Freitag, 12. Juni 2009

Protest von Ferrari

Protest aus Maranello: So nicht!

Protest aus Maranello: So nicht!
Der erhoffte Formel-1-Friede hat sich brutal zerschlagen: Unmittelbar nach Bekanntgabe des Starterfeldes für 2010 hat sich Ferrari gegen die offizielle Teilnehmerliste zur Wehr gesetzt und einen Start in der kommenden Saison ohne Regeländerung erneut kategorisch ausgeschlossen. "Um jeden Zweifel zu vermeiden, bestätigt Ferrari noch einmal, dass es nicht unter den Regeln fahren wird, die von der FIA entgegen Ferrari-Rechten und einer schriftlichen Vereinbarung mit der FIA, beschlossen wurden", hieß es in einer Mitteilung. Kurz darauf widersprachen auch Red Bull und Toro Rosso, beide im Besitz des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, der FIA-Darstellung, einer Teilnahme an der Saison 2010 ohne Bedingungen zugestimmt zu haben.

Im Falle von Ferrari geht die FIA offenbar weiter von einer Vereinbarung aus, die die Scuderia bis 2012 zum Start verpflichtet. Die Italiener halten dem aber entgegen, dass sie davon befreit sind, wenn die FIA Regeln ohne Abstimmung mit Ferrari ändert. Dass Ferrari dieses Recht hat, wurde im Zuge des nun seit drei Monaten tobenden Machtkampfs um das Reglement für die nächste Saison von einem Pariser Gericht bestätigt. Teamchef Stefano Domenicali hatte die FIA vor Bekanntgabe des Starterfeldes sogar gewarnt und die Nennungen als ungültig erklärt, sollte die FIA auf die Bedingungen nicht eingehen.

Protest aus Maranello: So nicht!
Aus der FIA-Mitteilung wurde nicht ersichtlich, warum die drei weiter voll zur FOTA und damit zu den Vorbehalten stehenden Teams nicht mit dem entsprechenden Hinweis gekennzeichnet wurden. Auf der Liste der 13 Teams für 2010 waren lediglich McLaren-Mercedes, BMW Sauber, Renault, Toyota und Brawn GP mit einem Sternchen versehen. In der dazugehörigen Anmerkung hieß es, dass die FIA diese Rennställe zu weiteren Gesprächen einlade und eine Entscheidung bis spätestens in einer Woche (19. Juni) fallen soll. Klammheimlich wurde so auch die Deadline um eine weitere Woche verschoben.

Binnen Minuten löste die Veröffentlichung der mit Hochspannung in der PS-Szene erwarteten Liste entsprechende Reaktionen aus. Die deutschen Hersteller Mercedes und BMW wollten sich auf nicht einzeln äußern und verwiesen auf die FOTA, von der im Laufe des Tages ein Statement zu erwarten war. Insgesamt hat der Internationale Automobilverband FIA 13 Teams benannt. Neu sind die bisherigen Formel-3-Rennställe Campos aus Spanien und Manor aus Großbritannien sowie der neue amerikanische Rennstall US F1.

Auch ein kurzfristig einberufenes Blitztreffen am Donnerstag in London konnte den Donnerschlag knapp einen Tag später nicht verhindern. Offenbar konnten die Streithähne keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation finden. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen die Regeln und die Budgetobergrenze für 2010, deren Einhaltung zu einer Zweiklassen-Gesellschaft führen würde - denn diejenigen Teams, die das Limit befolgen, sollen mit klaren Vorteilen vor allem im Motoren- und Aerodynamikbereich belohnt werden. So fordern die FOTA-Teams ein Reglement für alle Teams im kommenden Jahr, zudem die Unterzeichnung eines neuen Concorde Agreements, das unter anderem die Verteilung der Gelder regelt.

Nach einer heftigen und anhaltenden Protestwelle lenkte der bis dato unnachgiebige FIA-Präsident Max Mosley angeblich kurz vor der Entscheidung ein. Laut einem 'autosport'-Bericht soll er bereit sein, ein einziges Reglement anzuwenden. Auch die neue Formel-1-Verfassung solle zustande kommen, und die Budgetgrenze von 45 auf 100 Millionen Euro angehoben werden. Erst 2011 soll sie auf 45 Millionen Euro gesenkt werden. Zudem dürfe ein (entsprechend teurer) Mitarbeiter - die Fahrergehälter ohnehin ausgenommen - getrennt abgerechnet werden.

Wer im gesamten Formel-1-Streit unterm Strich die falsche Rechnung machte, wird sich indes noch zeigen. Pluspunkte hat die FIA mit ihrer Teilnehmerliste bei der FOTA jedenfalls nicht gesammelt.

FOTA-Teams bitten FIA-Spitze um Hilfe

FOTA-Teams bitten FIA-Spitze um Hilfe
Die Teamvereinigung FOTA bittet im Streit um die Zukunft der Formel 1 das World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes FIA um Hilfe. Mit diesem Schritt wollen die acht Teams FIA-Präsident Max Mosley umgehen und doch noch eine Lösung im Ringen um die vom Briten geforderte Budget-Obergrenze zu erreichen. Gibt es keine Einigung, drohen einige Teams, die Formel 1 zu verlassen.

"Wir bitten das World Council, einzuschreiten, um eine Lösung für die aktuelle Situation zu finden", schrieb die FOTA in einem Brief an den Senat der FIA und das World Council, dem insgesamt 26 Mitglieder, unter ihnen Mosley, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und FIA-Vizepräsident Hermann Tomczyk, angehören: "Wir hatten zahlreiche Meetings mit FIA-Vertretern und waren dabei nicht in der Lage, substanzielle Fortschritte zu machen."

Autohersteller erhöhen Druck auf Mosley

Den Druck auf Mosley erhöhte dann am Abend auch noch die Vereinigung der europäischen Automobilhersteller ACEA. Der Vorstand der ACEA erklärte nach einer Diskussion über die derzeitige Situation in der Formel 1, dass das jetzige Führungssystem nicht fortgesetzt werden könne. Die ACEA sei zu dem Schluss gekommen, dass der Internationale Automobilverband (FIA) eine "modernisierte und transparente" Steuerung brauche. Es müsse sichergestellt werden, dass die Stimmen der Mitglieder richtig wiedergegeben würden, hieß es in der Pressemitteilung.

Die FIA hatte zuvor die 13 Teams für die Saison 2010 bekannt gegeben und nur die fünf FOTA-Teams McLaren-Mercedes, BMW Sauber, Renault, Toyota und Brawn wegen der von ihnen gestellten Bedingungen unter Vorbehalt aufgeführt. "Ferrari, Red Bull und Toro Rosso wurden gegen ihren Willen als bedingungslose Teilnehmer engestuft", heißt es in dem Brief. Alle diese Teams seien aber "vereint in ihren Bedenken über die aktuelle Situation und tief besorgt über die Krise, mit der sich die Formel 1 konfrontiert sieht und die scheinbar selbstgemacht ist".

Die FIA hatte den fünf vorläufig genannten Teams Zeit bis zum 19. Juni gegeben, nach weiteren Gesprächen ihre Bedingungen zurückzuziehen. Die FOTA-Mitglieder drängen jetzt darauf, dass das World Council sie bei der Suche nach einer Lösung unterstützt: "Die Teams wollen eine schnelle Lösung. Sollte das nicht möglich sein, müssten sie nach anderen Lösungen suchen, um sich zu schützen."

Die Neuen: Campos, Manor & USF1

Die Neuen: Campos, Manor & USF1
Campos, Manor und USF1 sind die drei Neulinge für die Formel-1-Saison 2010, sie ermöglichen dem Motorenbauer Cosworth ein Comeback in der Königsklasse. Alle drei haben mit dem britischen Triebwerksbauer, der zuletzt 2006 das Williams-Team ausgerüstet hatte, einen Vertrag über drei Jahre abgeschlossen. Der Automobil-Weltverband FIA hat Campos, Manor und USF1 nach einer intensiven Prüfung der Einschreibungen aus insgesamt 15 Interessenten ausgewählt. Dabei wurde auch die Finanzkraft der neuen Teams untersucht.

Das spanische Campos-Team wurde 1998 von dem früheren Formel-1-Piloten Adrian Campos gegründet und ist seitdem in verschiedenen Rennserien wie der GP2 und der Formel-3-Euroserie angetreten. Dabei gewann der Rennstall sechs Fahrer- und fünf Konstrukteurstitel und ist aktueller Titelhalter der GP2. Der Verwaltungssitz liegt in Madrid, das technische Zentrum in der Nähe der Rennstrecke von Valencia. Campos ist für 2010 technische Partnerschaften mit Chassisbauer Dallara und Getriebespezialist Xtrac eingegangen.

Die Neuen: Campos, Manor & USF1
Manor wurde 1990 vom früheren britischen Rennfahrer und heutigen Teamchef John Alfred Booth gegründet. Seitdem gewann das Team 171 Rennen und 19 Meisterschaften in Serien von der Formel Renault bis zur Formel-3-Euroserie. Der Rennstall verfügt über zwei Teamsitze in Sheffield und Bicester und wird technisch zudem vom Ingenieurbüro Wirth Research Limited (WRL) unterstützt. WRL wurde 2003 vom früheren March-Techniker Nick Wirth gegründet, der auch Technischer Direktor des Teams ist, und baute unter anderem die Siegerautos der Indy Racing League 2004 und 2005. 1994 war Wirth Gründer und Technischer Direktor des Formel-1-Teams Simtek, von 1996 bis 1999 Chefdesigner bei Benetton.

Das neue USF1-Team wurde gegründet vom Amerikaner Ken Anderson, der seit mehr als 30 Jahren im Rennsportgeschäft ist und neben seiner erfolgreichen Arbeit bei den Indy 500 und in der Indy-Car-Serie auch in der Formel 1 für Ligier und Onyx tätig war. Sein britischer Teamdirektor Peter Windsor ist seit mehr als 35 Jahren als Journalist, Teammanager und Berater in der Formel 1 unterwegs. Unter anderem arbeitete er für Williams und Ferrari sowie als Berater von Carlos Reutemann und Nigel Mansell.