Freitag, 30. Oktober 2009

Trulli vs. Sutil

Trulli: "Ich weiß nicht, ob du blind bist"

Trulli: Ich weiß nicht, ob du blind bist
Von wegen gewöhnliche Pressekonferenz: Adrian Sutil und Jarno Trulli haben sich am Donnerstag in Abu Dhabi ein erbittertes Wortgefecht auf dem Podium wegen ihres Unfalls vor zwei Wochen in Brasilien geliefert. Toyota-Pilot Trulli, der nach dem Crash in Brasilien schon wutentbrannt auf den Gräfelfinger losgestürmt war, beschimpfte Sutil: "Ich weiß nicht, ob du blind bist."

Doch Sutil, sichtlich entrüstet ob des neuerlichen verbalen Angriffs des Routiniers aus Italien, konterte: "Ich weiß nicht, wie lange du die Regeln lernen willst." Selbst die beiden vor den Streithähnen platzierten Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen und Fernando Alonso konnte sich ein Schmunzeln angesichts der scharfen Wortscharmützel nicht verkneifen.

Vettel will den Vize-Titel

Vettel will den Vize-Titel

Vettel will den Vize-Titel
Für das Saison-Finale in der Wüste hat sich Sebastian Vettel noch einiges vorgenommen. Auf einer Rennstrecke wie in einem Märchen aus "1001 Nacht" will der 22-Jährige die beste Formel-1-Saison seiner Karriere als Kronprinz abschließen. "Für mich ist das deshalb kein Schaulaufen. Es geht noch um den zweiten Platz, den will ich festigen", sagt der Red-Bull-Pilot vor dem Rennen 2009 am Sonntag (14:00 Uhr live bei sport.de und RTL) in Abu Dhabi.

Die Enttäuschung über den verpassten WM-Titel hat Vettel immer noch nicht komplett verarbeitet. "Ich bin ja in der Formel 1, um zu gewinnen. Und jede Chance, die du nicht nutzt, ist eine verpasste", sagte Vettel. Aus diesem Grund überwiege bei ihm auch das Gefühl, dass er die WM verloren habe. Aber auch der frisch gekürte Weltmeister Jenson Button will beim Finale nicht langsamer angehen lassen, obwohl es für ihn eigentlich um nichts mehr geht.

Barrichello will Vettel noch verdrängen

Es sei ein tolles Gefühl, mit dem WM-Titel in der Tasche ein Rennen zu fahren, sagt der Brite nach einem fast zweiwöchigen Feier-Marathon: "Wir wollen diese Saison mit einem guten Resultat ausklingen lassen. Wir können es jetzt aber etwas entspannter angehen." Buttons Teamkollege Rubens Barrichello, der wahrscheinlich sein letztes Rennen für Brawn fährt, möchte Vettel in der WM-Wertung noch vom zweiten Platz verdrängen. "Die Saison war für mich schon jetzt wie ein Märchen, der Vize-Titel wäre viel mehr, als ich mir jemals erträumt hätte", sagt der Brasilianer, der 2010 vermutlich mit Williams-Pilot Nico Rosberg das Cockpit tauschen wird.
1
Hinter dem uneinholbaren Button (89 Punkte) trennen Vettel und den drittplatzierten Barrichello im WM-Klassement nur zwei Zähler (74:72). Sollte Vettel in Abu Dhabi vor dem Brasilianer ins Ziel kommen, hätte er den zweiten Gesamtrang in jedem Fall behauptet. Red-Bull-Teamchef Christian Horner blickt bereits nach vorn und träumt von glorreichen Zeiten mit Vettel: "Er hat ganz klar die Fähigkeit, Weltmeister zu werden - entweder 2010 oder 2011."

Vettel: Haben in diesem Jahr viel gelernt

Vettel zieht seine Saisonbilanz mit gemischten Gefühlen. "Wenn du die WM gewinnen willst, dann darfst du dir einfach nicht so viele Ausfälle leisten", sagt der 22-Jährige: "Wir haben dieses Jahr aber viel gelernt. Immerhin war es für mich und das Team das erste Mal, dass wir um die WM gekämpft haben." Horner freut sich jedenfalls auf die weitere Zusammenarbeit mit Vettel. "Sebastian ist ein sehr junger Kerl, der mit einer riesigen Portion Talent gesegnet ist. In meinen Augen hat er in diesem Jahr einen sensationellen Job gemacht", sagt der Red-Bull-Teamchef, der aber auch weiß: "Die Messlatte für 2010 liegt höher als zu Beginn dieser Saison."

Vettel freut sich wie seine Fahrerkollegen auf das WM-Finale, das gleichzeitig eine Weltpremiere für die Formel 1 ist. Das Start erfolgt um 17.00 Uhr Ortszeit noch bei Tageslicht, danach rast der PS-Zirkus mit Spitzengeschwindigkeiten von knapp 330 km/h auf der mit 1.173 Metern längsten Gerade im WM-Kalender in den malerischen Sonnenuntergang. Gegen Rennende um 18.30 Uhr ist es auf der vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfenen Anlage bereits finster, doch riesige Flutlichter weisen den Fahrern dann den rechten Weg.

Rosberg fährt letztes Rennen für Williams

Rosberg sagt in Abu Dhabi "Servus"

Rosberg sagt in Abu Dhabi Servus
Nico Rosberg hat seinen Abschied bei Williams endlich offiziell gemacht, für welches Team er im kommenden Jahr Gas geben wird, verriet er aber noch nicht. Vor den deutschen Medienvertretern wand sich der 24-Jährige im Fahrerlager des Yas Marina Circuit von Abu Dhabi wie ein Aal um eine Aussage und wettete sogar gegen seinen Abschied. Vor britischen Kollegen ließ er dann die Katze aus dem Sack. "Das ist mein letztes Rennen für Williams", sagte Rosberg drei Tage vor dem Großen Preis von Abu Dhabi: "Und das ist es wirklich", betonte er.

Wohin der 69-malige Grand-Prix-Starter geht, verriet er jedoch nicht. Nur soviel: Rosberg - beste Platzierung war Rang zwei 2008 in Singapur - will in einem siegfähigen Auto sitzen. Kein Wunder, dass alle damit rechnen, dass er bei Konstrukteursweltmeister BrawnGP einsteigt und dafür Rubens Barrichello zu Williams wechselt. Möglichkeit zwei wäre ein Engagement bei McLaren-Mercedes.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte jüngst die Spekulationen angeheizt, als er meinte, Rosberg sei im nächsten Jahr auf jeden Fall in der Formel 1. Prompt wurde gemutmaßt, das Haug Bescheid wisse. Und da ebenfalls spekuliert wird, dass Mercedes aus der Exklusiv-Kooperation mit McLaren aussteigen und mit Brawn quasi ein Werksteam aufbauen will, scheint Rosbergs Weg zur zweiten Formel- 1-Station seiner Karriere vorgezeichnet.
Am Wochenende der Abschiede der Formel 1 sagt Rosberg dem Williams-Team auch mit einem "komischen Gefühl" Goodbye. "Ich kann diese Gelegenheit nur nutzen, dem Team zu danken, denn alles in allem denke ich, dass es viel Gutes für meine Karriere getan hat", sagte Rosberg. Er bedankte sich ausdrücklich bei Teamchef und Mitbesitzer Frank Williams und dessen engsten Mitarbeitern. "Sie haben meine Karriere all die Jahre unterstützt", so der Wiesbadener mit Wohnsitz Monaco.

Warum der Pilot in der deutschen Medienrunde keine Antworten auf die Frage nach seinem Verbleib bei Williams geben wollte, indes mit einem Vertreter der Zunft sogar um ein Bier wettete, dass er bleibe, ist Rosbergs Geheimnis. Seit Brasilien weicht er den Fragen nach seiner Zukunft aus: Dazu sage ich nichts, so sein zum Standard gewordener Satz - bis Donnerstag in Abu Dhabi. Der Brasilianer Barrichello hatte indes immerhin schon Kontakte zu Williams bestätigt. Da bei dem britischen Team aber auch der Japaner Kazuki Nakajima keine Zukunft mehr haben dürfte, ist zudem ein Cockpit für GP2-Champion Nico Hülkenberg frei. Der Pilot aus Emmerich würde dann vom Test- und Ersatzpiloten zum Stammfahrer aufsteigen.

Und aus deutscher Sicht eventuell für einen Rekord in der Historie der Formel 1 sorgen: Erstmals könnten nämlich sage und schreibe sechs Piloten mit Kennzeichen D im Jahr 2010 am Start sein. Während Sebastian Vettel seinen ohnehin 2010 gültigen Vertrag bei Red Bull bereits verlängerte, müssen Nick Heidfeld, Timo Glock und Adrian Sutil ihre Zugehörigkeit zur PS-Eliteliga aber erst noch klären.

Silberpfeil-Ehe schon in Abu Dhabi zu Ende?

Endet die Silberpfeil-Ehe schon in Abu Dhabi?

Endet die Silberpfeil-Ehe schon in Abu Dhabi?
Gehen Mercedes und McLaren schon nach dem Saison-Finale in Abu Dhabi getrennte Wege? Das Ende der 14-jährigen Partnerschaft könnte jedenfalls schneller kommen als erwartet, vielleicht schon am kommenden Wochenende. Angeblich arbeiten die Anwälte von McLaren und Mercedes hinter den Kulissen bereits an den Modalitäten für die Trennung. Das berichtet die Zeitschrift 'Auto Bild motorsport'. Fakt ist: Für den letzen GP des Jahres haben sich sowohl Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche als auch der langjährige Teamchef Ron Dennis angekündigt.

Obwohl Dennis Anfang des Jahres als Teamchef zurückgetreten ist, gilt der 62-Jährige noch immer als der mächtigste Mann der McLaren Group, zu der auch das Formel-1-Team gehört. Mercedes hält 40 Prozent an der Gruppe und kommt zur Hälfte für verschiedene Ausgaben des Rennstalls auf - unter anderem für die Fahrergehälter. "Wir haben eine exklusive Verbindung mit McLaren und McLaren mit uns", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zu Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der vertraglich bis Ende 2011 laufenden Partnerschaft.

Dennis blockiert Motoren-Deal mit Red Bull

Allerdings soll es schon seit lange zwischen Haug und Dennis kriseln. Angeblich verhindert der Brite mit seinem seit Wochen den Abschluß eines neuen Motorenvertrags mit Red Bull. Denn: "Wenn McLaren etwas mit einem weiteren Partner machen will, müssen wir zustimmen. Wenn wir etwas machen wollen, muss McLaren zustimmen", erläuterte Haug. Das betrifft auch den geplanten Einsteig von Mercedes bei Brawn GP.

2012 soll Schluss sein

Gerüchten zufolge will Mercedes 75 Prozent des Rennstalls von Ross Brawn übernehmen und ein Werksteam um den deutschen Piloten Nico Rosberg aufbauen. Dass Mercedes bei McLaren in Fahrerfragen offenbar nicht das Mitspracherecht hat, dass sich der deutsche Autobauer wünscht, ist ein weiteres Argument, dass für einen Wechsel zu Brawn GP spricht. Seine Sympathien für das Weltmeister-Team bekunden die Stuttgarter seit dem Titel-Gewinn nicht nur verbal, sondern auch mit einer Anzeigenkampagne.

Mercedes flirtet ganz offen mit Brawn GP

Zum DTM-Finale auf dem Hockenheimring hatte Mercedes riesige Transparente mitgebracht, auf denen überlebensgroß ein jubelnder Jenson Button zu sehen war, daneben die Botschaft: "Machen Sie es wie Brawn GP: Verwenden Sie Orginalteile von Mercedes-Benz." Darüber hinaus wurde auch in internationalen Medien Anzeigen geschaltet. Dennis dürfte das sicher nicht geschmeckt haben. Ex-McLaren-Pilot David Coulthard jedenfalls wunderte sich darüber, wie offensiv Mercedes den Titel-Gewinn mit Brawn GP feierte.

"Ich war überrascht, dass Mercedes den Sieg von Jenson Button und Brawn so sehr promotet", zitiert 'Auto Bild motorsport' den Schotten. "In der Vergangenheit wäre es in einer Partschaft mit McLaren nie möglich gewesen, ein anders Team so sehr zu unetrstützen." Ein weiteres Indiz dafür, dass auf einen tiefen Bruch und eine baldide Trennung zwischen Mercedes und McLaren hindeutet. "Es gibt viele Gerüchte", wiederholt Haug seit Wochen gebtsmühlenartig, noch sie "nichts spruchreif". Ein klares Dementi hört sich anders an.

Interview mit Norbert Haug

"Damit konnte natürlich niemand rechnen"

Damit konnte natürlich niemand rechnen
Hand aufs Herz: Haben Sie vor der Saison jemals geglaubt, dass Sie mit ihrem neuen Kundenpartner BrawnGP auf Anhieb den Weltmeister- Titel in der Fahrer- und Konstrukteurswertung holen würden?
Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): Damit konnte natürlich niemand rechnen. Ich dachte wohl, dass dieses Team ein starkes Auto und starke Fahrer hat und vorne mitkämpfen kann - als WM-Tipp standen sie bei mir so wenig auf der Liste wie wohl bei allen anderen. Umso schöner ist, was erreicht wurde. Das Team stand vor einer total unsicheren Zukunft - oder vor gar keiner. Erst am 5. Dezember fragte man bei uns um das Motorleasing nach - drei Monate später wurden Bestzeiten gefahren, vier Monate später hatte BrawnGP bereits die ersten beiden Grand Prix der neuen Saison gewonnen.

Es wird immer wieder spekuliert, dass die Kooperation mit BrawnGP weiter ausgebaut werden könnte. Werden die Fans den Namen Mercedes nächstes Jahr als offizielle Teambezeichnung hören und lesen können, welche Bedeutung hätte es für Sie?
Norbert Haug: Dazu gibt es nichts Neues zu sagen. Nur soviel: Wir haben Optionen, wie wir uns in der Formel 1 präsentieren. Und wir haben längerfristige Abmachungen mit unserem Partner McLaren.

Auch in Sachen Fahrer wird mächtig spekuliert - Nico Rosberg zu BrawnGP, Kimi Räikkönen zurück zu ihrem langjährigen Partner McLaren. Wann werden die Entscheidungen fallen und welche wären Ihnen am liebsten?
Norbert Haug: Zu Spekulationen können und wollen wir uns nicht äußern. Es wird sich alles klären, und wir bitten Sie um Ihr Verständnis dafür, dass wir Vertraulichkeit in all unseren Verhandlungen vereinbart haben.

Alle Mercedes-Teams mit mindestens einer Pole

In diesem Jahr hat ihr neuer Kunde BrawnGP den alten, sprich langjährigen Partner McLaren in der WM-Wertung abgehängt. Werden nächstes Jahr beide von Beginn an auf Augenhöhe fahren und wo sehen Sie die in der zweiten Saisonhälfte starken Force India?
Norbert Haug: Es ist natürlich schön, dass alle Teams, die mit unseren Motoren fahren, mindestens eine Pole-Position und einen Podiumsrang erzielt haben. Damit war in dieser Durchgängigkeit nicht zu rechnen. Force India ist die Aufsteigermannschaft des Jahres in der Formel 1, BrawnGP mit Jenson Button Weltmeister und als Team Konstrukteursweltmeister; und Vodafone McLaren Mercedes ist die Mannschaft der zweiten Saisonhälfte mit mehr Punkten in den letzten sieben Rennen als jede andere Mannschaft seit dem ersten Sieg - dem historischen ersten mit KERS-Hybrid Ende Juli in Ungarn - für Lewis Hamilton und unser Team.

Wie sehr helfen die WM-Titel für BrawnGP und die in der zweiten Meisterschaftshälfte sehr guten Resultate ihrer weiteren Formel-1- Partner McLaren und Force India, um in den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten das Engagement in der Königsklasse vor Kritikern möglicherweise auch im eigenen Unternehmen zu rechtfertigen?
Norbert Haug: Wir haben mit BrawnGP und mit Force India Geld verdient. Wir haben unsere Kosten für die Formel 1 vom letzten auf dieses Jahr um 30 Prozent gesenkt und unsere Motoren haben 10 der bisherigen 16 Grand Prix-Sieger angetrieben, und neunmal in 16 Rennen sind die Mercedes getriebenen Fahrzeuge aus der Pole-Position gestartet. 62 Prozent aller Führungsrunden wurden mit Mercedes getriebenen Fahrzeugen absolviert. Eine wunderbare Bilanz mit weltweit bester öffentlicher Resonanz und so gesehen unter schwierigsten Bedingungen unser bestes Motorsportjahr mit dem bisher besten Preis/Leistungsverhältnis. Und wir werden uns weiter steigern und noch mehr Geld einsparen.

Was erhoffen Sie sich vom letzten Rennen und dann vor allem von der kommenden Saison?
Norbert Haug: Wir hoffen, vorne dabei zu sein, beim letzten Rennen und während der ganzen nächsten Saison.

Wird es dann zu einem Rennen unter Mercedes-Partnern kommen?
Norbert Haug: Das gab es schon in diesem Jahr und das wird es hoffentlich auch im nächsten geben - und ganz bestimmt werden uns die Konkurrenten dabei nicht alleine lassen.

Die Strecke in Abu Dhabi

Eine Strecke der Superlative

Eine Strecke der Superlative
Der deutsche Formel-1-Architekt Hermann Tilke hat die neue Rennstrecke in Abu Dhabi entworfen. An Geld und Superlativen wurde nicht gespart. Der 5,554 Kilometer lange Kurs führt sogar durch ein Hotel am Hafen von Yas Island, einer vorgelagerten Insel in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Infrastruktur wurde komplett neu geschaffen. Edle Hotels, Restaurants und weitere Freizeitmöglichkeiten sollen den Zuschauern den Besuch so angenehm wie möglich machen.

"Innovation. Schönheit. Komfort. Ob für Fahrer, Teams oder Zuschauer, der Yas Marina Circuit wurde entworfen für eine unvergessliche Erfahrung", wird auf der Homepage des Kurses geworben. Die Strecke bietet eine 1.173 Meter lange Gerade, die Fahrer werden ihre Rennwagen auf bis zu 320 Stundenkilometer beschleunigen. 50 000 Zuschauer haben Platz; das Rennen war eine Woche vor dem Start bereits ausverkauft.

1
Spektakulär: Der Kurs schlängelt sich durch das Yas Hotel, einen modernen Bau, der sich aus der Vogelperspektive wie ein riesiger Wal vom Hafen ins Inselinnere erstreckt. Von einer Brücke aus, die die Hotelabschnitte verbindet, haben die Besucher freien Blick auf die Boliden. Ebenso ungewöhnlich: ein Tunnel am Ende der Boxengasse.

Die Strecke, die vertraglich vorerst bis 2016 Schauplatz der Formel 1 sein wird, ist zum einen Stadtkurs, zum anderen besteht sie aus einem fixen Parcours. Für die Automobilbauer ist Abu Dhabi ein weiterer willkommener Werbeort für die neuesten technischen Errungenschaften der höchsten Rennklasse. Ferrari hat sogar einen eigenen Themenpark aus dem Sand gestampft. Berater Michael Schumacher wird für die Scuderia ebenfalls vor Ort sein.

BMW sagt leise servus

BMW sagte leise servus

BMW sagte leise servus
Sebastian Vettel will den Vize-Titel, BMW sagt Servus. Während sich der bayerische Automobilbauer beim emotionalen Formel-1-Finale traurig aus der 'Königsklasse' verabschieden muss, will sich der Red-Bull-Pilot bei der Premiere in Abu Dhabi wenigstens mit der Vize-Weltmeisterschaft trösten. Von Schaulaufen keine Spur, obwohl Jenson Button und sein Brawn-GP-Team bereits seit Brasilien als Weltmeister feststehen. Vettel setzt beim Großen Preis im Wüstenstaat trotzdem voll auf Angriff: "Was mich angeht, will ich versuchen, den zweiten Platz zu festigen. Also volle Attacke noch mal zum Schluss."

Während Vettel im nächsten Jahr Button die Krone entreißen will, heißt es für BMW nach 70 Grands Prix Schluss, Ende, Aus. "Wir fahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Abu Dhabi", sagte Motorsportchef Mario Theissen. Freude, weil die Piloten und Teams ein spektakuläres Ambiente am neuen Formel-1-Standort Yas Marina Circuit mit seinem 5,554 Kilometer langen Kurs erwartet. "Aber wir werden natürlich auch mit Wehmut dorthin aufbrechen", räumte Theissen ein. Bislang sei die Abschiedsstimmung bei ihm "irgendwie noch nicht angekommen", sagte Nick Heidfeld. "Aber das wird sich in Abu Dhabi sicher ändern und wahrscheinlich heftig werden." Der 32 Jahre alte Rennfahrer ist noch auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber.

Alle Deutschen Piloten außer Vettel ohne Vertrag

Unterschiedlicher könnten die Stimmungen nicht sein. Die Formel 1 freut sich auf das Debüt in Abu Dhabi. "Es wird ein historisches Rennen", kündigte der Geschäftsführer des Yas Marina Circuit, Richard Cregan, an. Mit 1.173 Metern bietet der Kurs die längste Gerade im WM-Kalender. Die Strecke des deutschen Architekten Hermann Tilke führt sogar durch eine Hotelanlage. Mit 50 000 Zuschauern am Sonntag (14.00 Uhr/RTL) ist der 17. und letzte Grand Prix der Saison bereits ausverkauft. Gestartet wird bei Tageslicht um 17.00 Uhr Ortszeit und in den Sonnenuntergang hineingefahren. "Das wird eine neue Erfahrung", sagte Vettel.

Beim ersten Lauf in Abu Dhabi heißt es aber andererseits nicht nur für BMW Abschied nehmen. Während Button nach Ansicht von Teamchef Ross Brawn "zu 99 Prozent" seinen Vertrag - angebliches Angebot: acht Millionen Euro pro Jahr - verlängern wird, sagen unter anderem Fernando Alonso Renault 'au revoir' und Kimi Räikkönen Ferrari 'arrivederci'. Zudem stehen alle deutschen Piloten außer Vettel vor dem Finale ohne neuen Vertrag da.

Heidfeld, Nico Rosberg (Williams) und Adrian Sutil (Force India) können sich in der heißen Phase der Verhandlungen wenigstens noch einmal empfehlen. Nicht so Timo Glock. Der 27-Jährige muss passen. Die Verletzungen (Rücken und Kniekehle) vom schweren Unfall am 3. Oktober in Japan lassen einen Start des Toyota-Piloten nicht zu. Vertragsklarheit erhofft sich sein Manager Hans-Bernd Kamps dennoch in den kommenden 14 Tagen.

Vettel will in Abu Dhabi noch einmal zuschlagen. Drei Siege gelangen dem 22-Jährigen in diesem Jahr. Nach der vorzeitigen Titelentscheidung in Sao Paulo zu seinen Ungunsten musste er erstmal den Frust verdauen. "Der schlimmste Moment war nach dem Rennen, einfach zu wissen, dass man aus der Titelentscheidung raus ist", gestand Vettel. Auf die neue Wüstenstrecke bereitete sich der Red-Bull-Pilot im Simulator vor. Vettel (74) hat auf den drittplatzierten Button-Teamkollegen Rubens Barrichello (72) im zweiten Brawn-Mercedes zwei Punkte Vorsprung. "Ich bin topmotiviert, zuerst fürs Rennen in Abu Dhabi und auch für nächstes Jahr", sagte er.