Montag, 19. Oktober 2009

Ohne Brawn hätten wir es nicht geschafft

Button: Ohne Brawn hätten wir es nicht geschafft

Button: Ohne Brawn hätten wir es nicht geschafft
Der Meistermacher hat wieder zugeschlagen. Wo 'Superhirn' Ross Brawn ist, da ist Erfolg praktisch garantiert. Alle sieben Titel holte Michael Schumacher mit dem Briten, zwei bei Benetton, fünf bei Ferrari. Nun machte Brawn Jenson Button zum Champion. "Er hat eine Medaille verdient", meinte Button, der nach neun vergeblichen Anläufen triumphierte und sich mit einem dicken Schmatzer auf die Wange bei Boss Brawn bedankte.

Rekord-Weltmeister Schumacher gratulierte per Internet-Botschaft: "Für Ross, den ich nun so lange kenne, freut es mich wahnsinnig. Er hat diesen Erfolg verdient." Brawn hatte schon 1996 bei seiner Ankunft bei Ferrari aufgeräumt. Auch jetzt hat er es verstanden, die richtigen Leute um sich herum zu sammeln, sie richtig zu fördern, zu führen und das Maximale herauszuholen. "Das ist ein Mensch mit Talent und nichts anderes", urteilte Ex-Weltmeister Keke Rosberg.

Schumacher lobt seinen ehemaligen Weggefährten

Eine Show der Emotionen versagte sich Brawn indes wie gewohnt. "Euphorisch, aber benommen", fühle er sich nun, sagte er nach dem doppelten Weltmeister-Triumph. "Es gibt ein paar Momente, in denen ich realisiere, was das Team erreicht hat. Es ist etwas sehr Besonderes", meinte er. "Was die geschafft haben, ist aller Ehren wert", urteilte auch sein früherer Schützling Schumacher. Mindestens so wichtig wie Buttons Titel ist für die 'Brawnies' der Gewinn der Konstrukteursmeisterschaft. Dies bringt dem Team viel frisches Geld. Die Verteilung der Vermarktungseinnahmen wird nach eben dieser Rangliste geregelt.

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Ross Brawn: gewiefter Taktiker, cleverer Stratege, Mann vom Fach, der in der glamourösen Formel-1-Welt irgendwie ein bisschen kauzig daherkommt. Seine Hobbys sind nicht gerade actiongeladen: Fischen und Rosenzüchten. Seinen ersten Job im Motorsport trat Brawn 1976 an, bei Williams und March. Über Lola und Arrows sowie Jaguar landete der Mann aus Manchester bei Benetton, mit Schumacher. Der Kerpener, beeindruckt von Brawns Gründlichkeit, nahm ihn dann mit zu Ferrari.

'Superhirn' Brawn trickste Konkurrenz aus

Ihre Zeit dort endete auch gemeinsam: Schumacher beendete nach der Saison 2006 seine Karriere, Brawn stieg für ein Sabbatjahr aus. Statt der Rückkehr zu den Roten ging der 54 Jahre alte Vater zweier Töchter zu Honda. Wenn auch mit viel Zittern und Bangen: Die nächste Erfolgsgeschichte nahmen ihren Anfang. Am 6. März, kurz vor dem WM-Start in diesem Jahr verkündete Aussteiger Honda: "Wir sind erfreut, dass wir das Team an Ross Brawn verkaufen konnten." Weltmeister Button betonte: "Dieses Team würde nicht existieren, wenn Ross nicht hier wäre. Sein Name steht auf der Seite des Autos und das bedeutet eine Menge Druck."

Die volle Konzentration hatte Brawn schon früh im vergangenen Jahr auf die Entwicklung des neuen Autos für 2009 gelegt. Ein Vorsprung, den die gestürzten Branchenführer McLaren-Mercedes und Ferrari nicht mehr aufholen konnten. "Ich denke nicht, dass irgendeiner von uns glaubt, dass wir es ohne ihn geschafft hätten", meinte Button.

Portrait Jenson Button

PS-Playboy Button: Triumphaler "Langweiler"

PS-Playboy Button: Triumphaler Langweiler
Hochgelobt, verspottet und nun triumphal umjubelt: Nach einer Achterbahn-Karriere ist Jenson Button im zehnten Anlauf am Ziel seiner Träume angekommen. Der Engländer mit dem charmanten Lächeln und einer Vorliebe für schöne Frauen, der vor der Saison schon arbeitslos war, krönte sich in seinem 169. Grand Prix zum neuen Champion der Formel 1. "Ich war schon als Kind Formel-1- Fan. Jetzt hier zu sein, ist eine Ehre und ein großes Glück", schwärmte der Brawn-Pilot.

Nach einer grandiosen ersten Saisonhälfte mit sechs Siegen in sieben Rennen brachte er den größten Triumph seiner wechselhaften Karriere vorzeitig - auch dank taktischer Zurückhaltung - in trockene Tücher. "«Das ist es, was ein Champion macht. Es geht darum, alle unterschiedlichen Möglichkeiten durchzuspielen. Darum, Rennen zu gewinnen, wenn Du musst. Darum, das Beste aus jeder Situation zu machen. Genau das habe ich getan", konterte Button in Brasilien Vorwürfe zu seiner eher mäßigen zweiten Saisonhälfte.

Kritik ist der Blondschopf gewohnt - auch wenn er bei den motorsportverrückten Engländern zu Beginn zum 'Everybody's Darling' avancierte. Doch die hohen Erwartungen konnte Button, der drei Schwestern hat und stets von seinem Vater John Button - braun gebrannt, mit weit aufgeknöpftem Hemd und dem rauen Charme eines Seefahrers - zu den Rennen begleitet wird, nicht erfüllen. Ob bei Williams-BMW, Benetton, Renault, BAR oder zuletzt Honda - es waren viele verlorene Jahre dabei.

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Nachdem er 2000 sein Debüt in der Formel 1 bei Williams gefeiert hatte, machte er stattdessen durch Wechseltheater Schlagzeilen. Erst ein Notarbüro des Internationalen Automobilverbandes brachte 2005 Klarheit. Der Button-Kontrakt mit seinem alten Arbeitgeber BAR war gültig, der Wechsel zu Williams-BMW geplatzt. 2006 wollte Button dann auf einmal nicht mehr BAR verlassen. Von seiner Unterschrift bei Williams kaufte er sich mit einer Millionensumme frei.

WM-Dritter 2004, ein Sieg in neun Jahren. Buttons Bilanz brachte wenig Glanz. Für Glamour sorgte er mit seinem Lebensstil. Schon als Formel-1-Fahrschüler parkte er seine Jacht 'Little Missy' im Hafen von Monte Carlo, wo er noch heute seinen Wohnsitz hat, und machte sich als Frauenheld einen Namen. 'Our Jense' tauften ihn die britischen Medien, und 'Spice Boy' in Anlehnung an die Girls-Band. Bald wurde es aber weniger nett: "Winless Wonder - Siegloses Wunder".

Nach dem Honda-Ausstieg schien der Sturzflug des Briten aus dem aus dem südenglischen Frome auf dem absoluten Tiefpunkt. "Es war eine dunkle Zeit", bekannte der Rennfahrer, der sich als Achtjähriger bei Kartrennen mit dem Vollgas-Virus infiziert hatte. Erst im März war das Rettungspaket von Teamchef Ross Brawn endlich geschnürt, im letzten Test vor Saisonbeginn meldete sich Button doch noch zurück. Und wie! "Er ist der perfekte Rennfahrer", schwärmte Brawn, der auch schon Michael Schumacher zum Rekord-Weltmeister machte.

Endlich hatte Button auch die Einstellung, die es brauchte, um sich als Nachfolger seines Landsmanns Lewis Hamilton als zehnter Brite in die Weltmeister-Listen einschreiben zu können - beide übrigens mit einem Mercedes-Motor unter der Haube. Alle Konzentration gilt dem nächsten Rennen. "Ich bin ein totaler Langweiler geworden, fragt meine Freundin", scherzte Button, der seinen Körper mit mehr als beachtlichen Resultaten beim Triathlon stählt, jüngst und verwies auf das Unterwäsche-Model Jessica Michibata. Mit einer langweiligen WM-Party rechnete aber ganz sicher niemand.

Das Zittern hat sich gelohnt

Team-Weltmeister Brawn: Zittern hat sich gelohnt

Team-Weltmeister Brawn: Zittern hat sich gelohnt
Achterbahnfahrt im Eiltempo: Ein Jahr nach dem Aus des Vorgänger-Rennstalls hat Brawn GP den Weltmeistertitel der Konstrukteure eingefahren. Am 5. Dezember 2008 verkündete Honda seinen Rückzug aus der Formel 1, mit einem Schlag standen Jenson Button und PS-Veteran Rubens Barrichello ohne Team da. Viele nervenzehrende Wochen vergingen. Während die Konkurrenz ihre Wagen schon vorstellte und testete, suchten Ross Brawn & Co. nach neuen Geldgebern und Motoren.

Drei Monate und einen Tag später dann die Rettung: "Wir sind erfreut, dass wir das Team an Ross Brawn verkaufen konnten", teilte Honda am 6. März mit. Brawn - Angler aus Leidenschaft und einst Ferraris 'Superhirn', nun Teamchef und Mitbesitzer des gleichnamigen Teams. Die rund 700 Mitarbeiter im Werk in Brackley durften aufatmen. Im Gegensatz zu Button und Barrichello verdienten sie zuvor keine Millionensummen. Die Fahrer sollen Medienberichten zufolge auf Teile ihres Gehalts verzichtet haben, Brawn bekam bei der Übernahme damals angeblich eine finanzielle Mitgift von Honda.

Perfektes Paket mit Mercedes-Power

Die Abfindung für die Werksangestellten wäre für den japanischen Autobauer nach dem britischen Arbeitsrecht wohl wesentlich teurer gewesen - bis zu 150 Millionen Euro - als die vermeintliche Wiederaufbau-Prämie. Anfangs noch geradezu unschuldig weiß, versammelten sich nach und nach auch die Sponsorenaufkleber auf dem neuen Brawn-Rennwagen.

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Und unter der Abdeckung lief der neue Motor wie ein Schweizer Uhrwerk. Er stammt aus Stuttgart: Mercedes beliefert den Rennstall mit Aggregaten und startete mit Brawn richtig durch, während die McLaren-Mercedes-Rennwagen erstmal nicht auf Touren kommen wollten. Das Brawn-Paket stimmte, mit dem Doppeldiffusor unter der Leitung des damaligen Chefdesigner Jörg Zander aus Deutschland fuhren die 'Brawnies' der Konkurrenz in der ersten Saisonhälfte auf und davon.

Button in den ersten Rennen nicht zu stoppen

Sechsmal stand Button in den ersten sieben Rennen ganz oben, insgesamt fuhr BrawnGP bei noch einem ausstehenden Grand Prix in zwei Wochen in Abu Dhabi acht Siege in 16 Rennen ein. Der Vorsprung auf Verfolger Red Bull ist in der Konstrukteurswertung nicht mehr einholbar, der WM-Titel nicht mehr zu nehmen. Das lange Zittern vor der Saison hat sich gelohnt - bei der Geldausschüttung nach den 17 Läufen steht BrawnGP ganz vorn.

Ecclestone mit neuem Skandal

Weiß Ecclestone noch, was er sagt?

Weiß Ecclestone noch, was er sagt?
Wer schickt Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone endlich in Rente? Schon wieder hat der 79-Jährige mit offenbar unbedachten Aussagen einen Skandal provoziert. In einem Interview am Rande des Großen Preises von Brasilien soll Ecclestone den tragisch Tod Ayrton Sennas beim Rennen in Imola 1994 als positiv für die Formel 1 bewertet haben. "Er hatte Pech. Die dadurch generierte Publicity war aber so groß, das war gut für die Formel 1", zitiert die brasilianische Tageszeitung 'Folha de S.Paulo' den F1-Zampano.

Bereits im Juli diesen Jahres hatte Ecclestone mit umstrittenen Aussagen über Adolf Hitler einen Eklat ausgelöst. In einem Interview mit der rennomierten Tageszeitung 'The Times' hatte der Brite die Ansicht vertreten, dass Hitler eigentlich kein Diktator gewesen sei und ihn dafür gelobt, dass er "die Dinge erledigt bekommen habe". Nach massiven Protesten hatte sich Ecclestone später zwar für das Interview entschuldigt. Dazu gelernt hat er aber offenbar nicht.

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Ecclestones Aussagen zum Tod von Senna zeugen erneut von Respektlosigkeit und wenig Sensibilität. Ein Menschenleben scheint den 79-Jährigen nicht groß zu interessieren, wenn es ums Geschäft geht. "Es ist schade, dass wir Ayrton verlieren mussten, aber es ist passiert. Dieses Ereignis hat so viele Menschen interessiert, die davor nichts über diesen Sport wussten und sich dadurch für die Formel 1 zu interessieren begannen", führte Ecclestone weiter aus. Sätze, die für jeden aktiven Fahrer wie ein Schlag ins Gesicht sein müssen.

Der Zweite ist der erste Verlierer

Vettel: Der Zweite ist der erste Verlierer

Vettel: Der Zweite ist der erste Verlierer
Als der neue Weltmeister Jenson Button auf seiner Jubel-Party die Puppen tanzen ließ, saß Sebastian Vettel traurig im Hubschrauber auf dem Weg zum Flughafen in Sao Paulo. Der 22-Jährige kämpfte immer wieder mit den Tränen und wollte nach dem geplatzten Titeltraum nur noch schnell weg. Dass er nach dem 4. Platz in Brasilien auf Rang zwei der WM-Wertung geklettert und damit Kronprinz des neuen Formel-1-Königs Button ist, konnte Vettel nicht trösten.

"Wir haben nicht gewonnen, mir ist es egal, ob ich jetzt Zweiter oder Dritter bin. Der Zweite ist der erste Verlierer", sagte der Red-Bull-Pilot nach dem für ihn enttäuschenden Rennen. Dann drehte er sich um und wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augen. Bevor er den Ort seiner persönlichen Niederlage verließ, zeigte sich Vettel als fairer Sportsmann und gratulierte Button zum Titel und seinem australischen Teamkollegen Mark Webber zum Triumph von Sao Paulo. "Glückwunsch, Jenson ist jetzt uneinholbar. Sie haben dieses Jahr die beste Arbeit geleistet. Mehr gibt es da nicht zu sagen", meinte Vettel mit stockender Stimme.

Button: Jetzt will ich einen trinken

Button kostete derweil seinen Triumph in vollen Zügen aus. Nachdem er die herzhafte Umarmung seines überglücklichen Vaters John, einen Interview-Marathon und die große Champagner-Dusche in der Brawn-Box überstanden hatte, startete er im Hotel gleich wieder durch zur Spontan-Party, ohne vorher einen Fuß in sein Zimmer zu setzen. "Jetzt will ich einen trinken", sagte der Brite, als aller Druck von ihm abgefallen war. Dass es für den 29-Jährigen auch ohne seine Freundin Jessica Michibata, ein japanisch-argentinisches Unterwäsche-Modell, eine Nacht mit offenem Ende wurde, hatte er dabei seinem im WM-Rennen geschlagenen Teamkollegen Rubens Barrichello zu verdanken.

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'Rubinho' hatte ihm seinen Privatjet zur Verfügung gestellt, damit er erst am Montagmorgen anstatt wie ursprünglich geplant noch Sonntagnacht zurück nach England fliegen konnte. Empfangen werden dürfte Button in der Heimat mit offenen Armen. Premierminister Gordon Brown zeigte sich "stolz, dass Button als zehnter Brite den Titel gewonnen hat und hofft auf weitere Erfolge". Die englischen Zeitungen feierten den "Playboy-Champion" (Daily Mail), der dem selbst ernannten Formel-1-Mutterland Großbritannien erstmals nach vier Jahrzehnten (1968 Graham Hill, 1969 Jackie Stewart) wieder zwei WM-Titel in Folge beschert hatte.

Button dankt Ross Brawn
"Wunderbar aggressiv und dabei gewohnt elegant", beschrieb der 'Daily Telegraph' Buttons Triumphfahrt und befand: "Diese Vorstellung war eines Formel-1-Champions würdig." Für die 'Londoner Times' hat Button "eines der beeindruckendsten Comebacks in der Sportgeschichte vollbracht". Im Winter noch arbeitslos ("Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich in diesem Jahr noch in der Formel 1 fahren würde"), startete er nach dem Honda-Ausstieg und der Rettung des Teams durch Ross Brawn märchenhaft durch und feierte nicht nur seinen eigenen Titel, sondern auch die Konstrukteurs-WM.

"Das Team hat einen Mörderjob gemacht. Was wir nach diesem Winter erreicht haben, ist außergewöhnlich. Ich glaube nicht, dass es so eine Saison in der Formel 1 schon einmal gegeben hat", sagte Button und lobte vor allem 'Superhirn' Ross Brawn. "Dieser Kerl verdient eine Medaille", meinte er über seinen Chef, der einst bei Benetton und Ferrari schon Michael Schumacher zu dessen sieben WM-Titeln geführt hatte: "Ohne Ross würde dieses Team nicht existieren. Er hat schon viele WM-Titel und viele schwierige Jahre erlebt. Er war schon in jeder möglichen Situation. Das hat mir geholfen. Ich glaube nicht, dass wir es ohne ihn geschafft hätten."

Vettel will Saison-Finale gewinnen
Während Button das Saisonfinale in Abu Dhabi (1. November) nicht mehr wirklich interessiert, will Vettel sich in der Wüste mit einem Sieg aus dieser Saison verabschieden. Dafür stürzt er sich in den nächsten Tagen wieder in die Arbeit, auch um seine Enttäuschung zu verdrängen. Während Champion Button jetzt von einem PR-Termin zum nächsten eilt, tüftelt der Herausforderer noch einmal in der Red-Bull-Fabrik in England an einem Siegerauto. "Ich werde in Abu Dhabi einfach mein Bestes geben. Das Ziel ist es natürlich, das Rennen zu gewinnen", sagt er.

Pressestimmen zum Weltmeister

"Buttons Triumph ist ein Märchen"

Buttons Triumph ist ein Märchen
The Sun: Brillanter Button - Comeback-Kid Jenson ist Formel-1-Weltmeister Der überglückliche Rennfahrer weinte, als er die WM-Krone in sensationeller Manier in britischem Besitz halten konnte, nachdem im letzten Jahr Lewis Hamilton gewonnen hatte.

The Mirror: Buttons Triumph ist ein Märchen. Hollywood wird daraus einmal einen großartigen Film machen.

Daily Mail: Ich bin die Nummer Eins! Jenson Button donnert zum Formel-1-Weltmeistertitel. Button wurde zum König der Landstraße in Brasilien. Der Playboy-Champion. Jahrelang war er als Playboy abgestempelt, der sein Talent verschwendet. Jetzt hat er das Bild geradegerückt und wurde zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Button ist der Sohn eines erfolgreichen Rallye-Piloten. Ihm wurde schon früh in seiner Karriere Großes prophezeit, vor allem, als er mit 20 Jahren der jüngste britische Rennfahrer in der Formel 1 wurde. In den darauffolgenden Jahren schaffte er es aber nicht, zu glänzen und verdiente sich vielmehr abseits der Rennstrecken ein Playboy-Image. Er ließ sich mit jeder Menge Frauen fotografieren und wurde dafür kritisiert, zu viel Zeit für seinen Lebenswandel zu verschwenden.

Daily Telegraph: Jenson Button gewinnt Weltmeisterschaft nach Rubens Barrichellos Plattfuß. Wunderbar aggressiv und dabei gewohnt elegant - mit einer durch und durch brillianten Vorstellung sicherte sich Jenson Button seinen wohlverdienten Weltmeister-Titel in Brasilien. Diese Vorstellung war eines Formel-1-Champions würdig.

The Times: Jenson Button hat eines der beeindruckendsten Comebacks in der Sportgeschichte vollbracht, indem er nach einem spannenden Rennen in Brasilien Formel-1-Champion wurde. Vor elf Monaten noch hatte Button keinen Job und die Möglichkeit, dass er nach dem Ausstieg von Honda nie mehr in der Formel 1 fahren würde, war da. Er hatte zuvor die Angebote von vier anderen Teams ausgeschlagen, um seine Loyalität zu Honda zu beweisen und einen Drei-Jahres-Vertrag über 24 Millionen Pfund zu unterschreiben - nur um danach festzustellen, dass der japanische Autohersteller die Formel 1 endgültig verlassen würde. Ross Brawn rettete das Team, hängte seinen eigenen Namenszug an die Tür und bat Button, das Revival anzuführen.

The Guardian:Ein emotionaler Button regiert die Welt nach 'dem besten Rennen meines Lebens'. Der Brawn-Pilot wird der zehnte britische Champion. Und das Team feiert gleich im ersten Jahr auch die Konstrukteurs-WM. Button ist zwar noch keine 30 Jahre alt. Aber er musste länger auf den Titel warten als alle seine Landsmänner vor ihm - ausgenommen Nigel Mansell.

The Independent: Button wurde nach einer Fahrt gekrönt, die einem Champion würdig war.

ITALIEN: Brawn GP schreibt Motorsport-Geschichte

La Gazzetta dello Sport: Seltsam, aber wahr: Jetzt gehört Jenson zu den Großen. Button reicht Platz fünf zum Weltmeistertitel. Das Wunder eines früheren Arbeitslosen und seines neuen Teams. Ein Triumph für Brawn. Der Titel bleibt in Großbritannien. Armer Fisico - der Ferrari ist eine Qual.

Tuttosport: Button, Meister einer WM zum Vergessen. Er ist gut, er beeindruckt aber nicht. Besser als Button ist bestimmt Ross Brawn, ein alter Fuchs, der mit den Regeln spielt und ein Auto entworfen hat, der in der ersten Phase der Meisterschaft die Rivalen vernichtet hat. Brawn ist zwar kein David, der gegen Goliaths (McLaren und Ferrari) kämpft, sondern ein Team, das aus der Asche einer Supermacht der Autoindustrie (Honda) entstanden ist. Die Bilanz ist eine mittelmäßige WM, die mehr wegen des politischen Streits, den Prozessen und der ständigen Polemik als wegen des unspannenden Duells zwischen Button und Barrichello in Erinnerung bleiben wird.

Corriere dello Sport: Die Formel 1 spricht weiter Englisch: Von Hamilton zu Button. Seit Schumacher 2004 hat kein Weltmeister vom ersten Rennen an geführt. Der ruhige Button, Herr im Chaos. Diese sonderbare Weltmeisterschaft ohne Stars belohnt den ruhigsten Piloten der Gruppe, der oft fast einsam und verlassen auf dem Schlachtfeld der Formel 1 scheint. Ferrari war wieder mies.

Il Secolo XIX: Brawn GP schreibt Motorsport-Geschichte.

La Stampa: Die Formel 1 verbeugt sich vor dem meist kritisierten Piloten der letzten 15 Jahre. Zu Beginn seiner Karriere war er stark, danach hat er mehrere Fehler begangen. Auch in dieser Meisterschaft hat Button viel verschwendet. In den ersten sieben Rennen hat er einen riesigen Vorsprung aufgebaut, den er später verschwendet hat. Am Schluss hat der Wille zum Sieg gewonnen.

Corriere della Sera: Die Rache des Taxifahrers: Button ist der König der Formel 1 und kann es selbst kaum glauben. Angst um Kimi.

Liberta: Ferrari endet in den Flammen.

La Repubblica: Button und Brawn - was für ein Triumph! Nur Barrichello konnte nicht lächeln. Feuer und Unfälle für Ferrari - dieses Rennen konnte man vergessen.

Il Tempo: Hut ab vor Jenson.

SPANIEN: Brawn GP schreibt Motorsport-Geschichte

El Pais: Sportlich gesehen war diese Formel-1-Saison ziemlich uninteressant. Sie wurde bestimmt durch die Konflikte hinter den Kulissen.

El Periodico: Jenson Button sicherte sich den Titel in den ersten sieben Rennen. Danach konzentrierte er sich auf die Mathematik und sammelte die notwendigen Punkte.

Marca: Button ist ein Übergangs-Weltmeister. Die Vorzeichen deuten darauf hin, dass er in der kommenden Saison im Titelkampf keine wichtige Rolle spielen wird. Dann dürften Ferrari mit Fernando Alonso und McLaren mit Lewis Hamilton vorn sein.

As: Jenson Button nutzte die Chance, einen außergewöhnlichen Rennwagen fahren zu dürfen. Er holte den Titel, obwohl seine Formel-1-Karriere eigentlich schon beendet erschien.

Sport: Brawn GP schreibt Motorsport-Geschichte. Der Rennstall sichert sich im ersten Jahr seiner Existenz gleich den WM-Titel in der Teamwertung.

FRANKREICH: Der überraschende Titel für die Geduld

Liberation: Jenson Button, Golden Boy der Formel 1.

Le Figaro: Button, der überraschende Titel für die Geduld. Das ist eine Erfolgsstory großen Stils. Die eines Fahrers, der nach einer holprigen Karriere noch einmal zurückkommt. Niemand hätte im vergangenen Winter noch einen Euro auf Jenson Button gesetzt. Es ist auch die Geschichte eines geopferten Rennstalls, der im Dezember von Honda fallengelassen wurde, der kurz vor dem Schild "zu spät" von Ross Brawn gerettet wurde und am Ende unwiderstehlich war.

Le Parisien: Die Weihe für Button.

La Tribune: Jenson Button macht der Spannung ein Ende.

BRASILIEN: Button zeigte eine wahre Show von Überholmanövern

Folha: Barrichello scheitert beim Versuch, die Entscheidung auf das letzte Rennen zu vertagen, und muss mit ansehen, wie sein Teamkollege Button in Brasilien den WM-Titel gewinnt.

Gazeta Esportiva: Button überwindet Skepsis und ist Weltmeister. Dank einer Unfallserie zu Rennbeginn und mit einem aggressiven Fahrstil holt sich der Engländer den Titel.

Jornal do Brasil: Barrichellos Traum endete an diesem Sonntag. Button zeigte eine wahre Show von Überholmanövern auf der vorletzten Saisonetappe.

O Dia: Barrichello frustiert die Fans, Button ist Weltmeister.

O Globo: Der erwartete Regen fiel nicht und Rubinhos Hoffnungen, im Kampf um den WM-Titel zu bleiben, wurden am Sonntag zu Staub.

ARGENTINIEN: Samba nach englischer Art

Ole: In Brasilien war nach Barrichellos Pole Position und der Führung im ersten Rennteil alles für eine Samba vorbereitet. Und es gab auch Samba, aber nach englischer Art.

Clarin: Button feiert einen Titel, der nach der ersten Saisonhälfte nur noch eine Formalität zu sein schien, am Ende aber durch durch den Aufschwung bei Red Bull und bei seinem Teamkollegen Barrichello kompliziert wurde.

Schumacher tröstet Vettel

Schumi: Werden noch viel gutes von Sebastian sehen

Schumi: Werden noch viel gutes von Sebastian sehen
Rekord-Weltmeister Michael Schumacher hat Sebastian Vettel nach dem verpassten Formel-1-Titel getröstet und eine große Zukunft vorhergesagt. "Schade natürlich für Sebastian, aber er hat noch viel Zeit. Er hat ein tolle Saison hingelegt und gezeigt, dass er das Zeug zum Weltmeister hat", schrieb Schumacher auf seiner Homepage. Vettel werde zwar einige Tage brauchen, die Enttäuschung über den WM-Sieg von Jenson Button in Brasilien zu verdauen.

"Aber ich bin mir sicher, dass wir noch sehr viel Gutes von ihm sehen und hören werden", meinte der siebenmalige Champion. Glückwünsche schickte Schumacher an Button und dessen Teamchef Ross Brawn, mit dem auch der Kerpener alle seine Titel gewonnen hatte. "Was die geschafft haben, ist aller Ehren wert", urteilte der 40-Jährige. Erst kurz vor Saisonbeginn hatte der Brite Brawn den Rennstall nach dem Rückzug von Honda vor dem Aus gerettet.

Schumi freut sich für Ross Brawn

"Ich gönne ihnen die Titel, denn wenn man mal bedenkt, durch welche Gefühlsbäder diese Jungs in diesem Jahr gegangen sind, ist das eine unglaubliche Geschichte", schrieb Schumacher. "Für Ross, den ich nun so lange kenne, freut es mich wahnsinnig. Er hat diesen Erfolg verdient."

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Auch der britische Premierminister Gordon Brown gratuliert Brawn GP und Button Weltmeistertitel. "Seine Leistungen in dieser Saison mit dem neuen Brawn-Team haben die Formel-1-Fans in Großbritannien und der ganzen Welt begeistert. Wir hoffen auf eine Fortsetzung dieser Erfolge", sagte der Politiker. "Meine wärmsten Glückwünsche."

Heimatstadt will Button ehren

Der Bürgermeister von Buttons Heimatstadt Frome im Süden Englands kündigte eine Ehrung des 29-Jährigen an. "Es ist eine tolle Zeit für ihn, seine Familie und viele Menschen in Frome, die ihn die ganze Zeit unterstützt haben", zitierte der britische Sender 'BBC' Verwaltungschef Damon Hooton. Button komme oft zu Besuch nach Frome. "Jeder meint, ihn zu kennen, und er akzeptiert, dass jeder sein bester Freund sein will", so Hooton.

Interview mit Sebastian Vettel

Vettel: Dennoch ein sehr, sehr gutes Jahr

Vettel: Dennoch ein sehr, sehr gutes Jahr
Platz vier im Rennen, den WM-Titel endgültig an Jenson Button verloren - wie geht es Ihnen jetzt?
Sebastian Vettel (Red Bull): Ich glaube, es gibt halt einen, dem es heute besser geht als mir. Es war aber dennoch ein sehr, sehr gutes Jahr, das beste, das unser Team je hatte. Unterm Strich waren wir aber nicht konstant genug. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Einige davon ich, einige das Team. Das sind Dinge, die man lernen muss, wenn man auf dem Weg nach oben ist.

Haben Sie Jenson direkt nach dem Rennen schon gratuliert?
Sebastian Vettel: Nein, ich bin im Auto sitzen geblieben. Ich musste das erst einmal verdauen. Aber Glückwunsch an Jenson, er hat halt die meisten Punkte gesammelt. Deswegen ist er auch ein Rennen vor Schluss schon Weltmeister.
Wie haben Sie das Rennen erlebt?
Sebastian Vettel: Wir haben das Beste herausgeholt, mehr als Platz vier war von der Startposition nicht drin. Ohne das Problem im Qualifying hätten wir sicher gewinnen können. Ich hatte noch eine kleine WM-Chance, aber die ist jetzt vorbei.

Was erwarten Sie vom letzten Rennen in Abu Dhabi?
Sebastian Vettel: Ich richte jetzt den Blick nach vorne. Unser Auto war überall in der Lage, aufs Podium zu fahren, mit Ausnahme von Monza. Deshalb glaube ich, dass auch in Abu Dhabi etwas drin ist. Das Team ist nach dem Sieg von Mark Webber auf jeden Fall motiviert genug. Wir haben die letzten beiden Rennen fürs Team gewonnen und hoffen jetzt auf den Hattrick.

Geldstrafen für Trulli und McLaren-Mercedes

Hohe Geldstrafen für Trulli und McLaren-Mercedes

Hohe Geldstrafen für Trulli und McLaren-Mercedes
Die turbulente Anfangsphase des Großen Preises von Brasilien kommt Toyota-Pilot Jarno Trulli und den britisch-deutschen Formel-1-Rennstall McLaren-Mercedes teuer zu stehen. Der Italiener wurde vom Internationalen Automobilverband FIA verwarnt und muss 10.000 Dollar Strafe zahlen. Nach einem Unfall mit Force-India-Pilot Adrian Sutil war Trulli wutentbrannt auf den Deutschen zugestürmt und hatte sich wild gestikulierend vor diesem aufgebaut.

McLaren-Mercedes muss 50.000 Dollar zahlen, nachdem bei einem Boxenstopp der Tankrüssel im Silberpfeil von Heikki Kovalainen stecken geblieben war. Bei der Ausfahrt wurde er aus der Verankerung gerissen, Sprit spritzte auf die Strecke. Als der dahinter fahrende Kimi Räikkönen durch die Lache fuhr, entzündete sich diese in einer gewaltigen Stichflamme. Der finnische Ferrari-Fahrer kam mit dem Schrecken davon.

Massa: Ich will im Auto sitzen

Massa: Ich will im Auto sitzen

Massa: Ich will im Auto sitzen
Die Fans bejubelten jede noch so kleine Geste, die Kollegen freuten sich riesig über seine Rückkehr, doch die Wehmut nach dem Besuch im Autodromo Jose Carlos Pace war am stärksten. "Ich will im Auto sitzen, vor allem hier in Brasilien. Es wäre fantastisch gewesen, für dieses Rennen zurückzukommen", sagte Felipe Massa. Knapp drei Monate nach seinem kapitalen Ungarn-Unfall durfte der Vizeweltmeister am Wochenende bei seinem Heimrennen in Sao Paulo endlich wieder Formel-1-Luft schnuppern - in der Box und am Kommandostand.

"Ich kann alles machen, was ich zuvor auch getan habe", versicherte der Ferrari-Pilot. Zum sehnlichst erhofften Comeback im roten Cockpit vor seinen Landsleuten reichte es dennoch nicht. Alles müsse 100 Prozent sein, "weil unser Sport ein Risikosport ist", erklärte Massa und tröstete sich damit selbst ein bisschen. "Man kann einen weiteren Unfall haben, ich hoffe natürlich nicht, aber man kann." Also muss sich der Brasilianer bis 2010 gedulden. "Jetzt bereite ich mich eben auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr vor", sagte Massa.

Hamilton: Der Sport hat ihn vermisst

Sein neuer Teamkollege ist dann der zweimalige Champion Fernando Alonso, der Ex-Weltmeisters Kimi Räikkönen ablöst. So explosiv die Paarung Massa/Alonso auch sein könnte, die Konkurrenz äußerte sowohl Freude als auch Respekt in Richtung des Rückkehrers. "Man muss nur 30 Sekunden in seiner Gegenwart verbringen und man weiß: Er wird nächstes Jahr leistungsstark sein", meinte McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh. "Was für einer kleiner tapferer Kerl."

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"Es ist großartig, ihn zu sehen", pflichtete Lewis Hamilton bei. Vor einem Jahr hatte sich der Silberpfeil-Pilot mit dem Ferrari- Konkurrenten auf dem Kurs in Interlagos das wohl dramatischste Saisonfinale der Königsklasse geliefert - mit einem denkbar knappen, aber weltmeisterlichen Ende für den Briten. "Ich denke, der Sport hat ihn vermisst, und ich habe die Duelle mit ihm vermisst", sagte Hamilton. Er freue sich schon auf die großartigen Kämpfe mit Massa 2010.

Herzliches Willkommen für Rückkehrer Massa

Ex-Teamkollege Michael Schumacher ließ via Interview im Magazin "Der Spiegel" noch mal verlauten, dass er sein aus gesundheitlichen Gründen schließlich geplatztes Comeback auch für Massa habe geben wollen, "der für mich in unserer gemeinsamen Zeit bei Ferrari so etwas wie ein kleiner Bruder geworden war". Der Unfall damals habe sein Blut in den Adern stehenbleiben lassen, sagte der Rekord- Weltmeister aus Kerpen.

Beim Großen Preis von Brasilien am Wochenende durfte Massa noch nicht starten, nachdem ihm am 25. Juli in der Qualifikation auf dem Hungaroring eine 800 Gramm schwere Metallfeder gegen den Helm gekracht war. Sie stammte vom Brawn-Rennwagen seines Landsmanns Rubens Barrichello, der Massa im Fahrerlager herzlich umarmte. Die gesamte Ferrari-Boxencrew begrüßte den Rückkehrer mit Handschlag. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hieß den Fahrer ebenfalls willkommen. Selbst Massa-Bruder Eduardo "Dudu" avancierte zum gefragten Interviewpartner.

Neues Ferrari-Duo: Ärger vorprogrammiert?

Wie auch immer: 2010 bilden Massa und Alonso das rote Traumduo. "Wir werden ein großartiges Paar haben, das weiß, worauf der Fokus liegt", meinte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Massa hatte mit Äußerungen vor brasilianischen Journalisten jedoch Aufsehen erregt. Er hatte seinem künftigen Teamkollegen vorgeworfen, vom Singapur-Skandal 2008 gewusst zu haben. Damals hatten die Renault-Verantwortlichen einen Unfall inszeniert, von dem Alonso als Rennsieger profitiert hatte. Später schwächte der Südamerikaner seine Aussagen auf der Ferrari-Homepage deutlich ab. Gut möglich, dass die Geschichte nach Massas Rückkehr in den Rennwagen nicht wieder hochkocht.

Interview mit Jenson Button

Button: "Ich war der Beste"

Button: Ich war der Beste
Wie groß ist die Erleichterung?
Jenson Button: "Es ist mehr als eine Erleichterung. Alle Erinnerungen, die guten und die schlechten, gehen Dir durch den Kopf. Ein großartiger Start in die Saison, die letzten Rennen waren sehr stressvoll für mich. Es tat auch weh. Was wir aber erreicht haben nach diesem Winter ist außergewöhnlich. Es ist großartig, hier als Weltmeister zu sitzen. Ich habe es verdient. Ich war der Beste in den bisherigen 16 von 17 Rennen. Ich bin Weltmeister. Das Rennen war das beste, das ich in meinem Leben gefahren bin. Ich bin der Weltmeister, ich kann gar nicht aufhören, es zu sagen."

Wie war ihre Strategie mit Blick auf ihren Teamkollegen Rubens Barrichello?
Button: "Ich wusste, ich musste Punkte auf Rubens aufholen. Es war ein erstaunliches Rennen. Ich habe alles getan, was ich tun konnte an diesem Wochenende. Ich wusste, der sechste Platz reicht."

Haben sie beim Aufstehen am Rennmorgen gedacht, dass sie es an diesem Tag schaffen?
Button: "Ja. Ich wusste nicht, was Rubens tun würde. Aber ich wusste, ich kann um Platz sechs kämpfen. Das war unsere Strategie. Ich bin sehr glücklich. Nach der Qualifikation hab ich allerdings echt gegrübelt. Ich saß im meinem Raum. Ich war glücklich für Rubens und das Team über die Pole, aber ich habe mich schlecht gefühlt. Ich hatte dann ein paar Drinks und war bereit für heute."

Werden Sie nächstes Jahr mit Brawn GP den Titel verteidigen?
Button:
"Ich habe mit keinem Team ernsthaft wegen des nächsten Jahres gesprochen. Ich werde mit Brawn sprechen, wenn ich meinen Kater überwunden habe."

Vor einem Jahr waren Sie ohne Job, und nun sind Sie Weltmeister als Fahrer und mit dem Team...
Button: "Mit einem Team wie Brawn hier zu sitzen ist großartig. Es ist natürlich kein komplett neues Team. Das Team würde aber nicht existieren, wenn Ross nicht hier wäre. Für ihn die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft zu gewinnen, ist außergewöhnlich. Er verdient eine Medaille."

Stimmen zum Rennen in Brasilien

Vettel: "Platz 4 war das Maximum"

Vettel: Platz 4 war das Maximum
Jenson Button (Brawn GP): “Es ist großartig, hier als Champion zu sitzen. Ich habe es verdient. Das war das beste Rennen meines Lebens. Was ich zu tun hatte, habe ich gemacht.“

Sebastian Vettel (Red Bull): “Ich denke, Platz 4 war das Maximum. Mehr war nicht drin. Die kleine WM-Chance ist jetzt auch hinüber. Es war ziemlich wild hier in Brasilien. Irgendwie spielt hier immer alles verrückt und es kracht gleich in der ersten Runde. Das ist gut für einen, wenn man hinten ist. So kommt man nach vorne. Der Blick ist immer nach vorne gerichtet. Natürlich habe ich gesehen, dass Jenson vor mir ist. Glückwunsch an Jenson. Er hat die meisten Punkte geholt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Mir war klar, dass Jenson - wenn er durchkommt - Weltmeister ist.“

Ross Brawn (Teamchef Brawn GP): “Ich spüre die Erleichterung. Wir haben es auf die harte Art und Weise gemacht. Wir haben die letzten Rennen nicht so gut dagestanden. Der Druck ist jetzt weg, wir werden uns den Spaß gönnen, werden feiern. Gratulation ans Team und vielen Dank an die Menschen, die mitgearbeitet haben.“

John Button (Vater von Jenson Button): “Ich bin so emotional, bin voller Gefühle. Es war ein schwieriges Rennen für ihn, er musste viele überholen. Ich hatte hohen Blutdruck, obwohl ich nur ein Glas Rotwein getrunken habe. Er hat den WM-Traum seitdem er 8 Jahre alt ist, jetzt ist er Weltmeister. Jenson muss noch PR machen in England, ich weiß nicht, was jetzt passiert. Aber wir werden jetzt ganz lange feiern.“

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Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): “Brawn hatte den zuverlässigsten und besten Motor des Jahres. Wie im letzten Jahr ist Mercedes der Motor des Weltmeisters. Die Brawn-Jungs haben sich das verdient. Sie waren vor einem Jahr fast weg und haben super Arbeit geleistet. Weltklasse, was die abgeliefert haben.“

Nico Rosberg (Williams): “Irgendwas im Getriebe ist kaputt gegangen. Das ist schade, denn wir hätten heute angreifen können, wir waren schnell genug. Ich weiß nicht, wie weit nach vorne es hätte gehen können. Ich war gleichauf mit Kubica.“

Adrian Sutil (Force India): “Ich habe plötzlich einen Schlag hinten bekommen, bin dann ins Infield. Total blöde Aktion von Trulli, es da außen zu probieren. Total enttäuschend. Er war ein bisschen hysterisch. Ich habe ihm gesagt, er soll still sein. Ich habe gar nicht gewusst, was passiert ist. Schade, weil es eine sinnlose Sache war. Es ging hart her am Start. Ich war zufrieden mit meinem Start und habe mich auf ein langes Rennen gefreut.“

Jarno Trulli (Toyota): “Das war so ein gefährliches Manöver, und zwar absichtlich. Sutil hat mich weggedrückt und ich bin dann aufs Gras und fast in die Mauer. Das war total verrückt von Adrian. Er soll eine Strafe bekommen. Er sollte innen bleiben und mir Platz lassen. Da war genug Raum, er hätte mir Platz lassen müssen.“

Ergebnis des Rennens in Brasilien

Button reicht Platz 5 zum Titel-Triumph

Button reicht Platz 5 zum Titel-Triumph
Aus und vorbei: Im vorletzten Rennen der Saison hat Sebastian Vettel seine WM-Träume endgültig begraben müssen. Trotz erfolgreicher Aufholjagd vom 15. bis auf den vierten Platz beim Großen Preis von Brasilien reichte es für den Red-Bull-Piloten nicht mehr, um Jenson Button noch in ein echtes Finale am 1. November in Abu Dhabi zu zwingen. Der 29 Jahre alte Brite profitierte bei seinem Titel-Triumph auch von seinem schwächelnden Teamkollege Rubens Barrichello, der die Pole Position nicht zum langersehnten Heimsieg nutzte und sich nach einem Plattfuß kurz vor Schluss sogar mit Rang 8 begnügen musste.

Button lieferte dagegen mit seinem fünften Platz Maßarbeit ab. "We are the champions", brüllte der neue Champion den Queen-Klassiker in den Boxenfunk, nachdem er vom verletzten Ferrari-Piloten Felipe Massa abgewunken worden war: "Wir sind Weltmeister, Weltmeister!" Auch sein Teamchef Ross Brawn war überglücklich. "Es hat alles geklappt. Unglaublich, das muss jetzt alles erstmal sacken", sagte das "Superhirn". Brawn hatte das Team nach dem Ausstieg von Honda erst in letzte Minute vor dem Saisonbeginn gerettet.

Webber leistet Button Schützenhilfe

Der Brawn-Mercedes-Pilot mit dem Playboy-Image strafte mit seinem beherzten Auftritt im Autodromo Jose Carlos Pace alle Kritiker Lügen, die ihm angesichts zuletzt bescheidener Leistungen unterstellt hatten, im Finale Nerven zu zeigen. Aggressiv und präzise raste er vom scheinbar aussichtslosen Startplatz 14 in die Punkte und zum Titel. Brawn GP sicherte sich als Krönung zudem schon vor dem Saisonfinale am 1. November auch den Konstrukteurs-Titel.

Vettel blieb nach dem Rennen lange im Auto sitzen. "Es gibt halt einen, dem es heute besser geht als mir. Ich musste das erst einmal verdauen", gab er später zu, bevor er dem neuen Weltmeister zunächst gratulierte: "Glückwunsch an Jenson, er hat halt die meisten Punkte gesammelt. Für uns war es dennoch ein extrem positives Jahr, aber unterm Strich waren wir nicht konstant genug. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Das sind Dinge, die man lernen muss, wenn man auf dem Weg nach oben ist." In Mark Webber gewann am Sonntag in Sao Paulo der falsche Red-Bull-Pilot.

Hamilton von Platz 17 aufs Podium

Der Australier gewann nach 71 Runden auf dem 4,309 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs in 1:32:23,081 Stunden vor dem Polen Robert Kubica im BMW Sauber, Dritter wurde McLaren-Mercedes-Mann Lewis Hamilton. Der entthronte Weltmeister von 2008 hatte sich von Startplatz 17 bis aufs Podium nach vorne gekämpft. Enttäuschend verlief das Rennen für den Rest der schwarz-rot-goldenen Armada: Williams-Pilot Nico Rosberg, Nick Heidfeld im zweiten BMW und Force-India-Mann Adrian Sutil sahen nicht die Zielflagge.

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Für Sutil war das Rennen bereits nach wenigen Metern vorbei. Wärhend Pole-Mann Barrichello den Start souverän vor Webber gewann, verlor Sutil zunächst seinen dritten Startplatz an Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen und kollidierte kurz darauf in Kurve 3 mit dem Toyota von Jarno Trulli. Der Italiener räumte in Folge der Berührung auch noch Renault-Fahrer Fernando Alonso von der Piste, das Safety-Car musste auf die Strecke kommen.

Feuerunfall in der Boxengasse

Eine Berührung gab es auch zwischen Webber und Räikkönen, bei der sich der Ferrari-Mann seinen Frontspoiler beschädigte und die Box ansteuern musste. Viel Glück hatte dagegen Vettel, der nach der ersten Kurve ins McLaren-Mercedes-Sandwich geraten war und leicht mit Hamilton kollidierte. Während sich der McLaren-Mercedes-Pilot drehte, konnte Vettel ohne Position-Verlust weiterfahren. Aufregend ging es in der Boxengasse weiter: Dort riss Kovalainen bei einem unplanmäßigen ersten Stopp den Tankschlauch aus der Tankanlage und versprühte dabei die im Schlauch befindliche Spritmenge auf das Auto des hinter ihm fahrenden Räikkönen.

Das Benzin entzündete sich am heißen Auspuff des Ferrari und verwandelte den roten Renner für einige Sekunden in einen Feuerball. Für das "Feuerwerk" verdonnerten die Rennkommissare McLaren-Mercedes nach dem Rennen zu einer Strafe von 50.000 Dollar. Zudem bekam Kovalainen eine 25-Sekunden-Strafe aufgebrummt, durch die der Finne vom neunten auf den zwölften Platz zurückfiel. Räikkönen setzte seine Fahrt trotz Feuerschreck unbeeindruckt fort und reihte sich im Feld hinter dem Safety-Car ein. Das bog nach 5 Runden in die Boxengasse ab und gab das Rennen wieder frei.

Entfesselte Aufholjagd von Button und Vettel

Während sich an der Spitze zunächst Barrichello vor Webber und Kubica behauptete, kämpften sich im Mittelfeld Button und Vettel von den Plätzen 9 und 11 bis zum ersten Boxen-Service kontinuierlich durchs Feld nach vorne. Großer Verlierer der ersten Boxenstopp-Runde war der Führende Barrichello: Der Brasilianer bog in Runde 22 als erster des Spitzentrios zu seinem ersten Service ab und fand sich nach den Stopps von Kubica in Umlauf 24 und Webber in Runde 27 hinter seinen Konkurrenten wieder. Als Button in Runde 30 erstmals stoppte, hatte sich der Brite bereits auf Platz 2 nach vorne gekämpft, fiel danach jedoch zunächst wieder auf Position 10 zurück.

Erst weitere 8 Runden später kam Vettel zum Nachtanken und Reifenwechseln, musste sich aber wieder hinter Button auf Platz 7 einsortieren. Die zweiten Boxenstopps veränderten die Reihenfolge an der Spitze nicht mehr. Dagegen gelang es Vettel mit einem fehlerfreien zweiten Stopp in Runde 56 zumindest noch an Button vorbei zu kommen. Der Brite war eine Runde vorher zum zweiten Mal an die Box gekommen und zunächst auch noch hinter Kovalainen auf Rang sieben zurückgefallen.

Barrichello im Pech, Button mit Maßarbeit

Am Ende profitierte er aber noch vom zweiten Stopp des Finnen und dem Pech von Barrichello, der 7 Runden vor Rennende wegen eines Reifenschadens noch einmal an die Box musste und von Platz 3 auf Rang 8 zurückfiel. Button dagegen fuhr ohne weiteres Risiko einzugehen den fünften Platz und den WM-Titel nach Hause. "Die letzten Rennen waren etwas stressig", räumte der Champion anschließend ein. "Aber dieses Rennen war der perfekte Weg, Weltmeister zu werden."

Schumacher braucht "verrückte Dinge"

Schumacher braucht "verrückte Dinge"

Schumacher braucht verrückte Dinge
Michael Schumacher will sich auch in Zukunft "verrückte Dinge" nicht verbieten lassen und lehnt eine endgültige Absage an eine Formel-1-Rückkehr weiter ab. "Ich plane kein Comeback, aber wer weiß, was alles passiert", sagte der 40-Jährige in einer Titelstory dem Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel'. "Bis Ende des Jahres wird meine Verletzung im Nacken so weit ausgeheilt sein, dass ich wieder fahren könnte", sagte der Rekord-Weltmeister. Ein Halswirbelbruch nach einem Motorrad-Crash hatte im August seinen Einsatz als Vertreter für den verunglückten Ferrari-Piloten Felipe Massa verhindert. "Ja, ich beiße mir schon in den Hintern, dass mir das widerfahren ist", bekannte Schumacher.

Der Kerpener will trotzdem ein Grenzgänger bleiben. "Ich lebe. Ich will Spaß haben. Und dazu gehören verrückte Dinge", meinte der siebenmalige Champion, der in dem Interview ungewohnte Einblicke in sein Seelenleben als Rennfahrer und PS-Pensionär gewährt, über Schmerzen, Glücksgefühle und Leidenschaften spricht. Er wolle "frei sein und genießen", sagte Schumacher. Fallschirmsprünge sind ebenso Teil seines Unruhestands wie auch künftig Motorrad-Rennen. "Das Risiko halte ich für kalkulierbar, auch weiterhin", betonte er. Schumacher ist mit sich im Reinen. "Ich bin glücklich. Glücklich mit dem Leben, das ich jetzt führe. Aber wer weiß, was in ein paar Monaten ist oder in einem Jahr?"

"Irgendwann wird etwas Neues kommen"

Genau dieses kategorische "Vielleicht" lässt Ferrari und den Tifosi ihre kleine Hoffnung. "Wenn alles in Ordnung ist, warum sollten wir ihn nicht in einem unserer Autos sehen?", wiederholt Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali beständig. Die Idee von einem dritten Ferrari für das kommende Formel-1-Jahr ist noch immer nicht ganz vom Tisch.

Das enorme Echo der Öffentlichkeit, die emotionale Achterbahnfahrt der vergangenen Monate und sein gewandeltes Image halten wohl auch Schumacher von einem absoluten 'Nein' ab. Als "sehr schön" habe er den Hype um seine Rückkehrpläne empfunden. "Weil es mich stolz gemacht hat. Und weil mir wahrscheinlich zum ersten Mal so richtig bewusst wurde, was ich für eine Wirkung habe und was für eine Position", sagte der 91-malige Grand-Prix-Sieger.

Spätestens seit dem Freundschaftsdienst für Ferrari und Massa wird Schumacher nicht mehr als kühler Rennroboter, sondern auch als verwundbarer Mensch wahrgenommen. Er habe sich in seiner Karriere manchmal "wie der Ungeliebte gefühlt", verriet er. Es habe ihn nun gewundert, "dass das plötzlich durch dieses Comeback alles ausgelöscht schien".

Dennoch bekräftigte Schumacher, er müsse niemandem mehr etwas beweisen. "Erst recht nicht mir selbst." Drei Jahre nach seinem Rücktritt am Saisonende 2006 werde er weder von Langeweile geplagt noch sei er auf der dringenden Suche nach einer neuen Aufgabe. "Ich muss nicht Rennleiter von Ferrari sein, um ein ausgefülltes Leben zu haben", sagte Schumacher, dessen Vertrag als Scuderia-Berater jüngst bis 2012 verlängert wurde. "Aber mir ist auch klargeworden, dass irgendwann etwas Neues kommen wird, ein neues Kapitel, dass ich Verantwortung übernehmen will. Irgendwann wird es so weit sein."

Mein Kommentar:

Ich finde es immer noch interessant, dass Michael Schumacher den Fans bzw. der ganzen Welt immer noch ein bisschen Hoffnung lässt. Es bleibt abzuwarten, ob Ferrari in der nächsten Saison mit einem dritten Auto starten darf.