Donnerstag, 14. Mai 2009

Wolfsburg - BVB 3:0

0:3 - BVB hadert zunächst mit Wagner
und kann Grafite/Dzeko nicht stoppen

[12.05.] Die Erfolgsserie ist unterbrochen: Nach sieben Siegen in Serie musste sich Borussia Dortmund am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 0:3 (0:1) beim VfL Wolfsburg geschlagen geben und die erste Niederlage seit über zwei Monaten hinnehmen. Während die "Wölfe" die Tabellenführung verteidigten, muss der BVB nun im Kampf um Platz fünf auf Schützenhilfe hoffen.

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Aus Wolfsburg berichtet Boris Rupert

30.000 Zuschauer in der ausverkauften Volkswagen-Arena sahen ein schnelles, hochklassiges und vom BVB in der ersten Halbzeit weitgehend überlegen geführtes Spiel, in der Frei die Riesenchance zur Führung vergab (11.), Schiedsrichter Wagner den Borussen zwei Strafstöße verweigerte und Dzeko praktisch aus dem Nichts das 1:0 erzielte (15.). Unmittelbar nach dem Seitenwechsel ließ Grafite das 2:0 folgen und stellte damit die Weichen auf Sieg für den VfL. Dzeko setzte in der 85. Minute den Schlusspunkt. Der BVB verlor nicht nur die Punkte, sondern auch den eingewechselten Boateng, der die Rote Karte sah (75.)

Ausgangslage:
Erster gegen Fünfter: Die mit Abstand beste Heimmannschaft, die 43 von 45 möglichen Punkten im eigenen Stadion eingefahren hatte, forderte das drittbeste Auswärtsteam der Liga. Die stärkste Offensive (67 Tore) traf auf die zweitbeste Defensive (33 Gegentore). Wolfsburg lieferte sich an der Tabellenspitze ein Fernduell mit den punktgleichen Bayern (60), für Borussia ging es im Kampf um Platz fünf darum, den HSV (Heimspiel am Mittwoch gegen Bochum) möglichst auf Distanz zu halten und den Abstand auf Stuttgart (Auswärtsspiel am Mittwoch in Schalke) nicht größer werden zu lassen.

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Sah neun Minuten nach seiner Ein- wechselung Rot: Boateng.
Personalien:
Mit Ausnahme von Hummels, der noch in dieser Woche ins Mannschaftstraining zurückkehren soll, und des erkrankten Tinga konnte der BVB in Bestbesetzung antreten. Zum siebten Mal in Folge schickte Jürgen Klopp die gleiche Elf auf den Rasen. Bei Wolfsburg meldeten sich Misimovic (Mittelfußprellung) und Riether (Sprunggelenk) einsatzfähig zurück - damit standen dem Tabellenführer alle Akteure zur Verfügung. Gegenüber dem 1:4 in Stuttgart kamen Madlung für Simunek und Hasebe für Pekarik ins Team.

Taktik:
Beide Teams begegneten sich in einer 4-4-2-Grundordnung mit rautenförmig angeordnetem Mittelfeld, so dass sich eindeutige Zuordnungen ergaben und sich den Außenverteidigern einige Räume boten, die insbesondere Owomoyela und Schäfer auf der rechten Dortmunder Seite nutzten, während sich Dede und Hasebe defensiver orientierten.

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Die 15. Minute: Dzeko trifft zum 1:0 für den VfL. Weidenfeller ist chancenlos.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB, der nur eins seiner fünf vorangegangenen Gastspiele in der Volkswagen-Arena verloren hatte (drei Siege, ein Unentschieden), trat von Beginn an offensiv auf, überbrückte das Mittelfeld mit schnellen Ballstafetten und tauchte immer wieder gefährlich vor dem Tor der Gastgeber auf. In der vierten Minute setzte Kuba Frei ein, doch der Schweizer rutschte auf dem frisch gewässerten Geläuf aus und verzog. Kurz darauf brachte Frei den Ball nach einem Flankenlauf scharf nach innen, doch Madlung war einen Tick schneller als Valdez.

In der elften Minute hatten die etwa 5.000 BVB-Fans, die ihre Mannschaft sensationell unterstützten, den Torschrei schon auf den Lippen, als Owomoyela auf der rechten Seite zu einem Sprint ansetzte, Misimovic überlief, weiterleitete zu Hajnal, der den "tödlichen Pass" in den Wolfsburger Strafraum spielte, doch Frei (nicht im Abseits) aus etwa elf Metern halblinker Position verzog.

Vom Tabellenführer, der zwei seiner letzten drei Partien verloren, zu Hause aber München (5:1), Hoffenheim (4:0), Stuttgart (4:1) und Hamburg (3:0) deklassiert hatte, war bis dahin kaum etwas zu sehen. Wie aus dem Nichts fiel daher der Führungstreffer, wenngleich dieser sehenswert herausgespielt war: Josue spielte Doppelpass mit Grafite, bediente Dzeko, der Weidenfeller keine Chance ließ und nach einer Viertelstunde den Spielverlauf auf den Kopf stellte.

Der BVB zeigte sich nur kurz geschockt. Frei schoss aus halblinker Position knapp am Tor vorbei (22.), 60 Sekunden später flankte Kuba den Ball nach innen, Benaglio konnte nicht festhalten, Madlung zerrte Santana am Fünfmeterraum zu Boden, so dass dieser den Abpraller nicht über die Linie drücken konnte (23.).

Es war die erste einer Reihe umstrittener, falscher Schiedsrichter-Entscheidungen zu Lasten des BVB. Subotic sah wegen "absichtlichen Handspiels" die Gelbe Karte, dabei hatte Riether ihm den Ball eindeutig an die Brust geschossen. In der 39. Minute spielte Hasebe das Leder nach Kubas Kopfball klar mit der Hand - doch Wagner verweigerte abermals einen Strafstoß für den BVB. Nur einmal traf er in einer kniffligen Situation die richtige Entscheidung, als er Grafites Treffer wegen Abseits nicht anerkannte (27.).

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Kann es selbst nicht fassen: In der elften Minute vergab Alex Frei die Riesenchance zum 0:1.
6:9 hatte das Torschussverhältnis zur Pause gelautet - und wie schon im ersten Durchgang führte auch der erste Torschuss der Niedersachsen in der zweiten Hälfte zum Torerfolg. Ein lässiger Kopfball von Owomoyela auf Subotic leitete diesen ein. Dzeko sprintete dazwischen, bediente Grafite, der Weidenfeller abermals keine Chance ließ und 112 Sekunden nach Wiederanpfiff seinen 24. Saisontreffer bejubeln konnte.

Wolfsburgs große Stärke, die Chancenverwertung, hatte das Spiel früh entschieden. Jeden siebten Torschuss hatte der Tabellenführer in dieser Saison verwertet - heute reichten sogar die ersten sieben Schüsse zu zwei Treffern.

Danach schalteten beide Teams einen Gang zurück. Das Spiel war bei weitem nicht mehr so intensiv wie in der ersten Hälfte. Zudem nahm Klopp die mit vier Gelben Karten vorbelasteten und leicht angeschlagenen Hajnal und Valdez 25 Minuten vor Schluss runter. Der BVB erspielte sich dennoch bis zur 80. Minute 5:0 Ecken, hatte Pech, dass Schüsse von Kuba und Kehl noch abgeblockt wurden, und traf dann doch - durch Frei aus spitzem Winkel, doch der Schweizer stand nach Zidans Hereingabe im Abseits (81.).

Zu diesem Zeitpunkt war der BVB nur noch zu zehnt: Neun Minuten nach seiner Einwechselung ging Boateng mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf, traf Hasebe - sicherlich unbeabsichtigt - am Kopf, Schiedsrichter Wagner versicherte sich bei seinem Assistenten und zückte die Rote Karte (75.). Eine vertretbare Entscheidung. Der Wolfsburger musste mit einer Kopfverletzung ausgewechselt werden.

Den Schlusspunkt setzte dann das stärkste Sturmduo der Liga: Nachdem Dzeko in der 67. Minute noch an Weidenfeller gescheitert war, staubte er fünf Minuten vor Schluss zum 3:0 ab. Grafite war am linken Flügel weder von Kringe noch von Subotic zu stellen, flankte nach innen, Dede versuchte noch zu retten, was nicht mehr zu retten war...

Ausblick:
Bereits in vier Tagen geht es für den BVB am Samstag (15.30 Uhr) im SIGNAL IDUNA PARK weiter mit dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld, für das ab Mittwoch Mittag wieder 1.000 Eintrittskarten zur Verfügung stehen. Das Saisonfinale steigt am 23. Mai in Mönchengladbach.