Hamilton: "Sind etwas hinterher"
Prinzip Hoffnung: Lewis Hamilton geht eine Woche vor dem WM-Auftakt davon aus, dass sein derzeit lahmer McLaren-Mercedes während der Saison noch auf die Überholspur findet. "Im Moment liegt unser Auto etwas hinter den anderen zurück, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns im Laufe des Jahres steigern werden", sagte der Brite in einem Interview der 'Welt am Sonntag'. "Nummer zwei zu sein bedeutet mir nicht so viel, ich möchte natürlich immer gewinnen", so Hamilton, der sich im vergangenen Jahr in einem dramatischen Finale in Brasilien zum jüngsten Titelträger der Geschichte gekrönt hatte.
Für die Saison 2009 rechnet Hamilton, der seinen Sieg mit einem Punkt Vorsprung vor Ferrari-Rivale Felipe Massa eingefahren hatte, "dass es noch enger zugehen wird als letztes Jahr". Einige Teams würden leistungsmäßig sehr nahe beieinander sein, glaubt Hamilton, dessen eigener Rennstall allerdings in den Tests zuletzt nicht dazu zählte. Sowohl beim Gradmesser in Barcelona als auch in Jerez erwiesen sich die Silberpfeile als zu langsam. Im Gegensatz zu den Autos des Honda-Nachfolgers Brawn-GP, die pikanterweise ebenfalls mit Mercedes-Power angetrieben werden.
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone glaubt indes, dass McLaren- Mercedes, die sich selbst derzeit nicht als siegfähig sehen, bluffen könnte. In einem Interview mit dem 'Sunday Telegraph' meinte der Brite: "Ich denke, Sie werden sehen, dass sie sehr konkurrenzfähig in Melbourne sein werden." Es gebe keinen Grund für die Silbernen zu zeigen, dass sie schnell seien, orakelte Ecclestone eine Woche vor dem Großen Preis von Australien.
Also vielleicht doch alles nur Understatement? "Wir sind, nach unseren Testergebnissen zu urteilen, beim Saisonauftakt nicht so konkurrenzfähig wie wir es vorhatten", konstatierte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug vor dem ersten von insgesamt 17 Kräftemessen. Teamchef Martin Whitmarsh: "Wir haben keinen guten Job gemacht. Es nützt nichts, sich davor zu verstecken."
Hamilton gebremst optimistisch
Und auch Hamiltons Optimismus klingt trotz unbändigen Tatendrangs doch auch irgendwie gebremst. "Ich möchte in der Formel 1 noch viel erreichen, auch wenn die Aussichten dazu in diesem Jahr nicht so gut erscheinen." Der britische 'Guardian' zitierte ihn mit den Worten: "Manche Leute gewinnen einen Titel, manche zwei oder drei. Ich weiß nicht, wie viele es bei mir werden. Ich bin aber entschlossen wie zuvor."
Seinen beiden einstigen und derzeitigen Weggefährten Nico Rosberg und Adrian Sutil traut Hamilton unterdessen auch noch einiges zu. "Ich bedauere, dass er sein wirkliches Potenzial in der Formel 1 noch nicht zeigen konnte, so wie es mir vergönnt war", sagte Hamilton über Sutil, mit dem sich der Engländer in der Formel 3 bereits heiße Duelle geliefert hatte. Derzeit sitzt Sutil am Steuer eines Force India, ebenfalls mit Mercedes-Motor.
Landsmann Rosberg als weiterer von insgesamt wieder fünf deutschen Piloten in der kommenden Saison mit Nick Heidfeld (BMW- Sauber), Sebastian Vettel (Red Bull) und Timo Glock (Toyota) hatte vor Hamilton die GP2 gewonnen und hofft im Williams-Toyota auf eine bessere Saison als im Vorjahr. Hamilton über Rosberg und Sutil: "Sie haben das Talent, mehr als ein Rennen zu gewinnen - und wenn man das kann, kann man auch Weltmeister werden."