Samstag, 13. Juni 2009

Ferrari: Entweder - oder

Montezemolo: Streitlösung oder Ausstieg

Montezemolo: Streitlösung oder Ausstieg
Ferrari weicht im Konflikt um die Formel-1-Zukunft keinen Meter zurück und treibt die Pläne für einen möglichen Ausstieg voran. "Entweder wir lösen den Streit oder wir werden eine eigene Serie haben", sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo im französischen Le Mans. Am Tag nach der Bekanntgabe der vorläufigen Starterliste für die kommende Saison trat der Fiat-Chef der Annahme des Internationalen Automobilverbandes FIA entgegen, die Scuderia werde 2010 vorbehaltlos dabei sein. "Wir werden nicht an der nächsten Weltmeisterschaft teilnehmen, wenn die Regeln so bleiben und Ferraris Rechte nicht berücksichtigt werden", sagte di Montezomolo.

Der Italiener versicherte, die acht in der Teamvereinigung FOTA verbündeten Rennställe stünden im Machtkampf mit der FIA um das Regelwerk für 2010 und eine Budgetobergrenze geschlossen zusammen. Die FOTA-Mitglieder hatten am Freitag per Brandbrief den Motorsport- Weltrat und den FIA-Senat um Hilfe gebeten und damit Position gegen Weltverbandschef Max Mosley bezogen. "Wir bilden eine starke Gruppe. In der FIA wird es Leute geben, die verantwortungsvoll genug sind und verstehen, dass man die Formel 1 nicht zerstören darf", meinte di Montezemolo, der als Ehrengast den Start für den 24-Stunden-Klassiker von Le Mans vollziehen sollte.

Ferrari demonstriert Geschlossenheit

Montezemolo: Streitlösung oder Ausstieg Ferrari demonstriert Geschlossenheit
Demonstrativ hatte der Ferrari-Präsident auch Formel-1-Teamchef Stefano Domenicali und Piero Ferrari, den Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari, mitgebracht. "Wir wollen hier ein Auge auf die Autos und die Regeln werfen, weil wir immer in die Zukunft schauen", erklärte di Montezemolo und nährte Spekulationen um einen Wechsel der Scuderia zum Le-Mans-Rennen. "Warum nicht", sagte der Fiat-Präsident. "Le Mans ist einzigartig. Die Geschichte von Ferrari ist eng verbunden mit Le Mans", fügte er hinzu. Die Italiener gewannen das Rennen mit ihren Werksfahrzeugen neunmal, zuletzt 1965.

Italienische Medien fordern Mosleys Kopf

Italienische Medien fordern Mosleys Kopf
Das Ferrari-Land sieht rot. Nach dem Affront der FIA, die Scuderia gegen deren Willen vorbehaltlos als Starter für die kommende Formel-1-Saison zu benennen, nehmen die italienischen Zeitungen FIA-Chef Max Mosley ins Visier. "Mosleys letzte Show: Ferrari für 2010 eingeschrieben", meinte 'Tuttosport'. Der 'Corriere dello Sport' urteilte: "Die Konstrukteure fordern Mosleys Kopf." Zuvor hatten die sieben Ferrari-Partner in der Teamvereinigung FOTA am ereignisreichen Freitag ihre Solidarität mit den Italienern erklärt und gemeinsam einen Hilferuf an die obersten FIA-Gremien geschickt.

Noch am Abend hatte die Vereinigung der europäischen Automobilhersteller ACEA ein Ende des derzeitigen Führungssystems in der Formel 1 gefordert und damit den Druck auf Mosley erhöht. Die Pressemitteilung erfolgte nur wenige Stunden, nachdem ein dreiseitiger Brandbrief der FOTA an den Motorsport-Weltrat und den Senat der FIA bekanntgeworden war. Darin erbitten die acht Rennställe in den weiteren Gesprächen mit dem Verband die Hilfe der Spitzengremien. "Mosley provoziert - Fiat & Co. erklären ihm den Krieg", befand 'La Repubblica'.

Trotz der deutlichen Warnung von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ("Dann sind die Meldungen ungültig") tauchten sein Team und auch Red Bull sowie Schwesterteam Toro Rosso ohne weitere Anmerkung auf der insgesamt 13 Teams umfassenden Startliste für 2010 auf. Die FIA geht offenbar von vertraglichen Verpflichtungen der drei Teams aus, in der 'Königsklasse' an den Start gehen zu müssen. Im Falle von Ferrari ist der Rennstall von einer entsprechenden Vereinbarung aber wohl befreit, sollte die FIA gegen Regeln verstoßen. Das bestätigte in dem seit drei Monaten tobenden Machtkampf schon ein Pariser Gericht. Darauf pochen die Italiener.

Nachrücker stehen bereit

Italienische Medien fordern Mosleys Kopf Nachrücker stehen bereit
Die mit Ferrari, Red Bull und Toro Rosso in der FOTA um eine gesicherte Zukunft der Formel 1 kämpfenden Renställe McLaren- Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota und BrawnGP wurden auf der FIA- Startliste indes unter Vorbehalt benannt. Bis kommenden Freitag haben sie Zeit, nach entsprechenden Verhandlungen eine Einigung mit der FIA herbeizuführen, lautete die Einschränkung. Doch eine Kapitulation der Teams erscheint unwahrscheinlich. Die acht Rennställe fordern ein einheitliches Reglement für alle Teilnehmer und ein neues 'Concorde Agreement', das die Teams bis 2012 an die Formel 1 binden soll und unter anderem die Verteilung der Gelder regelt. Sonst wollen die Mosley-Gegner 2010 nicht an den Start gehen.

Kein Wunder, dass sich die vorerst nicht berücksichtigten Neubewerber weiter Hoffnung machen, ebenso wie der spanische Rennstall Campos, Manor (ENG) und US F1 aus den USA einen Startplatz fürs nächste Jahr zu ergattern. Allerdings ist möglicherweise die gesamte Startliste vom Freitag nur Makulatur. Eine Aussage des Chefs von Kandidat Epsilon Euskadi, Joan Villadelprat, auf der Homepage des Magazins 'autosport' belegt dies: "Ich habe ein Schreiben von der FIA bekommen, das besagt, dass alles provisorisch ist und es die endgültige Liste am 19. (Juni) geben wird." Hundertprozentig sicher könne sich keiner sein.