Donnerstag, 15. Oktober 2009

Vettel auf Erfolgswelle, Button macht sich Sorgen

Vettel: "Sind auf einer Erfolgswelle"

Vettel: Sind auf einer Erfolgswelle
Mit dem Rückenwind aus Suzuka will Sebastian Vettel auch beim GP von Brasilien auf Sieg fahren und damit das WM-Rennen bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi offen halten. "Ich kann nur gewinnen. Ich muss Druck machen und hoffen, dass die anderen patzen", sagte der Red-Bull-Pilot in Sao Paulo.

"Wir sind auf einer Erfolgswelle. Singapur hätte vom Ergebnis her noch besser sein können, Japan war fantastisch. Daher freue ich mich auf die letzten zwei Rennen", so Vettel, der die 16 Punkte Rückstand auf Button auf unter zehn Zähler drücken will, um die Titelentscheidung auf das letzte Rennen am 1. November in Abu Dhabi zu vertagen.

Button macht sich Sorgen

Vor dem 16. von 17 WM-Läufen am Sonntag ist Vettel mit 69 Punkten hinter Button (85) und Barrichello (71) Dritter der Gesamtwertung. Button könnte mit einem dritten Platz das Titelrennen vorzeitig beenden und sich erstmals in seiner Karriere zum Weltmeister krönen.

"Die anderen müssen hier aggressiver fahren", meinte Button: "Aber ich will auch nicht einfach nur irgendwo in den Punkten ankommen. Es wird wichtig sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen und es nicht zu kompliziert zu machen", so der Brawn-GP-Pilot. "Wir sollten hier in Sao Paulo eigentlich gut sein, aber das Wetter ist komisch." Beim angesagten Regen und bei Temperaturen um die 20 Grad könnten Button und Barrichello Nachteile gegenüber 'Regenkönig' Vettel haben.

Massa beschuldigt Alonso

Erster Ferrari-Krach: Massa beschuldigt Alonso

Erster Ferrari-Krach: Massa beschuldigt Alonso
Das künftige Ferrari-Traumpaar Felipe Massa und Fernando Alonso hat bereits den ersten Ehekrach hinter sich. Massa warf seinem künftigen Teamkollegen im Gespräch mit brasilianischen Medien eine Mitwisserschaft am Unfall-Skandal von Singapur 2008 vor. "Er wusste es, ohne Zweifel. Er musste es wissen. Es geht gar nicht, dass er es nicht wusste. Da bin ich mir absolut sicher", sagte der noch verletzt pausierende Massa im Vorfeld des Großen Preises von Brasilien in Sao Paulo.

In einem eilig verbreiteten Ferrari-Statement drückte sich Massa wenig später dann schon vorsichtiger aus. Was er gesagt habe, sei lediglich "ein Gefühl, das ich hatte, und basiert nicht auf konkreten Beweisen", sagte der Vize-Weltmeister: "Das World Council der FIA hat entschieden, dass es keine Anzeichen gab, dass Fernando informiert war, und ich respektiere diese Entscheidung. Die Episode wird in keinster Weise mein Verhältnis zu Fernando beeinträchtigen."

Der Spanier, der damals das Rennen gewonnen hatte, sagte bei einem Besuch einer Unicef-Schule: "Felipe ist ein großartiger Typ, ein hervorragender Pilot. Wir werden keine Schwierigkeiten haben, und ich glaube, dass wir gemeinsam Ferrari wieder zum Weltmeister machen werden."

Bereits vor einigen Wochen hatte Massa, der nach seinem Unfall von Budapest noch außer Gefecht ist und am Sonntag bei seinem Heimrennen die Zielflagge schwenken wird, erklärt, dass er sich durch den auf Anweisung des damaligen Renault-Teamchefs Flavio Briatore inszenierten Unfall seines Landsmanns Nelson Piquet junior um den WM-Titel betrogen fühlt. In der daraus entstandenen Safety-Car-Phase hatte Ferrari Massas Boxenstopp verpatzt und ihn damit um den möglichen Sieg gebracht. In der WM-Endabrechnung hatte der zweitplatzierte Massa dann einen Punkt Rückstand auf Weltmeister Lewis Hamilton.
Seine Kritik erneuerte Massa in dem Interview noch einmal. "Sie können Briatore nach Hause schicken, den Ingenieur nach Hause schicken, aber der Raub geht weiter. Sie haben nicht versucht, das zu korrigieren, was gestohlen wurden", sagte er in Richtung des Automobil-Weltverbandes: "Das Rennen hätte nicht gewertet werden dürfen." Über Piquet, der als Kronzeuge straffrei geblieben war, sagte Massa: "Was er getan hat, war sehr negativ. Er selber sagt das ja jetzt auch. Für mich ändert sich aber dadurch nichts. Ich hatte schon vorher keine große Freundschaft mit ihm."

In dem Ferrari-Statement kündigte Massa dann an, dieses Kapitel endlich schließen zu wollen, nachdem er zuvor schon zugegeben hatte: "Nach so langer Zeit, nach all dem, was passiert und gesagt worden ist, wäre es mir auch nicht lieb, den Titel in meiner Sammlung zu haben."

Deutsche Kollegen glauben nicht an Vettel

Deutsche Kollegen glauben nicht an Vettel

Deutsche Kollegen glauben nicht an Vettel
Selbst seine deutschen Fahrerkollegen halten einen Husarenstreich von Sebastian Vettel im WM-Titelkampf für eher unwahrscheinlich - komplett ausschließen wollen sie ihn aber nicht. "Sag niemals nie", meinte Nico Rosberg vor dem möglicherweise entscheidenden Formel-1- Rennen um die WM-Krone 2009. Und auch Timo Glock, nach seinem Japan-Unfall im Toyota zum Zuschauen in der deutschen Heimat an diesem Sonntag beim Großen Preis von Brasilien verdammt, sagte: "Es wird verdammt eng, aber wer weiß?!"

Die Fakten sprechen indes klar gegen Vettel. Sechs Punkte und Jenson Button fährt seinen ersten WM-Titel am Sonntag in Sao Paulo unbeirrt und sogar vorzeitig ein. Vettel ist bereits aus dem WM-Rennen, wenn der WM-Primus im Brawn-Mercedes nur vier Zähler einsackt. Deren 17 muss der Heppenheimer (69) auf dem dritten Gesamtrang hinter Buttons Teamrivale Rubens Barrichello (71) liegend in den beiden Rennen in Brasilien und am 1. November in Abu Dhabi auf den 'Über-Brawnie' der ersten Saisonhälfte aufholen.

"Sein Rückstand ist schon recht groß, er hat deutlich geringere Chancen als die Brawn-Piloten, insbesondere geringere als Jenson, der den Titel praktisch in der Tasche hat, wenn er fehlerlos durchkommt", sagte BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld. "Es ist möglich, aber ich denke, dass es sehr unwahrscheinlich ist", meinte Williams-Pilot Rosberg. "Das wird ganz schwer für Sebastian. Er hat eine Super- Aufholjagd gestartet, aber ich glaube, es reicht nicht", befand Force-India-Fahrer Adrian Sutil. "Jenson Button war die gesamte Saison sehr beständig, und er braucht lediglich vier Punkte. Ich bin mir sicher, dass er das schaffen wird", ergänzte Rosberg.

Haug traut Vettel das Wunder zu

Die jüngere Vergangenheit - Kimi Räikkönen holte vor zwei Jahren 17 Punkte auf Lewis Hamilton auf - lehrt aber: Es ist möglich. Heidfeld und Rosberg meinen, dass diese Tatsache Button ein wenig nervös machen könnte. "Das Beispiel zeigt, dass niemand vorhersehen kann, was passiert. Und es zeigt, dass alles passieren kann. Außerdem erhöht diese Erinnerung den psychischen Druck auf Jenson", sagte Heidfeld. "Es könnte Sebastian Vettel ein bisschen helfen", meinte Rosberg. Und Glock betont: "Das unterstreicht ja nur, dass es noch funktionieren kann mit Vettel!" Sutil meint hingegen: "Jenson ist erfahren genug, um sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ich glaube nicht, dass ihn das beunruhigt."

Für Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ist das Silberpfeil-Trauma vom Titelkampf 2007 "mittlerweile Schnee von vorgestern". Glaubt er aber noch an eine erfolgreiche Aufholjagd Vettels, den McLaren-Mercedes gern unter seine Fittiche genommen hätte? "Ich traue das Sebastian zu. Hätte für ihn alles geklappt, könnte er schon viel mehr Punkte haben, er fährt eine Weltklasse-Saison", lobte Haug den 22-Jährigen Heppenheimer, der durch eigene Fahrlässigkeiten, aber auch Malaisen mit dem Renault-Motor zwischen 30 und 40 Punkte schätzungsweise auf der Strecke liegen ließ.