto gut liegen", urteilte Vettel.

Den größten Rückstand in der Formel-1-Geschichte holte vor 33 Jahren James Hunt auf, als er 37 Punkte auf den führenden Niki Lauda wettmachte. Allerdings profitierte der Brite damals von Laudas schlimmen Feuerunfall. Der Österreicher musste zwei Rennen aussetzen und gab beim Finale in Fuji auf. Am Ende triumphierte Hunt mit 69:68 Punkten.

30 Jahre später wäre auch Michael Schumacher um ein Haar eine sensationelle Aufholjagd geglückt. Nach den ersten neun Saisonrennen trennten ihn 25 Punkte von Spitzenreiter Fernando Alonso. Zwei Rennen vor Saisonende hatte Schumi den Spanier an der Spitze abgefangen, scheiterte aber dann doch noch am zähen Alonso.