Mittwoch, 27. Mai 2009

Formel 1 News

FOTA schmeißt Williams raus

FOTA schmeißt Williams raus
Im Machtpoker der Formel 1 hat Nico Rosberg mit dem Williams-Team derzeit ganz schlechte Karten. Als Reaktion auf die erfolgte Einschreibung für die Saison 2010 ist der Rennstall von Sir Frank Williams mit sofortiger Wirkung aus der Teamvereinigung FOTA ausgeschlossen worden. Dieser Ausschluss sei allerdings nur vorläufig, teilte Williams am Mittwoch mit.

"Auch wenn die FOTA-Entscheidung bedauerlich ist, so ist sie doch nachvollziehbar", sagte Frank Williams nach dem Rauswurf. Man sei ein Rennteam, dessen einziges Geschäft die Formel 1 sei, meinte der Teamchef weiter und bat um Verständnis: "Wir haben schließlich Verpflichtungen gegenüber Partnern und Angestellten. Daher stand unsere Nennung für die kommende Saison außer Frage."

Williams ist mit seiner Haltung in der Formel 1 aber isoliert. Im seit Monaten andauernden Streit mit dem Automobil-Weltverband FIA um eine geplante Budgetgrenze für 2010 hatten Ferrari, BMW, Toyota, Renault und Red Bull mit dem Ausstieg aus der Königsklasse gedroht. Diese Teams wollen ohne eine Einigung mit der FIA die noch bis zum 29. Mai laufende offizielle Einschreibefrist verstreichen lassen. Sogar eine "Piratenserie" als Konkurrenz zur FIA-Serie hatten die Hersteller als letzte Konsequenz nicht ausgeschlossen.

Williams hatte zunächst noch an einem weiteren FOTA-Meeting am Londoner Flughafen Heathrow teilnehmen dürfen. Doch anscheinend wurde im Rahmen der Besprechung Kritik am Verhalten des Briten laut. Als Konsequenz verweigerte man Williams die Teilnahme an den weiteren Verhandlungen. Die Teams um den Rebellenführer Ferrari erhoffen sich nach einem Einlenken von FIA-Präsident Max Mosley einen Kompromiss und letztlich eine Einigung bezüglich des Regelwerkes für 2010.

"Wir haben einen Vertrag mit der FOM und der FIA, dass wir bis Ende 2012 an der Formel 1 teilnehmen werden", sagte Williams und rechtfertige damit sein Vorpreschen, das offenbar ohne vorherige Absprache mit der FOTA erfolgte. Welche Auswirkungen dieser Ausschluss auf die FOTA haben wird, ist derzeit noch nicht abzuschätzen.

Die eigene Einschreibung will Williams aber nicht als Abrücken von der gemeinsamen Linie der FOTA gewertet wissen. "Die Einigkeit der FOTA ist für Williams von überragender Bedeutung", hatte zuvor Williams-Geschäftsführer Adam Parr gesagt. So habe man sich Sonntag vor dem Rennen in Monaco den anderen Teams bei einem Schreiben an die FIA angeschlossen, in dem weitere Bemühungen gefordert werden, einen Kompromiss im Regelstreit für 2010 zu finden.

Nachdem Mosley am Sonntag eine Einführung der Budgetgrenze in zwei Schritten vorgeschlagen hatte, klafft zwischen der von den Rennställen erhofften und der FIA angestrebten Höhe der Grenze allerdings noch eine große Lücke. Für das erste Jahr sollen die Rennställe laut Fachmagazin 'auto, motor und sport' eine Grenze von 100 Millionen Euro fordern. Der ursprüngliche Vorschlag der FIA lag bei rund 45 Millionen Euro. Immerhin: Der erste Schritt in dem Dauerstreit ist jetzt gemacht.

'Silberengel' retten Formel 1

'Silberengel' retten Formel 1
Im Regelstreit der Formel 1 soll McLaren-Mercedes britischen Medien zufolge den Weg aus der Krise aufgezeigt haben. Ein Plan von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug für die Einführung einer Budgetgrenze in zwei Stufen bis 2011 sei "flexibel und raffiniert genug, die Teams und Weltverbandschef Max Mosley zufriedenzustellen", schrieb die Londoner Zeitung 'The Times'. Haug wollte dies nicht bestätigen. "Es spielt keine Rolle, von wem welcher Vorschlag stammt, solange er konstruktiv ist und eine Problemlösung bringen kann", sagte Haug:

Bei einem weiteren Krisentreffen hatte die Teamvereinigung FOTA am Mittwoch in London nach einem Kompromiss für den seit Wochen schwelenden Disput gesucht. Die 'Mercedes-Initiative' sieht angeblich vor, dass die Rennställe entgegen dem bisherigen Beschluss des Internationalen Automobilverbands FIA im kommenden Jahr rund 100 Millionen Euro ausgeben dürfen. Neueinsteigern soll im Gegenzug kostengünstige Unterstützung beim Bau ihrer Autos sowie ein Wissenstransfer gewährt werden. Erst ein Jahr später als bisher vorgesehen soll 2011 ein Etatlimit von rund 45 Millionen Euro eingeführt werden.

"Mercedes sieht sich verpflichtet, gangbare und kostengünstige Wege für eine positive Formel-1-Zukunft zu entwickeln und mit FIA, FOTA und FOM konstruktiv voranzutreiben. Wie man sieht, war das in den letzten zwei Wochen möglich - aber noch sind wir nicht am Ziel", sagte Haug. Der 56-Jährige und McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh sollen sich bei den Gesprächen von Teams, FIA und Rechte-Mitinhaber Bernie Ecclestone (FOM) mit Nachdruck um einen Kompromiss bemüht haben. "Wir sehen uns in der Verantwortung, als Friedensstifter aufzutreten", sagte Whitmarsh.

Mosley spielt den harten Max

Mosley spielt den harten Max
Max Mosley zeigt Stärke. Im Machtpoker um die Zukunft der Formel 1 will sich der Präsident des Internationalen Automobilverbands FIA ebenso durchsetzen wie im Kampf um seine Privatsphäre. Mehr als ein Jahr nach den Veröffentlichungen eines englischen Boulevardblatts aus seinem Intimleben sehe er seine Position an der FIA-Spitze "vielleicht wieder fast so stark wie vorher", sagte der Brite im Interview mit der Deutschen Presse- Agentur dpa. Der Londoner High Court hatte im Juli vergangenen Jahres bestätigt, dass es bei den Sex-Spielen Mosleys mit fünf Frauen keinerlei Bezug zu nationalsozialistischen Inhalten oder Haltungen gab. Im von Ferrari angeführten Regelstreit der Formel 1 ist der Ausgang dagegen offen.

Eine Königsklasse ohne Ferrari "wäre ärmer", betonte der FIA-Chef bei dem Gespräch in seinem Büro in Monte Carlo. Dennoch wolle er den Konflikt durchstehen, auch wenn die Italiener ihre Ausstiegsdrohung wahrmachen sollten. "Wir müssen, weil ich überzeugt bin, dass die Formel 1 nicht mit dem derzeitigen Kostenaufwand überleben kann", erklärte Mosley. Der Verband versuche alles, die Rennställe von einem Bleiben zu überzeugen. "Aber am Ende dürfen wir sie nicht die Bedingungen diktieren lassen", warnte der 69-Jährige.
Seit Wochen ringen die Teams und die FIA um das Reglement für die kommende Saison und die bereits beschlossene freiwillige Budgetgrenze von umgerechnet rund 45 Millionen Euro. "Die Teams sind eben an diese Lebensart gewöhnt, aber es geht nicht mehr", sagte Mosley mit Blick auf die Riesenetats vieler Rennställe.

300 bis 400 Millionen Euro pro Jahr würden Werksteams wie Ferrari, BMW oder Toyota derzeit in ihr Formel-1-Projekt stecken, sagte der FIA-Präsident. "Das ist völlig unhaltbar." Die weltweite Wirtschaftskrise und der massive Absatzeinbruch der Autobauer mache radikale Kostensenkungen unausweichlich. Dies sei auch im Sinne der Anteilseigner und der Steuerzahler, deren Geld die in Not geratenen Autokonzerne laut Mosley derzeit für ihre Formel-1-Teams "wegwerfen". "Wenn wir diese Einsparungen umsetzen, gibt es eine Chance, dass die großen Autohersteller bleiben. Wenn nicht, sehe ich keine Chance", meinte der studierte Jurist.

In dem Richtungsstreit zwischen den Teams und der FIA hat vor allem die Sorge um einen Rückzug von Ferrari den Druck erhöht. "Ihr Image, ihre Marke", seien der Wert der Scuderia für die Formel 1, erklärte Mosley. Unter allen Marken in der Rennserie stelle Ferrari die größte dar. Dennoch könne die Königsklasse auch ohne den aktuellen Konstrukteursweltmeister überleben. "Als damals Ayrton Senna starb, dachten alle, dies sei das Ende. Letztlich machte es keinen Unterschied. Der Sport ist immer größer als sein größter Name", urteilte der FIA-Präsident.

Das durch die Ausgabengrenze befeuerte Interesse potenzieller Neueinsteiger in die Formel 1 wertet Mosley als Rückenwind für seinen Vorstoß. "Wenn man diese Neueinsteiger stoppt, stirbt die Formel 1. Es kann nicht sein, dass nur alte Männer den Sport am Laufen halten", sagte der langjährige Weggefährte von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (78).

Wie lange er selbst noch die Politik der FIA bestimmen will, hat Mosley noch nicht entschieden. Noch vor einem Jahr hatte er unter Druck angekündigt, nach dem Ende seiner vierten Amtszeit nicht wieder zu kandidieren. Inzwischen aber denkt er ernsthaft über eine weitere Amtszeit nach. "Praktisch alle in der FIA" würden ihn dazu drängen. "Einige der Formel-1-Teams sehen das anders, aber die zählen nicht, weil sie keine Wahlstimme haben", offenbarte Mosley, "es ist eine schwere Entscheidung." Die aktuellen Debatten um die Zukunft der Formel 1 würden bei seiner Entscheidung allerdings keine Rolle spielen, so der Spitzenfunktionär, denn "sie werden gelöst sein, bevor die Wahlen anstehen".


Briatore plant Brawn-GP-Double

Briatore plant Brawn-GP-Double
Flavio Briatore plant einen spektakulären Coup. Laut einem Bericht von 'Autosprint' erwägt der umtriebige Italiener eine Übernahme des Renault-Teams. Hintergrund: Ende dieses Jahres läuft der Vertrag des französischen Rennstalls mit Hauptsponsor ING, einem niederländischen Finanzunternehmen, aus.

In Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise, die sich stark auf den Automobilsektor auswirkt, lässt sich jedoch kaum ein neuer potenter Geldgeber finden. Daher, sowie wegen der geplanten 45-Millionen-Euro-Budgetregel, erwägt Renault einen Rückzug aus der Königsklasse.

Briatore könnte das Werksteam in einen Privatrennstall umwandeln und nur noch die Motoren von Renault beziehen. Wie das funktioniert, macht derzeit der ehemalige Honda-Rennstall Brawn GP vor, der als Werksteam mit Mercedes-Motoren den WM-Titeln entgegenfährt. Auch Red Bull, derzeit ärgster Brawn-Verfolger, ist ein Werksteam mit Kundenmotoren - pikanterweise von Renault.