Montag, 14. September 2009

2009 wie 2007 ???

Vettel: Räikkönen als Vorbild

Vettel: Räikkönen als Vorbild
Sebastian Vettel gibt nicht auf. Mit einer völlig neuen Taktik will er im Titel-Endspurt das Unmögliche noch möglich machen. "Jetzt habe ich ja nichts mehr zu verlieren und kann voll angreifen", sagte der 22-Jährige nach dem Monza-Desaster. 26 Punkte muss der Red-Bull-Pilot nach dem enttäuschenden achten Platz in Italien in nur vier Rennen auf WM-Spitzenreiter Jenson Button aufholen.

Aber wie will er das Formel-1-Wunder schaffen? Vettel: "Ich muss kompromisslos auf Sieg fahren und hoffen, dass die Dinge in meine Richtung laufen." Der deutsche Hoffnungsträger macht sich selbst Mut und nimmt Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen als Vorbild: "Der hatte 2007 auch einen riesigen Rückstand und wurde am Schluss noch Weltmeister."

Doch wie schwer es wird, zeigt ein Rechenbeispiel: Selbst wenn Vettel alle vier Rennen wirklich gewinnt und Button jeweils Fünfter wird - so hätte der Hesse am Ende immer noch zwei Punkte weniger als sein Rivale. Ausgerechnet in Monza, wo er vor einem Jahr den ersten Sieg in der Formel 1 feierte, kam Vettel früh vom WM-Kurs ab.

Seine Reifen wollten einfach nicht auf die richtige Temperatur kommen. "Ich bin fünf Runden lang rumgerutscht wie eine alte Kuh", wird der Hesse von dem Fachmagazin 'auto motor und sport' zitiert. Die Entscheidung für die harten Reifen im ersten Turn sei im Nachhinein falsch gewesen: "Wir hatten Angst, dass uns die weichen Gummis auseinanderfliegen, wenn das Auto am Start so schwer ist."

Red Bull hakt WM ab - Zweikampf statt Vierkampf um die Krone

Red Bull hakt WM ab - Zweikampf statt Vierkampf um die Krone
Hat sich die Weltmeisterschaft schon beim Großen Preis von Italien entschieden? Nach der Wiederauferstehung von Brawn GP (4. Doppelsieg der Saison) liegt WM-Leader Jenson Button in der Gesamtwertung mit 80 Punkten 14 Zähler vor seinem brasilianischen Teamkollegen Rubens Barrichello. Für Sebastian Vettel dürfte sich der Traum vom Titel in Monza wohl erledigt haben. Als WM-Dritter hat der Red-Bull-Pilot schon 26 Punkte Rückstand auf die Spitze. Noch vor dem Wochenende in Italien betrug der Abstand 19 Zähler.

Angesichts der vier verbleibenden Rennen und dem ’Red-Bull-unverträglichen’ Restprogramm sind die WM-Chancen der Roten Bullen auf ein Minimum gesunken – zumal sich Mark Webber nach einer Kollision mit Robert Kubica in Monza eine Nullnummer erlaubte und nun 28,5 Punkte Rückstand auf Button hat. Theoretisch und rechnerisch kann noch jeder aus dem Führungsquartett Weltmeister werden. Damit steht nun auch offiziell fest, dass es in dieser Saison keine WM-Titelverteidigung geben wird. Lewis Hamilton bleibt nichts anderes übrig, als 2010 einen neuen Angriff zu starten. Auch in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ist eine Titelverteidigung ausgeschlossen. Ferraris 62 Punkte reichen nicht aus, Red Bull (105,5) oder Brawn GP (146) noch von der Spitze zu verdrängen.

Und wer darf sich beim Saisonfinale in Abu Dhabi (1.11.) als neuen Titelträger feiern lassen? Der WM-Stand deutet ganz klar auf einen Zwei- statt auf einen Vierkampf um die WM-Krone hin. Auch wenn Vettel den Kampf noch nicht aufgeben will, haben die Red-Bull-Verantwortlichen mittlerweile die Flinte ins Korn geworfen. Die WM sei “in Wahrheit schon vor Monza gelaufen“, sagte Dietrich Mateschitz den ’Salzburger Nachrichten’.

Der Boss von Vettel und Webber hatte die Hoffnung schon zuvor wegen “unserer motorischer Unterlegenheit“ aufgegeben. Für den Rest der Saison rechnet sich der Österreicher nicht viel aus. “Wahrscheinlich noch eine Strafversetzung um zehn Plätze, weil wir einen neunten Motor verwenden müssen“, so der 65-Jährige, der sich über die Motoren-Regelung (Nur 8 Aggregate pro Jahr erlaubt) aufregt: “Wir können ja jetzt schon in drei Trainings kaum fahren, weil wir Motoren schonen müssen. Das sind schon seltsame Wettbewerbsbedingungen.“

'Brawnies' noch nicht allzu euphorisch

Bei den ’Brawnies’ herrscht angesichts des hervorragenden Abschneidens in Monza und der komfortablen WM-Ausgangsposition eitel Sonnenschein. Rubens Barrichello freut sich jedenfalls auf das Saisonfinale. “Das wird noch ein tolles Titelrennen. Ich muss an mein Limit gehen, alles versuchen“, sagte der Brasilianer, der allerdings davor warnt, Vettel & Webber zu unterschätzen. “Wir dürfen auch die beiden Red Bull nicht vergessen. In Singapur und Brasilien sollte es erneut gut für uns laufen. In Japan könnte es etwas kältere Temperaturen geben, aber wir haben ein gutes Gesamtpaket“, blickt ’Rubinho’ voraus.

Teamchef Ross Brawn wollte noch von keiner Vorentscheidung sprechen, schließlich seien noch 40 Punkte zu vergeben. "Wir sind trotzdem noch nicht über den Berg", so Brawn.

Die Prognose ist klar: Wenn alles normal läuft, kann sich das Superhirn Brawn schon in anderthalb Monaten feiern lassen, wenn einer seiner Schützlinge den WM-Thron besteigt. Aber was ist in der Formel 1 schon normal? Vielleicht sieht die F1-Welt nach dem nächsten Rennen in Singapur (27. September ab 12.45 Uhr live im Stream bei RTL.de) schon wieder ganz anders aus. Schließlich sind Nachtrennen in der ’Königsklasse’ nicht alltäglich. Die Fans würden sich mit Sicherheit freuen, wenn die WM bis zum Ende spannend bleibt.

Keine Stallregie bei Brawn GP

Brawn: "Es gibt keine Stallregie"

Brawn: Es gibt keine Stallregie
Eigentlich könnte sich Sebastian Vettels großer Gegenspieler, 'Superhirn' Ross Brawn, entspannt zurücklehnen. Nach dem Doppelsieg in Italien durch Rubens Barrichello und Jenson Button ist das Titelrennen aller Voraussicht nach nur noch ein Fall für Zwei. Doch der alte Fuchs Ross Brawn, dessen Ein-Stopp-Strategie Gold wert war, warnt: "Red Bull hat noch Chancen, aber sie sind ein ganzes Stück kleiner geworden." Eine Vorentscheidung sei Monza noch nicht gewesen. Noch größer ist der Vorsprung in der Teamwertung, da liegt Brawn 40,5 Punkte vor dem Rest der Formel-1-Welt. "Wenn wir diesen Titel in der Tasche haben, wird vieles leichter", sagt Geschäftsführer Nick Fry: "Dann können wir uns in Ruhe das Duell Rubens gegen Jenson anschauen."

Und da holt Urgestein Barrichello mächtig auf. Der Mann mit der Erfahrung von 281 Formel-1-Rennen erlebt derzeit seinen dritten oder vierten Frühling. Im Gegensatz zu seinen Ferrari-Zeiten, wo er immer nur den 'Wasserträger' für Michael Schumacher spielen musste, hat der 37-Jährige jetzt freie Fahrt. "Es gibt keineStallregie", sagt Brawn: "Solange die WM mathematisch offen ist, greifen wir nicht ein. Beide Fahrer dürfen Weltmeister werden."

Barrichello blüht auf seine alten Tage richtig auf. "Ich glaube an meine Chance. Jetzt kriege ich die Belohnung für 16 Jahre in der Formel 1", sagt der Brasilianer, den sein Teamchef trotz des Rückstandes im Vorteil sieht: "Rubens hat es von der Psychologie her leichter. Er hat nichts mehr zu verlieren."

Button lässt sich von derartigen Aussagen nicht nervös machen. "Ich muss eigentlich nur immer nah an Rubens dranbleiben", sagt der Brite. Sechs Rennen hat Button in dieser Saison gewonnen, mehr als jeder andere Fahrer. Dennoch will er sich nicht auf seinem Polster ausruhen: "Es wäre falsch, immer nur mit Platz zwei zufrieden zu sein."

Auch wenn viel auf dem Spiel steht, schätzt Barrichello seinen Teamkollegen als Freund. Intrigen oder Psycho-Tricks werde es bei Brawn nicht geben. Mit einem erfrischenden Lächeln sagt "Rubinho": "Wenn einer von uns beiden Weltmeister wird, dann gilt endlich der alte Spruch nicht mehr, dass nette Jungs in der Formel 1 nicht gewinnen können. Jenson und ich sind nette Jungs."

Interview mit Rubens Barrichello

"Das wird noch ein tolles Titelrennen"

Das wird noch ein tolles Titelrennen
Fragen an Formel-1-Pilot Rubens Barrichello vom BrawnGP-Team nach seinem Sieg beim Italien-Grand-Prix am Sonntag: Wie geht es Ihnen nach Ihrem Sieg beim Großen Preis von Italien, dem dritten in Monza insgesamt?
Rubens Barrichello (Brawn GP): Fantastisch, super, unbeschreiblich. Das fühlt sich einfach toll an. Nach dem Überqueren der Ziellinie fehlten mir die Worte.

Was war der Schlüssel zu dem Sieg?
Rubens Barrichello: Die Ein-Stopp-Strategie war eine super Entscheidung. Die mit KERS fahrenden Konkurrenten nehmen einem am Start eh locker 20 Meter ab. Mein Start klappte gut. Heikki Kovalainen machte zwar Druck, aber ich konnte mich gut verteidigen. Meine gute erste Runde war die Basis für den Erfolg. Ich hatte eine tolle Geschwindigkeit und gute Bremsen.

Haben Sie sich wegen Ihrer Probleme mit dem Getriebe Sorgen gemacht?
Barrichello: Ich hab mir zu Beginn etwas Sorgen gemacht. Aber dann lief alles perfekt.

Was rechnen Sie sich im WM-Kampf angesichts von nun noch 14 Punkten Rückstand auf Ihren führenden Teamkollegen Jenson Button aus?
Barrichello: Das wird noch ein tolles Titelrennen. Ich muss an mein Limit gehen, alles versuchen. Meine Erfahrung hilft mir sicher auch. Aber wir dürfen auch die beiden Red Bull nicht vergessen. In Singapur und Brasilien sollte es erneut gut für uns laufen. In Japan könnte es etwas kältere Temperaturen geben, aber wir haben ein gutes Gesamtpaket.

Was bedeutet es für Sie, nach der Zeit bei Ferrari, wo Sie sich Ihrem Teamkollegen unterordnen mussten, nun frei auffahren zu können?
Barrichello: Es bedeutet viel. Ich kann mein wahres Ich zeigen. Aber Michael Schumacher hatte die besseren fahrerischen Fähigkeiten als ich. Ich hatte viel Spaß bei Ferrari und habe dort viel gelernt. Generell muss man immer an sich selbst glauben und für die sich bietenden Chancen dankbar sein.

Stimmen zum Rennen in Monza

Sutil freut sich über "super Resultat"

Sutil freut sich über super Resultat
Rubens Barrichello (Brawn GP): "WIr haben gestern eine ganz tolle Entscheidung getroffen. Es geht einfach darum: Die Autos mit KERS machen am Start 20 Meter gut auf uns. Das muss man natürlich vorher berücksichtigen. Es gibt auch Rennen, wo du nicht daran denken musst, aber bei der langen Geraden hier nach dem Start, da musst du sowas natürlich mit ins Kalkül ziehen. Wir hatten dann Gott sei Dank einen guten Start, ich konnte dann eine gute Pace fahren, die hat ausgereicht, um vorne zu bleiben und das bis zum letzten Boxenstopp."

Jenson Button (Brawn GP): Das war ganz schön wichtig da am Start, wenn es nicht so gewesen wäre, wäre ich Dritter oder Vierter geworden im Rennen. Aber ich musste einfach dran bleiben, es hat funktioniert. Schön, jetzt wieder hier zu sein. Natürlich wäre ich jetzt lieber da, wo Rubens ist, aber er hat einfach den besseren Job gemacht am Wochenende. Gratulation! Aber Platz 2 ist auch okay. Gut, zwei Punkte verloren gegenüber Rubens, aber 7 Punkte gewonnen gegenüber Vettel. Der Typ hier (Barrichello, Anm. d. Red.) ist also mein engster Rivale und das ist gut so. Wir haben eine gute Beziehung zueinander, aber wir sind beide Kämpfer, das geht schon noch so weiter."

Kimi Räikkönen (Ferrari): "Ich habe eigentlich einen sehr guten Start gehabt, aber dann war irgendwas mit Lewis los, der wurde langsamer. Ich konnte nicht nach rechts, ich konnte nicht nach links. Ich wäre fast aufs Gras links, musste dann einfach ein bisschen Abstand lassen. Wenn ich da ein bisschen mehr Platz gehabt hätte, hätte ich ihn sicher schon am Start packen können. Aber egal wie, es hätte letztlich nicht viel am Endergebnis geändert. Er ist dann ja in die Wand gefahren. Ich weiß nicht, wie es gelaufen wäre, wenn es sich am Start anders entwickelt hätte. Der 3. Platz ist fast geschenkt, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Das sind gute Punkte für uns und die brauchen wir."

Adrian Sutil (Force India): "Für mich ist es eine große Erleichterung, das habe ich gebraucht. Der 4. Platz ist ein super Resultat. Natürlich ist es auf der einen Seite ein sehr schwieriges Rennen gewesen, weil ich die ganze Zeit hinter Räikkönen gesteckt habe und den einfach nicht überholen konnte, aber der Schlüsselpunkt war einfach der Start, wo er das KERS ausgelöst hat und an mir vorbeiging. Bei meinem 2. Stopp war ich ein bisschen spät auf der Bremse bei der Einfahrt. Die Jungs haben es trotzdem noch super hingekriegt, ich habe gar nicht viel Zeit verloren und trotzdem hat es nicht gereicht, um Kimi zu überholen. Das war unsere Chance in der Box. Letztendlich mussten wir uns mit dem 4. Platz zufrieden geben und das war dann auch okay so. Ich denke schon, dass das Auto auch auf den nächsten Strecken gut sein wird. So ein Update-Paket bekommen wir auch für Singapur. Ich bin topmotiviert und es macht richtig Spaß, wieder da zu sein und vorne mitzufahren."

Vettel: "Ein Tritt in den Hintern"

Nick Heidfeld (BMW Sauber): "Ich bin sehr zufrieden und gehe jetzt glücklich nach Hause. Es wäre bestimmt noch mehr drin gewesen mit einem guten Qualifying ohne die Motorenprobleme gestern. Aber wenn man vom 15 Platz startet und Siebter wird, dann ist das mehr, als man erwarten konnte. Ich dachte vor dem Rennen, die KERS-Autos - wie zum Beispiel Fisichella - kann ich sowieso nicht überholen. Wir hatten eigentlich nicht mit Punkten gerechnet, ich hatte eine gute Pace und ich bin sehr, sehr happy fürs Team auch."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Es war ein bisschen frustrierend. Zum Ende haben wir noch einen Punkt abgestaubt. Ich denke, das Rennen wirklich verloren haben wir in den ersten fünf Runden. Ich hatte unglaubliche Probleme mit dem Auto, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Es war unglaublich glatt, unglaublich rutschig. Ich denke, wäre ich zu dem Zeitpunkt in der Gruppe Alonso gewesen, dann hätte ich jetzt zum Schluss ein bisschen besser ausgesehen, aber trotzdem war der Speed das ganze Wochenende nicht hervorragend und es war mit Sicherheit nicht unser stärkstes Wochenende. Einmal nicht zur Stelle und man wird bestraft. Das geht ruckzuck, dieses Jahr geht es in der WM sowieso drunter und drüber und es ist natürlich ein Tritt in den Hintern für uns. Gerade was die Punkte angeht, auch in der Teamwertung. Wir haben noch ein paar Rennen Zeit, aber mit Sicherheit war das heute kein guter Tag."

Timo Glock Toyota: "Wir waren einfach nicht schnell genug, weil mit der Einstopp-Strategie konnten wir einfach wenig Zeit gutmachen. Das einzige Spannende war der Kampf mit meinem Teamkollegen zwischendurch, aber ansonsten nichts."

Nico Rosberg (Williams): “Ich hatte erstmal eine super 1. Runde mit meinen harten Reifen. Da habe ich vier Plätze gut gemacht. Dann habe ich einen Schlag gekriegt auf meinen linken Vorderreifen, von einem Metallteil - ein recht großes Metallteil. Dann habe ich überhaupt keinen Grip mehr gehabt links vorne. Nachher habe ich dann erfahren, dass ich auch ein Stück in die Aerodynamik reinbekommen habe. Deshalb ist meine Aerodynamik kaputt gegangen. Ich habe erstmal gedacht, ich habe einen Platten und dann bin ich reingekommen. Das war’s dann komplett, dann war Ende. Während dem Boxenstopp habe ich gedacht, ich gehe vielleicht noch mal Pipi machen, weil bis die meine Reifen gewechselt haben, komme ich dann noch mal zurück und fahre wieder los. Ich denke, Singapur wird wieder ein gutes Rennen. So wie normal, ich denke Top 6 oder so ist drin."

Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes): "Das sind halt so Renn-Zwischenfälle, die passieren. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich habe unglaublich gepusht in dieser Runde, um den Abstand zu Button zu verkürzen und natürlich ihn zu überholen, wenn es geht. Ich weiß es nicht, irgendwas ist da schief gelaufen und dann war ich in der Wand."

Ross Brawn (Teamchef Brawn GP): "Es war schon ein hartes Rennen. Der Lewis war sehr stark heute. Sie haben einen Mercedes-Motor wie wir. Das ist schon mal eine gute Sache, aber es war trotzdem ein hartes Rennen. Wir sind da mal zurückgefallen, dann haben wir die Fahrer wieder ein bisschen angetrieben und haben gesagt: ’Ihr müsst pushen.’ Dann war alles voll unter Kontrolle. Und die Fahrer sind ein perfektes Rennen gefahren. Der Doppelsieg war sehr wichtig für die WM. Es sind noch 4 Rennen.“

Vijay Mallya (Teambesitzer Force India): "Wenn man berücksichtigt, dass wir aus der ersten Reihe begonnen haben, da hatte ich natürlich auf einen Podiumsplatz gehofft. Aber wenn man jetzt schaut, wie sich das Rennen entwickelt hat, auch mit dem Positionswechsel mit Liuzzi: Wenn das Auto nicht ausgefallen wäre, wäre er vielleicht aufs Podium gefahren. Der war auf einer Ein-Stopp-Strategie wie die Brawns. Aber so ist eben der Rennsport und wir freuen uns aufs nächste Rennen."

Sutil auf Platz 4 in Monza!

"Fühle mich endlich wieder wie ein richtiger Rennfahrer"

Fühle mich endlich wieder wie ein richtiger Rennfahrer
Hobby-Pianist Adrian Sutil trommelte bei der Zieldurchfahrt mit beiden Fäusten auf seinen orange-grün-weißen Force India und fuchtelte dann mit beiden Händen wild in der Luft. Nach seinem sensationellen 4. Platz beim Großen Preis von Italien durfte sich der 26-Jährige aus Gräfelfing wie ein Sieger fühlen. "Ein Super-Resultat, das habe ich gebraucht. Ich bin wirklich glücklich", jubelte Sutil über seine ersten WM-Punkte seit zwei Jahren.

"Es hat leider nicht mehr ganz gereicht, Kimi noch zu überholen. Letztlich musste ich mit dem vierten Platz zufrieden sein, aber das ist auch okay so", trauerte er der knapp verpassten Chance auf seinen ersten Podestplatz in der Königsklasse nach. Auch wenn Sutil am Ende nicht die erste Geige spielen konnte, gab er beim Hochgeschwindigkeits-Klassiker im Königlichen Park von Monza während des ganzen Wochenendes mit den Ton an. Im freien Training fuhr er zweimal Bestzeit und belegte zudem einmal Rang drei.

Voll motiviert für den Rest der Saison

In der Qualifikation fehlten Sutil läppische 0,195 Sekunden zur ersten Pole-Position. Champion Lewis Hamilton vereitelte die Sensation, verhalf dann aber seinem Kumpel durch den schweren Unfall in der Schlussrunde unfreiwillig zu einer besseren Platzierung. "Ich fühle mich endlich wieder wie ein richtiger Rennfahrer", verwies der lange nur im Hinterfeld "herumgurkende" Wahl-Schweizer - seit 2007 wohnt er in Niederbipp - schon am Samstag auf die gestiegene Konkurrenzfähigkeit seines Force India VJM02.

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"Ich bin natürlich voll motiviert für den Rest der Saison. Es macht richtig Spaß, wieder da zu sein und vorn mitzufahren", versprach er nach seinem besten Resultat im 48. Rennen für die vier ausstehenden Übersee-Grand-Prix weitere Überraschungen. Davor war Platz acht in Suzuka im September 2007 das "Top-Ergebnis" in Sutils Bilanz. Bei einem anderen Klassiker, dem Glamour-Grand-Prix von Monaco, hatte Weltmeister Kimi Räikkönen Sutil den ersten großen Coup vermasselt. Der finnische Ferrari-Pilot hatte am 25. Mai 2008 den vor ihm sensationell auf Rang vier fahrenden Außenseiter nach dem Tunnel wegen seiner noch kalten Reifen unabsichtlich "abgeschossen".

"Hatte auf einen Podiumsplatz gehofft"

Nach diesem sportlichen Tiefschlag hatte Sutil Tränen in den Augen. In Monza hätte Sutil nun vor Glück weinen können - es flossen aber keine Freudentränen. Dafür stießen er und sein Team mit einem Gläschen Champagner auf den erneuten Erfolg an, nachdem der inzwischen zu Ferrari gewechselte Giancarlo Fisichella mit seinem 2. Platz und der Pole Position vor zwei Wochen in Spa für den größten Triumph des indischen Teams gesorgt hatte. "Ich hatte schon auf einen Podiumsplatz gehofft, nachdem wir ja aus der ersten Reihe gestartet sind. Aber so ist der Rennsport", räumte Rennstallbesitzer Vijay Mallya höhere Ambitionen ein. "Wenn man das Rennen sieht, hätte vielleicht sogar Liuzzi aufs Podium fahren können. Er war auf einer Ein-Stopp-Strategie wie die Brawns."

Rubens Barrichello gewann in Monza vor seinem Teamkollegen Jenson Button. Fisichella-Nachfolger Vitantonio Liuzzi schied jedoch in aussichtsreicher Position liegend wegen eines Getriebeschadens aus. Sutil hätte es mit etwas Pech auch erwischen können: Es blieb aber nach einem harten Duell mit einem Konkurrenten bei einem abgefahrenen Außenspiegel. "Da konnte ich mich dann ein bisschen mehr auf den Verkehr vor mir konzentrieren", nahm der strahlende Italien-Vierte diesen Blechschaden mit Humor.

Ergebnis des Rennens in Monza

Sutil verpasst Podiumsplatz in Monza

Sutil verpasst Podiumsplatz in Monza
Podium knapp verpasst, aber trotzdem überglücklich. Adrian Sutil hat mit Platz 4 beim Großen Preis von Italien sein bislang bestes Ergebnis in der Königsklasse eingefahren. Dagegen wurde Sebastian Vettel, im Vorjahr in Monza noch Sensationssieger, am Ort seines bisher größten Triumphes aus seinen Titelträumen gerissen. Nur weil Weltmeister Lewis Hamilton an dritter Stelle liegend in der letzten Runden mit seinem McLaren-Mercedes spektakulär von der Strecke flog, erbte der Red-Bull-Pilot als Achter noch einen WM-Punkt.

Doch das war an diesem Tag viel zu wenig, da die dominierenden Brawn-Piloten Rubens Barrichello und Jenson Button einen Doppelsieg einfuhren. "Das war ein Tritt in den Hintern für uns", sagte ein sichtlich frustierter Vettel und klagte über ein unruhige Auto, das er während des gesamten Rennens nie unter Kontrolle bekommen hatte. "Ich hatte unheimlich Probleme mit dem Auto. Der Speed war das ganze Wochenende nicht gut", analysierte der 22-Jährge, der zwar mit 54 Zählern den dritten Platz in der WM-Wertung behauptete, doch sein Rückstand auf Spitzenreiter Button ist nun auf 26 Punkte angewachsen.

Hamilton: Hochgeschwindigkeits-Crash in der letzten Runde

Platz drei sicherte sich zur Freude der mehr als 100.000 Zuschauer Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der ebenfalls vom unglücklichen Abflug Hamiltons in der letzten Runden profitierte. Auf der Verfolgung von Button verlor der Titelverteidiger Ausgangs der zweiten Lesmo-Kurve die Kontrolle über seinen Silberpfeil, und krachte mit fast 200 km/h in die Streckenbegrenzung. Durch den Crash verspielte Hamilton nicht nur den sicheren dritten Rang, sondern auch die letzte theoretische Chance, seinen Titel zu verteidigen.
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Dabei hatte das Rennen für den Briten gut begonnen: Am Start behauptete Hamilton als Pole-Mann souverän seine Führung. Sutil dagegen verlor schon vor der ersten Schikane seinen zweiten Platz an Räikkönen, der sich mit den Zusatz-PS seines Engerierückgewinnungssystems KERS an dem Force-India-Fahrer vorbei katapultierte. Vettel kämpfte von Beginn an auf verlorenem Posten: Zwar schnappte er sich in Runde 1 zunächst den vor ihm gestarteten Fernando Alonso und verbessert sich damit von Startplatz 9 auf Position 8. Doch dem Konter des ebenfalls mit KERS ausgestatteten Renault-Piloten im folgenden Umlauf hatte Vettel nichts entgegenzusetzen.

Heidfeld rettet BMW-Ehre

Wenige Meter später schlüpfte auch noch Robert Kubica vorbei. Der BMW-Mann hatte in Runde 1 Vettels Teamkollege Mark Webber von der Strecke gerammt und damit nicht nur das Rennen des Australiers frühzeitig beendet, sondern auch seinen Frontspoilers beschädigt. Die Rennleitung erkannte in einer lose am Frontspoiler hängenden Endplatte eine Gefährdung und forderte Kubica auf, den Schaden beheben zu lassen. In Runde 10 kam der Pole der Aufforderung nach und Vettel rückte wieder auf Platz 9 nach vorne. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits viel Zeit auf die Spitze eingebüßt. Sieben Runde später war der Italien-GP auch für Kubica vorbei, er musste seinen BMW an der Box abstellen.

Teamkollege Nick Heidfeld fuhr von Startplatz 15 auf Position 7 nach vorne und rettete damit 2 WM-Zähler für sein Team. "Ich gehe glücklich nach Hause", sagte Heidfeld. "Das war mehr, als man erwarten konnte." Die anderen beiden deutschen Piloten gingen leer aus. Timo Glock wurde im Toyota Elfter, Williams-Pilot Nico Rosberg erlebte auf Position 16 einen Tag zum Vergessen. Für Heidfeld zahlte sich die Ein-Stopp-Strategie ebenso aus wie für die beiden Brawnies.

Strategie von 'Superhirn' Brawn geht auf

Mit Benzin für knapp 30 Runden am Bord landeten Barrichello und Button im Qualfiying am Samstag zwar nur auf den Plätzen 5 und 6, aber das reichte am Ende für den Sieg. Denn die Konkurrenten auf den Startplätzen 1 bis 4 mussten jeweils zwei Mal zum Nachtanken und Reifenwechseln. Spitzenreiter Hamilton bog als erster aus dem Fahrerfeld breits in Runde 16 in die Boxengasse ab. Im Abstand von jeweils zwei Runden folgten Sutil und Räikkönen. So übernahmen Barrichello und Button in Umaluf 20 erstmals die Spitze, die sie bei ihren ersten und einzigen Stopps in den Runden 30 und 31 aber noch einmal abgeben mussten.

Doch als zunächst Hamilton in Runde 35 und drei Umläufe später auch noch Räikkönen und Sutil zum zweiten Mal die Box ansteuerten, zogen Barrichello und Button wieder vorbei. 'Superhirn' Ross Brawn hatte wieder einmal alles richtig gemacht. Während sich seine beiden Piloten den Doppeltriumph nicht mehr nehmen ließen, verpasste es Sutil beim gemeinsamen zweiten Stopp mir Räikkönen aus dem verpatzten Service des Ferrari-Fahrers Kapital zu schlagen. Der 26-Jährige schoss nämlich bei der Anfahrt der Box über die Markierung hinaus und verlor dadurch ebenfalls Zeit. So fuhr Sutil wieder hinter dem Finnen zurück auf die Strecke.

Sutil fährt die schnellste Runde des Rennens

Zwar machte er in den letzten Runden noch einmal mächtig Druck auf Räikkönen, doch für einen Angriff auf den Ex-Weltmeister reichte es nicht mehr. Trotzdem war Sutil am Ende mit Platz 4 zufrieden. "Ein Super-Ergebnis, das ich gebraucht habe. Es macht richtig Spaß, wieder da zu sein und vorn mitzufahren", freute sich der 26-Jährige, der nach Platz 2 im Qualifying auch noch die schnellste Rennrunde fuhr.

An der Spitze ließen sich Barrichello und Button den Triumph nicht mehr nehmen. Nach 53 Runden und 1:16,21,706 Stunden überquerte Barrichello zum dritten Mal in seiner Karriere als erster die Ziellinie in Monza. Durch seinen zweiten Saisonerfolg verkürzte der Brasilianer in der WM-Wertung den Rückstand auf seinen Stallgefährten und WM-Führenden Button auf 14 Punkte. Der Titelkampf 2009 wird somit zu einem teaminternen Brawn-Duell, denn Vettel benötigt bei nur noch 4 ausstehenden Rennen schon ein Wunder, um seinen Rückstand von 26 Punkten noch wettzumachen.

Neue Gerüchte?

Unterste Schublade: Briatore streut Geüchte über Piquet

Unterste Schublade: Briatore streut Geüchte über Piquet
Flavio Briatore beteuert seine Unschuld, Nelson Piquet junior erneuert seine schweren Vorwürfe: Im Unfall-Skandal der Formel 1 sind die Fronten verhärtet, der Ton wird schärfer. "Er ist ein verzogener Junge und ein labiler Charakter", sagte Briatore über Piquet. Noch wesentlich härter und schmutziger sind die Gerüchte, die Briatore über das Privatleben des 24-Jährigen streute. "Nelsinho lebte mit einem Gentleman zusammen – der Charakter ihrer Beziehung ist unbekannt. Sein Vater war über diese Beziehung zu einem 50-jährigen Mann sehr besorgt", verriet der Italier in der 'Bild am Sonntag'.

Der Brasilianer lässt sich aber offenbar nicht einschüchtern und hält an den Anschuldigungen gegen seinen früheren Arbeitgeber Renault und dessen Teamchef Briatore fest. "Ich versichere, dass ich in dieser Angelegenheit voll und ganz mit dem Automobil-Weltverband FIA zusammengearbeitet habe. Ich habe nur die Wahrheit erzählt, und deshalb muss ich auch nichts fürchten", sagte der 24-jährige. FIA-Präsident Max Mosley hatte Piquet zuvor Straffreiheit zugesichert, wenn er im Unfall-Skandal kooperiere.

Briatore sagte in Monza, er sei zuversichtlich, dass die ganze Wahrheit ans Tageslicht kommen werde. "Ich bin unschuldig. Und ich bin traurig, dass dem Renault-Team mit seinen 600 Angestellten schon jetzt ein großer Schaden entstanden ist", sagte der 59 Jahre alte Italiener. Die Renault-Verantwortlichen müssen am 21. September vor dem World Council der FIA in Paris zu den Vorwürfen Stellung nehmen. An Piquet junior lässt Briatore kein gutes Haar. Er habe den Brasilianer seinerzeit nur als Manager unter Vertrag genommen, weil dessen Vater ihn gebeten habe, sich um seinen Sohn zu kümmern. Wegen der fehlenden Ergebnisse habe er Piquets Gehalt im zweiten Jahr von 1,5 Millionen auf eine Million Euro gekürzt, sagt der Teamchef und betont: "Das einzige, was ich von ihm wollte, war eine gute Leistung. Mehr nicht."

Prost steht als Briatore-Nachfolger bereit

Piquet hatte in einem Brief an die FIA behauptet, ihm sei von seinem Team befohlen worden, beim Singapur-Grand-Prix im September 2008 absichtlich einen Unfall zu bauen. Dadurch sollte das Rennen zugunsten seines spanischen Teamkollegen Fernando Alonso beeinflusst werden. Der zweimalige Weltmeister profitierte von dem Unfall und gewann den Grand Prix letztlich auch.

Piquet reagierte mit seinen neuerlichen Vorwürfen auf die rechtlichen Schritte Renaults. Die Franzosen und Briatore haben Klagen in Frankreich und Großbritannien gegen ihren ehemaligen Rennfahrer und dessen Vater Nelson Piquet sr. "wegen falscher" Behauptungen und versuchter Erpressung" eingeleitet. Renault vermutet, dass Piquet durch die Anschuldigungen sein Cockpit für die restlichen Rennen der Saison zurückgewinnen wollte. Der Brasilianer war nach zehn Rennen ohne einen einzigen Punkt im August von seinem Team entlassen worden. Sollten Piquets Vorwürfe stimmen, drohen Renault der sofortige WM-Ausschluss und eine hohe Geldstrafe. Am Ergebnis des Singapur-Rennens werde sich jedoch nichts mehr ändern, sagte FIA-Präsident Mosley.

Die Kernfrage aber bleibt. Warum sollte Piquet absichtlich einen Unfall gebaut haben, ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hat? Briatore: "Das müssen Sie ihn fragen. Ich weiß nur: Er hat 17 Unfälle in seinem ersten Formel-1-Jahr gebaut. Keine Ahnung, ob die alle Absicht waren." Für den Italiener machen die Vorwürfe keinen Sinn. Piquet sei in Singapur in der 14. Runde in die Mauer gefahren, da seien noch mehr als 40 Runden zu fahren gewesen. Briatore: "Da ist noch jede Menge passiert. Sechs oder sieben Fahrer hatten Probleme, sonst hätte Fernando Alonso nie gewinnen können. Glauben Sie wirklich, dass man so ein Formel-1-Rennen manipulieren kann?"

Obwohl noch nichts entschieden ist, werden schon Nachfolger für Briatore gehandelt. Nach Informationen des Fachmagazins 'auto motor und sport' soll Alain Prost beste Chancen haben. Der viermalige Weltmeister hat Erfahrung und war bereits von 1997 bis 2001 mit seinem eigenen Rennstall in der Formel 1 - und er ist Franzose. Weitere Kandidaten sollen David Richards und der frühere BAR-Teamchef Craig Pollock sein.

Doch Briatore denkt nicht daran, seinen Posten zu räumen. "Ich muss mir sicher keinen neuen Job suchen", sagte der 59-Jährige, der einst Michael Schumacher beim Benetton-Team zweimal zum Weltmeister machte (1994 und 1995): "Ich fühle keine Schuld, ich habe wirklich nichts gemacht." Entscheidend wird die Aussage von Chefingenieur Pat Symonds sein. Der Engländer hatte bei der ersten Vernehmung die Aussage mit dem Hinweis verweigert, dass er nicht lügen wolle. Auch Renault hat offenbar Angst, dass das Verhalten des Ingenieurs belastend sein könnte. Wenn Symonds auspackt, rettet er seinen eigenen Kopf. Für Briatore wäre es das Ende seiner Amtszeit als Teamchef, schreibt 'auto motor und sport'.