Dramatik, Hektik, Rot und Elfmeter: BVB gewinnt beim "Team der Stunde"
[28.11.] Borussia Dortmund setzte die Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga mit einem dicken Ausrufezeichen fort! Am 14. Spieltag gewann der BVB bei der TSG Hoffenheim mit 2:1 (1:0). In einer am Ende turbulenten Partie vergab Barrios in den Schlusssekunden zwei Mal die Chance zur Entscheidung. Doch es reichte auch so: Nach Toren von Kuba und Sahin war der zweite Auswärtssieg der Saison perfekt! |
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Aus Sinsheim berichtet Boris Rupert
Vor 30.500 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena ging der BVB bereits in der zweiten Minute durch Kuba mit 1:0 in Führung. Auch nach dem Seitenwechsel fiel ein frühes Tor: Drei Minuten nach Wiederbeginn köpfte Ba zum 1:1 ein. In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse: Zunächst verweigerte Schiedsrichter Kempter einem Treffer von Zidan unter skandalösen Umständen die Anerkennung (75.), kurz darauf gab es einen berechtigten Elfmeter, den Sahin zum 1:2 verwandelte (79.). Maicosuel sah zwei Minuten später die Rote Karte.
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Ausgangslage:
Der Vierte gegen den Neunten: Fünf Plätze und fünf Punkte trennten beide Klubs. In der "Formtabelle" der letzten fünf Spieltage war es indes das Duell "Zweiter gegen Dritter". Hoffenheim hatte sieben der letzten zehn Partien für sich entschieden, der BVB wiederum nur das erste der bisherigen sechs Auswärtsspiele verloren - aber bisher auch nur ein Gastspiel gewonnen (in Gladbach). Mit drei Siegen, zwei Remis und einer Niederlage (gegen Wolfsburg) ging die TSG als fünftbeste Heim-Elf ins Spiel.
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Die jüngste Bank der Liga? Koch, Hornschuh, Götze |
Personalien:
"Ohne Personalsorgen gegen Dortmund", hieß es auf der Homepage des Gegners. Ganz anders die Situation beim BVB. Mit Valdez, der sich am Mittwoch im Training eine Muskelverhärtung im Oberschenkel zugezogen hatte, sowie den Langzeitverletzten Kehl, Hajnal und Dede fehlten vier Stammspieler. Auch Tinga war noch nicht mitgefahren. Darüber hinaus standen Rangelov, Le Tallec und Öztekin nicht zur Verfügung. Gegenüber dem 0:0 vor einer Woche gegen Mainz kehrte Bender in die Mannschaft zurück. Großkreutz spielte für den verletzten Valdez. Feulner und Santana mussten auf die Bank. Stiepermann stand erstmals bei einem Bundesliga-Spiel im Kader - genauso wie die Youngster Götze, Hornschuh und Koch.
Taktik:
Ob 4-3-3 oder 4-2-3-1 - die Übergänge sind fließend. Hoffenheims Tormaschinerie (22 Treffer in den letzten neun Partien) reklamiert die "holländische Ausrichtung" (drei Spitzen) für sich - beim BVB spricht man von einem 4-2-3-1. Klopp brachte alle verfügbaren Offensivkräfte: Barrios agierte in vorderster Front, aus dem offensiven Mittelfeld rückten Kuba (rechts), Zidan (zentral) und Großkreutz (links) nach. Hummels rückte zurück in die Innenverteidigung zu Subotic; Bender und Sahin bildeten die "Doppel-Sechs".
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Kuba brachte den BVB in der zweiten Minute mit 1:0 in Führung. Hier setzt er sich gegen Hoffenheims Eichner durch. |
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB, der in allen sechs voraus gegangenen Auswärtsspielen exakt einen Treffer erzielt hatte, erwischte einen traumhaften Auftakt in diese Partie: Sahin schaltete im Mittelfeld blitzschnell, spielte weiter zu Barrios, der mit der Hacke auf Kuba verlängerte und damit den Weg frei machte für den Polen, der aus halbrechter Position in den Strafraum eindrang, schaute, was Hildebrand machte, und dann cool am heraus stürzenden Hoffenheimer Torhüter vorbei zum 1:0 traf. Exakt 119 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt absolviert, und zum zehnten Mal in dieser Saison hieß es 1:0 für den BVB.
Hoffenheim, das nach einem 0:1-Rückstand noch nie ein Bundesliga-Heimspiel gewonnen hatte, war in der Folge das dominante Team. Der BVB zog sich weit zurück, überließ dem Gegner damit weite Teile des Spielfelds, stand dabei aber auch sehr kompakt und ließ Hoffenheim kaum Luft zum Atmen. Das ge- und befürchtete Kombinationsspiel der Kraichgauer kam kaum zum Tragen. Abgesehen von einem Flachschuss Bas, der aus spitzem Winkel am Tor vorbei strich (15.), und einem Kopfball des Hoffenheimer Angreifers, den Bender fünf Meter vor dem eigenen Gehäuse postiert blockte (38.), gab es kaum Aufregung in der Dortmunder Spielhälfte.
Dennoch war Jürgen Klopp mit der Spielweise seiner Mannschaft nicht ganz einverstanden. Und das zeigte er schon früh. Zwei Mal beorderte er Zidan zur Seitenlinie und gab seinem "Zehner" Instruktionen. Denn die mit viel Aufwand in der Abwehr eroberten Bälle waren vom Mittelfeld zu schnell, zu einfach wieder abgegeben worden.
Erst nach einer halben Stunde spielte der BVB dann richtig mit. Bender schickte Owomoyela, der setzte sich gegen zwei "Blaue" durch, doch sein auf Barrios gedachtes Zuspiel kam nicht an (28.). Zwei Minuten später setzte Kuba Zidan in Szene; Ballannahme mit rechts, schneller Abschluss mit links - doch diesem 17-Meter-Schuss fehlte etwas die Präzision.
Kurz vor der Pause machten die Borussen aus der bis dato schmeichelhaften eine durchaus verdiente Führung: Zunächst scheiterte Sahin knapp mit einem Freistoß
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Tanz um den Ball in einem intensiven Spiel: Lucas Barrios und Luiz Gustavo. |
aus genau 16 Metern an dem in der Mauer hoch springenden Beck (44.), anschließend setzte sich Zidan sehenswert auf dem linken Flügel durch, Großkreutz kam im Fünfmeterraum zwar an den hüfthoch geschlagenen Ball, spitzelte ihn aber über das Tor (45.).
Hoffenheim kam mit zwei neuen Leuten aus der Kabine: Weis und Vorsah ersetzten Compper und Eichner. Sie wollten den frühen Ausgleich - und sie durften ihn auch bejubeln: Gustavo holte gegen Owomoyela die vierte Ecke in dieser Partie heraus, Eduardo schlug sie präzise nach innen, Ba setzte sich gegen Bender sowie Hummels durch und platzierte den Kopfball unhaltbar für Weidenfeller zum 1:1 (49.). Da halfen auch zwei an den Torpfosten postierte Dortmunder wenig.
Doch fast postwendend wäre dem BVB erneut der Führungstreffer gelungen: Barrios nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor stehend an, drehte sich wie einst Gerd Müller um Vorsah, doch verfehlte das Ziel (52.). Kurz darauf war der Weg frei für Schmelzer, der aus 20 Metern drauf hielt und Hildebrand zu einer Parade zwang.
Richtig, dass die Borussen fortan dagegen hielten. Hoffenheims optisches Übergewicht der ersten Hälfte war fortan kaum noch zu erkennen. Mit Herz und Leidenschaft verteidigten sie das 1:1, und sie suchten entschlossen den Weg nach vorn und den Abschluss.
In der 75. Minute eilte Hildebrand nach einem langen Ball aus seinem Kasten, klärte 30 Meter vor dem Tor gegen Barrios, den Abpraller löffelte Zidan aus 45 Metern ins Tor. Doch bevor der Ball die Linie überschritt, unterbrach Schiedsrichter Kempter das Spiel, weil Ba in der Gäste-Hälfte auf dem Rasen lag. Der Treffer zählte nicht! Ba konnte aber problemlos weiterspielen.
Dann die 79. Minute: Nach einem Freistoß von Sahin kam es zu einem Zweikampf zwischen Simunic und Subotic. Kempter entschied auf Elfmeter. Sahin verwandelte sicher zum 1:2. Zwei Minuten später schlug der eingewechselte Maicosuel Weidenfeller nieder und sah die Rote Karte. Die Partie drohte aus den Fugen zu geraten.
Hoffenheim drängte auf den Ausgleich. Nachdem Eduardo das Außennetz getroffen hatte (65.), Owomoyela vor Beck geklärt hatte (80.) ging Bas Seitfallzieher haarscharf am Ziel vorbei (84.). 60 Sekunden später hatte Barrios die Entscheidung auf dem Fuß, doch er brachte sein Solo nicht an Hildebrand vorbei.
Drei Minuten Nachspielzeit! In der 91. Minute brachte Barrios auch seinen zweiten Alleingang nicht unter, scheiterte erneut an Hildebrand. Als Salihovic dann die letzte Chance (Freistoß aus 20 Metern, 93. Minute) nicht verwandelte, war der Sieg der Tradition über den Aufsteiger des Vorjahres perfekt!
BVB TV: Alle Videos zum Spiel auf www.meinbvb.deAusblick:
Am kommenden Samstag (5. Dezember) trifft Borussia Dortmund auf den 1. FC Nürnberg. Anstoß im SIGNAL IDUNA PARK ist um 15.30 Uhr. Tickets können Sie auch bequem
online bestellen und per Print@Home am eigenen PC ausdrucken.
Ergebnisse des 14. SpieltagesHertha BSC - Frankfurt 1:3
Hoffenheim - BVB 1:2
Leverkusen - Stuttgart 4:0
Bremen - Wolfsburg 2:2
Hannover - Bayern 0:3
Bochum - 1. FC Köln 0:0
Mönchengladbach - Schalke 04 1:0
Mainz 05 - Hamburg 1:1
Nürnberg - Freiburg 0:1