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Mittwoch, 17. Februar 2010

Zweite Technik: Tagebuch

Sie schreiben nun also jeden Tag Ihre Morgenseiten, aber natürlich werden Sie noch viel öfter zur Feder greifen als nur in der Früh. Den ganzen Tag über schreiben Sie absolut jedes Mal, wenn Sie essen - und auch immer, wenn Sie Lust auf etwas zu essen bekommen. Es geht bei dieser Technik nicht darum, ein Urteil zu fällen. Es geht um Exaktheit.

Viele Leute wissen nicht genau, was sie an einem bestimmten Tag zu sich nehmen. Wir fühlen uns entmutigt, weil wir zunehmen, obwohl wir uns so anstrengen, an Gewicht zu verlieren.

Führen wir ein Tagebuch, bleibt in unserem Leben kein Raum für Ratespiele und Wunschdenken mehr. Wir haben stattdessen Fakten vor uns: Wir wissen, was wir gegessen haben. Und sobald wir das Tagebuch immer sinnvoller zu handhaben verstehen, wird uns auch klar, aus welchem Grund wir etwas Bestimmtes gegessen haben.

So ein Tagebuch ist einfach und klar. Sie notieren darin nun also jeden Happen, den sie zu sich genommen haben. Und Sie schreiben auf, was sie empfunden haben, als sie sich versucht fühlten etwas zu essen.

Sehr oft werden Sie feststellen, dass Sie essen, anstatt etwas Kreatives zu tun.

Es muss gar nichts Großartiges sein. Es kann sich um etwas so simples handeln, wie das Zimmer aufräumen. Aber es kann natürlich auch etwas komplizierteres sein, wie zum Beispiel ein schwieriges Telefonat, das man führen muss.

Egal worum es sich handelt: Sie werden sicher oft feststellen, dass Sie essen, um sich Ihre Klarheit zu trüben und Ihr Handeln zu unterbringen.

Wer könnte, wenn der Blutzuckerspiegel in die Höhe geschossen ist und man regelrecht high ist, schon noch genau sagen, was als Nächstes zu tun ist?

Wie oft hat ein dickes Eis schon eine Handlung in Ihrem Leben ersetzt?

Abnehmen ist ein Prozess. Am besten verläuft er allmählich und sanft - und zwar so sanft, dass er kaum wahrnehmbar ist. Eines Tages sind wir dann "plötzlich" schlanker. Unsere Kleidung sitzt lockerer. Wir haben mehr Energie. Wir fühlen uns authentischer.

Wir haben abgenommen - wir haben es nach wiederholten, erfolglosen Versuchen nun wirklich geschafft. Wir haben schließlich den richtigen Dreh gefunden, der uns hilft, unsere überflüssigen Pfunde loszuwerden. Der Dreh, der bei mir und meinen Studenten den besten Erfolg zeigt, basiert auf Worten.

Zwischen einen Fressanfall und uns stellen wir Worte.
Wir geben unserem Gefühlschaos Worten.
Wir benennen unsere innere Landschaft.
Und dieser Prozess einer exakten Selbstdefinition ist spannend!

Dazu führen wir nun also ein Tagebuch, das allerdings erheblich mehr enthält als nur unsere Essgewohnheiten - oder unseren Kampf, eben nichts zu essen. Beim ersten Anzeichen einer Snack-Attacke wenden wir uns den Seiten zu. Den Stift in der Hand erkunden wir unsere beunruhigenden Gelüste. "Ich will etwas essen", schreiben wir auf das Blatt. Und dann schreiben wir weiter. Es hagelt die Offenbarungen nur so aufs Papier. Egal wann wir essen wollen und was, wir halten es schriftlich fest.

"Ich will etwas essen" übersetzt sich bald zu etwas konkreterem. Zum Beispiel: "Ich habe gerade an John gedacht, und da wollte ich meine Verlustgefühle zustopfen. Mir fehlt John noch immer." Oder: "Dieser neue Job ist aufregend, aber ich stehe so im Rampenlicht, dass ih das ein bisschen bedrohlich finde."

Wenn wir die Schatten, die auf unsere innere Landschaft fallen, zulassen, verlieren sie die Macht, uns Angst einzujagen oder zu sabotieren. Wir können dann damit leben, dass John uns fehlt. Wir können auch mit dem Stress in unserem neuen Job leben - und zwar ohne uns ein dickes Eis zu genehmigen.

Nicht alle Gefühle, die uns zur Keksdose greifen lassen, sind negativ. Manchmal bringen uns auch gute Nachrichten total durcheinander.

Stress fördert Essen als eine Art der Selbstverteidigung, und dieser Stress kann durch etwas Neues, Positives im Leben kommen, jedoch auch durch Altes, Negatives. Uns "fehlt" John ja vielleicht noch immer, aber es ist ebenso wahrscheinlich, dass unser neuer, anspruchsvoller Job uns nervös macht und dass die Nerven dann eine Snack-Attacke auslösen.

Sehen wir uns mit Selbstsabotage konfrontiert, würden wir alle am liebsten losheulen, aber wir können auch etwas erheblich Produktiveres tun: Wir können schreiben. Gleich früh am Morgen können wir unsere Morgenseiten verfassen. Mittags können wir anstatt nach einem gewaltigen Mittagessen zu unserem Tagebuch greifen und darin die Ereignisse und Gefühle festhalten, die sich an diesem Tag bislang eingestellt haben.

Auch wenn sich das Tagebuchschreiben anfangs fremd und irgendwie aufdringlich anfühlt, wird es bald zu einer natürlichen und unverzichtbaren Quelle, die uns Mut macht; außerdem avanciert das Tagebuch zu unserem ständigen Begleiter.

Für mich selbst wurde mein Tagebuch zu meinem ständigen Begleiter, zu meinem besten Freund, dem ich meine intimsten Gedanken anvertraute - vor allem, wenn ich beruflich unterwegs war. Wenn ich zu meinem Tagebuch griff anstatt nach etwas Essbarem, stellte ich fest, dass ich über eine enorme Gefühlspalette verfügte, die ich zuvor nicht gewürdigt hatte.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich mich auf Lesereisen mittags überesse, weil ich oft gelangweilt bin wegen der immer neuen Hotelzimmer und weil mir der Tag "zu lang" vorkommt. Indem ich meine Gefühle in das Tagebuch schrieb, wurde mir bewusst, dass mir ein wirklich gutes Buch als Gegenmittel gegen meine Melancholie zur Mittagszeit helfen könnte. Ich las etwas Köstliche, anstatt es zu essen. Ich konnte es kaum erwarten, jeden Tag ein Stück weiterzulesen. Ich kam zu dem Schluss, dass mein Appetit auf Worte größer war als mein Hunger auf üppiges Mittagessen. Das Tagebuchschreiben lehrte mich, dass ich aus Langeweilge zum Essen griff: Wenn ich nicht gelangweilt war, hatte ich auch keinen Hunger.

Für viele ist das Tagebuch ein erster Schritt in Richtung Abenteuer. Wenn wir unsere Gedanken und Wahrnehmungen aufzeichnen, stellen wir fest, dass wir viel interessanter sind, als wir gemeint haben. Sobald wir erkennen, dass jeder Tag voll von winzig kleinen Situationen ist, die uns vor die Wahl stellen, wir wir handeln wollen, reagieren wir auf das Leben eher in der Art und Weise, wie wir uns das selbst wünschen, und nicht mehr als unglückselige Opfer.

Erste Technik: Morgenseiten (3)

Alan begann mit seinen Morgenseiten, als er einen Kurs zum Thema "Der Weg des Künstlers" belegte. Zwölf Wochen lang schrieb er jeden Morgen und beobachtete mit gewisser Erfurcht, wie sich sein normales Leben veränderte. Viele Jahre lang hatte er davon geträumt, als Dramaturg zu arbeiten. Aufgrund der drängenden Morgenseiten versuchte er sich nun an ein paar kurzen Monologen - um sie dann mit großem Erfolg öffentlich vorzulesen.

Nun würde man annehmen, dass Alan bei einem derartigen Erfolg sicher an seiner neuen Errungenschaft festhalten würde. Doch weit gefehlt, als der Kurs zu Ende war, gab Alan seine Morgenseiten auf.

Doch mit den Morgenseiten gab Alan auch sich selbst auf. Er hörte nicht länger auf die Anleitung, die aus ihnen kam, sondern nahm einen neuen einflussreichen Job in einem Bereich an, den er nicht sonderlich schätzte. Das Einzige, was ihm daran gefiel, war eigentlich das Gehalt.

Frustriert und etwas beschämt, fing Alan an, mehr zu essen, als ihm guttat. Er hatte einen ständigen Vorrat an Snacks in seiner Schreibtischschublade im Büro, und immer wenn sein Gewissen an ihm nagte, griff er nach etwas zum Naschen.

Bevor ihm klar wurde, was da eigentlich lief, hatte Alan bereits fünfundzwanzig Pfund mehr auf den Rippen. Er war schon immer ein bulliger Typ gewesen, aber jetzt war er ein Brocken. Als Alan und ich uns über den Weg liefen, schlug ich ihm vor, seine Morgenseiten wieder aufzunehmen; vielleicht könnte er damit ja herausfinden, was ihn auffraß und weshalb er die Notwendigkeit empfand, sich zu überessen.

"Ich weiß nicht, warum ich je damit aufgehört habe", antwortete Alan rasch. Innerhalb von nur drei Wochen, als er sich wieder seinen Morgenseiten widmete, bekam er seine Essgewohnheiten wieder in den Griff. Er hörte auf, seine Schreibtischschublade zu einer Art Außenstelle seines Kühlschranks zu machen. "Ich hasse diesen Job wirklich", gab er zu. "Ich glaube, ich habe mich selbst verkauft, als ich ihn angenommen habe." Auf Drängen seiner Morgenseiten reichte Alan seine Kündigung ein; er war entschlossen, sich eine neue Stelle zu suchen, die mit seinem Wertesystem besser in Einklang stand. Er fing auch wieder an zu schreiben, und erneut hatte seine Monologe Erfolg beim Publikum.

"Ich glaube, ich habe den Dreh jetzt raus", sagte Alan bescheiden zu mir. Ich schlug ihm vor, sich einen neuen Job zu suchen, der ihm genügend Energie ließ, um abends seinen schriftstellerischen Ambitionen nachgehen zu können.

Es dauerte nicht lang, und Alan bekam eine Stelle angeboten, die ihm perfekt zu sein schien. Er glaubte an die Firma und an ihre Ziele, und er stellte fest, dass ihn die Arbeit nicht stresste oder auslaugte wie in dem üblen Job zuvor, denn er arbeitete ja in Einklang mit seinen eigenen Wertvorstellungen. Da er in keine Interessenkonflikte geriet, kam Alan zu dem Schluss, dass er durchaus beides konnte: untertags im Büro arbeiten und abends schreiben.

Es sollte nicht lang dauern, bis er dann den Mut hatte, sich an ein ganzes Theaterstück zu wagen - ein langjähriger Traum. "Ich glaube, ich habe meine Lektion gelernt", sagt Alan jetzt. "Ich brauche die Ehrlichkeit und die Selbstreflektion, die die Morgenseiten mir liefern."

"Ich bin kein spiritueller Mensch, aber wie mir scheint, lebe ich jetzt mehr nach spirituellen Gesichtspunkten. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das so gefällt."

"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das so gefällt" ist vielleicht für viele von uns die Grundaussage bei ihrer Arbeit mit den Morgenseiten.

Wenn wir unsere Ängste, unseren Stress und unsere Frustration freisetzen, beginnt sich eine neue Gelassenheit einzustellen. Wir fühlen uns anders und sehen dann auch anders aus. "Was ist denn mit dir passiert", lautet ein Witz, "hast du dir das Gesicht liften lassen oder hattest du Sex?"

Wenn ich so vor meiner Lerngruppe stehe, sind die Wandlungen, die mit den Morgenseiten einhergehen, schon recht erstaunlich. Selbst nach fünfundzwanzig Jahren bin ich noch immer platt, wie sich Menschen unmittelbar vor meinen Augen verändern. Ich bezeichne diesen Prozess als "spirituelle Chiropraktik", denn die Veränderungen erfolgen in genau der notwendigen Richtigung.

Aus meiner Perspektive vorn im Unterrichtsraum ist der verbesserte Gesundheitszustand schnell ersichtlich. Und alles, was meine Studentinnen und Studenten tun ist: Schreiben.

Schreiben korrigiert. Aussichtslose Jobs werden gekündigt. Das Gleiche gilt für aussichtslose Beziehungen. Die Energie wird auf Neues, Produktiveres gelenkt. Träume, die zuerst nicht greifbar waren, liegen plötzlich im Bereich des Möglichen.

Je mehr sich unsere Blockaden lösen, desto mehr blüht unser Leben auf. Nur wenn wir mit uns selbst im Reinen sind, dann leben wir ein Leben, das zu uns passt.

Zu ihrer großen Überraschung fühlen die Menschen sich glücklich beim Schreiben. Sobald wir uns daran gewöhnt haben, ist Schreiben etwas ebenso Natürliches wie Atmen - und fast genauso lebensnotwendig.

Wenn wir unseren Stift über die Seite führen, richten wir den Fokus auf uns selbst. Lang gemiedene Gefühle werden uns vertraut. Die Wahrnehmung wird klarer. Begrenzungen werden aufgehoben. Geführt von unserer Hand - ohne eine jahrelange kostspielige Therapie -, durchbrechen wir ungesunde Verhaltensmuster und Abhängigkeiten. Wir werden wirklich wir selbst - und anderen gegenüber authentischer.

Die Morgenseiten sind ein Weg, um glücklich zu sein.

Und für viele Menschen drückt sich dieses Glück darin aus, dass sie Gewicht abnehmen.

Erste Technik: Morgenseiten (2)

Viele von uns meinen, dass wir beim Schreiben von Morgenseiten anscheinend in Kontakt mit einer Quelle der Weisheit gelangen, die größer ist als wir selbst. Antworten tauchen in unserem Bewusstsein auf, die erheblich klüger sind als unser individuelles Denkvermögen.

Aus diesem Grund bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Morgenseiten eine effiziente Form der Meditation sind - vor allem für die hyperaktiven Menschen im Westen. Die meisten von uns haben ihre Schwierigkeiten mit Meditation im konventionellen Stil. Es fällt uns sehr schwer, uns ruhig hinzusetzen und zwanzig Minuten lang nichts zu tun. Bei den Morgenseiten sitzen Sie ruhig da und tun trotzdem etwas. Dieses Etwas, das Bewegen der Hand über die Seite Papier, ist, was Meditierende als das Aufspüren von "Gedankenwolken" bezeichnen.
Wenn uns Gedanken durchs Bewusstsein gehen, halten wir sie auf den Seiten fest. Es ist seltsam, doch allein der Akt, unsere Anliegen niederzuschreiben, hilft uns schon, diesen Anliegen die richtige Perspektive zu geben.

Wir reduzieren unsere irrationalen Sorgen. Wir betonen unsere legitimen Anliegen. Die Morgenseiten sind ein Prozess des Auslotens. Wir bekommen zuerst auf der Seite und dann in unserem Leben die Dinge in den Griff. Mit den Morgenseiten als Verbündeten konfrontieren wir uns mit schwierigen Themen.

Einige von uns sehen sich plötzlich einem lang geahnten Alkoholproblem gegenüber. Andere geben zu, dass sie das Fernsehen wie ein Narkotium nutzen. Viele stellen fest, dass Essen ihr bevorzugtes Blockademittel ist.

Die Morgenseiten weisen uns die Richtung für unser Wachstum. Sie bringen uns uns selbst nah, und erst das erlaubt uns, echte Nähe mit anderen herzustellen.

Wenn wir bei unseren Seiten das Risiko eingehen, uns ehrlich zu äußern, fällt es und leichter, auch anderweitig ehrlicher zu sein.

Mehr Intensität und Bedeutung sind gängige Erfahrungen von Menschen, die sich entschließen, mit Morgenseiten zu arbeiten. Die Erfahrungist so ähnlich, wie wenn man sich verliebt - doch das Objekt unserer Zuneigung ist jetzt unser Selbst.

Wir werden für uns selbst interessant. Unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen zählen plötzlich. Einen Tag nach dem anderen, Seite um Seite werden wir uns selbst vertrauter, und diese Intimität ist oft ebenso bedrohlich wie spannend. Die Morgenseiten lehren uns, was wir sind - und was uns nicht passt. Zeile für Zeile bringen sie uns unserem authentischen Selbst näher. Bei unseren Morgenseiten hören wir auf, uns zu verstecken. Wir kommen offen zum Vorschein - zumindest auf dem Papier.

"Ich würde wirklich gern einmal versuchen zu ..." schreiben wir. Und dann versuchen wir es! Lang aufgeschobene Träume realisieren sich Schritt für Schritt. Wir entdecken, während wir unsere Hand über die Seite führen, dass eine anderen Hand uns durch unser Leben leitet. Für viele sind die Morgenseiten somit eine spirituelle Erfahrung, wenn wir mit einer höheren Macht in Kontakt kommen.

Für viele Menschen ist dieses Obenaufsein etwas sehr Brüchiges. Wir sehnen uns nach Stabilität, aber wir wissen nicht, wie wir sie erlangen sollen. Die Morgenseiten können als erste effiziente Möglichkeit genutzt werden, uns dorthin zu geleiten. Wir kommen in Kontakt mit etwas, was wir als unseren inneren Mentor bezeichnen. Unser seiner Anleitung sind wir in der Lage, Stabilität zu erlangen, aber auch Risiken einzugehen.

Erste Technik: Morgenseiten (1)

Die erste Technik, wenn Sie sich schlank schreiben wollen, ist ein Verfahren, das ich schon viele Male unterrichtet habe. Es handelt sich dabei um die Grundtechnik schlechthin, um kreative Blockaden aufzulösen wie auch um eine langfristige Gewichtsabnahme zu erreichen.

Sie schreiben jeden Morgen drei Seiten, eine Übung, die ich als "Morgenseiten" bezeichne.

Diese Seiten müssen streng in Form eines Gedankenstroms verfasst sein - also keine "hohe Kunst". Sie lassen einfach Ihre Hand über das Papier gleiten und schreiben nieder, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Auch "Nicht-Gedanken" sind in Ordnung. Erwarten oder fordern Sie keinen Schreibstil von sich. Jeder Stil ist recht.

Lammentieren Sie, meckern Sie, schimpfen Sie, bringen Sie Ihre Sorgen zu Papier - oder feiern Sie. Bei den Morgenseiten können Sie gar keine Fehler machen.

Ihre Seiten hören sich vielleicht griesgrämig oder weinerlich an im Stil von "Ich bin schon wach und möglichte lieber noch zwei Stunden schlafen. Ich hasse meinen Job. Ich hasse meinen Chef. Ich hasse mein Leben, wie ich es momentan eingerichtet habe."

Ihre Seiten klingen vielleicht sorgenvoll und konfus. Vielleicht stellen Sie ja fest, dass Sie verärgert oder traurig sind. Das ist schon in Ordnung. Es ist wirklich in Ordnung.

Ihre Aufgabe besteht lediglich darin, zu Papier zu bringen, wie es gerade um sie steht.

Was Sie mir Ihren Seiten erreichen wollen, lässt sich in der Zwölf-Schritte-Terminologie als in "Fluss geraten" bezeichnen. Sie sind sich auf der Spur, um exakt festzustellen, was Sie empfinden und denken. Allein schon die Redewendung "in Fluss geraten" ist interessant. Weil wir nämlich genau das tun. Wir zapfen den Energiefluss in unserem Leben an, den Strom dessen, was und wer wir sind.

Wenn ich in Fluss gerate, fühle ich mich lebendiger. Ich weiß, wer ich bin, wovon ich mir mehr wünsche und wovon ich weniger brauche. Wenn ich meine Morgenseiten schreibe, zapfe ich eine kreative Energie an, die wie ein unterirdischer Fluss durch mein Leben strömt.

Eine der ersten Früchte, die die Morgenseiten abwerfen, ist ein Anstieg der Kreativität in vielerlei Hinsicht. Wohnungen werden gestrichen. Vorhänge werden aufgehängt. Längst überfällige Briefe werden geschrieben. Kunstformen, die uns abhanden gekommen sind oder die wir vergessen haben, kommen mit erhöhter Dringlichkeit wieder auf uns zu.

Die Morgenseiten werfen einen scharfen Blick auf unsere Tage. Sie helfen auch Prioritäten zu setzen. Schreiben wir unsere Morgenseiten, sehen wir, dass sich jeder Tag aus einer Fülle von Wahlmöglichkeiten zusammensetzt und dass wir über die große Freiheit verfügen, uns auszusuchen, wie wir leben wollen.

Die Morgenseiten machen uns bewusst, welche unserer Aktivitäten uns in eine Sackgasse führen und welche uns ein Gefühl von Gesundheit und Wohlbefinden vermitteln. Wie ein wohlmeinender Freund geben Sie uns einen Schubs in Richtung auf eine notwendige Veränderung hin.

Die Morgenseiten bringen uns in Kontakt mit unseren Gefühlen. Diese Gefühle werden oft zugestopft, unter dem Gewicht unserer geschäftigen Tage begraben, Tage, die von Arbeit erfüllt sind, von Beziehung und - ja - von Essen.

Zu oft haben wir an unsere Gefühle gerührt und sind dann zurückgezuckt, als hätten wir einen heißen Ofen berührt. Wir waren oft ärgerlich und hatten das Gefühl, dass unser Ärger tabu ist. Wir waren traurig und haben uns irgendeiner anspruchslosen Fernsehsendung zugewandt, um das Gefühl zu ignorieren. Und wir haben uns sogar dem Essen zugewandt, wenn wir uns gefreut haben. Jedes Intensive Gefühl kann einen Fressanfall auslösen.

Schreiben wir unsere Morgenseiten, lassen wir unser anspruchsloses Leben hinter uns. Einen Tag nach dem anderen, Seite um Seite werden wir anspruchsvoller, stellen wir uns auf unsere Gefühle ein.

Die Morgenseiten untersuchen alle unsere Beziehungen, nicht zuletzt unsere Beziehung zum Essen.

Die Morgenseiten fegen das Haus unseres Bewusstseins. Sie stochern in sämtlichen Winkeln unserer Gedanken herum. Sie sind ein Auffangbecken für viele kleine Einfälle, die dann größere Durchbrüche nach sich ziehen.
Man braucht Mut, um Morgenseiten zu schreiben, doch den bekommen wir durch die Seiten. In der Intimität unseres Tagebuchs geben wir unsere Geheimnisse preis. Und sobald sie enthüllt sind, verlieren sie die Macht, uns zu tyrannisieren.

Unser Stift ist das Skalpell, mit dem wir die psychischen Infektionen, die wir mir uns herumgeschleppt haben, aufschneiden.

Sobald wir ein Problem ins Visier nehmen, präsentieren uns unsere Seiten rasch auch Lösungen. Sie erinnern uns, dass wir nicht in der Falle sitzen. Wir haben stets die Wahl. Manchmal ist diese Wahl schwierig zu treffen.

Wir hassen unsere Arbeit vielleicht, aber das Gehalt sagt uns durchaus zu. Die Morgenseiten ermuntern uns, eine akkurate Bestandsaufnahme unserer Situation vorzunehmen. Wir können uns dafür entscheiden, die Kündigung einzureichen, oder wir können bleiben. Die Seiten helfen uns, unsere Alternativen auszuloten.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Schreib dich schlank: Was Sie erwartet

Was Sie erwartet

Auch wenn viele von meinen Studentinnen und Studenten berichten, dass sie zu einem neuen, spannenden Leben gefunden haben, nachdem sie meine Kreativtechniken befolgt hatten, kann ich Ihnen keine neue Berufskarriere versprechen, wenn sie meine sogenannte Schreib-Diät durchführen.

Sehr wohl versprechen kann ich Ihnen allerdings einen Zuwachs an Klarheit, an Energie und Produktivität. Während Sie schreiben, werden Sie Pfunde verlieren und dabei an Kreativität gewinnen.

Setzen Sie Ihre Gefühle frei, bekommen Sie Zugang zu der Energie, die sie beinhalten. Sobald Sie dann mit sich selbst vertrauter sind, dem Ursprung Ihrer kreativen Arbeit, werden Sie im wahrsten Sinn des Wortes ursprünglicher - originärer.

Und wenn Sie schlanker werden, gewinnt Ihr Denken an Klarheit. Beim Abnehmen hören Sie auf, auf den Zauberstab zu warten, der Ihr Leben verändern soll. Stattdessen wird Ihnen klar, dass der Zauberstab eigentlich ein Stift ist und dass Sie, den Stift in der Hand, schreibend Ihr Leben verändern können.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern über Diäten, die von sich behaupten, die einzig richtige Antwort parat zu haben, führt die Schreib-Diät bei jedem vernünftigen Speisezettel zum Erfolg.

Der Schlüssel liegt im Akt des Schreibens selbst.

Indem Sie die Grundtechniken der Schreib-Diät für sich nutzen, steigen Ihre Chancen auf Erfolg, egal für welche Diät Sie sich letztendlich entscheiden.

Wenn Sie sich von diesem Buch angesprochen fühlen, steht zu vermuten, dass Sie sich als kreativer Mensch, gleichzeitig jedoch in Ihrer Kreativität beeinträchtigt fühlen. Sie hungern im wahrsten Sinn des Wortes nach einem befriedigenderen Leben. Indem Sie mit den Grundtechniken der Schreib-Diät arbeiten, können Sie dieses Leben erlangen. Ihr Gusto auf Süßigkeiten weicht dann der süßen Befriedigung, die ein reicheres, erfüllteres Leben mit sich bringt.

Schreib dich schlank: Vorwort

Von Julia Cameron habe ich neben "Von der Kunst des Schreibens" noch ein weiteres Buch mit dem Titel "Schreib dich schlank". Von dem was ich bisher gelesen habe, könnte das Buch auch gut den Titel "Therapiere dich selbst" haben. Auf jeden Fall sind auch in diesem Buch sehr viele gute Ansichten und Ideen, die ich nachfolgend einmal festhalten möchte.

Vorwort

Ich bin Expertin in Sachen Kreativität, keine Diätexpertin. Warum schreibe ich dann aber ein Buch übers Abnehmen? Weil ich zufällig über ein Geheimnis zum Thema Gewichtsreduzierung gestolpert bin, das Erfolg zeigt.

Seit fünfundzwanzig Jahren unterrichte ich nun schon, wie man kreative Blockaden auflöst, einen Prozess von zwölf Wochen Dauer, den ich in meinem Buch "Der Weg des Künstlers" dargestellt habe. Wenn ich vor meiner Lerngruppe im Unterrichtsraum stand, habe ich oft zugesehen, wie sich deren Leben veränderte - und zu meiner Überraschung veränderte sich auch der Körper. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich schließlich erkannt habe, was sich da abspielt - aber jedenfalls beendeten Studenten, die den Kurs mit einer eher pummeligen Figur begonnen hatten, ihn sichtbar schlanker und fitter.

Was läuft da ab?, fragte ich mich also. War das nur meine Einbildung, oder gab es da wirklich so einen Vorher-nachher-Effekt?
Es gab ihn wahrhaftig!

Für die erfahrenen Augen einer Frau wie mich ist Gewichtsverlust eine häufige Begleiterscheinung, wenn wir unsere Kreativität wiedererlangen. Wer sich überisst, blockiert seine Kreativität. Und auch der Umkehrschluss trifft zu: Wir können unsere Kreativität nutzen, um zu verhindern, dass wir uns überessen. Und genau das werden wir in diesem Buch auch tun, indem wir uns nämlich kreativer Techniken bedienen, um einen Angriff auf unser Übergewicht zu starten: Gewichtsveränderung durch Bewusstseinsveränderung lautet die Losung.
Und ob Sie es nun glauben oder nicht: "Schreib dich schlank" stimmt wirklich - wenn wir schreiben, nehmen wir ab; dieser Mechanismus wird oft übersehen und nicht genutzt, ist aber dennoch enorm effizient.

Es ist ja nicht so, dass ich es mit traditionellen Diäten nie versucht hätte. Ganz im Gegenteil - ich bin zwar kein Profi, aber dennoch Expertin. Im Lauf der Jahre habe ich es mit Atkins probiert, doch da ist mein Cholesterin gestiegen; dann kam South Beach an die Reihe, aber ich habe immer sofort wieder an Gewicht zugelegt, sobald ich von Phase eins abwich; es folgten die Diätvorschriften der Anonymen Essgestörten, doch bei dieser Art Essensentzug drehe ich schier durch, und durchdrehen will ich genauso wenig wie fett sein.
Ich habe mich bei den Weight Watchers angemeldet, aber das Zählen von Punkten erscheint mir auf seine Art nicht minder verrückt.
Was ich zu zählen weiß, sind Wörter. Ich habe im Lauf der Zeit gut zwanzig Bücher geschrieben und dabei gelernt, dass jedes Wort zählt - wie jede Kalorie.

Plötzlich habe ich im wahrsten Sinne des Wortes Gedankenfutter. Was ist, wenn sich Wörter anstelle von Kalorien konsumieren lassen? Was ist, wenn ich mich zu meiner Wunschkleidergröße schlank schreiben kann? Kaum war mir diese Idee gekommen, da wusste ich in meinem tiefsten Inneren, dass sie auch stimmte.

Dass wir uns überessen, weil uns etwas auffrist oder an uns nagt, ist eigentlich jedem bekannt. Was ist also, wenn wir uns diese Frage direkt, routinemäßig jedes Mal stellen, wenn wir etwas essen? Was wäre, wenn ich mir bei einem Heißhungeranfall sagen würde "Was frisst mich auf, dass ich so eine Gier nach Essen habe?"

Was wäre, wenn ich mir Gedankenfutter zuführen würde anstelle von realen Nahrungsmitteln? Wenn wir Essen benutzen können, um unsere Gefühle abzublocken, weshalb können wir dann nicht Wörter verwenden, um unser Essverhalten zu blockieren?
Kalorien sind schließlich Energieeinheiten, und das sind Wörter auch.

Eine spannende Idee, wie ich finde. Meine lange Erfahrung als Schriftstellerin hat mich gelehrt, dass Schreiben eine Möglichkeit darstellt, das Leben zu verstoffwechseln. Wenn ich über etwas schreiben kann, kann ich damit umgehen - und oft sogar recht souverän. Ob Schreiben vielleicht eine Methode ist, die Ebbe und Flut meines eigenen Stoffwechsels zu verstoffwechseln?

Ich denke, ja. Ich war nie dünn, aber auch nie dick - oder erst, als ich ein Medikament einnehmen musste, bei dem Gewichtszunahme eine der möglichen Nebenwirkungen ist. Das Medikament ist eine Notwendigkeit. Die Gewichtszunahme ist - in den Augen meines Arztes - ein kleiner Preis, den ich für meine psychische Stabilität zu bezahlen habe. Aber da muss es doch einen Ausweg geben, geht es mir durch den Kopf.

Ob Schreiben des Rätsels Lösung ist?

In den fünfundzwanzig Jahren, die ich nun bereits unterrichte, wie sich kreative Blockaden auflösen lassen, zählt das tägliche morgendliche Schreiben, die "Morgenseiten", zu meinen Routinetechniken.

Wie oft habe ich gesehen, dass meine Studenten ihre Morgenseiten verwenden, um Pfunde wie auch kreative Hemmungen loszuwerden. Auch wenn wir in einem Seminar mit dem Thema "Der Weg des Künstlers" auf kreative Erneuerung aus sind, geht damit oft eine physische Renaissance einher - der Prozess geht Hand in Hand. Oft wenden sich pummelige, deprimierte Kursteilnehmer an mich. Ich sage ihnen, dass sie schreiben sollen.

Eine konstante Selbstreflexion als Diät reguliert rasch ihre Neigung, sich zu überessen - die Pfunde beginnen zu schwinden.

Da die Morgenseiten ihr Leben verstoffwechseln, essen sie nicht mehr zu viel, um auf diese Weise ihre schwierigen Gefühle abzublocken. Ihre Kreativität nimmt zu, während sich ihre Gewicht reduziert.

Schreiben schafft Bewusstsein. Und mit diesem neuen Bewusstsein wird es schwierig, unbewusst über die Stränge zu schlagen.
Ist uns klar, dass Überessen ein Blockademechanismus ist, fällt es und schwerer, zu Nahrungsmitteln zu greifen; es wird einfacher, nach Worten zu greifen.
Und genau das lehrt dieses Buch Sie.

Wenn Sie einen Fressanfall haben, können Sie sich Ihren Seiten zuwenden, anstatt dem Kühlschrank. Tun Sie das, reagiert Ihre Kreativität mit einem Strom von Einsichten und Ideen.

"Es liegt mir schon auf der Zunge", sagen wir oft, wenn uns eine Idee kommt. Was wir dabei nicht berücksichtigen, ist, dass derartige Ideen oft gleichsam auf unserer Zunge zu Hause sind - und dass wir solche Ideen regelrecht ersticken, wenn wir uns überessen.

Wir machen Bekanntschaft mir unseren Emotionen. Und sobald wir sie dann kennen, können sie uns nicht mehr sabotieren - und wir alle können kreativer sein, als dies momentan der Fall ist. Wenn wir unsere Blockademechanismen aufgeben, finden wir zu unserer eigenen Kraft.

In diesem Buch konzentrieren wir uns vorrangig auf Essen als Blockademechanismus - und auf das Schreiben als Mittel zur Gewichtskontrolle.