Freitag, 5. Juni 2009

1. und 2. Freies Training in der Türkei

Trainings-Spezialist Rosberg gewinnt Türkei-Auftakt

Trainings-Spezialist Rosberg gewinnt Türkei-Auftakt
Das architektonisch reizvolle Istanbuler Otodrom ist in diesem Jahr schon zum fünften Mal Schauplatz des Türkei-GP. In den vergangenen Jahren war der Kurs am Bosporus fest in roter Hand. Nach dem Premierensieg von Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes siegte Ferrari-Pilot Felipe Massa, Felipe Massa und Felipe Massa. Gleich drei Mal in Folge stemmte der kleine Brasilianer die begehrte Siegertrophäe in die Luft.

Dass er sich auf der hügeligen Strecke, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, wie in seiner Westentasche auskennt, zeigte Massa auch im 1. Freien Training zum GP 2009. Lange Zeit sonnte er sich auf Platz 1, am Ende begnügte er sich mit der 5. Position. Die Bestzeit riss sich 'Freitags-Protzer' Nico Rosberg unter den Nagel. Zuvor meist im Mittelfeld platziert, schleuderte der Williams-Pilot wie schon so häufig in dieser Saison im letzten Umlauf eine deutliche Bestzeit auf den Asphalt.

In 1:28,952 Minuten distanzierte der Deutsche den stark auftrumpfenden Weltmeister Lewis Hamilton (+0,311 Sekunden) auf den 2. Rang. Auch Sebastian Vettel erwischten einen guten Auftakt, er drehte hinter Jarno Trulli (+0,319) die viertschnellste Runde (+0,385). Die beiden Brawn-Piloten Rubens Barrichello (9./+0,573) und Jenson Button (11./+0,795) legten ihre Karten noch nicht auf den Tisch.

Während das Wetter in Deutschland derzeit zum davonlaufen ist, sind die äußeren Bedingungen in Istanbul perfekt. Bei 23 Grad Außentemperatur schien den Piloten am Morgen die Sonne aufs Visier. Da der Abtrieb auf der Strecke zu Beginn des Renn-Wochenendes noch gering war, kam es dennoch zu einigen Drehern. So kreiselten Timo Glock und Massa von der Strecke, die Ausritte blieben aber folgenlos.

Ansonsten waren prickelnde Szenen rar gesät. Den größten Aufreger gab es 19 Minuten vor Ende der Session, als sich der in den Kurven-Auslaufzonen verlegte Kunstrasen verselbstständigte. Nach einigen Minuten völliger Ratlosigkeit, in denen das Training unterbrochen war, kam den Stewards die zündende Idee: Sie entfernten das lose Stück einfach.

Eine gute Nachricht gab es für alle Toyota-Fans. Nachdem die Japaner in den vergangenen beiden Rennen hinterherfuhren, zeigten Trulli (3.) und Glock (13./schmiss seine letzte schnelle Runde weg) einen klaren Aufwärtstrend - ganz im Gegensatz zu BMW Sauber. Die Ingenieure der Blau-Weißen haben das Rätsel der fehlenden Pace offenbar nicht gelöst, Robert Kubica (16.) und Nick Heidfeld (17.) müssen sich auf ein weiteres Wochenende im tristen Mittelfeld einrichten.

'Stehender' Vettel vorne dabei

'Stehender' Vettel vorne dabei
Das 2. Freie Training zum Großen Preis der Türkei auf dem Istanbul Park Circuit wirft eine Menge Fragen auf. Sind die Fahrer auf den vorderen Rängen wirklich so stark? Was ist los bei Brawn GP? Was bringt der Doppel-Diffusor bei BMW Sauber? Aber der Reihe nach: Schnellster Mann im 2. Freien Training in Istanbul war Heikki Kovalainen mit der Tagesbestzeit von 1:28,841 Minuten. Mit nur sechs Tausendstelsekunden Rückstand auf den McLaren-Mercedes-Mann folgte Fernando Alonso im Renault. Dahinter rangiert Robert Kubica im stark modifizierten BMW Sauber (+ 0,215 Sekunden).

Sebastian Vettel beendete die 2. Session auf Platz 5 als bester Deutscher. Dieses Resultat ist umso beachtlicher, da der Red-Bull-Pilot schon sehr früh seine Arbeit einstellen musste. Nach rund 30 Minuten und nur vier gefahrenen Runden blieb sein Auto plötzlich stehen. "Es sieht nicht ganz so gut aus. Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist. Vielleicht Motor oder Getriebe“, vermutete der 21-Jährige. Er lag richtig. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestätigte: "Motorschaden". Nico Rosberg, im 1. Training noch Schnellster, landete im Williams auf Position sieben.

'Stehender' Vettel vorne dabei
Weltmeister Lewis Hamilton hatte zwar keine technischen Probleme, aber alle Hände voll zu tun, seinen McLaren-Mercedes auf der Piste zu halten. Der Engländer im zweiten Silberpfeil landete schlussendlich auf Position 13 , sicherte sich aber den Titel des ’Dreher-Königs’. Nach ein paar brenzligen Situationen im 1. Training leistete er sich auch in Session 2 zwei Dreher, einen Beinahe-Abflug und mehrere Verbremser.

Warum es bei Hamiltons Teamkollegen Kovalainen so gut lief, bei ihm selbst aber sehr mäßig, gibt ebenso Rätsel auf wie das Abschneiden der Brawn-GP-Piloten Rubens Barrichello und Jenson Button. Barrichello wurde Achter (+ 0,464), WM-Dominator sogar nur Zwölfter (+ 0,589). Alles deutet jedoch darauf hin, dass Brawn GP - wie immer an Freitagen - mit vollgetankten Autos unterwegs war. Das stärkste Team der Saison kann sich auf solche Pokerspielchen beruhigt einlassen. Das gilt hoffentlich auch für Ferrari, das im 1. Training einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Felipe Massa begnügte sich im 2. Training mit Platz 11, Kimi Räikkönen wurde 15.

Hinter Button und Hamilton platzierte sich Toyota-Pilot Timo Glock auf Rang 14. Noch zwei Plätze dahinter landete Nick Heidfeld im BMW Sauber. Unter normalen Umständen müssten die Platzierungen als Enttäuschung gewertet werden. Da jedoch die Teamkollegen Jarno Trulli (Toyota, Platz 6) und Kubica (BMW, Rang 3) weit vorne landeten, scheinen die Autos zu funktionieren. Es riecht auch hier nach taktisches Spielchen. Komplettiert wird das deutsche Quintett durch Adrian Sutil, der im Force India 17. wurde.

Rosberg im Kopf bei McLaren

Rosberg im Kopf bei McLaren
Ein Williams unter dem Hinterm, ein McLaren-Mercedes im Kopf: Nico Rosberg liebäugelt mit einem Wechsel zu den 'Silberpfeilen'. In seinem Kopf könne er sich schon vorstellen, künftig für McLaren zu fahren, sagte Rosberg einem TV-Sender.

Bereits im Vorfeld des Türkei-GP in Istanbul hatte er gesagt, er "schaue sich derzeit um". Man könne kaum einschätzen, welches Team für das kommende Jahr die besten Möglichkeiten biete, sagte er, "aber mein Vertrag läuft aus, und im Moment bin ich ganz klar in der Phase, wo ich mich ein bisschen umhöre. Aber ich konzentriere mich auch voll auf diese Saison."

Einen Verbleib bei Williams schließt er nicht völlig aus, obwohl ihn neben McLaren-Mercedes auch BMW Sauber als Neuzugang auf dem Zettel hat. "Williams ist eine gute Option für nächstes Jahr. Ich befinde mich im Moment in Verhandlungen mit ihnen. Wir werden sehen", sagte der 21-Jährige.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug hatte schon vor einigen Tagen sein grundsätzliches Interesse an Rosberg bekräftigt. "Wir kennen Nico lange genug. Er ist ein Mann, den man auf der Liste hat - und den haben viele Teams auf der Liste. Das steht fest", sagte Haug: "Nico und ich haben schon vor langer, langer Zeit über so ein Thema gesprochen. Das ist auch kein Geheimnis mehr. Damals hat es eben nicht geklappt, weil ein bestehender Vertrag da war." Den gibt es nun nicht. Da der Finne Heikki Kovalainen bei den 'Silberpfeilen' vor dem Abschuss steht, wäre der Weg für Rosberg frei.

Button blockt Vertragsgespräche ab

Button blockt Vertragsgespräche ab
Der souveräne WM-Spitzenreiter Jenson Button will sich auf den Titelkampf in der Formel 1 konzentrieren und hat alle Vertragsgespräche abgeblockt. "Das interessiert mich nicht. Ich bin zum Rennfahren hier und will nicht über Geld sprechen", sagte der 29-Jährige in Istanbul: "Ich werde über diese Dinge erst später in der Saison mit dem Team reden. Viel, viel später in der Saison."

Nach seiner bisher beeindruckenden Saison mit fünf Siegen in sechs Rennen soll rund die Hälfe der Teams Interesse am derzeit für Brawn fahrenden Briten bekundet haben.

FOTA nur noch eine Farce: Force India schert aus

FOTA nur noch eine Farce: Force India schert aus
Force India hat sich als zweites Formel-1-Team nach Williams ohne Bedingungen für die neue Saison eingeschrieben. Dies berichtet das Magazin 'auto, motor und sport'. Ein Vertreter des Rennstalls, für den Adrian Sutil fährt, bestätigte dem Fachmagazin in Istanbul die Entscheidung, ohne namentlich genannt werden zu wollen. Toyota-Teampräsident John Howett sprach in seiner Funktion als Vize-Präsident der FOTA jedoch Klartext. Mallya habe vor ihm die Einschreibung eingestanden. "Wir werden am Samstag in einem direkten Gespräch mit ihm entscheiden, ob wir Force India aus der FOTA ausschließen werden", sagte Howett.

Damit bröckelt die Front der Teamvereinigung FOTA eine Woche vor der Deadline weiter. Der Internationale Automobil-Verband FIA will am 12. Juni das Starterfeld für 2010 bekanntgeben, das laut Reglement maximal 13 Rennställe umfassen kann. Die verbleibenden acht Teams, die in diesem Jahr fahren, hatten sich am vergangenen Freitag nur unter Vorbehalt eingeschrieben.

Hauptstreitpunkte zwischen dem Dachverband und der FOTA sind die von FIA-Präsident Max Mosley geforderte Budgetobergrenze von etwa 45 Millionen Euro sowie das Reglement. Zudem fordert die Teamvereinigung, dass bis zum 12. Juni ein neues Concorde Agreement, das den Ablauf und die Verteilung der Gelder in der Formel 1 festlegt, beschlossen wird. Die FOTA hatte in Monaco einen umfassenden Katalog vorgelegt, der unter anderem einen Stufenplan für die Reduzierung des Etats enthält.

"Der jüngste Vorschlag der Teams macht sehr viele Zugeständnisse an die FIA. Das Resultat unserer Vorschläge wäre das Gleiche wie Mosleys Budgetlimit. Wir würden in Stufen am Ende bei den Ausgaben ankommen, wie sie sich Mosley wünscht", sagte Brawn-GP-Besitzer Ross Brawn zu 'ams'. "Für neue Teams wäre es eine attraktive Basis, in die Formel 1 einzusteigen. Das Ganze würde nur anders heißen."

Bislang hat sich über ein halbes Dutzend neuer Kandidaten bei der FIA für 2010 eingeschrieben. Angesichts der großen Zahl von Interessenten hat Mosley ein Druckmittel gegenüber den etablierten Teams. Zudem ist Ferrari angeblich bis 2012 vertraglich zu einem Formel-1-Start verpflichtet.

Da die Fronten zwischen den beiden Konfliktparteien vollkommen verhärtet sind, kann nach Ansicht von Red-Bull-Teamchef Christian Horner nur noch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone eine Einigung erreichen, um die drohende Spaltung zu verhindern. "Wenn einer die FIA und uns noch zusammenbringen kann, dann Bernie", sagte er. "Es ist ja auch in seinem Interesse, dass die Formel 1 auf dem Standard bleibt, auf dem sie ist."