Mittwoch, 17. Februar 2010

Zweite Technik: Tagebuch

Sie schreiben nun also jeden Tag Ihre Morgenseiten, aber natürlich werden Sie noch viel öfter zur Feder greifen als nur in der Früh. Den ganzen Tag über schreiben Sie absolut jedes Mal, wenn Sie essen - und auch immer, wenn Sie Lust auf etwas zu essen bekommen. Es geht bei dieser Technik nicht darum, ein Urteil zu fällen. Es geht um Exaktheit.

Viele Leute wissen nicht genau, was sie an einem bestimmten Tag zu sich nehmen. Wir fühlen uns entmutigt, weil wir zunehmen, obwohl wir uns so anstrengen, an Gewicht zu verlieren.

Führen wir ein Tagebuch, bleibt in unserem Leben kein Raum für Ratespiele und Wunschdenken mehr. Wir haben stattdessen Fakten vor uns: Wir wissen, was wir gegessen haben. Und sobald wir das Tagebuch immer sinnvoller zu handhaben verstehen, wird uns auch klar, aus welchem Grund wir etwas Bestimmtes gegessen haben.

So ein Tagebuch ist einfach und klar. Sie notieren darin nun also jeden Happen, den sie zu sich genommen haben. Und Sie schreiben auf, was sie empfunden haben, als sie sich versucht fühlten etwas zu essen.

Sehr oft werden Sie feststellen, dass Sie essen, anstatt etwas Kreatives zu tun.

Es muss gar nichts Großartiges sein. Es kann sich um etwas so simples handeln, wie das Zimmer aufräumen. Aber es kann natürlich auch etwas komplizierteres sein, wie zum Beispiel ein schwieriges Telefonat, das man führen muss.

Egal worum es sich handelt: Sie werden sicher oft feststellen, dass Sie essen, um sich Ihre Klarheit zu trüben und Ihr Handeln zu unterbringen.

Wer könnte, wenn der Blutzuckerspiegel in die Höhe geschossen ist und man regelrecht high ist, schon noch genau sagen, was als Nächstes zu tun ist?

Wie oft hat ein dickes Eis schon eine Handlung in Ihrem Leben ersetzt?

Abnehmen ist ein Prozess. Am besten verläuft er allmählich und sanft - und zwar so sanft, dass er kaum wahrnehmbar ist. Eines Tages sind wir dann "plötzlich" schlanker. Unsere Kleidung sitzt lockerer. Wir haben mehr Energie. Wir fühlen uns authentischer.

Wir haben abgenommen - wir haben es nach wiederholten, erfolglosen Versuchen nun wirklich geschafft. Wir haben schließlich den richtigen Dreh gefunden, der uns hilft, unsere überflüssigen Pfunde loszuwerden. Der Dreh, der bei mir und meinen Studenten den besten Erfolg zeigt, basiert auf Worten.

Zwischen einen Fressanfall und uns stellen wir Worte.
Wir geben unserem Gefühlschaos Worten.
Wir benennen unsere innere Landschaft.
Und dieser Prozess einer exakten Selbstdefinition ist spannend!

Dazu führen wir nun also ein Tagebuch, das allerdings erheblich mehr enthält als nur unsere Essgewohnheiten - oder unseren Kampf, eben nichts zu essen. Beim ersten Anzeichen einer Snack-Attacke wenden wir uns den Seiten zu. Den Stift in der Hand erkunden wir unsere beunruhigenden Gelüste. "Ich will etwas essen", schreiben wir auf das Blatt. Und dann schreiben wir weiter. Es hagelt die Offenbarungen nur so aufs Papier. Egal wann wir essen wollen und was, wir halten es schriftlich fest.

"Ich will etwas essen" übersetzt sich bald zu etwas konkreterem. Zum Beispiel: "Ich habe gerade an John gedacht, und da wollte ich meine Verlustgefühle zustopfen. Mir fehlt John noch immer." Oder: "Dieser neue Job ist aufregend, aber ich stehe so im Rampenlicht, dass ih das ein bisschen bedrohlich finde."

Wenn wir die Schatten, die auf unsere innere Landschaft fallen, zulassen, verlieren sie die Macht, uns Angst einzujagen oder zu sabotieren. Wir können dann damit leben, dass John uns fehlt. Wir können auch mit dem Stress in unserem neuen Job leben - und zwar ohne uns ein dickes Eis zu genehmigen.

Nicht alle Gefühle, die uns zur Keksdose greifen lassen, sind negativ. Manchmal bringen uns auch gute Nachrichten total durcheinander.

Stress fördert Essen als eine Art der Selbstverteidigung, und dieser Stress kann durch etwas Neues, Positives im Leben kommen, jedoch auch durch Altes, Negatives. Uns "fehlt" John ja vielleicht noch immer, aber es ist ebenso wahrscheinlich, dass unser neuer, anspruchsvoller Job uns nervös macht und dass die Nerven dann eine Snack-Attacke auslösen.

Sehen wir uns mit Selbstsabotage konfrontiert, würden wir alle am liebsten losheulen, aber wir können auch etwas erheblich Produktiveres tun: Wir können schreiben. Gleich früh am Morgen können wir unsere Morgenseiten verfassen. Mittags können wir anstatt nach einem gewaltigen Mittagessen zu unserem Tagebuch greifen und darin die Ereignisse und Gefühle festhalten, die sich an diesem Tag bislang eingestellt haben.

Auch wenn sich das Tagebuchschreiben anfangs fremd und irgendwie aufdringlich anfühlt, wird es bald zu einer natürlichen und unverzichtbaren Quelle, die uns Mut macht; außerdem avanciert das Tagebuch zu unserem ständigen Begleiter.

Für mich selbst wurde mein Tagebuch zu meinem ständigen Begleiter, zu meinem besten Freund, dem ich meine intimsten Gedanken anvertraute - vor allem, wenn ich beruflich unterwegs war. Wenn ich zu meinem Tagebuch griff anstatt nach etwas Essbarem, stellte ich fest, dass ich über eine enorme Gefühlspalette verfügte, die ich zuvor nicht gewürdigt hatte.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich mich auf Lesereisen mittags überesse, weil ich oft gelangweilt bin wegen der immer neuen Hotelzimmer und weil mir der Tag "zu lang" vorkommt. Indem ich meine Gefühle in das Tagebuch schrieb, wurde mir bewusst, dass mir ein wirklich gutes Buch als Gegenmittel gegen meine Melancholie zur Mittagszeit helfen könnte. Ich las etwas Köstliche, anstatt es zu essen. Ich konnte es kaum erwarten, jeden Tag ein Stück weiterzulesen. Ich kam zu dem Schluss, dass mein Appetit auf Worte größer war als mein Hunger auf üppiges Mittagessen. Das Tagebuchschreiben lehrte mich, dass ich aus Langeweilge zum Essen griff: Wenn ich nicht gelangweilt war, hatte ich auch keinen Hunger.

Für viele ist das Tagebuch ein erster Schritt in Richtung Abenteuer. Wenn wir unsere Gedanken und Wahrnehmungen aufzeichnen, stellen wir fest, dass wir viel interessanter sind, als wir gemeint haben. Sobald wir erkennen, dass jeder Tag voll von winzig kleinen Situationen ist, die uns vor die Wahl stellen, wir wir handeln wollen, reagieren wir auf das Leben eher in der Art und Weise, wie wir uns das selbst wünschen, und nicht mehr als unglückselige Opfer.

Erste Technik: Morgenseiten (3)

Alan begann mit seinen Morgenseiten, als er einen Kurs zum Thema "Der Weg des Künstlers" belegte. Zwölf Wochen lang schrieb er jeden Morgen und beobachtete mit gewisser Erfurcht, wie sich sein normales Leben veränderte. Viele Jahre lang hatte er davon geträumt, als Dramaturg zu arbeiten. Aufgrund der drängenden Morgenseiten versuchte er sich nun an ein paar kurzen Monologen - um sie dann mit großem Erfolg öffentlich vorzulesen.

Nun würde man annehmen, dass Alan bei einem derartigen Erfolg sicher an seiner neuen Errungenschaft festhalten würde. Doch weit gefehlt, als der Kurs zu Ende war, gab Alan seine Morgenseiten auf.

Doch mit den Morgenseiten gab Alan auch sich selbst auf. Er hörte nicht länger auf die Anleitung, die aus ihnen kam, sondern nahm einen neuen einflussreichen Job in einem Bereich an, den er nicht sonderlich schätzte. Das Einzige, was ihm daran gefiel, war eigentlich das Gehalt.

Frustriert und etwas beschämt, fing Alan an, mehr zu essen, als ihm guttat. Er hatte einen ständigen Vorrat an Snacks in seiner Schreibtischschublade im Büro, und immer wenn sein Gewissen an ihm nagte, griff er nach etwas zum Naschen.

Bevor ihm klar wurde, was da eigentlich lief, hatte Alan bereits fünfundzwanzig Pfund mehr auf den Rippen. Er war schon immer ein bulliger Typ gewesen, aber jetzt war er ein Brocken. Als Alan und ich uns über den Weg liefen, schlug ich ihm vor, seine Morgenseiten wieder aufzunehmen; vielleicht könnte er damit ja herausfinden, was ihn auffraß und weshalb er die Notwendigkeit empfand, sich zu überessen.

"Ich weiß nicht, warum ich je damit aufgehört habe", antwortete Alan rasch. Innerhalb von nur drei Wochen, als er sich wieder seinen Morgenseiten widmete, bekam er seine Essgewohnheiten wieder in den Griff. Er hörte auf, seine Schreibtischschublade zu einer Art Außenstelle seines Kühlschranks zu machen. "Ich hasse diesen Job wirklich", gab er zu. "Ich glaube, ich habe mich selbst verkauft, als ich ihn angenommen habe." Auf Drängen seiner Morgenseiten reichte Alan seine Kündigung ein; er war entschlossen, sich eine neue Stelle zu suchen, die mit seinem Wertesystem besser in Einklang stand. Er fing auch wieder an zu schreiben, und erneut hatte seine Monologe Erfolg beim Publikum.

"Ich glaube, ich habe den Dreh jetzt raus", sagte Alan bescheiden zu mir. Ich schlug ihm vor, sich einen neuen Job zu suchen, der ihm genügend Energie ließ, um abends seinen schriftstellerischen Ambitionen nachgehen zu können.

Es dauerte nicht lang, und Alan bekam eine Stelle angeboten, die ihm perfekt zu sein schien. Er glaubte an die Firma und an ihre Ziele, und er stellte fest, dass ihn die Arbeit nicht stresste oder auslaugte wie in dem üblen Job zuvor, denn er arbeitete ja in Einklang mit seinen eigenen Wertvorstellungen. Da er in keine Interessenkonflikte geriet, kam Alan zu dem Schluss, dass er durchaus beides konnte: untertags im Büro arbeiten und abends schreiben.

Es sollte nicht lang dauern, bis er dann den Mut hatte, sich an ein ganzes Theaterstück zu wagen - ein langjähriger Traum. "Ich glaube, ich habe meine Lektion gelernt", sagt Alan jetzt. "Ich brauche die Ehrlichkeit und die Selbstreflektion, die die Morgenseiten mir liefern."

"Ich bin kein spiritueller Mensch, aber wie mir scheint, lebe ich jetzt mehr nach spirituellen Gesichtspunkten. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das so gefällt."

"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das so gefällt" ist vielleicht für viele von uns die Grundaussage bei ihrer Arbeit mit den Morgenseiten.

Wenn wir unsere Ängste, unseren Stress und unsere Frustration freisetzen, beginnt sich eine neue Gelassenheit einzustellen. Wir fühlen uns anders und sehen dann auch anders aus. "Was ist denn mit dir passiert", lautet ein Witz, "hast du dir das Gesicht liften lassen oder hattest du Sex?"

Wenn ich so vor meiner Lerngruppe stehe, sind die Wandlungen, die mit den Morgenseiten einhergehen, schon recht erstaunlich. Selbst nach fünfundzwanzig Jahren bin ich noch immer platt, wie sich Menschen unmittelbar vor meinen Augen verändern. Ich bezeichne diesen Prozess als "spirituelle Chiropraktik", denn die Veränderungen erfolgen in genau der notwendigen Richtigung.

Aus meiner Perspektive vorn im Unterrichtsraum ist der verbesserte Gesundheitszustand schnell ersichtlich. Und alles, was meine Studentinnen und Studenten tun ist: Schreiben.

Schreiben korrigiert. Aussichtslose Jobs werden gekündigt. Das Gleiche gilt für aussichtslose Beziehungen. Die Energie wird auf Neues, Produktiveres gelenkt. Träume, die zuerst nicht greifbar waren, liegen plötzlich im Bereich des Möglichen.

Je mehr sich unsere Blockaden lösen, desto mehr blüht unser Leben auf. Nur wenn wir mit uns selbst im Reinen sind, dann leben wir ein Leben, das zu uns passt.

Zu ihrer großen Überraschung fühlen die Menschen sich glücklich beim Schreiben. Sobald wir uns daran gewöhnt haben, ist Schreiben etwas ebenso Natürliches wie Atmen - und fast genauso lebensnotwendig.

Wenn wir unseren Stift über die Seite führen, richten wir den Fokus auf uns selbst. Lang gemiedene Gefühle werden uns vertraut. Die Wahrnehmung wird klarer. Begrenzungen werden aufgehoben. Geführt von unserer Hand - ohne eine jahrelange kostspielige Therapie -, durchbrechen wir ungesunde Verhaltensmuster und Abhängigkeiten. Wir werden wirklich wir selbst - und anderen gegenüber authentischer.

Die Morgenseiten sind ein Weg, um glücklich zu sein.

Und für viele Menschen drückt sich dieses Glück darin aus, dass sie Gewicht abnehmen.

Erste Technik: Morgenseiten (2)

Viele von uns meinen, dass wir beim Schreiben von Morgenseiten anscheinend in Kontakt mit einer Quelle der Weisheit gelangen, die größer ist als wir selbst. Antworten tauchen in unserem Bewusstsein auf, die erheblich klüger sind als unser individuelles Denkvermögen.

Aus diesem Grund bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Morgenseiten eine effiziente Form der Meditation sind - vor allem für die hyperaktiven Menschen im Westen. Die meisten von uns haben ihre Schwierigkeiten mit Meditation im konventionellen Stil. Es fällt uns sehr schwer, uns ruhig hinzusetzen und zwanzig Minuten lang nichts zu tun. Bei den Morgenseiten sitzen Sie ruhig da und tun trotzdem etwas. Dieses Etwas, das Bewegen der Hand über die Seite Papier, ist, was Meditierende als das Aufspüren von "Gedankenwolken" bezeichnen.
Wenn uns Gedanken durchs Bewusstsein gehen, halten wir sie auf den Seiten fest. Es ist seltsam, doch allein der Akt, unsere Anliegen niederzuschreiben, hilft uns schon, diesen Anliegen die richtige Perspektive zu geben.

Wir reduzieren unsere irrationalen Sorgen. Wir betonen unsere legitimen Anliegen. Die Morgenseiten sind ein Prozess des Auslotens. Wir bekommen zuerst auf der Seite und dann in unserem Leben die Dinge in den Griff. Mit den Morgenseiten als Verbündeten konfrontieren wir uns mit schwierigen Themen.

Einige von uns sehen sich plötzlich einem lang geahnten Alkoholproblem gegenüber. Andere geben zu, dass sie das Fernsehen wie ein Narkotium nutzen. Viele stellen fest, dass Essen ihr bevorzugtes Blockademittel ist.

Die Morgenseiten weisen uns die Richtung für unser Wachstum. Sie bringen uns uns selbst nah, und erst das erlaubt uns, echte Nähe mit anderen herzustellen.

Wenn wir bei unseren Seiten das Risiko eingehen, uns ehrlich zu äußern, fällt es und leichter, auch anderweitig ehrlicher zu sein.

Mehr Intensität und Bedeutung sind gängige Erfahrungen von Menschen, die sich entschließen, mit Morgenseiten zu arbeiten. Die Erfahrungist so ähnlich, wie wenn man sich verliebt - doch das Objekt unserer Zuneigung ist jetzt unser Selbst.

Wir werden für uns selbst interessant. Unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen zählen plötzlich. Einen Tag nach dem anderen, Seite um Seite werden wir uns selbst vertrauter, und diese Intimität ist oft ebenso bedrohlich wie spannend. Die Morgenseiten lehren uns, was wir sind - und was uns nicht passt. Zeile für Zeile bringen sie uns unserem authentischen Selbst näher. Bei unseren Morgenseiten hören wir auf, uns zu verstecken. Wir kommen offen zum Vorschein - zumindest auf dem Papier.

"Ich würde wirklich gern einmal versuchen zu ..." schreiben wir. Und dann versuchen wir es! Lang aufgeschobene Träume realisieren sich Schritt für Schritt. Wir entdecken, während wir unsere Hand über die Seite führen, dass eine anderen Hand uns durch unser Leben leitet. Für viele sind die Morgenseiten somit eine spirituelle Erfahrung, wenn wir mit einer höheren Macht in Kontakt kommen.

Für viele Menschen ist dieses Obenaufsein etwas sehr Brüchiges. Wir sehnen uns nach Stabilität, aber wir wissen nicht, wie wir sie erlangen sollen. Die Morgenseiten können als erste effiziente Möglichkeit genutzt werden, uns dorthin zu geleiten. Wir kommen in Kontakt mit etwas, was wir als unseren inneren Mentor bezeichnen. Unser seiner Anleitung sind wir in der Lage, Stabilität zu erlangen, aber auch Risiken einzugehen.

Erste Technik: Morgenseiten (1)

Die erste Technik, wenn Sie sich schlank schreiben wollen, ist ein Verfahren, das ich schon viele Male unterrichtet habe. Es handelt sich dabei um die Grundtechnik schlechthin, um kreative Blockaden aufzulösen wie auch um eine langfristige Gewichtsabnahme zu erreichen.

Sie schreiben jeden Morgen drei Seiten, eine Übung, die ich als "Morgenseiten" bezeichne.

Diese Seiten müssen streng in Form eines Gedankenstroms verfasst sein - also keine "hohe Kunst". Sie lassen einfach Ihre Hand über das Papier gleiten und schreiben nieder, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Auch "Nicht-Gedanken" sind in Ordnung. Erwarten oder fordern Sie keinen Schreibstil von sich. Jeder Stil ist recht.

Lammentieren Sie, meckern Sie, schimpfen Sie, bringen Sie Ihre Sorgen zu Papier - oder feiern Sie. Bei den Morgenseiten können Sie gar keine Fehler machen.

Ihre Seiten hören sich vielleicht griesgrämig oder weinerlich an im Stil von "Ich bin schon wach und möglichte lieber noch zwei Stunden schlafen. Ich hasse meinen Job. Ich hasse meinen Chef. Ich hasse mein Leben, wie ich es momentan eingerichtet habe."

Ihre Seiten klingen vielleicht sorgenvoll und konfus. Vielleicht stellen Sie ja fest, dass Sie verärgert oder traurig sind. Das ist schon in Ordnung. Es ist wirklich in Ordnung.

Ihre Aufgabe besteht lediglich darin, zu Papier zu bringen, wie es gerade um sie steht.

Was Sie mir Ihren Seiten erreichen wollen, lässt sich in der Zwölf-Schritte-Terminologie als in "Fluss geraten" bezeichnen. Sie sind sich auf der Spur, um exakt festzustellen, was Sie empfinden und denken. Allein schon die Redewendung "in Fluss geraten" ist interessant. Weil wir nämlich genau das tun. Wir zapfen den Energiefluss in unserem Leben an, den Strom dessen, was und wer wir sind.

Wenn ich in Fluss gerate, fühle ich mich lebendiger. Ich weiß, wer ich bin, wovon ich mir mehr wünsche und wovon ich weniger brauche. Wenn ich meine Morgenseiten schreibe, zapfe ich eine kreative Energie an, die wie ein unterirdischer Fluss durch mein Leben strömt.

Eine der ersten Früchte, die die Morgenseiten abwerfen, ist ein Anstieg der Kreativität in vielerlei Hinsicht. Wohnungen werden gestrichen. Vorhänge werden aufgehängt. Längst überfällige Briefe werden geschrieben. Kunstformen, die uns abhanden gekommen sind oder die wir vergessen haben, kommen mit erhöhter Dringlichkeit wieder auf uns zu.

Die Morgenseiten werfen einen scharfen Blick auf unsere Tage. Sie helfen auch Prioritäten zu setzen. Schreiben wir unsere Morgenseiten, sehen wir, dass sich jeder Tag aus einer Fülle von Wahlmöglichkeiten zusammensetzt und dass wir über die große Freiheit verfügen, uns auszusuchen, wie wir leben wollen.

Die Morgenseiten machen uns bewusst, welche unserer Aktivitäten uns in eine Sackgasse führen und welche uns ein Gefühl von Gesundheit und Wohlbefinden vermitteln. Wie ein wohlmeinender Freund geben Sie uns einen Schubs in Richtung auf eine notwendige Veränderung hin.

Die Morgenseiten bringen uns in Kontakt mit unseren Gefühlen. Diese Gefühle werden oft zugestopft, unter dem Gewicht unserer geschäftigen Tage begraben, Tage, die von Arbeit erfüllt sind, von Beziehung und - ja - von Essen.

Zu oft haben wir an unsere Gefühle gerührt und sind dann zurückgezuckt, als hätten wir einen heißen Ofen berührt. Wir waren oft ärgerlich und hatten das Gefühl, dass unser Ärger tabu ist. Wir waren traurig und haben uns irgendeiner anspruchslosen Fernsehsendung zugewandt, um das Gefühl zu ignorieren. Und wir haben uns sogar dem Essen zugewandt, wenn wir uns gefreut haben. Jedes Intensive Gefühl kann einen Fressanfall auslösen.

Schreiben wir unsere Morgenseiten, lassen wir unser anspruchsloses Leben hinter uns. Einen Tag nach dem anderen, Seite um Seite werden wir anspruchsvoller, stellen wir uns auf unsere Gefühle ein.

Die Morgenseiten untersuchen alle unsere Beziehungen, nicht zuletzt unsere Beziehung zum Essen.

Die Morgenseiten fegen das Haus unseres Bewusstseins. Sie stochern in sämtlichen Winkeln unserer Gedanken herum. Sie sind ein Auffangbecken für viele kleine Einfälle, die dann größere Durchbrüche nach sich ziehen.
Man braucht Mut, um Morgenseiten zu schreiben, doch den bekommen wir durch die Seiten. In der Intimität unseres Tagebuchs geben wir unsere Geheimnisse preis. Und sobald sie enthüllt sind, verlieren sie die Macht, uns zu tyrannisieren.

Unser Stift ist das Skalpell, mit dem wir die psychischen Infektionen, die wir mir uns herumgeschleppt haben, aufschneiden.

Sobald wir ein Problem ins Visier nehmen, präsentieren uns unsere Seiten rasch auch Lösungen. Sie erinnern uns, dass wir nicht in der Falle sitzen. Wir haben stets die Wahl. Manchmal ist diese Wahl schwierig zu treffen.

Wir hassen unsere Arbeit vielleicht, aber das Gehalt sagt uns durchaus zu. Die Morgenseiten ermuntern uns, eine akkurate Bestandsaufnahme unserer Situation vorzunehmen. Wir können uns dafür entscheiden, die Kündigung einzureichen, oder wir können bleiben. Die Seiten helfen uns, unsere Alternativen auszuloten.

Bayern München - BVB 3:1

1:3 - Starker BVB unterliegt unverdient - nur Zidan trifft - Bayern schlägt eiskalt zu

[13.02.] Borussia Dortmund hat das Auswärtsspiel in München verloren. Am 22. Spieltag unterlagen die Schwarzgelben dem FC Bayern nach toller Leistung und einem Chancenplus mit 1:3 (1:1). Zidan brachte den BVB früh in Führung, doch van Bommel (abgefälscht), Robben (nach nicht geahndetem Foulspiel) und Gomez (Abseits) wendeten das Blatt.

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Aus München berichtet Johannes Vorspohl

Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena ging ein stark aufspielender BVB durch ein Tor von Zidan verdient in Führung (5.). Der BVB hatte einige gute Chancen, doch Bayern gelang durch van Bommel der Ausgleich (21.). Auch nach der Pause war Borussia Dortmund mindestens ebenbürtig, doch beste Chancen blieben ungenutzt. Die Bayern verwerteten ihre Möglichkeiten dagegen eiskalt: Robben (50.) und Gomez (66.) brachten den Rekordmeister mit ihren Treffern auf die Siegesstraße.

Ausgangslage:
Bayern München gegen Borussia Dortmund - das Duell des Tabellenzweiten (45 Punkte) gegen den Fünften (36) - das Topspiel in der Fußball-Bundesliga. Der BVB war nach zwei Niederlagen gegen Stuttgart und Frankfurt auf der Suche nach jener Form, die das Team nach zwölf Spielen ohne Niederlage zwischenzeitlich auf Platz vier der Tabelle katapultiert hatte. In München waren die Schwarzgelben jedoch Außenseiter. Die Bayern gingen nach acht Liga-Siegen in Serie mit breiter Brust in die Partie.

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Zurück in der Startelf: Sven Bender.
Personalien:
Borussia Dortmund musste zwar weiterhin auf die Verletzten Kehl, Öztekin, Tinga, Rangelov sowie den gelb-gesperrten Valdez verzichten. Auch für Weidenfeller kam ein Einsatz noch zu früh. Im Vergleich zur Vorwoche lichtete sich das BVB-Lazarett aber merklich: Kuba und Bender kehrten in die Startelf auf ihre angestammten Positionen zurück. Dem FC Bayern fehlte mit Klose nur ein Spieler.

Taktik:
Jürgen Klopp schickte sein Team in der bewährten 4-2-3-1-Grundordnung auf den Platz, worin Bender wieder den Platz vor der Abwehr neben Sahin einnahm. Kuba rückte zu Großkreutz und Zidan in das offensive Mittelfeld. Beim FC Bayern hat Trainer Louis van Gaal beim FC Bayern nach einigen Experimenten zu Beginn der Saison ein 4-4-2 ohne Raute etabliert. Gegen den BVB konnte van Gaal seine "Ideallösung" aufbieten: mit Ribery und Robben auf den Flügeln.

Direkt nach Abpfiff die ganze erste Halbzeit sehen, kurz danach die zweite.
Am Abend folgen Spielbericht und Interviews - alles auf meinBVB.de

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Kuba hier im Duell mit Ribery. Der BVB hatte den Franzosen über weite Strecken im Griff.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB brannte trotz eisiger Temperaturen in den Anfangsminuten ein Feuerwerk ab. Das Team stand kompakt in der eigenen Hälfte, um immer wieder überfallartige Angriffe zu fahren. Keine vier Minuten waren gespielt, als ein Schuss von Bender durch van Buyten von der Linie gekratzt wurde. Auch Benders Kopfball nach der sich anschließenden Ecke konnte Bayerns Abwehr in Person von van Bommel erst kurz vor der Linie stoppen. Es ging in diesem Takt weiter, die Bayern-Abwehr wirkte vom Dortmunder Angriffswirbel überfordert.

Nach einem langen Abschlag von Ziegler setzte sich der quirlige Zidan gegen van Buyten durch und hämmerte den Ball aus zehn Metern ins rechte Eck - 1:0 für den BVB durch das dritte Saisontor des Ägypters (5.). Ein Traumstart - die Führung der Borussen war zu diesem Zeitpunkt hochverdient! Und die Schwarzgelben wollten mehr. Erst wurde Barrios in aussichtsreicher Position in letzter Sekunde am Abschluss gehindert (13.), dann konnte Butt einen Distanzknaller von Großkreutz nur abklatschen lassen (18.). Nach 20 Minuten stand es nach Torchancen 5:0 für den BVB!

Doch der Druck der Bayern nahm zu. Zwei Mal (20. und 21.) musste Ziegler in höchster Not gegen Gomez und Müller retten. Beim anschließenden Eckball kam van Bommel halbrechts an den Ball und konnte unbedrängt abziehen. Der Schuss wurde von Barrios noch leicht abgefälscht und schlug rechts neben dem Pfosten ein - 1:1 (21.). Bayern versuchte nachzusetzen, der BVB kam in dieser Phase kaum noch zu Entlastungsangriffen. Müller scheiterte mit einem Kopfball knapp (27.).

In der Viertelstunde vor der Pause konnte der BVB das Spiel wieder beruhigen und agierte nun offensiver. Unter Druck offenbarte die Bayern-Abwehr wiederholt Schwächen. Barrios konnte zwei Riesenchancen kurz vor dem Seitenwechsel nicht verwerten (42. und 43.). Zur Halbzeit stand es nach Torschüssen 8:7 für den BVB, allerdings sprach die Zweikampfbilanz mit 68 Prozent gewonnenen direkten Duellen zugunsten des Gastgebers.

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Lucas Barrios im Duell mit seinem Landsmann Martin Demichelis.
Die zweite Halbzeit begann aus Dortmunder Sicht äußerst unglücklich. Müller zog über links an die Strafraumgrenze und steckte zu Ribery durch. Der Franzose setzte sich gegen Subotic durch und legte den Ball maßgeschneidert für Robben auf, der im Fünfmeterraum nur noch einschieben musste - 1:2 (50.). Der Treffer fiel zu diesem Zeitpunkt nicht nur überraschend, sondern war auch umso ärgerlicher, da Schiedsrichter Kircher zuvor ein klares Foul von Demichelis an Zidan im Mittelfeld nicht geahndet hatte.

Die Führung war nicht unbedingt verdient, da der BVB die besseren Szenen hatte. Sahin setzte einen Freistoß knapp über das Tor (61.). Drei Minuten später konnte Butt einen Kopfball von Bender nur abprallen lassen. Auch beim Kopfball von Barrios nach der sich anschließenden Ecke musste Butt in höchster Not die Arme hochreißen. Der BVB war in dieser Phase das bessere Team, der Ausgleich wäre mehr als verdient gewesen, doch das Tor erzielten die Bayern. Nach abseitsverdächtigem Pass von Ribery setzte sich Gomez gegen Subotic vorbei und legte den Ball an Ziegler vorbei zum 1:3 ins Netz (66.).

Mit der 3:1-Führung im Rücken ließen es die Bayern noch ruhiger angehen. Der BVB drängte auf den Anschlusstreffer. Großkreutz hätte eine Nachlässigkeit von Demichelis fast genutzt, scheiterte aber vom rechten Fünfereck an Butt (78.). In der 84. Minute spitzelte Subotic dem einschussbereiten Olic in letzter Sekunde den Ball vom Fuß. Die anschließende Ecke köpfte van Buyten an die Latte. Trotzdem war die Niederlage unnötig: 16:11 Torschüsse zugunsten der Schwarzgelben wiesen die Statistiken am Ende der Partie aus.

Ausblick:
Für den BVB geht es am kommenden Samstag (20.02., Anstoß 15.30 Uhr) weiter, wenn Hannover 96 im SIGNAL IDUNA PARK gastiert. Sechs Tage später ist Derby-Zeit (Freitag, 26.02., Anstoß 20.30 Uhr): Borussia Dortmund tritt beim FC Schalke an.

Quelle

Ergebnisse des 22. Spieltages

Leverkusen - Wolfsburg 2:1
Frankfurt - Freiburg 2:1
Bayern München - Dortmund 3:1
Bochum - Hoffenheim 2:1
Hertha - Mainz 05 1:1
Mönchengladbach - Nürnberg 2:1
Hannover - Bremen 1:5
Schalke - 1. FC Köln 2:0