Mittwoch, 11. März 2009

Kim Kulig im Portrait

Neid: "Kim Kulig ist die Gewinnerin des Turniers"

Kim Kulig (r.) im Spiel gegen China  © Bongarts/GettyImages
Kim Kulig (r.) im Spiel gegen China

Sie ist zweifellos die Entdeckung des Algarve Cups: Kim Kulig. Die erst 18 Jahre alte Mittelfeldspielerin vom Hamburger SV sorgt beim traditionsreichen Turnier in Portugal für Furore.

Nach ihrem Debüt für die Frauen-Nationalmannschaft gegen China in Bielefeld, gelang ihr beim Algarve Cup in ihrem dritten Länderspiel, ebenfalls gegen China, ein Traumtor, und auch bei ihrem vierten Auftritt für die DFB-Auswahl gegen Schweden am Montag traf die 18-Jährige. Auch im Spiel um Platz drei in Faro gegen Dänemark (0:1) gehörte sie zur Startelf.

Ballsicherheit und technisches Vermögen

Nicht nur wegen ihrer Torgefährlichkeit kommt DFB-Trainerin Silvia Neid zu dem Schluss: "Kim Kulig ist die Gewinnerin des Turniers." Überzeugend trat die zentrale Mittelfeldspielerin bislang in allen vier Länderspielen auf, gefiel durch Ballsicherheit, technisches Vermögen und ihr mutiges Spiel nach vorne. Gerade ihr unbekümmertes Auftreten imponierte.

Die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit trägt die 18-Jährige, die vor dieser Saison vom Zweitligisten VfL Sindelfingen zum Hamburger SV wechselte, mit erstaunlicher Gelassenheit. "Ich spüre keinen Druck", sagt die groß gewachsene Mittelfeldspielerin. "Es macht einfach nur riesigen Spaß, hier dabei zu sein und von Trainerin Silvia Neid das Vertrauen geschenkt zu bekommen."

"Sie ist für ihr Alter schon sehr weit"

Silvia Neid betrachtet Kim Kulig als ein großes Talent mit ausgeprägtem technischen Vermögen und taktischem Verständnis: "Sie ist zweikampfstark, hat eine sehr gute Kopfballtechnik und Dynamik und versucht immer alles direkt umzusetzen, was wir ihr an taktischen Vorgaben geben. Kim ist sehr lernwillig und für ihr Alter schon sehr weit." Die DFB-Trainerin setzt Kulig auf der zentralen Mittelfeld-Position ein - dort war sie bislang beim Algarve Cup eine feste Größe und spielte neben Linda Bresonik oder Lena Goeßling.

Diese taktisch anspruchsvolle Position liegt der spielintelligenten Kim Kulig. Gleichwohl ist sich die 18-Jährige darüber im Klaren, dass ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. "Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Es ist auf jeden Fall so, dass das Tempo viel höher ist, als bei der U 20-WM." Bei der Juniorinnen-Weltmeisterschaft 2008 in Chile holte Kim Kulig die Bronzemedaille.

Kim Kulig  © Bongarts/GettyImages
Kim Kulig

Eine der jungen Wilden

Dass sie bei ihrem Debüt in der Frauen-Nationalmannschaft mit Katharina Baunach, Nicole Banecki und Bianca Schmidt, die mit ihr die U 20-WM bestritten, gemeinsam in einem Team spielt, habe die Eingewöhnung einfacher gemacht, erläutert sie: "Es hat sicher geholfen, dass wir vier uns schon von der U 20 kannten. Grundsätzlich ist es so, dass wir jungen Spielerinnen uns hier sehr wohl fühlen. Die Erfahrenen haben uns sehr gut aufgenommen und unterstützen uns. Ich denke, wir sind gut integriert im Team."

Bei aller Freude darüber, dass in Kim Kulig eine weitere Alternative für die wichtige Position im zentralen Mittelfeld heranwächst, warnt Silvia Neid vor zu hohen Erwartungen an ihre junge Spielerin: "Wir dürfen nicht vergessen, dass Kim noch in einer Entwicklung ist. Es wird auch Rückschläge geben. Das ist ganz normal bei einer so jungen Spielerin." Auch Kim Kulig ist sich dessen bewusst. "Aber auch daraus werde ich lernen", bekräftigt sie.

Deutschland - Dänemark 0:1

Algarve Cup: "Kleines Finale" geht verloren

Saskia Bartusiak (l.) in Aktion  © Bongarts/GettyImages
Saskia Bartusiak (l.) in Aktion

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat beim Algarve Cup wie im Vorjahr den vierten Platz belegt. Beim Traditionsturnier in Südportugal unterlag die Mannschaft von DFB-Trainerin Silvia Neid im Spiel um Platz drei 0:1 (0:1) gegen Dänemark und musste im vierten Spiel die zweite Niederlage hinnehmen.

"Der Sieg der Däninnen geht insgesamt in Ordnung. Durch den Rückstand wurden wir für unsere Spielweise bestraft. In der zweiten Halbzeit waren wir bemüht, aber die Spielerinnen wirkten sehr müde", sagte Neid nach dem Spiel.

Der Welt- und Europameister hatte vor dem "kleinen Finale" lediglich die letzte Vorrundenpartie gegen Schweden nach einer Aufholjagd 2:3 verloren und die dritte Endspielteilnahme an der Algarve um ein Tor verpasst. Zuvor waren in der Gruppe A souveräne Erfolge gegen EM-Gastgeber Finnland (2:0) und China (3:0) gelungen.

Nicole Banecki in der Startelf

Für das Aufeinandertreffen mit den Däninnen, gegen die im Vorjahr das Auftaktspiel beim Algarve Cup 0:1 verloren gegangen war, veränderte Silvia Neid ihre Startformation auf zwei Positionen. Nicole Banecki übernahm im zentralen Mittelfeld die Position von Fatmire Bajramaj, Inka Grings kam im Sturm als einzige Spitze an Stelle von Martina Müller zum Einsatz.

Algarve Cup: "Kleines Finale" geht verloren

Bei der Partie in Faro, vor deren Beginn in einer Schweigeminute den Opfern des Amoklaufs im schwäbischen Winnenden gedacht wurde, dominierten zunächst die Abwehrreihen. Beide Mannschaften kamen zu keinen klaren Chancen. Die dänische Kapitänin Katrine Pedersen prüfte mit einem direkten Freistoß Nadine Angerer, stellte die deutsche Torfrau aber vor keine Probleme (3.). Melanie Behringer setzte zehn Minuten später auf der Gegenseite einen Schuss aus spitzem Winkel deutlich am Tor vorbei (13.).

Richtig gefährlich wurde es erstmals in der 21. Spielminute, als Angerer gerade noch vor Stürmerin Merete Pedersen an den Ball kam. In einer ähnlichen Situation rettete die dänische Torhüterin Tine Cederkvist Viskär kurz darauf gegen Inka Grings (25.), die nach ihrem Infekt wieder von Anfang an dabei war.

Kopfballtor durch Rydahl-Bukh

Die bis dahin größte Gelegenheit zur Führung hatte erneut Pedersen, die frei vor Angerer zum Abschluss kam, der Schuss der Dänin landete aber genau in den Armen von Angerer (36.). Kurz vor der Pause gelang den Skandinavierinnen allerdings doch die Führung. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von der linken Seite bediente Cathrine Paaske Sörensen per Kopf Julie Rydahl-Bukh, die im Fünf-Meter-Raum unbedrängt an den Ball kam und vollstreckte (42.).

Babett Peter (r.) setzt sich durch  © Bongarts/GettyImages
Babett Peter (r.) setzt sich durch

Im zweiten Durchgang verstärkte die DFB-Auswahl den Druck auf das gegnerische Tor, klare Chancen sprangen dabei aber nicht heraus. Kerstin Garefrekes, mit drei Treffern erfolgreichste deutsche Torschützin des Turniers, setzte einen Schuss aus knapp 15 Metern über das Tor (47.). Grings verpasste ein Zuspiel von Behringer im Strafraum nur knapp (51.), Navina Omilade verfehlte den Ball nach dem anschließenden Eckstoß um wenige Zentimeter (52.). Auch Linda Bresonik hatte bei zwei Versuchen keinen Erfolg (56./75.).

In der Schlussviertelstunde bemühte sich die deutsche Mannschaft weiter um den Torerfolg und ein mögliches Elfmeterschießen, konnte aber wie gegen die Schwedinnen den Ausgleich nicht mehr erzielen. Abwehrspielerin Sonja Fuss vergab in der Nachspielzeit die letzte Chance (90.).

Schweden siegt im Finale gegen die USA

Den Titel holte sich Schweden zum vierten Mal. Der Vizeweltmeister von 2003 setzte sich im Finale des Turniers 4:3 im Elfmeterschießen gegen Olympiasieger und Titelverteidiger USA durch. Nach der regulären Spielzeit stand es 1:1.

Lotta Schelin (16.) erzielte in dem von der deutschen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Hannover) geleiteten Endspiel den Treffer für die Skandinavierinnen, die sich in der Vorrunde gegen Welt- und Europameister Deutschland durchgesetzt hatten. Shannon Boxx (90.) traf zum Ausgleich für die USA.

Die deutsche Auswahl hat den Algarve Cup im Jahr 2006 zum bislang einzigen Mal gewonnen. Mit 4:3 setzte sich das DFB-Team damals im Elfmeterschießen gegen die USA durch und nahm Revanche für die Finalniederlage beim Traditionsturnier ein Jahr zuvor (1:0).

In der Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Finnland (23. August bis 10. September) absolviert die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am 22. April das nächste Länderspiel: Dann kommt es ab 18.15 Uhr in Frankfurt am Main zur Neuauflage des WM-Finales gegen Brasilien.