Mittwoch, 16. September 2009

Sauber ist gerettet

Rettung: Sauber bleibt in der Formel 1 und bekommt Ferrari-Power

Rettung: Sauber bleibt in der Formel 1 und bekommt Ferrari-Power
Das Sauber-Team bleibt der Formel 1 auch nach dem Rückzug von Motorenpartner BMW zum Saisonende erhalten. Die BMW AG bestätigte den Verkauf des Teams an Qadback Investments Ltd., eine in der Schweiz ansässige Stiftung. Der Kaufpreis soll bei 80 Millionen Euro liegen, der Vertrag wurde am Dienstag unterschrieben.

Standort des Teams bleibt Hinwil, Motor und Getriebe sollen von Ferrari kommen. Ob die beiden Fahrer Nick Heidfeld und Robert Kubica im kommenden Jahr für das Team fahren, ist noch ungewiss.

Sauber-Team guter Dinge

Der Automobil-Weltverband FIA hat Sauber bereits einen Platz als 14. Team im Starterfeld für 2010 angeboten. Der Aufstockung auf dann 28 Autos müssen allerdings alle anderen Rennställe zustimmen. Ist das nicht der Fall, wäre Sauber erster Nachrücker für 2010, falls sich ein Konkurrent zurückzieht.

"Wir freuen uns, dass uns die FIA einen Startplatz für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2010 in Aussicht gestellt hat. Das Team geht davon aus, dass wir beim Saisonstart 2010 am Start sein werden", hieß es in einem ersten Statement.

Fragezeichen stehen nach wie vor hinter dem weiteren Engagement von Toyota und einem tatsächlichen Einstieg des US-Teams USF1. Zudem droht Renault wegen des angeblich provozierten Unfalls von Nelson Piquet jr. in Singapur 2008 möglicherweise noch Ungemach. Darüber entscheidet das World Motor Sport Council der FIA am 23. September.

F1-Piloten schütteln den Kopf

F1-Piloten schütteln den Kopf

F1-Piloten schütteln den Kopf
Sebastian Vettel ist fassungslos, Nick Heidfeld schüttelt nur den Kopf und Fernando Alonso muss schweigen, um sich nicht selbst zu belasten: Der Unfall-Skandal um das Renault-Team beim Formel-1-Rennen in Singapur im September 2008 schlägt immer höhere Wellen und geht jetzt sogar vor Gericht.

Keine 24 Stunden nach den schriftlichen Beschuldigungen ihres ehemaligen Piloten Nelson Piquet junior leiteten die Franzosen und Teamchef Flavio Briatore rechtliche Schritte gegen Vater und Sohn Piquet "wegen falscher Behauptungen und versuchter Erpressung" ein. Piquet junior hatte behauptet, er habe den Unfall beim Rennen in Singapur absichtlich bauen müssen.

Der deutsche Hoffnungsträger Vettel kann sich nicht vorstellen, dass ein Fahrerkollege extra einen Unfall baut. "Ich denke, dass es sehr dumm wäre, so etwas zu machen. Denn man riskiert sehr viel für nichts", sagte der 22-Jährige vor dem Großen Preis von Italien am Sonntag in Monza.

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Für Vettel ist das Risiko bei einem Crash einfach zu groß, das eigene Leben und das Leben anderer stehe auf dem Spiel. "Man kann nicht abschätzen, wie schwer der Unfall wird und was passieren wird. Von daher halte ich es nicht für besonders klug, so etwas zu tun", sagte der Red-Bull-Pilot. Vettels deutscher Kollege Nick Heidfeld ist erschüttert und kann die Vorwürfe nicht glauben. "Du trainierst dein ganzes Leben lang, um nicht in die Mauer zu fahren, aber dann sollst du so etwas tun?", sagte der 32-Jährige. Für den BMW-Piloten besteht bei einem Unfall immer Lebensgefahr. Heidfeld: "Man kann vielleicht versuchen, sich dabei nicht zu verletzen, aber hundertprozentig sicher sein kannst du dir nicht. Und was ist, wenn ein Rad wegfliegt?"

Heidfeld ist aber nicht überrascht, dass jemand möglicherweise versucht hat, ein Formel-1-Rennen zu manipulieren. "Gleich nach dem Rennen hatten alle in den Briefings zumindest den Gedanken, dass es absichtlich passiert sein könnte", so der BMW-Mann. Dass Piquet nicht gleich seinen Arbeitgeber verraten hat, kann Heidfeld gut nachvollziehen: "Wenn du so etwas tust, dann machst du ja schon einen Fehler. Ganz egal, was du danach noch tust, aber das ändert nichts mehr." Wenn die Vorwürfe stimmen sollten, sei das sehr extrem und unglaublich, sagte Heidfeld: "Von allen Skandalen, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, ist das der erstaunlichste für mich."

Nico Rosberg weiß nicht genau, was er von der Geschichte halten soll, komisch sei sie aber allemal. "Das war schon ein Zufall. Die Strategie von Fernando Alonso ging nur mit einer Safety-Car-Phase auf", meinte der Williams-Pilot. Der Brasilianer Rubens Barrichello will nicht glauben, was Landsmann Piquet erzählt. "Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, wäre das sehr traurig. Die ganze Sache klingt seltsam", sagte der Brawn-GP-Pilot.

Eines steht für Vettel, Heidfeld und Co. fest: Sie würden nie einen Unfall auf Befehl bauen. "Ich würde sowas verweigern", unterstrich Rosberg. Ein absichtlicher Crash sei zwar möglich, jedoch nicht so leicht. Und Heidfeld ergänzte: "Wenn es Absicht war, dann hat er es wirklich gut hinbekommen." Adrian Sutil glaubt nicht an die Verschwörungstheorie: "Ich bin direkt hinter ihm gefahren und habe ihn unter Druck gesetzt. In der Kurve hat das Auto kurz quer gestanden und dann hat er die Gewalt über das Auto verloren", sagte der Force-India-Pilot. Sutil gibt allerdings auch zu, dass es nicht schwer sei, das Auto in einen Dreher zu zwingen: "Es wäre schon traurig, wenn er es wirklich absichtlich gemacht hat."

Die Renault-Verantwortlichen sind am 21. September, dem Montag vor dem diesjährigen Rennen in Singapur, in Paris vorgeladen. Dort müssen sie sich vor dem World Council der FIA zu den Vorwürfen äußern. Alonso hielt sich in Monza mit Aussagen zurück: "Das Team hat gesagt, dass wir uns nicht dazu äußern sollen", sagte der zweimalige Weltmeister. Der Spanier gab Teamchef Briatore aber Rückendeckung: "Flavio war immer ein guter Freund und ein Förderer. Er ist einer der guten Menschen hier, und ich vertraue ihm."

Wusste Alonso alles?

Schwerer Vorwurf gegen Alonso: "Er wusste alles"

Schwerer Vorwurf gegen Alonso: Er wusste alles
Die Schlammschlacht um den 'Unfall-Skandal' von Singapur geht weiter. Nachdem Renault-Teamchef am Wochenende gegen Nelson Piquet jr. geschossen hatte ("Nelsinho lebte mit einem Gentleman zusammen - sein Vater war über diese Beziehung zu einem 50-jährigen Mann sehr besorgt"), schlägt nun Piquet sr. zurück. Der Vater des ehemaligen Renault-Piloten beschuldigt Fernando Alonso, in den Betrug vor einem Jahr eingeweiht gewesen zu sein. "Er wusste alles. Wenn man 15. ist, dann ergibt es keinen Sinn, mit wenig Sprit an Bord an den Start zu gehen", sagte Piquet sr. der spanischen Zeitung 'Diario Sport'.

Piquets damaliger Renault-Teamgefährte Fernando Alonso hatte von dem Crash profitiert und war danach zum Sieg gefahren. Der zweimalige Weltmeister selbst hielt sich bislang zurück. "Das kommt überraschend für mich. Ich kommentiere das nicht“, sagte der Spanier. Die FIA hat für den 23. September eine Anhörung des Motorsport-Weltrats in Paris einberufen, um die schweren Anschuldigungen zu prüfen.

Neslsinhos Vater ist sich sicher, dass Alonso etwas geahnt haben muss. "Am Beginn wird man drei, vier Autos überholen, aber nach dem Boxenstopp wird man wieder dort sein, wo man ursprünglich war. Das ist eine sinnlose Strategie."

Sollte die FIA Renault auf dieser Basis für schuldig befinden, droht dem Team neben einer hohen Geldbuße auch der Ausschluss aus der WM. Für diesen Fall wird befürchtet, dass sich der französische Autobauer komplett aus der Formel 1 zurückzieht.

Rosberg bei Disqualifikation der Sieger

Nico Rosberg und Nick Heidfeld versicherten, sie würden eine derartige Aktion, sollte es denn so gewesen sein, weder auf Anweisung noch aus persönlichem Entschluss machen. Möglich halten beide einen perfekt inszenierten Unfall, ohne sich dabei zu verletzen. "Das kriegt man schon hin, in die Mauer zu fahren, ohne dass einem etwas passiert“, sagte der Wiesbadener Rosberg.

Der 24-Jährige würde im Fall einer nachträglichen Disqualifikation Alonsos zum Singapur-Sieger erklärt werden. "Ich hoffe nicht, dass Fernando disqualifiziert wird“, sagte er jedoch. Weder Alonso noch die Renault-Renningenieure sollen dem ersten Untersuchungsbericht zufolge in die Manipulationspläne eingeweiht gewesen sein.

Piquet jr. belastet Symonds

Piquet jr. belastet Chefingenieur Symonds

Piquet jr. belastet Chefingenieur Symonds
Im Unfall-Skandal der Formel 1 hat Nelson Piquet junior die Vorwürfe gegen seinen Ex-Rennstall Renault untermauert. In einem Schreiben an den Automobil-Weltverband FIA erklärte der Brasilianer erneut, beim Singapur-Grand-Prix im September 2008 absichtlich einen Unfall herbeigeführt und so dem Teamkollegen Fernando Alonso zum Sieg verholfen zu haben. Dabei belastete er neben Teamchef Flavio Briatore vor allem Renault-Chefingenieur Pat Symonds.

Zunächst habe ihm Symonds in Anwesenheit von Briatore gefragt, "ob ich eine Safety-Car-Phase verursachen würde", schrieb Piquet in dem Brief, der 'motorsporttotal.com' vorliegt. Kurz darauf sei Symonds erneut auf ihn zugekommen und habe "mit Hilfe einer Streckenkarte angedeutet, wo und wann ich verunfallen sollte, um sicher zu stellen, dass das Safety Car zum Wohle von Herrn Alonso zum Einsatz kommt".

Piquet schwört, "dass die in dieser Aussage dargelegten Fakten wahr sind". FIA-Präsident Max Mosley hatte ihm zuvor Straffreiheit zugesichert, wenn er im Unfall-Skandal kooperiere. Die Renault-Verantwortlichen müssen am 23. September vor dem World Council der FIA in Paris zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

Sollten Piquets Vorwürfe stimmen, drohen Renault der sofortige WM-Ausschluss und eine hohe Geldstrafe. Die Franzosen und Briatore haben bereits Klagen in Frankreich und Großbritannien gegen ihren ehemaligen Rennfahrer und dessen Vater Nelson Piquet sr. "wegen falscher" Behauptungen und versuchter Erpressung" eingeleitet.

Renault vermutet, dass Piquet durch die Anschuldigungen sein Cockpit für die restlichen Rennen der Saison zurückgewinnen wollte. Der 24-Jährige war nach zehn Rennen ohne einen einzigen Punkt im August von seinem Team entlassen worden.

FIA bietet Straffreiheit an

Piquet junior ist sich jedoch sicher, dass seine Behauptungen durch die Telemetriedaten des Einheits-Datenrekorders (SDR) belegt werden können. "Ich habe einen Teil der Telemetrie gesehen und erachte dies als klare Untermauerung meiner Aussage, dass ich in Kurve 17 der Runde den Unfall verursacht habe", schrieb er: "Als das Heck erst einmal begonnen hatte auszubrechen, wäre es nur durch das Zurücknehmen des Gas möglich gewesen, die Kontrolle über das Auto wiederzugewinnen und den Kontakt mit der Betonmauer zu verhindern. Ich bin jedoch nicht bedeutend vom Gas gegangen. Vielmehr drückte ich über jenen Moment hinaus hart auf das Gaspedal. Die Tatsache, dass ich nicht vom Gas ging, ist aus den SDR-Telemetriedaten offensichtlich abzulesen."

Inzwischen hat die FIA Symonds Straffreiheit zugesichert, wenn er eine rückhaltlose Kooperation bei der Aufklärung des Vorfalls eingeht. Das berichtet die Londoner Times in ihrer Dienstag-Ausgabe.

Bei den Ermittlungen zum Unfall des damaligen Renault-Piloten Nelson Piquet junior beim Singapur-Grand-Prix 2008 hatte Symonds im Rahmen einer ersten Vernehmung durch FIA-Inspektoren die Aussage mit dem Hinweis verweigert, nicht lügen zu wollen. Zuvor war Piquet jr. durch FIA-Präsident Max Mosley ebenfalls Straffreiheit garantiert worden.

Lotus kehrt zurück

Lotus kehrt zurück: 4. Neuling in der Formel 1 fix

Lotus kehrt zurück: 4. Neuling in der Formel 1 fix
Der britische Traditionsrennstall Lotus kehrt nach 16 Jahren in die Formel 1 zurück. Wie der Internationale Automobilverband FIA bekanntgab, erhält Lotus den begehrten 13. Startplatz in der Saison 2010 und damit den Vorzug vor dem Nachfolgeteam von BMW Sauber. Der deutsch-schweizerische Rennstall kann nach dem Verkauf an den Schweizer Investor Qadback Investments Ltd. aber weiter darauf hoffen, auch 2010 in der Formel 1 mitzufahren.

Die FIA kündigte an, die Serie noch einmal auf 14 Teams aufstocken und darüber mit den anderen Rennställen zu sprechen. "Die Bewerbung von BMW Sauber ist von hoher Qualität. Sie wären ein wettbewerbsfähiges Mitglied", erklärte der Verband. Teamchef von Lotus wird der Malaysier Tony Fernandes.

Der Aufstockung auf dann 28 Autos müssen allerdings alle anderen Rennställe zustimmen. Ist das nicht der Fall, wäre Sauber erster Nachrücker für 2010, falls sich ein Konkurrent zurückzieht.

Fragezeichen stehen nach wie vor hinter dem weiteren Engagement von Toyota und einem tatsächlichen Einstieg des US-Teams USF1. Zudem droht Renault wegen des angeblich provozierten Unfalls von Nelson Piquet jr. in Singapur 2008 möglicherweise noch Ungemach. Darüber entscheidet das World Motor Sport Council der FIA am 23. September.

Lotus, eine Legende kehrt zurück

Lotus, eine Legende kehrt zurück
Eine Legende kehrt zurück: Das Lotus F1 Team hat für die Formel-1-Saison 2010 die Startzulassung erhalten und will sich nach 16 Jahren Pause wieder in der Königsklasse etablieren. Lotus, das bereits von 1958 bis 1994 in der Formel 1 engagiert war, ist in der kommenden Saison der vierte Neuling in der Formel 1. Zuvor hatten bereits Campos, Manor und USF1 die Genehmigung erhalten.

Hinter dem 'neuen' Lotus-Team stehen Malaysias Regierung und ein Unternehmer-Konsortium aus dem asiatischen Land. Teamchef ist der millionenschwere Airline-Besitzer Tony Fernandes, Chefingenieur Mike Gascoyne, der über eine mehr als 20-jährige Formel-1-Erfahrung bei Jordan, Renault, Toyota und Force India verfügt. Motoren-Lieferant ist Cosworth. Das zunächst nahe der Lotus-Werke in Norfolk angesiedelte Team soll seine endgültige Heimat künftig in unmittelbarer Nähe von Malaysias Formel-1-Kurs in Sepang finden.

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Die Formel-1-Geschichte ist untrennbar mit dem Namen Lotus verbunden. Mit den Piloten Jim Clark (1963/1965), Graham Hill (1968), Jochen Rindt (1970), Emerson Fittipaldi (1972) und Mario Andretti (1978) gewann das Team mit den schwarz-goldenen Autos insgesamt sechsmal die Fahrer- und siebenmal die Konstrukteurs-WM. Gegründet wurde das Team in den 50er Jahren von dem legendären Colin Chapman, dem Mann mit der Mütze, der 1982 im Alter von 54 Jahren einem Herzinfarkt erlag.

Um den Rennstall rankten sich immer wieder Geschichten und Gerüchte. Chapman riskierte zugunsten neuer von ihm konstruierter Rafinessen allerdings auch oft die Gesundheit seiner Fahrer. Nicht immer waren die Neuerfindungen des genialen Konstrukteurs wirklich sicher und renntauglich, was Graham Hill einmal in dem berühmten Satz zusammenfasste: "Wenn dich dein eigenes Hinterrad überholt, weißt du, dass du in einem Lotus sitzt."

Jochen Rindt ging sogar noch einen Schritt weiter: "In einem Lotus kommt man um oder man wird Weltmeister." Für ihn traf 1970 auf tragische Weise beides zu: Nach seinem tödlichen Unfall im Training zum Großen Preis von Italien 1970 in Monza wurde der Österreicher posthum Weltmeister.

Auch der legendäre Ayrton Senna (Brasilien), der 1987 in Monaco und Detroit im Lotus-Honda-Turbo für die bis dato letzten der insgesamt 79-Grand-Prix-Siege von Lotus gesorgt hatte, etablierte sich nach seiner ersten Saison im Toleman-Hart in seinen drei Lotus-Jahren als feste Größe in der Formel 1, ehe er 1988 zu McLaren ging und dort dreimal Weltmeister wurde.

Nach dem Tod von Chapman begann der langsame Abstieg des Teams, das von internen Querelen, Machtkämpfen und chronischem Geldmangel geplagt wurde. Der Australien-Grand-Prix 1994 war das vorerst letzte Rennen von Lotus.