Freitag, 27. März 2009

Rosberg ganz vorne, Vettel ganz hinten

Rosberg ganz vorne, Vettel ganz hinten

Was für ein Paukenschlag zum Auftakt der Formel-1-Saison 2009: Nico Rosberg ist im 1. Freien Training zum GP von Australien überraschend die Bestzeit gefahren. Der Williams-Pilot verwies seinen Teamkollegen Kazuki Nakajima (+ 0,049 Sekunden) und Kimi Räikkönen im Ferrari (+ 0,063) auf die Ränge 2 und 3. Den erwartet guten Eindruck hinterließ Brawn GP: Rubens Barrichello wurde Vierter, Jenson Button Sechster.

Timo Glock (Toyota) belegte Platz 9, gefolgt von Adrian Sutil (Force India). Nick Heidfeld (BMW) wurde 11. Pech hatte Sebastian Vettel, der mit seinem Red Bull nach nur vier Runden wegen Hydraulik-Problemen liegenblieb. Nach 45 Minuten war für den 21-Jährigen die Session zu Ende, mehr als der 20. und letzte Platz war nicht drin.

Nicht viel besser lief es für Weltmeister Lewis Hamilton, der die schlechten Testergebnisse bestätigte und seinen Silberpfeil auf den 16. Platz stellte - satte 2,355 Sekunden hinter Rosberg. Dass es mit dem McLaren-Mercedes auch schneller geht, bewies Teamkollege Heikki Kovalainen, der sich zwischen die beiden Brawn-Piloten auf den 5. Rang schob.

Die Ergebnisse im Training haben allerdings nur begrenzte Aussagekraft über das Kräfteverhältnis. Die Teams nutzten die Einheit, um ihre Fahrzeuge abzustimmen. Wegen des von diesem Jahr an geltenden Testverbots während der Saison probierten die Rennställe zudem auch neue Teile in den Trainingssessions aus.

Brawn GP, Williams und Toyota konnten ihre Autos wie geplant einsetzen, nachdem am Vorabend die drei Rennkommissare in Melbourne einen Protest abgelehnt hatten. Ferrari, Renault und Red Bull hatten gegen die Konstruktion der Diffusoren geklagt. Der Diffusor ähnelt einer Rampe am hinteren Ende des Unterbodens und hat große Bedeutung für die Aerodynamik.

Nach der Niederlage in Melbourne erklärten die unterlegenen Teams ihre Absicht, Einspruch beim Berufungsgericht der FIA einzulegen. Ein Urteil ist erst nach dem Grand Prix in Australien und dem Rennen eine Woche später in Malaysia wahrscheinlich.


"Diffusor-Teams" fahren vorneweg

'Diffusor-Teams' fahren vorneweg

Nico Rosberg hat im 2. Freien Training zum Großen Preis von Australien dort weiter gemacht, wo er in der 1. Session aufgehört hat: Er war der Schnellste. Was im Auftakt-Training noch nach einer Überraschung aussah, scheint jetzt Gewissheit zu sein: Rosberg und sein Williams-Team sind die Favoriten in Melbourne. Das belegte auch der gute 7. Platz von Rosbergs Teamkollegen Kazuki Nakajima, der im 1. Training sogar Zweiter war.

Auf Platz zwei mit einem Rückstand von 0,104 Sekunden raste Rubens Barrichello im Brawn GP, gefolgt von Toyota-Pilot Jarno Trulli (+ 0,297). Diese drei Fahrer gehören genau zu den Teams, gegen die die Konkurrenten Ferrari, Red Bull, Renault und BMW Sauber wegen eines vermeintlich verboteten Diffusors Protest eingelegt hatten. Auf Position vier landete Mark Webber im Red Bull. Damit war der Australier der beste Fahrer jener Teams, die mit einem herkömmlichen Diffusor unterwegs sind.

Neben Rosberg überzeugten auch die deutschen Piloten Timo Glock, Sebastian Vettel und Adrian Sutil. Toyota-Mann Glock blieb als Sechster mit nur 0,390 Sekunden Rückstand auf den Tagesbesten in Schlagdistanz. Auch Vettel im zweiten Red Bull auf Rang acht (+ 0,687) und Force-India-Fahrer Sutil (9.) mit 0,987 Sekunden Rückstand präsentierten sich stark.

Rätsel gibt dagegen die Leistung von Nick Heidfeld auf. Der BMW-Sauber-Pilot schaffte es nur auf Platz 14 - viel schlimmer erscheint jedoch der Differenz von 1,264 Sekunden auf den Trainingsschnellsten Rosberg. Einziger Trost für Heidfeld: Er lag wenigstens vor Teamkollege Robert Kubica, der 15. wurde, und Lewis Hamilton. Der Weltmeister in Diensten von McLaren-Mercedes landete abgeschlagen auf Platz 18 (+1,770).

Ferrari, Renault und Red Bull ziehen vor Berufungsgericht

Ferrari, Renault und Red Bull wollen nach dem Scheitern ihres Protestes im Diffusor-Streit vor das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA ziehen. Die drei Teams kündigten in Melbourne fristgerecht ihre Absicht zum Einspruch an, nachdem die Rennkommissare des Großen Preises von Australien am Donnerstagabend den Protest gegen die Autos von Brawn, Toyota und Williams abgewiesen hatten.

Da das Berufungsgericht in Paris frühestens nach dem zweiten Rennen am 5. April in Malaysia zusammentritt, könnten die Ergebnisse der ersten beiden WM-Läufe damit zunächst nur unter Vorbehalt gültig sein.

Nach den Regularien der FIA haben die Teams nach ihrer Absichtserklärung sieben Tage Zeit, um ihren Einspruch formal einzulegen. Nach Bestätigung des Eingangs bleiben acht Tage, den Einspruch zu begründen. Die Einspruchsgebühr beträgt zurzeit 6.000 Euro.

Formel Chaos: Rennkommissare schmettern Protest ab

'Formel Chaos': Rennkommissare schmettern Protest ab

Die Rennställe im Streit, die Regelhüter in Aufruhr und die Hackordnung völlig durcheinander: Noch vor dem ersten Kilometer der neuen Saison bietet die Formel 1 Zirkus im Überfluss. Am Tag vor dem Auftakttraining zum Großen Preis von Australien am Sonntag eskalierte in Melbourne der Aerodynamik-Konflikt zwischen den Teams. Ferrari, Renault und Red Bull scheiterten am Donnerstag mit ihrem Protest gegen die Diffusoren der Rivalen Brawn GP, Williams und Toyota. Umgehend kündigte die Verlierer-Partei Einspruch vor dem Berufungsgericht des Automobil- Weltverbands FIA an. Damit droht nach den beiden Auftaktrennen auch noch ein juristisches Nachspiel.

Um Mitternacht (Ortszeit) bescherten die FIA-Rennkommissare in Melbourne Brawn GP, Toyota und Williams am Donnerstag noch vor der ersten Runde den ersten Sieg. Die drei Teams dürfen mit ihren umstrittenen Diffusoren an den Start rollen. Der Diffusor ist ein wichtiges aerodynamisches Teil am hinteren Ende des Unterbodens. Das Trio hat andere Lösungen gefunden als die übrigen Teams und ist damit wohl um bis zu 0,5 Sekunden pro Runde schneller. "Wer die Regeln aufmerksam gelesen hat, für den lag es auf der Hand", erklärte Ross Brawn, Teamchef des Honda-Nachfolgers. Auch BMW Sauber hatte protestiert, wurde aber wegen eines Formfehlers abgewiesen.

Laut Reglement darf der Diffusor, der am Heck die Luft ansaugt und den Boliden am Boden 'kleben' lässt, nur 175 Millimeter hoch sein. Die drei Teams nutzten jedoch ein Regel-Schlupfloch und ließen einen weiteren Diffusor im Diffusor einbauen, um eine stärkere Luftansaugung zu erzielen. Das soll pro Runde fünf Zehntelsekunden Zeitgewinn bringen. Die drei betroffenen Rennställe halten ihre Lösungen dagegen für regelkonform.

Der FIA-Delegierte Charlie Whiting hatte sich die umstrittenen Bauteile bei den Wintertestfahrten angeschaut und grünes Licht für die Verwendung gegeben - zum Unverständnis von BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nicht verstehen. "Andere Teams haben zu ähnlichen Konstruktionen eine andere Aussage bekommen", sagte Theissen.

Nur die drei Rennställe Force India, Toro Rosso und McLaren-Mercedes halten sich aus dieser Angelegenheit bislang heraus. "Es fehlt uns keineswegs an Traute, aber ich bin strikt dagegen, dass wir derzeit auch nur die minimalste Energie innerhalb unseres Teams für etwas anderes verwenden, als selbst mehr Speed zu generieren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Haug kritisiert die Grauzonen im FIA-Regelwerk. Dass es immer wieder Interpretationsspielräume gebe, stehe in krassem Gegensatz zum aktuellen Kostensenkungsprogramm, meint der Mercedes-Sportchef: "Entweder die einen oder die anderen Teams müssen bald aufwendig und kostspielig neue Unterböden und Diffusoren bauen und dabei die Aerodynamik neu adaptieren. Und das kostet viel Geld."

Laut Theissen muss die FIA jetzt so schnell wie möglich für Klarheit sorgen: "Wenn das für legal erklärt wird, dann öffnet das einen weit größeren Spielraum, als er bisher von diesen drei Teams genutzt wurde." Es gäbe wieder ein Entwicklungsrennen: "Und das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen."

Toyota-Teamdirektor John Howett hatte den Protest unterdessen gelassen aufgenommen. "Jedem im Motorsport ist es erlaubt, zu protestieren. Ich habe damit überhaupt kein Problem", sagte der Chef von Timo Glock: "Wir haben die Regularien detailliert studiert und sind sehr zuversichtlich, dass wir sie korrekt interpretiert haben. Wir waren mit den Technikern der FIA in Kontakt und waren zufrieden, dass sie unsere Interpretation gestützt haben."

Rettung in Sicht für Brawn GP

Rettung in Sicht: Virgin vor Einstieg bei Brawn GP

Der exzentrische britische Milliardär Richard Branson steht unmittelbar vor dem Einstieg als Groß-Sponsor bei Brawn-GP. Bransons Virgin Group, die vor wenigen Wochen sogar schon als Käufer des ehemaligen Honda-Rennstalls im Gespräch war, soll sich mit dem jetzigen Brawn-Team auf einen millionenschweren Sponsorvertrag geeinigt haben, der am Freitag im Vorfeld des Großen Preises von Australien in Melbourne bekannt gegeben werden soll. Das berichtet die Londoner 'Times'.

Virgin wäre der erste neue Sponsorpartner für das ehemalige Honda-Team, das Brawn mit vier Teilhabern von Honda übernommen hat. Bei den Testfahrten war nur ein Logo von Reifen-Partner Bridgestone auf dem Auto zu sehen. Bransons Firma soll großflächig auf den Autos von Jenson Button (Großbritannien) und Rubens Barrichello (Brasilien) werben, aber nicht Hauptsponsor des Teams werden. Laut der Times soll Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Einigung bestätigt haben.

Der Deal wäre die Rettung für den vom Finanz-Kollaps bedrohten Rennstall, denn Brawn GP könnte das FIA-Reglement zum Verhängnis werden. Laut Regelwerk darf ein Rennstall in fünf Jahren nur einmal seinen Teamnamen ändern. Für jede weitere Namensänderung müssen die anderen Teams sowie Rechteinhaber Bernie Ecclestone einstimmig zustimmen.


Der jetzige Brawn-Rennstall wurde schon vor etwas mehr als drei Jahren von BAR in Honda umgetauft. Für eine weitere Umbenennung benötigt das Team daher die einstimmige Zustimmung. Doch ausgerechnet Ecclestone, der ja eigentlich ein Interesse an einem zehnten Team in der Formel 1 haben müsste, soll dagegen gestimmt haben. Der Brite hätte es lieber gesehen, wenn Investoren das Team übernommen und eine langfristige Planungssicherheit gegeben hätten. Dagegen steht die von Brawn gestemmte Finanzierung Ecclestones Ansicht nach auf tönernen Füßen.

Daraufhin bestätigte die FIA den Rennstall als komplett "neues Team". Diese zwei Worte bedeuten für Brawn GP beinahe den Untergang. Denn neue Teams kommen nicht an die fetten TV- und Sponsoring-Töpfe aus der vergangenen Saison. Insgesamt werden 500 Millionen Dollar (rund 360 Millionen Euro) nach einem Erfolgsschlüssel an die Rennställe ausgeschüttet.

Angeblich haben diese Gelder in Höhe von rund 40 Millionen Euro das Fundament in den Wirtschaftsplänen von Brawn GP gebildet. Dem Team droht nach den ersten vier Rennen, an denen die angeblich Teilnahme gesichert ist, das Aus. Retten kann die Briten offenbar nur noch ein potenter Geldgeber wie die Virgin Group.

Kampf um die Zukunft: FOTA will neues Agreement

Kampf um die Zukunft: FOTA will neues Agreement

Die Teamvereinigung FOTA hat am Rande des Melbourne-GP ihre Bereitschaft zum baldigen Abschluss eines neuen Concorde Agreements für die Formel 1 bekräftigt. "Die FOTA hat sich verpflichtet, die Unterschrift unter ein neues Concorde Agreement zu beschleunigen", teilte die Vereinigung in einer Presseerklärung mit.

Zuvor hatte es am 18. März in London ein Treffen zwischen Toyota-Teamdirektor John Howett, Renault-Teamchef Flavio Briatore und McLaren-Chef Ron Dennis als Vertreter der FOTA mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone als Vertreter des Rechteinhabers CVC gegeben. Dabei habe man sich über die Zahlungen von CVC an die Teams für die Jahre 2006, 2007 und 2008 geeinigt, hieß es in dem Schreiben.

Das Concorde Agreement, benannt nach dem Place de la Concorde in Paris (Stammsitz des Automobil-Weltverbandes FIA), regelt als "Verfassung" der Formel 1 alle kommerziellen Fragen der Königsklasse.


Hamilton lässt sich überreden

Unterdessen ist Weltmeister Lewis Hamilton nach längerem Zögern nun doch der Fahrervereinigung GPDA beigetreten. Dies verkündete der Brite in Melbourne. Nach mehreren Gesprächen hat der Spanier Pedro de la Rosa, Testfahrer bei Hamiltons Team McLaren-Mercedes und Vorsitzender der GPDA, den 24-Jährigen überzeugt. "Ich habe schon eine Weile darüber nachgedacht, aber ich bin keiner, der sich in etwas hineindrücken lässt, ohne es wirklich zu wollen", sagte Hamilton: "Aber vielleicht kann ich nun etwas beitragen."

Die GPDA hatte vor einigen Tagen beim Automobil-Weltverband ein Teilziel erreicht, als die FIA erklärte, die umstrittenen Gebühren für die Superlizenz 2010 wieder zu reduzieren.