Button auf dem Weg zum WM-Titel
Nick Heidfeld und Nico Rosberg sind sich einig: Nach der Legalisierung des Doppel-Diffusors ist BrawnGP-Pilot Jenson Button "klarer WM-Favorit". "Er hat die beiden bisherigen Rennen gewonnen und der Unterboden ist legal", sagte BMW-Sauber-Pilot vor dem Großen Preis von China in Shanghai. Rosberg räumt daneben auch dem Brasilianer Rubens Barrichello im zweiten BrawnGP Titelchancen ein: "Barrichello kann ein Wörtchen mitreden."
Vor dem dritten WM-Lauf am Sonntag (Start: 09.00 Uhr live bei sport.de und RTL) führt der Brite Button die WM-Wertung mit 15 Punkten klar vor seinem Teamkollegen Barrichello (10) an. Der Internationale Automobil-Verband FIA hatte in einer Berufungsverhandlung in Paris entscheiden, dass der von vier Teams beanstandete Doppel-Diffusor der Konkurrenten BrawnGP, Toyota und Williams den Regeln entspreche.
Heidfeld: FIA-Entscheidung hat mich geärgert"Das kann die Entscheidung des Jahres sein", urteilte Heidfeld, dessen Team neben Ferrari, Renault und Red Bull den Protest gegen den Unterboden eingelegt hatte. "Für einige ist der WM-Zug abgefahren." Rosberg rechnet zum Beispiel damit, dass McLaren-Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton nicht mehr um den Titel mitfahren könne. Den beiden anderen Top-Teams Ferrari und BMW traut der 23 Jahre alte Williams- Pilot dagegen zu, noch in die WM-Entscheidung einzugreifen.
Heidfeld sagte, er habe mit der Legalisierung des Doppel-Diffusors gerechnet, aber "das hat mich natürlich geärgert". Die Absegnung dieses Unterbodens bringe sein Team "in eine schwierige Situation im WM-Kampf". Um auf Augenhöhe mit BrawnGP, Toyota und Williams fahren zu können, reiche es nicht, den Doppel-Diffusor einfach zu kopieren.
Rosberg: Das ist super positivRosberg freute sich hingegen über das Okay der Richter: "Das ist super positiv." Der Williams-Mann geht davon aus, dass die anderen Teams einige Zeit benötigen, um diesen technischen Rückstand wettmachen zu können. "Man kann den Diffusor ja nicht einfach ranschrauben", sagte Rosberg. "Zudem entwickeln wir ja auch weiter." Angeblich bringt der Doppel-Diffusor bis zu 0,5 Sekunden pro Runde.
Streitobjekt Diffusor
Der Diffusor ist ein wichtiges aerodynamisches Teil am Formel-1-Auto. Er hat große Bedeutung für den Abtrieb. Je mehr Abtrieb ein Wagen hat, desto besser liegt er auf der Straße.
Der Diffusor schließt wie eine Rampe am hinteren Teil des Unterbodens an. Laut Reglement des Internationalen Automobil- Verbandes FIA steigt der Diffusor auf einer Länge von 35 Zentimeter auf eine Höhe von 17,5 Zentimeter an.
Der Streit entzündete sich daran, dass Brawn GP, Williams und Toyota die Regel anders als die übrigen sieben Teams interpretierten und eine Grauzone nutzten. Diese drei Rennställe bauten eine zweite, kürzere Platte über den eigentlichen Diffusor. So entstand eine Art Doppel-Diffusor. Die Platte ist von unten nicht sichtbar. Es wird geschätzt, dass die Autos durch diese Entwicklung bis zu 0,5 Sekunden pro Runde schneller sind. Diese Konstruktion hat das Berufungsgericht der FIA endgültig für legal erklärt.
Die Kritiker vermuten, dass durch Löcher im Unterboden die Luft in den oberen der beiden Diffusoren einströmt und damit der Abtrieb erhöht wird. Ferrari, BMW Sauber, Red Bull und Renault hatten die Lösung für illegal eingestuft und Proteste eingelegt, die in Paris verhandelt wurden. Die Rennkommissare der beiden Grands Prix in Melbourne und Sepang hatten die Diffusoren bereits für regelkonform erklärt.
Nun müssen die übrigen sieben Teams nachziehen, um die Vorteile der drei Konkurrenten wettzumachen. Kritiker befürchten einen Entwicklungs-Wettlauf, der den Sparbemühungen der Formel 1 widerspricht.
Brawn froh - BMW & Ferrari enttäuscht
Ross Brawn: "Wir respektieren das Recht unserer Konkurrenten, jedes Design-Bestandteil und Konzept unseres Autos in Frage zu stellen. Die technische Abteilung der FIA, die Kommissare bei den Grands Prix in Australien und Malaysia und jetzt fünf Berufungsrichter haben aber unsere Einschätzung bestätigt, dass unser Auto immer den technischen Regularien für 2009 entsprach."
Tadashi Yamashina (Toyota-Teamchef): "Ich war zuversichtlich, dass das Berufungsgericht zu diesem Urteil kommen würde, und bin damit zufrieden. Wir hatten nie daran gezweifelt, dass unser Auto den Regeln entspricht. Es war eine herausfordernde Zeit für die Formel 1. Ich bin froh, dass diese jetzt hinter uns liegt und wir uns auf eine aufregende Saison auf der Strecke konzentrieren können."
Mario Theissen (BMW-Motorsportdirektor): "Wir werden die Entscheidung des Berufungsgerichts akzeptieren. Damit herrscht hier nun Klarheit bezüglich der Anwendung des Reglements. Die Entscheidung führt dazu, dass nun sieben Teams große Investitionen tätigen müssen, um ihre Autos entsprechend umzubauen. "
Stefeno Domenicali (Ferrari-Teamchef): "Leider zwingt uns diese Entscheidung, fundamentale Bereiche unseres Designs zu ändern, um wieder auf Augenhöhe zu kommen. Das wird Zeit und Geld kosten."
Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): "Der Vorteil, den sich die drei Teams seit ihrer Reglements-Interpretation gesichert haben, ist auf keinen Fall kurzfristig wettzumachen. Was die einen in neun Monaten erreichten, können die anderen nicht in neun Wochen schaffen."