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Freitag, 15. Mai 2009

Ferrari droht mit Ausstieg / Schumi schwer verletzt?

Ferrari macht Ernst: Regeländerung oder Schluss

Ferrari hat im Streit um die geplante 'Zweiklassengesellschaft' in der Formel 1 der FIA die Pistole auf die Brust gesetzt. Der Team-Weltmeister kündigte nach einer Vorstandssitzung unmissverständlich an, aus der Formel 1 auszusteigen, falls der Automobil-Weltverband FIA seine umstrittenen Regeländerungen nicht zurücknimmt.

"Wenn sich die Regeln nicht ändern, werden wir 2010 nicht an der Formel 1 teilnehmen", hieß es in einer Mitteilung: "Ferrari bestätigt noch einmal seine oppositionelle Haltung zu den neuen Regeln und hat nicht vor, für die WM 2010 zu melden." Neben Ferrari hatten auch BMW, Toyota und Red Bull mit einem Ausstieg aus der Königsklasse des Motorsports gedroht.

Grund für die Drohgebärde ist die von der FIA für 2010 geplante Einführung einer freiwilligen Budgetgrenze von rund 44 Millionen Euro - Fahrergehälter sind darin nicht enthalten. Den Teams, die sich dafür entscheiden, will sie mehr Freiheiten in der Aerodynamik und beim Motor einräumen. Experten schätzen diesen Vorteil auf bis zu zwei Sekunden pro Runde. In den nächsten Tagen soll es in London ein Gespräch der Teamvereinigung FOTA mit FIA-Präsident Max Mosley geben.

Angst um Schumi: Rippen gebrochen, Gehirnerschütterung

Drei Monate nach Michael Schumachers Horrorcrash mit dem Motorrad in Cartagena/Spanien kommen immer neue Details ans Licht. Schon seit Wochen wird getuschelt, der 40-Jährige habe sich womöglich schwerer verletzt, als bisher angenommen.

Jetzt legte der Schweizer 'Blick' nach. "Die Ärzte haben ihm nach seinem Motorrad-Unfall am 11. Februar ein monatelanges Startverbot erteilt", schreibt das Boulevardblatt und nennt erstmals die Unfallfolgen: "Der siebenfache Weltmeister erlitt damals eine schwere Gehirnerschütterung und brach sich zwei Rippen an."

Das ärztliche Bulletin hört sich nicht gerade nach der Lappalie an, von der Schumi selbst immer sprach. Trotz seiner zahlreichen schweren Motorrad-Crashs (auch in Oschersleben schleuderte es ihn durch den Kies) will er bald wieder auf zwei Rädern Gas geben. "Es hat sich nichts geändert. Er will ab und zu fahren und wird das auch tun, wenn er sich hundertprozentig fit fühlt für ein Rennen", sagte Schumachers Pressesprecherin Sabine Kehm dem 'Express'.

Bis es soweit ist, wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Am Rande des Spanien-GP wurde sogar gemutmaßt, der Rekordchampion habe sich zwei Wirbel gebrochen.
Seinen Start am Wochenende bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften der Superbikes in Oschersleben hat er abgesagt. "In dem Moment, wo ich den Nacken schnell bewegen muss, bin ich dort eingeschränkt", so Schumacher.

Aufschrei in Italien nach Ausstiegsdrohung

In der italienischen Presse herrschte am Tag nach Ausstiegsankündigung von Ferrari aus der Formel 1 Untergangsstimmung. "Ciao F1", schrieb der 'Corriere dello Sport', "Ferrari sagt basta!, meinte 'Tuttosport', "Adieu Formel 1!", titelte 'La Repubblica'.

Wegen des für sie offenbar nahezu feststehenden Rückrzugs spekulierten die Medien über mögliche Klagen oder alternative Serien, in denen Ferrari künftig an den Start gehen könnte. "Sollte Ferrari auf die Formel 1 verzichten, wird der Rennstall Scharen von Rechtsanwälten gegen die FIA und ihren Präsidenten einsetzen. Ferrari ist bereit, auf Schadenersatz zu klagen."

Als mögliche Alternativen nennt die 'Gazzetta' die 24 Stunden von Le Mans oder die Variante, dass Ferrari "mit anderen großen Teams eine alternative WM aufbaut, in der jeder Rennstall drei Piloten einsetzt". Möglicher dritter Ferrari-Fahrer wäre demnach der achtmalige Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi.

Die Pressetimmen im einzelnen:

Gazzetta dello Sport: "Ferrari-Schock! Ferrari droht mit dem Austritt aus der Formel 1 und denkt schon an eine alternative Weltmeisterschaft. Nach Ferraris Revolte kann Max Mosley jetzt nicht mehr stur auf seiner Position beharren. Er muss entscheiden, ob er eine Weltmeisterschaft aus kleinen Teams haben oder ob er mit großen Kolossen weitermachen will, die nicht mit Rennställen zweiter Klasse konkurrieren wollen. Eine Spaltung hätte verheerende Folgen, weil der Grundwert der Formel 1 zusammenbrechen würde. Ecclestone könnte für die TV-Übertragungsrechte nicht mehr die jetzigen Summen erhalten. Ferrari könnte sogar Klage gegen die FIA wegen Verletzung der Abkommen einreichen. Ferrari sucht jetzt nach neuen Wegen. Maranello könnte zu den 24 Stunden von Le Mans zurückkehren und mit Audi und Peugeot konkurrieren. Ferrari könnte außerdem mit anderen großen Teams eine alternative WM aufbauen, in der jeder Rennstall drei Piloten einsetzt. Ferrari könnte als dritten Pilot Valentino Rossi einsetzen, der desöfteren in Maranello die Formel 1-Autos getestet hat".

Corriere dello Sport: "Ciao F1! Eklatantes Ultimatum. Ferrari geht. Ferrari lässt die Formel-1-Welt zittern. Montezemolo will auf eine alternative Weltmeisterschaft setzen. Ferraris Schachzug ist der bisher verheerendste in dieser spannenden Partie. Er droht die Formel 1 zu vernichten. Ferrari stehen jetzt zumindest drei Möglichkeiten offen: Die US-Serien, die Rennen a la Le Mans. Und eine neue Meisterschaft, die direkt von den Autobauern organisiert wird."

Tuttosport: "Ferrari sagt basta! Der Regelkrieg führt zu einer Schock-Ankündigung. Die Scuderia will die Formel 1 verlassen. Jetzt wartet Ferrari auf die Reaktion der anderen unter dem FOTA-Schirm versammelten Teams. Eine Formel 1 ohne Ferrari wäre wie eine Fußball-WM ohne Brasilien oder Paris ohne den Eiffelturm. Und Ferrari weiß das genau. Ferrari ist der einzige Rennstall, der an allen 60 Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Die Formel 1 ist Ferrari."

Corriere della Sera: "Ferrari bereitet sich auf die Scheidung von der Formel 1 vor. Und es wird keine schmerzlose Trennung sein. Sollte Ferrari auf die Formel 1 verzichten, wird der Rennstall Scharen von Rechtsanwälten gegen die FIA und ihren Präsidenten einsetzen. Ferrari ist bereit, auf Schadenersatz zu klagen. Max Mosley hat die Formel 1 auf den Kopf gestellt und die Abkommen verletzt, die die FIA mit Ferrari abgeschlossen hatte."