Mittwoch, 13. Januar 2010

Schumi dreht "hartnäckig" seine Runden

Schumi dreht 'hartnäckig' seine Runden


Michael Schumacher lässt sich seine ersten Comeback-Kilometer auch von Regengüssen und Muskelkater nicht vermiesen. "Ein generell positives Gefühl" verspüre er bei den exklusiven Testfahrten in Jerez, beteuerte der Formel-1- Rekordweltmeister. Niesel und Pfützen erschwerten dem Mercedes- Neuzugang am Mittwoch auch den zweiten Trainingstag im GP2-Rennwagen. Nur mittags konnte er für einige Stunden auf Trockenreifen wechseln, ehe das nächste Regengebiet aufzog. Prompt reihte er ohne Pause Runde um Runde aneinander, wollte keine Minute verschwenden. "Alles in allem ist natürlich jeder Meter hilfreich", sagte der 41-Jährige, der mit 345 Kilometern mehr als eine Renn-Distanz schaffte.

"Das war doch schon mal ein großer Fortschritt heute, immerhin konnten wir bestimmt 90 Prozent der Zeit doch im Trockenen fahren", sagte Schumi am Abend nach Abschluss des zweiten Testtages. Die Tage hier in Jerez würden sich lohnen, "denn selbst wenn ich mal nicht fahren konnte, habe ich doch die Zeit für Gespräche mit Ingenieuren, Abstimmungsarbeiten und gemeinsamer Vorbereitung auf die Saison nutzen können."

Unter besonderer Beobachtung steht auf dem Circuito de Jerez vor allem die Nackenpartie des Superstars. "Es gibt immer noch so kleine Muskelkater-Ansätze, die man danach hat, aber das ist völlig normal", erklärte Schumacher. Mithilfe einer Spezialmaschine trainiert er längst wieder für die enormen Belastungen in der Formel 1. Die dreitägigen Probefahrten in Südspanien sollen weiteren Aufschluss darüber geben, ob die schwere Verletzung nach einem Motorrad-Unfall im vergangenen Februar wirklich völlig ausgeheilt ist. Noch im vergangenen August war ein Nothilfe-Einsatz bei Ferrari an seinem zu schwer lädierten Nacken gescheitert.

Der Scuderia dient der 'verlorene Sohn' nun als Motivationshilfe. "Michaels Rückkehr spornt unser Team an. Wir wollen auch ihm beweisen, dass wir die Stärkeren sind", sagte Teamchef Stefano Domenicali am Mittwoch bei den Ferrari-Medientagen im italienischen Ski-Ort Madonna di Campiglio. Schumachers Wechsel zu Mercedes habe bei Ferrari "emotionale Wunden" hinterlassen, bekannte Domenicali. Schumacher stand insgesamt 14 Jahre in Diensten der Italiener, gewann mit dem Team fünf WM-Titel und war zuletzt als Berater tätig.

Letzte Rest-Zweifel an seiner Comeback-Fitness aber wird auch nach Ansicht des siebenmaligen Champions erst sein Test-Debüt im neuen Formel-1-Auto von Mercedes Anfang Februar in Valencia ausräumen können. "Es wird eine Eingewöhnungsphase geben müssen", meinte Schumacher. Der Rennwagen des GP2-Teams Super Nova, den er in Jerez fährt, kann die Belastungen eines Grand Prix nur in Ansätzen simulieren.

"Trotzdem bringt es mir viel, hier zu sein, denn auch wenn man in punkto Fliehkräfte nicht an die Formel 1 herankommt, kann man doch die Kommunikation mit den Ingenieuren und die Sensibilität im Grenzbereich trainieren", sagte Schumacher. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug reagierte erfreut auf den Arbeitseifer des Neuzugangs. "Michael hat Lust an dem, was er tut - aber das ist ja nicht neu. Er geht die Themen akribisch an, und der Jerez GP2-Test ist Teil seiner präzisen Vorbereitung nach so langer Abstinenz", sagte Haug.

Der Rekord-Weltmeister wird auch in Jerez seinem Ruf als Perfektionist gerecht. Akribisch analysiert er immer wieder seine Runden und das Fahrverhalten des Autos, prüft das Zusammenspiel mit seinen beiden Mercedes-Ingenieuren Andrew Shovlin und Peter Bonnington. "Wie reagiere ich auf verschiedene Veränderungen, wie kommuniziere ich, wie stelle ich gewisse Probleme dar - da können sich meine Jungs jetzt schon ein gewisses Bild machen", beschrieb Schumacher die Routine-Arbeit auf der Rennstrecke.

Nach mehr als drei Jahren Formel-1-Pause holt sich der 91-malige Grand-Prix-Sieger Meter um Meter das Gespür für seinen Sport zurück. "Ich kann die generellen Parameter und Gefühlsbarometer wieder ein bisschen aktivieren und gucken: Funktioniert noch alles?", sagte der Deutsche. "Es geht darum, wieder reinzukommen und einen gewissen Trainingseffekt zu erzielen." Schwer fiel ihm der Schritt zurück ins Cockpit nicht. "Ich habe mich sofort wohl gefühlt."