Sonntag, 5. April 2009

Ein DS aus Lego

Wahnsinn was mit diesen kleinen Legosteinen alles machen kann

Eine Flora-Flora-Frucht zum Mitnehmen, bitte!

In meinem ersten Post steht "Manche Menschen nutzen einen Blog einfach nur, um ihre Gedanken zu ordnen, ...". Genau das habe ich in den letzten Tagen mal gemacht und festgestellt, dass das genau das richtige war. Gepostet hab ich meine Gedanken bisher noch nicht, was ich hiermit nachholen will. Ist vielleicht interessant in ein paar Wochen nochmal zurückzublicken ...

Ich bezeichne die viele Arbeit und die viele unerledigte Arbeit einfach mal mit Chaos. Natürlich ist es nicht so, dass alles durcheinander ist und es mit einem einfachen Sortieren getan wäre. Es geht vielmehr darum, dass vieles erledigt werden muss und im Grunde genommen alles wichtig ist. Das führt zu der Frage:

Was tut man am besten, wenn überall Chaos ist? Was macht man am besten, wenn man den Eindruck hat, dass wenn eine Sache fertig ist direkt drei neue Sachen dazu kommen? Wenn einfach keine Zeit da ist, um alles "sofort" erledigen zu können?

Sollte man immer versuchen, so viele Dinge wie möglich zu erledigen? Egal wie? Arbeiten bis zum "Umfallen" und dafür auf andere Sachen verzichten, die einem wichtig sind? Hierzu ein ganz klares "Nein". Man braucht einen Ausgleich, um den Kopf wieder frei zu bekommen und neue Kraft zu sammeln.

"Den Kopf wieder frei zu bekommen" ist meiner Meinung nach auch etwas ganz entscheidendes. Denn sonst trägt man alles mit sich herum und alles wird immer mehr zur Last.

Erste Überlegung: Erst einmal einen Teil des Ganzen in den Griff bekommen, wobei ich mich fürs Büro entschieden habe. Ich hab in den letzten Tagen - wenn auch vielleicht eher unbewusst - ein paar kleine Veränderungen vorgenommen. Ich schreibe seit ca. einer Woche im Büro auf einer anderen Tastatur, die ich mir selber ausgesucht habe. Ich hätte nie gedacht, dass das Schreiben im Vergleich mit der vorherigen Tastatur so anders sein könnte. So macht das Schreiben auf alle Fälle viel mehr Spaß. Weiterhin hab ich mal meine Schubladen aufgeräumt und ein paar Unterlagen sortiert. Zudem ist es von Vorteil, wenn man all seine Gesetzestexte und weitere Unterlagen griffbereit hat. Es macht schon viel aus, wenn die ganzen Bücher, die auf dem Schreibtisch stehen, nicht jedes Mal umfallen, wenn man sich ein Buch herausnimmt.

Leider sind mir einige Dinge aufgefallen, um die ich mich viel früher hätte kümmern müssen. Es ist nicht so einfach zu akzeptieren, dass Gedanken wie "Hätte ich ja schon längst machen können ..." einem nicht weiter helfen. Irgendwie sind sie doch weiterhin da und man ärgert sich darüber. Das wichtigste ist, jetzt dran zu bleiben und alles nacheinander nachzuholen. Auch wenn es schwer ist.

Um das Chaos in den Griff zu bekommen braucht man auf alle Fälle: ZEIT.
Reicht die Zeit, die man normalerweise immer arbeitet, nicht aus, nimmt man weitere Zeit hinzu. Das hat bisher auch immer ausgereicht, da meist immer nur über einen bestimmten Zeitraum sehr viel zu tun war. Danach hat sich das Ganze wieder normalisiert.

Seit einigen Wochen hab ich den Eindruck, dass es eher schlimmer als besser wird. Gleichzeitig hab ich gemerkt, dass es auch mir immer schlechter geht. Also hab ich wo ich konnte Zeit dazugenommen. Geholfen hat es nicht. Im Endeffekt hatte ich so nur weniger Zeit für andere Dinge bzw. auch weniger Zeit für mich.

Da mir dieser Lösungsansatz, also mal hier und da etwas mehr Zeit dazuzunehmen, nicht geholfen hat, musste eine neue Lösung her. Die sieht so aus, dass ich die einzelnen Zeiten zusammennehme. Also war ich gestern, am Samstag, im Büro (Anmerkung: Beim nächsten Mal ein Radio mitnehmen, damit es nicht ganz so still ist).

Inwieweit das Ganze geholfen hat, werde ich ab nächster Woche sehen. Schon komisch, ich hab mir echt Gedanken darüber gemacht, was andere darüber denken, dass ich am Wochenende im Büro bin und arbeite. Aber das kann mir ja egal sein, denn es geht darum, dass es mir wieder besser geht.

Puh, ist gar nicht so einfach für alles die richtigen Worte zu finden. Ich werde diesen Post jetzt einfach mal in meinen Blog aufnehmen. Vielleicht fällt mir das eine oder andere ja noch ein bzw. vielleicht nehme ich noch die eine oder andere Änderung vor.

Vor einigen Monaten hab ich mir das Buch "Sorge dich nicht - lebe!" von Dale Carnegie gekauft und auch sehr viel darin gelesen. Dann war wieder so viel und ich hab es zurück in mein Bücherregel gestellt. Vieles, was in diesem Buch steht, könnte mir helfen, manche Dinge anders zu sehen und mir vielleicht auch dabei helfen, dass es mir wieder besser geht. Da ich das Buch nicht immer mit mir herumtrage und auch nicht immer jedes Kapitel komplett lesen möchte, werde ich in der nächsten Zeit immer mal wieder ein paar für mich interessante Dinge posten.

Zum 4. Mal in der Geschichte

Zum 4. Mal in der Geschichte

Das Regen-Chaos in Malaysia hat erst zum vierten Mal seit Einführung der Formel 1 im Jahr 1950 dazu geführt, dass aufgrund eines vorzeitigen Rennabbruchs nur die halbe Punktzahl vergeben wurde. Zuletzt hatte es das am 3. November 1991 beim Saisonfinale in Adelaide/Australien gegeben, als das Rennen beim Sieg von Ayrton Senna nach 14 von 81 Runden wegen Regens abgebrochen wurde. Nach dem Reglement müssen mindestens 75 Prozent der Renndistanz absolviert sein, um die volle Punktzahl zu vergeben.

Erstmals war das am 17. August 1975 auf dem Österreichring in Zeltweg nicht der Fall. Dort war im strömenden Regen nach 29 von 54 Runden vorzeitig Schluss, der Sieger war der Italiener Vittorio Brambilla. Der Franzose Alain Prost wurde am 3. Juni 1984 im verregneten Monte Carlo nach 31 von 77 Runden zum Sieger erklärt. Bitter für den 'Professor': In der knappsten WM-Entscheidung aller Zeiten fehlte ihm am Saisonende ein halber Punkt zum WM-Titel, den Niki Lauda gewann.

Vor Erreichen der 75-Prozent-Marke abgebrochene Formel-1-Rennen mit Vergabe halbierter Punkte:

17. August 1975: Großer Preis von Österreich (29 von 54 Runden), Sieger: Vittorio Brambilla (Italien)

3. Juni 1984: Großer Preis von Monaco (31 von 77 Runden), Sieger: Alain Prost (Frankreich)

3. November 1991: Großer Preis von Australien (14 von 81 Runden), Sieger: Ayrton Senna (Brasilien)

5. April 2009: Großer Preis von Malaysia (31 von 56 Runden), Sieger: Jenson Button (Großbritannien)

Button gewinnt Chaos-GP

Button gewinnt Chaos-GP - Regenmeister Heidfeld und Glock

Packende Überholmanöver, ständige Führungswechsel, ein pechschwarzer Himmel, Tropenregen, Safety Car, Rote Flaggen und ein Rennabbruch nach 33 Runden vor Schluss - der Große Preis von Malaysia 2009 geht als eines der spektakulärsten Rennen in die Geschichte der Formel 1 ein.

Jubeln durfte am Ende Jenson Button, der in dem heillosen Tohuwabohu seinen zweiten Saisonsieg feierte und endgültig der Topfavorit auf den WM-Titel ist. Auch bei Nick Heidfeld und Timo Glock knallten die Korken. Die beiden waren die Regen- und Taktik-Meister des Tages und belegten die Plätze 2 und 3.

Bereits der Beginn war spektakulär: Vor bedrohlich dunkel wirkenden Wolken erwischte Nico Rosberg einen Traumstart und schoss vom 4. Platz an die Spitze. Pole-Setter Jenson Button startete dagegen wie ein VW-Bulli mit 44kw: sehr langsam. Der Brite wurde bis auf Rang 4 hinter Jarno Trulli und Fernando Alonso durchgereicht. Sein Teamkollege Rubens Barrichello verbesserte sich auf den 5. Platz, Timo Glock fiel auf Position 8 zurück.

Rosberg wirkte von der Führung beflügelt und zauberte eine schnellste Runde nach der anderen auf den Asphalt. Dahinter machten die beiden pfeilschnellen Brawn - mit Abstand die besten Autos im Feld - Platz um Platz gut und schoben sich an Rosberg und Trulli heran.

Da Rosberg und Trulli schon früh zum Nachtanken abbogen und zudem lange vor dem Lollipop-Mann standen, übernahm Button nach der ersten Boxenstopp-Phase die Führung. Trotz des drohenden Regens setzten alle Fahrer auf weiche Slicks - mit Ausnahme von Kimi Räikkönen, der dem Taktik-Desaster von Ferrari an diesem Wochenende die Krone aufsetzte. Der Finne ließ Regenreifen aufziehen und verlor in den folgenden Runden Platz um Platz.

Als es in Runde 22 richtig nass wurde, waren Räikkönens Rillen-Reifen bereits völlig abgerubbelt. Angesichts der Wassermassen steuerten alle Fahrer die Box an und setzten auf die 'Heavy-Wet-Tires'. Doch wieder scherte ein Pilot aus dem Einheitsbrei aus: Timo Glock. Die Toyota-Crew stattete den Deutschen überraschend mit Mischreifen, den so genannten Intermediates, aus. Es sollte der Glückgriff des Rennens werden.


Da es zunächst nur vom Himmel tropfte, war Glock mit seinen Reifen der schnellste Fahrer im Feld und machte pro Runde 10 Sekunden (!) gut. Glock schlängelte sich wie eine Strahlennatter, einer in Asien häufig vorkommenden schnellen Schlangenart, durch das Feld, kassierte Fahrer und Fahrer und preschte vom hinteren Teil bis auf Rang 1 vor. Ein weiterer Gewinner des Regens war Nick Heidfeld, der randvoll getankt an den Start gegangen war und sich mit nur einem Stopp (die Konkurrenz stoppte bis zu vier Mal) bis auf Platz 3 nach vorne schob.

In Anbetracht von Glocks Fabelzeiten wechselte das komplette Feld auf Intermediates. Mit den frischen Reifen holte sich Button in Runde 29 die Führung zurück. Plötzlich öffnete der Himmel alles Schleusen, was zu dem surrealen Bild führte, dass alle Piloten schon wieder die Box ansteuerten, um von den gerade erst aufgezogenen Intermediates wieder zurück auf Rillenreifen umstiegen. Dadurch schlich Heidfeld an Glock vorbei. Großer Verlierer des Hin- und Herwechselns war Rosberg, der stets das falsche Timing hatte und weit zurückfiel.

Innerhalb von Sekunden flutete der Tropenregen die komplette Strecke. In dem Chaos flogen Alonso und Vettel ab. Weltmeister Hamilton spielte seine Fähigkeiten im Nassen aus und verbesserte sich auf die 5. Position.

In Runde 31 kam das Safety Car heraus. Da aber selbst Bernd Mayländer seinen Sportwagen kaum auf der Strecke halten konnte, schwenkten die Stewards zwei Umläufe später die Roten Flaggen: Rennabbruch! Im Schritttempo kutschierten die Fahrer ihre Boliden mehr schlecht als recht bis Start-Ziel.

Da zu diesem Zeitpunkt zwar mehr als 50, aber weniger als 75 Prozent der Runden absolviert waren, wäre das Rennen mit halbierter Punktzahl gewertet worden. Anschließend setzte das große Warten auf Wetterbesserung ein. Angeführt von Wortführer Mark Webber meuterte ein Teil der Fahrer wegen der einsetzenden Dunkelheit in Sepang gegen einen Re-Start. Die Rennleitung zögerte lange, gab aber dann um 18.52 Uhr Ortszeit dem Drängen der Piloten nach: Sie brach das Rennen endgültig ab.

Damit wurde Button zum Sieger erkoren. Glock wäre hingegen gerne weitergefahren. "Das ärgert mich. Ich hatte einen guten Lauf und hätte gerne noch einmal angegriffen", so der Deutsche.

Glock: Erst Sieger, dann Zweiter und am Ende nur Dritter

Nick Heidfeld (BMW Sauber): "Mein Team und ich haben heute die richtigen Entscheidungen getroffen. Nachdem wir auf die Regenreifen gewechselt haben und es immer noch relativ trocken war, wollten wir schon auf die Intermediates wechseln. Ich habe dann aber gesagt, dass es gleich losgeht mit dem Regen und ich draußen bleibe. Es hat sich als die richtige Maßnahme erwiesen."

Mario Theissen (Teamchef BMW Sauber): "Wahnsinn, ich habe erst bei der Siegerehrung entdeckt, dass Nick Zweiter geworden ist. Auf dem Tableau war er ja eigentlich als Dritter geführt, aber die Kommissare haben anscheinend die vorletzte Runde gewertet. Das Wetter und unsere Strategie waren heute der Schlüssel zum Erfolg. Nick war der einzige Fahrer, der mit dem ersten Stopp auf Regenreifen gewechselt hatte und auch bis zum Rennabbruch nicht noch einmal reinkommen musste. Das lief optimal."

Timo Glock (Toyota): "Eigentlich war es von der Strategie her das beste Rennen, das ich je gefahren bin, wenn man mal die Startphase ausblendet, als ich viele Plätze verloren hatte. Ich hab mich dann erst einmal im Verkehr wieder gefunden. Als sich dann nach fünf, sechs Runden die dunklen Wolken anbahnten, stellten wir uns auch die Frage, auf welchen Reifen wir weiter fahren. Mit der Wahl auf die Intermediates sind wir dann ein Risiko eingegangen, was sich ausgezahlt hat. Beim Rennabbruch hatte mir mein Ingenieur noch gesagt, ich sei Erster. Dann hieß es Zweiter und als ich aus dem Auto ausstieg war ich nur noch Dritter. Ich hoffe, wenn ich gleich zu meinem Team zurückkehre, dass ich wenigstens noch Dritter bin."


Jenson Button (Brawn GP): "Ich hatte einen ziemlich schlechten Start, habe viel untersteuert. Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich danach vorn auf der Pace war. Als sich der Regen anbahnte, haben wir wie fast alle Teams auf Regenreifen gewechselt. Doch es fing nicht an zu schütten und Timo auf den Intermediates kam an mir vorbeigeflogen. Seine Hinterreifen waren aber schon stark abgefahren. Wir haben dann auch kurzzeitig auf die Intermediates getauscht, bevor es dann richtig anfing zu regnen, um dann wieder auf die Regenreifen zurückzugreifen. Es war ein sehr interessantes Rennen. Ich habe nicht die Zielflagge gesehen, aber trotzdem gewonnen - verrückt."

Sebastian Vettel: "Am Anfang war das Wetter okay. Dann hat es erst nach und nach angefangen zu tröpfeln, bevor es richtig geschüttet hat. Kurz vor meinem Dreher war ich mit abgefahrenen Intermediates unterwegs. Ich konnte bei dem Aquaplaning nichts machen, ich hatte kein Profil. Nach dem Dreher hat wie schon in Australien die Elektronik gestreikt. Das ist eine Schande! Ich wünsche mir in solchen Situationen lieber das Kupplungspedal zurück, damit ich das selber regeln kann."

Ross Brawn (Teamchef Brawn GP): "Bei der ständig wechselnden Reifenwahl haben wir wohl bei Jenson alles richtig gemacht. Wir haben vielleicht ein bisschen zu früh auf die Regenreifen gewechselt, weil Timo auf seinen Intermediates doch sehr nah ran gekommen ist. Die Entscheidung, das Rennen abzubrechen, halte ich für richtig. Es wäre sehr schnell dunkel geworden. Auf nasser Fahrbahn und ohne Licht zu fahren, das wäre nicht gut gegangen. Der zweite Sieg im zweiten Rennen - das Märchen Brawn GP geht weiter."

Nico Rosberg: "Heute wäre mehr drin gewesen. Schade, dass das Rennen nicht weiterging, um mich nach vorne zu verbessern. Zu Beginn des Rennens waren wir sensationell unterwegs, sind bis auf Platz 2 vorgefahren und das auch hochverdient. Danach war ich einfach immer mit den falschen Reifen unterwegs: zuerst mit den Slicks auf halbnasser Fahrbahn, dann die Regenreifen auf immer noch nur halbnasser Strecke und schließlich mit den Intermediates zum Schluss, als es in Strömen regnete. Das ist natürlich nicht gut gelaufen. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer."

Michael Schumacher (Ferrari-Berater) zu der Entscheidung, bei Kim Räikkönen in der 18. Runde noch während der Trockenphase auf Regenreifen zu wechseln: "Die Situation war relativ eindeutig. Es sollte regen, wir haben extra eine Wetter-Radarstation, die wir sekündlich verfolgen… Früher hat man keine Wetterinformationen gehabt und hat Fehler gemacht, jetzt hat man welche und macht auch welche. Wir mussten rein, weil irgendwann geht einem auch der Sprit aus, dann darf man glaube ich auch mal das Risiko eingehen. Die Fahrer sagten, es fängt leicht an zu regnen auf der Strecke, also nehmen wir Regenreifen. Es war halt in dem Moment die falsche Entscheidung."

Hamilton als verwirrter Lügner

Silberner Scherbenhaufen: Hamilton als verwirrter Lügner

Ein reuevoller Weltmeister, ein suspendierter Sportdirektor und ein verunsichertes Team: Mühevoll hat McLaren-Mercedes am Freitag die Scherben zusammengekehrt, die das bittere Urteil gegen ihren Chefpiloten Lewis Hamilton wegen Falschaussage tags zuvor hinterlassen hatte. Der 24-Jährige versuchte am Freitag in Sepang sein Saubermann-Image zu retten und stellte sich begleitet von seinem Vater Anthony den Medien. "Ich habe gemerkt, dass es ein großer Fehler ist. Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt", sagte er sichtlich mitgenommen. "Ich bin kein Lügner. Ich habe in meinem Leben noch nie gelogen. Ich kann nicht sagen, wie beschämend das für mich ist."

Als Grund für seine falsche Aussage nach dem Grand Prix vor einer Woche in Australien gab er an, dass Teammanager Dave Ryan ihn aufgefordert habe, Informationen zurückzuhalten. "Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken", sagte Hamilton mit leiser Stimme. "Ich bin in die Irre geführt worden." McLaren-Mercedes machte Ryan für den fatalen Fehler verantwortlich und suspendierte ihn noch am Freitag. "Lewis war nicht ganz ehrlich", gab Teamchef Martin Whitmarsh zu, nahm ihn zugleich aber in Schutz: "Er wurde bei seinen Aussagen von Dave Ryan gelenkt."

Für seinen bemerkenswerten Auftritt einen Tag nach seiner Flucht von der Strecke in Sepang durfte Hamilton sogar den Raum nutzen, den sonst der Automobil-Weltverband FIA für eigene Pressekonferenzen vorsieht. Der angeschlagene Formel-1-Popstar betonte, er habe nicht die Absicht gehabt, jemandem zu schaden. Doch letztlich war sein Verhalten und das seines Teammanagers nichts anderes als versuchter Betrug und ein klarer Verstoß gegen das Fairplay. Durch seine Aussagen hatte Toyota-Pilot Jarno Trulli eine 25-Sekunden-Zeitstrafe wegen verbotenen Überholens in der Safety-Car-Phase erhalten. Hamilton war für ihn von Rang 4 auf 3 vorgerückt. "Ich hatte ein fantastisches Rennen, meinen Platz und meine Punkte", sagte der jüngste Weltmeister der Formel-1-Geschichte. Umso unverständlicher seine Falschaussage.

Am Donnerstag hatten sich die Rennkommissare in Sepang noch einmal zusammengesetzt. Dabei wiesen sie Hamilton und Ryan nach, die Unwahrheit gesagt zu haben. Der Champion hatte auf der Strecke Trulli absichtlich auf Anweisung des Teams überholen lassen. Vor der Jury wiesen sie das zurück. Folge der Lüge: Hamilton wurde für das Rennen in Australien disqualifiziert, verlor Platz drei und sechs Punkte. Trulli wurde wieder als Dritter gewertet.

Wie tief das silberne Lager von der Affäre getroffen ist, war in den Gesichtern aller Beteiligter abzulesen. Whitmarsh musste eingestehen, dass Hamilton und Ryan vor den Rennkommissaren "nicht die volle Wahrheit gesagt haben". Noch am Vortag waren er und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug davon ausgegangen, dass ihre beiden Angestellten sie vollständig über die Befragung bei den Kommissaren informiert hätten.

Die Konsequenzen bekommt aber nur der 54 Jahre alte Ryan zu spüren. Er hatte bis zu den frühen Morgenstunden mit Whitmarsh gesprochen. "Das ist ein trauriger Tag", sagte der Teamchef, der erst seit Anfang März dem Team vorsteht. Ryan war seit 1974 bei McLaren, 1990 wurde er Teammanager und war verantwortlich für die Abläufe an der Strecke. Seit 2008 fungierte er als Sportdirektor. Ryan hat seinen Job verloren, Hamilton vorerst seinen guten Ruf. "Ich glaube, dass es nicht eine Schwarz-Weiß-Geschichte ist. Ich glaube, dass unter irgendeinem Druck so gehandelt wurde", meinte Haug. "Ich kann die Logik nicht begreifen, ganz ehrlich." Alle Daten seien transparent gewesen. Ein "Bauernopfer" sei Ryan aber nicht, betonte er.

Presse: "Hamilton, der Lügenbaron"

Presse: "Hamilton, der Lügenbaron"

Nach seiner nachträglichen Disqualifikation wegen Irreführung der Renn-Kommissare wird Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton in den Medien als Lügner beschimpft, und das sogar in seiner Heimat England. "Du bist ein Lügner, Lewis", klagte die Boulevardzeitung 'The Sun' den McLaren-Mercedes-Piloten in größtmöglichen Lettern an. "Hamilton verliert Gesicht und Punkte", titelte der 'Daily Telegraph'. "Hamilton wegen Lügens bestraft", schrieb die französische Sportzeitung 'L'Equipe' auf der Titelseite. Die Tageszeitung Österreich verlieh Hamilton den wenig schmeichelhaften Titel "Lügenbaron".

Die internationalen Pressestimmen im Überblick:

ENGLAND

The Sun: "Du bis ein Lügner, Lewis! Lewis Hamilton wurde im Gewitter um den Australien-GP als Lügner gebrandmarkt."

Daily Telegraph: "Hamilton verliert Gesicht und Punkte. Fahrer und Team haben nicht nur den Podiumsplatz und sechs Punkte verloren, ihre Integrität wurde von der FIA in Frage gestellt. Eines ist sicher: Diese Affäre hat den hervorragenden Start in die Saison völlig überschattet."

The Star: "'Lügner' Lewis. Weltmeister Lewis Hamilton könnte aus der WM fliegen, nachdem er als Lügner und Betrüger gebrandmarkt wurde. Und sein McLaren-Team, schon vor zwei Jahren mit der Rekordstrafe von 50 Millionen Pfund für den Besitz gestohlener Ferrari-Geheimnisse belegt, könnte mit ihm von der Strecke gekickt werden."

The Times: "Lewis muss sich bei sich selbst entschuldigen. Es dreht sich nur um einen einzigen Punkt: Hat Lewis vor den Kommissaren in Australien die Wahrheit gesagt? Schade für ihn und McLaren, dass alle verfügbaren Beweise - und das ist vernichtend - vermitteln, dass er es nicht getan hat. Alles andere ist, wenn nicht irrelevant, dann doch zumindest zweitrangig."
ITALIEN

La Repubblica: "Lewis, der Lügner! Wieder einmal gerät Hamilton arg unter Druck. Laut den drei Schiedsrichtern ist Hamilton ein Lügner. Seine Aussagen bei der ersten Befragung waren irreführend und haben die Jury zu einem fehlerhaften Beschluss bewogen. Man kann Hamilton lieben oder hassen. Doch zumindest seit gestern hat er für die Richter einen gravierenden Fehler: Er ist ein Lügner. Aus diesem Strudel herauszukommen wird für ihn jetzt schwierig sein."

Gazzetta dello Sport: "Zum dritten Mal in vier Tagen ändert sich das Ergebnis des ersten Grand Prix der Saison. Als würde die Serie von Protesten, Klagen und Einsprüchen, die eingereicht und wieder zurückgenommen wurden, nicht genügen, hat die FIA den Fall der doppelten Überholung von Trulli und Hamilton wieder aufgerollt und fasst einen markanten Beschluss: Trulli bekommt seinen dritten Platz zurück, Hamilton wird ausgeschlossen."

Corriere dello Sport: "Formel 1 im Chaos. Trulli ist wieder Dritter von Melbourne. Trulli wird rehabilitiert, jetzt ist McLaren in ernsthaften Schwierigkeiten. Nicht zum ersten Mal versucht Hamilton, schlauer als alle anderen zu sein. Doch diesmal war sein unkorrektes Verhalten offenkundig. Die Schiedsrichter, die aus dem Urlaub zurückgerufen wurden, mussten sich bei Trulli entschuldigen. In einer Weltmeisterschaft, in der jedes Resultat umstritten und jede Rangliste eine offene Frage ist, wird es zumindest diesmal kein Berufungsverfahren geben müssen."

Tuttosport: "Trulli bekommt seinen dritten Platz zurück. Kein schöner Saisonstart für Hamilton. Sein Auto ist nicht wettbewerbsfähig wie erwartet, doch andere Teams sind in keiner besseren Lage als er. Es ist aber wirklich unschön, der Illoyaliltät beschuldigt zu werden."

FRANKREICH

L'Equipe: "Hamilton wegen Lügens bestraft. Der Grand Prix der Lügen. McLaren, das es nach der Spionage-Affäre von 2007 so sehr nötig hatten, wieder sauber zu werden, ist erneut gestolpert und hat dabei den jungen Helden Lewis Hamilton mitgerissen."

ÖSTERREICH

Österreich: "Hamilton, der Lügenbaron. Funkprotokolle entlarven den Briten als Lügner."

Hamilton droht Nachspiel, Tritt Hamilton zurück?

Hamilton droht Nachspiel - Mosley schaltet sich ein

Teamchef Martin Whitmarsh bietet seinen Rücktritt an, Lewis Hamilton wollte die Silberpfeile angeblich verlassen, und der Automobil-Weltverband FIA denkt an weitere Sanktionen: McLaren-Mercedes kommt trotz der Lügen-Beichte des Weltmeisters nicht zur Ruhe.

Er sei bereit, seinen Rücktritt anzubieten, sagte Whitmarsh am Sonntag in Kuala Lumpur. "Langfristig werde ich mir meine Zukunft gründlich überlegen, aber das habe ich nicht nur selbst in der Hand. Es liegt an den Teilhabern des Teams, sich eine Meinung zu bilden und zu entscheiden, was das Beste ist", sagte der Brite, der erst vor wenigen Wochen das Erbe von Ron Dennis angetreten hatte.

Der geschockte und bitter enttäuschte Hamilton stand nach seiner Disqualifikation in der Lügen-Affäre um das Rennen in Melbourne anscheinend kurz vor seinem Abschied von McLaren-Mercedes oder sogar dem kompletten Rücktritt. Nach einem Bericht der 'Sunday Times' soll sich Hamiltons Vater und Manager Anthony mit FIA-Präsident Max Mosley über solche Konsequenzen unterhalten haben.

Hamilton fühlte sich von seinem Team fehlgeleitet, nachdem er von dem inzwischen suspendierten Sportdirektor Dave Ryan zu einer falschen Aussage bei den Renn-Kommissaren angestiftet worden war. Whitmarsh zweifelt den 'Times'-Bericht allerdings an: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Bericht wahr ist. Ich glaube es nicht."

Die FIA hat in der Lügen-Affäre inzwischen einen Bericht der Sportkommissare angefordert. Dieser wird laut Mosley genau studiert. Sollte der Weltverband dann feststellen, dass McLaren-Mercedes dem Ansehen des Sports geschadet hat, sind weitere Sanktionen möglich: Geldstrafe, weiterer Punktabzug, schlimmstenfalls droht dem Team sogar der WM-Ausschluss.

Er habe die Unterlagen bisher noch nicht erhalten, sagte Mosley am Rande der Portugal-Rallye. Er könne sich aber vorstellen, dass es in dieser Angelegenheit einen Bericht an den FIA-Weltrat gibt. "Wenn es einen gibt, werde ich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine der Personen sein, die darüber entscheidet, was passiert", meinte der 68-jährige Brite.

Dass sich der FIA-Präsident nun selbst einschaltet, könnte für die Silberpfeile kein gutes Ende nehmen. Denn es ist bekannt, dass Mosley und McLaren seit Jahren auf Konfrontationskurs steuern. Der Höhepunkt war die Rekordgeldstrafe von 100 Millionen Dollar gegen McLaren-Mercedes wegen der Spionage-Affäre. Mosley betont jedoch, dass es keine persönliche Fehde gebe.
Ihm gehe es nur um die Regeln. "Wir versuchen, sicherzustellen, dass sich jeder so benimmt, wie er es tun sollte", sagte Mosley. Der gelernte Jurist räumt zwar ein, dass das System nicht perfekt sei, doch die FIA tue immer ihr Möglichstes, um sicherzustellen, dass alle den Regeln genügen. Mosley: "Ich würde nicht sagen, dass wir strikter sind als in der Vergangenheit, aber vielleicht haben wir nun bessere Leute."

Dass Hamilton sich vor der Weltpresse entschuldigt hat, habe der Weltverband positiv bewertet, sagte ein FIA-Sprecher. Dennoch gibt die Affäre weitere Rätsel auf. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh beteuert, dass er nicht darüber informiert gewesen sei, was Hamilton und sein inzwischen suspendierter Sportdirektor Dave Ryan den Sportkommissaren bei der Anhörung erzählt hätten. Insider vermuten allerdings, dass Whitmarsh als Boss über alles Bescheid gewusst haben muss.

Bitter ist die Situation für Mercedes. Die Stuttgarter hatten wie bei der Spionage-Affäre von den Vorgängen auch diesmal überhaupt keine Ahnung, dennoch werden sie jetzt mit an den Pranger gestellt. Der Imageverlust für die renommierten Silberpfeile ist nur schwer abzuschätzen. "Ich stehe in permanentem Kontakt mit Stuttgart und berichte direkt an Vorstandschef Dr. Dieter Zetsche", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

"Es stehen erneut Fragezeichen hinter dem Team und seinen leitenden Mitarbeitern. Dieser neue Lügen-Skandal wird Auswirkungen auf die Atmosphäre innerhalb der McLaren-Gruppe, den Sponsoren und Mercedes-Benz haben", sagte der ehemalige McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard.

Für Mario Theissen wirft die Situation kein gutes Licht auf die Formel 1. "Es war immer so, dass die Formel 1 von unvorhergesehenen Dingen und Irregularitäten gelebt hat. Die Diskussionen, die dadurch in der Öffentlichkeit entstehen, gehören dazu. Aber was da im Moment auf dem Tisch ist, ist zu viel", meint der BMW-Motorsportdirektor: "Ich hoffe sehr, dass wir die Situation schnell hinter uns lassen."