Sonntag, 22. März 2009

Goldmedaillen contra Punkte

Ecclestone: "Lieber 27 Goldmedaillen anstatt 263 Punkte"

Die umstrittene Regeländerung in der Formel 1 zur Ermittlung des Weltmeister greift definitiv 2010. "Es wird von der FIA unterstützt und es wird in die Regeln aufgenommen. Wenn jemand nächstes Jahr in der WM startet, weiß er, wie die Regeln sind", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone der 'BBC'.
Der Brite unterstützt im Gegensatz zu den meisten Teams den Vorstoß der FIA zur Veränderung des Wertungssystems. "Im Moment versucht ein Fahrer auf Platz zwei nicht unbedingt zu gewinnen, denn zwei Punkte mehr sind ihm das Risiko nicht wert. Mit dem neuen System müsste man überholen", so der 78-Jährige.

Dennoch zeigte sich Ecclestone ein wenig enttäuscht darüber, dass der internationale Automobilverband FIA seinen Vorschlag eines Medaillensystems nicht hundertprozentig übernommen habe. Bei einem Gleichstand in der Anzahl der Siege sieht das geplante Wertungssystem nach wie vor das Heranziehen des Punktesystems vor. Deshalb bekräftigte Ecclestone noch einmal seine Vision: "Wenn ich Fahrer wäre, würde ich lieber irgendwann zurücktreten und meinen Kindern erzählen können, ich habe 27 Goldmedaillen gewonnen anstatt 263 Punkte."

Doch nicht nur für die Fahrer selbst, sondern auch für die Zuschauer sieht der F1-Boss einen Vorteil in der Medaillenwertung. Als Beleg stellte Ecclestone einen Vergleich zur Leichathletik her. "Keiner schert sich um den, der Zweiter wird. Wer springt am höchsten, wer ist der Schnellste? Die Menschen interessieren sich für die, die gewinnen, und nciht für die, die hätten gewinnen können."

Zweckoptimismus bei Hamilton

Hamilton: "Sind etwas hinterher"

Prinzip Hoffnung: Lewis Hamilton geht eine Woche vor dem WM-Auftakt davon aus, dass sein derzeit lahmer McLaren-Mercedes während der Saison noch auf die Überholspur findet. "Im Moment liegt unser Auto etwas hinter den anderen zurück, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns im Laufe des Jahres steigern werden", sagte der Brite in einem Interview der 'Welt am Sonntag'. "Nummer zwei zu sein bedeutet mir nicht so viel, ich möchte natürlich immer gewinnen", so Hamilton, der sich im vergangenen Jahr in einem dramatischen Finale in Brasilien zum jüngsten Titelträger der Geschichte gekrönt hatte.

Für die Saison 2009 rechnet Hamilton, der seinen Sieg mit einem Punkt Vorsprung vor Ferrari-Rivale Felipe Massa eingefahren hatte, "dass es noch enger zugehen wird als letztes Jahr". Einige Teams würden leistungsmäßig sehr nahe beieinander sein, glaubt Hamilton, dessen eigener Rennstall allerdings in den Tests zuletzt nicht dazu zählte. Sowohl beim Gradmesser in Barcelona als auch in Jerez erwiesen sich die Silberpfeile als zu langsam. Im Gegensatz zu den Autos des Honda-Nachfolgers Brawn-GP, die pikanterweise ebenfalls mit Mercedes-Power angetrieben werden.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone glaubt indes, dass McLaren- Mercedes, die sich selbst derzeit nicht als siegfähig sehen, bluffen könnte. In einem Interview mit dem 'Sunday Telegraph' meinte der Brite: "Ich denke, Sie werden sehen, dass sie sehr konkurrenzfähig in Melbourne sein werden." Es gebe keinen Grund für die Silbernen zu zeigen, dass sie schnell seien, orakelte Ecclestone eine Woche vor dem Großen Preis von Australien.

Also vielleicht doch alles nur Understatement? "Wir sind, nach unseren Testergebnissen zu urteilen, beim Saisonauftakt nicht so konkurrenzfähig wie wir es vorhatten", konstatierte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug vor dem ersten von insgesamt 17 Kräftemessen. Teamchef Martin Whitmarsh: "Wir haben keinen guten Job gemacht. Es nützt nichts, sich davor zu verstecken."

Hamilton gebremst optimistisch

Und auch Hamiltons Optimismus klingt trotz unbändigen Tatendrangs doch auch irgendwie gebremst. "Ich möchte in der Formel 1 noch viel erreichen, auch wenn die Aussichten dazu in diesem Jahr nicht so gut erscheinen." Der britische 'Guardian' zitierte ihn mit den Worten: "Manche Leute gewinnen einen Titel, manche zwei oder drei. Ich weiß nicht, wie viele es bei mir werden. Ich bin aber entschlossen wie zuvor."

Seinen beiden einstigen und derzeitigen Weggefährten Nico Rosberg und Adrian Sutil traut Hamilton unterdessen auch noch einiges zu. "Ich bedauere, dass er sein wirkliches Potenzial in der Formel 1 noch nicht zeigen konnte, so wie es mir vergönnt war", sagte Hamilton über Sutil, mit dem sich der Engländer in der Formel 3 bereits heiße Duelle geliefert hatte. Derzeit sitzt Sutil am Steuer eines Force India, ebenfalls mit Mercedes-Motor.

Landsmann Rosberg als weiterer von insgesamt wieder fünf deutschen Piloten in der kommenden Saison mit Nick Heidfeld (BMW- Sauber), Sebastian Vettel (Red Bull) und Timo Glock (Toyota) hatte vor Hamilton die GP2 gewonnen und hofft im Williams-Toyota auf eine bessere Saison als im Vorjahr. Hamilton über Rosberg und Sutil: "Sie haben das Talent, mehr als ein Rennen zu gewinnen - und wenn man das kann, kann man auch Weltmeister werden."

Der BVB holt den ersten Sieg im Jahr 2009

1:0 - Der erste Sieg der Rückrunde ist perfekt -
Frei trifft per Elfmeter mitten ins Glück!

[21.03.] Endlich! Borussia Dortmund hat den ersten Sieg im Jahr 2009 eingefahren und sich für die tollen spielerischen Leistungen der letzten Wochen mit drei Punkten belohnt! Am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga gewann der BVB vor heimischer Kulisse gegen Werder Bremen mit 1:0 (0:0).

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Es berichtet Johannes Vorspohl

75.500 Zuschauer im SIGNAL IDUNA PARK sahen bei frühlingshaftem Wetter eine zähe erste Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie besser, weil beide Teams ihre strikte Defensivhaltung aufgaben. Ein verwandelter Foulelfmeter von Frei nach 64 Minuten bescherte Borussia Dortmund den ersten, heiß ersehnten Sieg der Rückrunde.

Ausgangslage:
Borussia Dortmund gegen Werder Bremen - der Neunte der Tabelle traf auf den Zehnten. Der BVB war als einziger Klub neben Wolfsburg im eigenen Stadion noch ungeschlagen. Doch während die "Wölfe" zu Hause 34 von möglichen 36 Zählern eingefahren hatten, hatte der BVB vor eigenem Publikum so häufig wie noch nie in der Vereinsgeschichte unentschieden gespielt (neun Mal). Werder auf der anderen Seite hatte bislang nur einen einzigen Auswärtssieg geholt. Nach einem schwachen Saisonverlauf zeigte die Formkurve der Norddeutschen zuletzt aber wieder deutlich nach oben.

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In der Startelf: Florian Kringe.
Personalien:
Beim BVB fehlten Boateng, Hummels und Sadrijaj. Im Vergleich zum Spiel in Hannover rückte Kringe für Sahin in die Startelf. Der junge Türke wurde nach Tarnats Tritt vom vergangenen Samstag noch geschont und nahm zunächst auf der Bank Platz. Werder musste auf Nationalspieler Frings, den rotgesperrten Naldo sowie Rosenberg verzichten.

Taktik:
Der BVB trat im gewohnten 4-4-2-System mit Mittelfeldraute an. Kapitän Kehl traf als "Sechser" vor der Abwehr im direkten Duell auf Bremens Spielmacher Diego, der im 4-4-2 der Norddeutschen den Platz hinter den beiden Spitzen Pizarro und Almeida einnahm.

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Trafen im Mittelfeld aufeinander: Sebastian Kehl und Bremens Spielmacher Diego.
Spielverlauf & Analyse:
Beide Teams waren darum bemüht, eine kompakte Ordnung in der Defensive aufzubauen und den Gegner früh im Spielaufbau zu stören. Offensiv ging auf beiden Seiten zunächst wenig. Zu engmaschig, zu aufmerksam agierten beide Abwehrverbände. Die erste BVB-Chance resultierte bezeichnenderweise aus einem Frei-Stoß (7.). Doch der Schuss des Schweizers von der Strafraumgrenze flog knapp am Tor von Wiese vorbei.

Das Spiel blieb weiterhin zäh. Borussia Dortmund konnte sich durch einige schnell vorgetragene Angriffe nun leichte Feldvorteile erarbeiten. 26 Minuten dauerte es aber bis zur ersten echten Chance aus dem Spiel heraus: Valdez setzte sich mit viel Engagement über die rechte Seite durch und flankte nach Innen. Dort kam Kehl zum Abschluss, doch Bremens Innenverteidiger Pasanen konnte sich in den Ball werfen und aus Werder-Sicht in höchster Not klären.

Auch die Norddeutschen kamen in dieser Phase des Spiels zu ihrer bis dato größten Chance: Pizarro drückte einen Aufsetzer knapp über das Tor von Weidenfeller (35.). Ansonsten blieben Strafraumszenen bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Kircher Mangelware - ebenso wie Kreativität und zündende Ideen. Die Zuschauer hatten eine von den Abwehrverbänden dominierte Halbzeit gesehen.

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Beide Defensiven standen sicher. Hier stoppt Pasanen Valdez mit unorthodoxen Mitteln.
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel ansehnlicher, weil beide Teams nun ihre strikte Defensivhaltung lockerten und das Mittelfeld schneller überbrückten. Das Spiel wurde nicht nur besser, sondern auch emotionaler. Valdez drang nach einem Pass von Hajnal in den Strafraum ein. Sein Bewacher Prödl fiel und behinderte den Paraguayer. Es hätte Elfmeter geben können, vielleicht sogar müssen. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Kircher blieb aus - eine höchst umstrittene Entscheidung.

Aber die Aufregung währte nicht lange. Genauer gesagt nur bis zur 63. Minute. Wieder drang Valdez in den Bremer 16-Meter-Raum ein, dieses Mal drückte ihn Boenisch zu Boden. Nach kurzem Zögern deutete Kircher auf den Elfmeterpunkt, eine vertretbare Entscheidung. Frei trat an und verwandelte wie gewohnt eiskalt - 1:0 für den BVB (64.). Der SIGNAL IDUNA PARK stand Kopf nach dem neunten Saisontor des Schweizers.

Bremen versuchte, auf die Dortmunder Führung zu reagieren. Doch die BVB-Defensive erledigte ihre Arbeit an diesem Samstagnachmittag vorzüglich. Werder fiel fast nichts ein und probierte es zumeist aus der Distanz. Borussia Dortmund ergab sich nun viel Platz für Gegenangriffe. Kringe (71. und 76.) und Hajnal (75.) hätten bereits für eine Vorentscheidung sorgen können.

In den Schlussminuten wurde es noch einmal brenzlig. Pizarro kam nach Vorarbeit von Almeida zum Abschluss, Weidenfeller rettete seinem Team mit einem Riesenreflex die Führung (85.). Kurze Zeit später beendete Schiedsrichter Kircher die Partie. Borussia Dortmund durfte endlich den ersten Sieg in der Rückrunde bejubeln.

Ausblick:
Wegen einer Länderspielpause hat Borussia Dortmund nach dem Bremen-Spiel zwei Wochen Zeit zum Verschnaufen, bevor die Bundesliga-Saison 2008/2009 in ihre heiße Phase geht. Am 04. April (Samstag, Anstoß 15.30 Uhr) reist der BVB zum Tabellenführer Hertha BSC nach Berlin. Das nächste Heimspiel in der Liga bestreiten die Schwarzgelben eine Woche später (11. April, Anstoß 15.30 Uhr). Gegner im SIGNAL IDUNA PARK ist der 1. FC Köln.

Aufatmen nach Regeländerung

Haug: "Weltmeister mit 96 Punkten Rückstand - das will niemand"

Die Teams atmen auf, doch als Sieg in einem Machtkampf mit der FIA wollen sie die erzwungene Rolle rückwärts der Regelhüter nicht verstanden wissen. "Der FOTA - allen Teams also, die in der Formel 1 antreten - geht es nicht um Macht, sondern um das beste Produkt für das Formel-1-Publikum auf der ganzen Welt", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Tags zuvor hatte der Internationale Automobilverband FIA mitgeteilt, dass die Umsetzung des neuen Wertungssystems, demzufolge die Anzahl der Rennsiege über den WM-Titel entscheidet, aufgeschoben werde, wenn die Teams, "aus welchem Grund auch immer, dem neuen System nicht zustimmen".

Und von Zustimmung der Rennställe konnte und kann keine Rede sein. In einem Statement hatte die Teamvereinigung FOTA kurz vor der FIA- Verlautbarung Front gemacht und die Rechtmäßigkeit der Weltrats- Entscheidung nur zwölf Tage vor dem ersten Saison-Lauf mit dem Großen Preis von Australien in Frage gestellt. Denn: Die Regeländerung habe nicht im Einklang mit dem Prozedere stattgefunden, wie es in Anhang 5 der Sporting Regulations und in Artikel 199 des Sporting Code festgeschrieben ist, hieß es von der FOTA. Demnach bedürfen kurzfristige Änderungen der Zustimmung der Teams. Deren Vorschlag eines neuen Wertungssystems - 12 Punkte für den Sieger, 9 für den Zweiten, 7, 5, 4, 3, 2, und 1 für die weiteren Platzierten - war indes am Dienstag vom Weltrat nach FIA-Angaben einstimmt abgelehnt worden.

Hamilton bezeichnet Wertungsänderung als "Schande"

Stattdessen sollte die Anzahl der Siege entscheiden - ganz im Sinne von Formel-1-Chef und Rechte-Mitinhaber Bernie Ecclestone, der sich genau diesen Modus wünschte. Doch damit stand der Brite weitgehend allein. Die Fahrer liefen Sturm, die Teamverantwortlichen ebenso. Rekordchampion Michael Schumacher hatte die neuen Regeln kritisiert, Weltmeister Lewis Hamilton von einer "Schande" gesprochen, was mit der Formel 1 passiere. "Wenn einer 4 Mal gewinnt und 13 Mal ausfällt, könnte er trotzdem jenen schlagen, der 17 Mal Zweiter wird", rechnete Mercedes-Motorsportchef Haug nun noch einmal vor: "Weltmeister mit 96 Punkten Rückstand - das will nicht mal jener, der so den Titel holen würde."

Nun soll das neue Punktesystem bis 2010 quasi geparkt werden. Allerdings wird die Bereitschaft der Rennställe, den Titelträger spätestens dann anhand der Grand-Prix-Siege zu ermitteln, wohl kaum größer sein. Daher brachten sie bereits ihre Bereitschaft deutlich zum Ausdruck, "gemeinsam mit der FIA ein neues Punktesystem zu entwerfen, welches die Attraktivität der Formel 1 ab 2010 erhöhen soll", hieß es in der FOTA-Mitteilung. Wohl auch, damit es in einem Jahr dann nicht zu einer erneuten "F1 Farce" ('Daily Mail') kommt.