Mittwoch, 6. Mai 2009

Formel 1 News

Red Bull ab Monaco mit Doppel-D

Ausruhen nach dem traumhaften Saisonstart ist kein Thema, Sebastian Vettel will seinem Red Bull auch beim Europa-Auftakt in Barcelona (ab 12.45 Uhr im Live-Stream) Flügel verleihen. "Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir ein gutes Auto haben", sagte Vettel vor dem Großen Preis von Spanien. Sich selbst und seinem Team setzt der 21-Jährige hohe Ziele: "Vier Rennen liegen hinter uns und 13 vor uns. Ziel ist es, immer und überall zu gewinnen, das auch im Hinblick auf die WM."

Nach der erfolgreichsten Woche seiner Karriere mit dem Sieg in China und Platz 2 in Bahrain hatte Vettel zu Hause die Erlebnisse nur kurz Revue passieren lassen. "Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Familie und Freunde teilen die Freude mit einem", sagte er: "Aber man lebt nicht in Erinnerungen, in der Formel 1 geht es immer weiter. Wer rastet, der rostet. Also habe ich die Zeit mehrheitlich genutzt, um mich vorzubereiten."

Vettels Auto wurde ebenfalls verbessert, obwohl er auf einen Doppel-Diffusor und das Energie-Rückgewinnungs-System KERS weiter warten muss. Darin sieht der aktuelle WM-Dritte aber kein Problem. "Ich denke, wir haben schon bei den letzten Rennen gezeigt, dass wir auch ohne Doppel-Diffusor ein sehr konkurrenzfähiges Auto haben. Das Design-Team weiß, wo das Auto noch zu verbessern ist, da mach' ich mir keine Sorgen", meinte Vettel.

Chef-Konstrukteur Adrian Newey hat das Rennen in Monte Carlo am 24. Mai für die Premiere seiner Diffusor-Lösung ins Auge gefasst. Für den ersten Einsatz von KERS "haben wir noch kein Datum", erklärte Vettel, meinte aber auch: "Bisher sind wir ohne KERS ausgekommen."

Wie er selbst ohne Manager, und dabei wird es auch weiterhin bleiben. "Ein so genannter Manager ist für mich mehr als jemand, der sich nur um Finanzen und so weiter kümmert. Es sollte in erster Linie ein Jemand sein, dem man zu hundert Prozent vertrauen und mit dem man über alles reden kann. Diese Menschen gibt es für mich", sagte er: "Ich sehe im Moment nicht, dass ich daran etwas ändern müsste."

"Ich will die Weltmeisterschaft gewinnen!"

Also müssten potenzielle Interessenten wie Ferrari-Boss Luca di Montezemolo oder Mercedes-Sportchef Norbert Haug weiter Vettel direkt anrufen, auch wenn der neue deutsche Formel-1-Liebling sich über einen Teamwechsel überhaupt keine Gedanken macht. "Ich gehe die Dinge Schritt für Schritt an und lasse mich nicht von Spekulationen beeinflussen. Mein Ziel ist es, im bestmöglichen Auto zu sitzen und Rennen zu gewinnen. Ich bin im Moment gut aufgehoben, dort wo ich bin", sagte er.

Er fahre für Red Bull, die ihn seit Jahren unterstützten und ihm den Formel-1-Einstieg ermöglicht hätten, und fühle sich wohl, weil sein Auto momentan eines der besten im gesamten Feld sei. "Red Bull Racing hat großes Potenzial. Es liegt an uns Fahrern und am ganzen Team, dieses Potenzial richtig zu nutzen und das Beste rauszuholen", sagte Vettel: "Ich will die Weltmeisterschaft gewinnen und der Beste auf der Strecke sein."

Auch vor den Brawn-Piloten Jenson Button (Großbritannien/31) und Rubens Barrichello (Brasilien/19), die in den ersten vier Rennen als einzige mehr WM-Punkte gesammelt haben als Vettel (18) und die der 21-Jährige "noch leicht vorne" sieht. Und auch vor Toyota-Pilot Timo Glock (12), der nur wenige Kilometer von Vettels Heimat Heppenheim entfernt groß geworden ist: "Es geht nicht um eine hessische Meisterschaft. Willst du siegen, musst du alle schlagen. Auch die Hessen."

Selbst Lob von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der ihn als kommenden Weltmeister sieht, nimmt Vettel gelassen. "Natürlich freut es einen, zu lesen oder zu hören, wenn jemand wie Bernie Ecclestone so etwas sagt. Aber ich sehe das sehr verhalten, denn meiner Meinung nach macht es mich auf meiner nächsten Runde nicht schneller. Ich muss mich genau so anstrengen wie zuvor und kriege deswegen auch nichts geschenkt."

Ferrari, BMW & Mercedes: Mit neuen Autos die letzte WM-Chance nutzen

Am Wochenende steht in der noch jungen Formel-1-Saison zwar erst das 5. Rennen an, für die (ehemaligen) Topteams ist der Große Preis von Spanien aber schon ein Finale. Ferrari, McLaren-Mercedes & BMW Sauber kämpfen am Sonntag in Barcelona (ab 12.45 Uhr im Live-Stream) um ihre letzte Chance, vielleicht doch noch im Kampf um den WM-Titel ein Wörtchen mitzureden.

Sollte sich der Europa-Auftakt als Flop erweisen, können die Rennställe die Saison schon jetzt abhaken. Damit das nicht passiert, hat das Trio in den vergangenen Wochen getüftelt wie nie zuvor. Um den Rückstand auf Brawn GP zu verkürzen, hat jedes Team andere Schwerpunkt in der Entwicklung gesetzt.

Ferrari - Platz 9 in der WM (3 Punkte)

Die Scuderia war in den ersten vier Rennen nicht wiederzuerkennen. In Spanien schicken die Italiener ein runderneuertes Auto an den Start: Endlich fährt auch Ferrari mit dem 'Wunder-Diffusor', den Brawn GP, Toyota und Williams schon seit Saisonbeginn einsetzen. Dieses Aerodynamik-Element lässt den Boliden durch die enorme Andruckkraft bis zu 5 Zehntelsekunden pro Rennrunde schneller fahren.

Außerdem können die Fans ein neues Design beim F60 begutachten: Mit einem geänderten Front- und Heckflügel versuchen die Roten, zusätzliche Zehntel zu finden. Außerdem sieht die Motorverkleidung etwas verändert aus. Zum Europa-Auftakt kommen die Umbauarbeiten, die zu einem Gewichtsverlust von rund 15 Kilo führen, nun früher als geplant zum Einsatz. Eigentlich wollten sich die Roten bis zum Türkei-GP (7. Juni) Zeit lassen. Der große Rückstand in der Konstrukteurs-WM zwang sie aber zum Handeln. Nach wie vor setzt Ferrari auf das Energierückgewinnungs-System. Für Felipe Massa ist KERS "ein klarer Vorteil".

BMW in der Sparversion - Schlechter Kurs für Silber

BMW Sauber - Platz 6 in der WM (4 Punkte)

Die Weiß-Blauen werden am Sonntag in Spanien erstmals in dieser Saison ein Rennen ohne KERS bestreiten. Der Grund ist einfach: Weil BMW das Auto aus aerodynamischen Gründen verschlankt hat, ist für die KERS-Batterien kein Platz mehr an Bord. Die Seitenkästen des F1.09 sind jetzt kleiner, dafür verzichtet BMW auf die zusätzlichen 82 PS von KERS. Von dem Aerodynamik-Paket verspricht sich BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen einen Zeitvorteil von einer halben Sekunde pro Runde.

Zudem werden Nick Heidfeld und Robert Kubica weiter ohne Doppel-Diffusor fahren. BMW arbeitet nach eigenen Angaben zwar fieberhaft dran, allerdings hat die Zeit nicht ausgereicht. Für Theissen ist der Doppel-Diffusor nicht allein der Schlüssel zum Erfolg: "Red Bull mit Sebastian Vettel ist ohne den Diffusor das schnellste Auto."

McLaren-Mercedes - Platz 4 in der WM (13 Punkte)

Die Silberpfeile haben in den vergangenen Rennen mit kleinen Schritten kontinuierlich den Rückstand auf die Topteams verringert. In Barcelona soll ein komplett neuer Frontflügel einen weiteren Schritt Richtung Spitze machen. Allerdings zählt der Circuit de Catalunya nicht zu den Lieblingsstrecken von Mercedes. Bei den Testfahrten im März waren die Silberpfeile der Konkurrenz deutlich hinterhergefahren. Der Grund dafür liegt in den vielen Kurven des Kurses, die den MP24-4 beim Herausbeschleunigen wie eine Schnecke wirken lassen. "Wir haben jetzt noch zu wenig Abtrieb", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Eine neue Entwicklungsstufe des Diffusors soll dem mangelnden Abtrieb entgegenwirken.

Es bleibt abzuwarten, wie die überarbeiteten Autos der 'eingeschlafenden Riesen' in Barcelona einschlagen werden. Gut möglich, dass die Saison für eines der drei Rennställe schon am Sonntag vorbei ist. Dann kann sich das Team in aller Ruhe auf die neue Saison vorbereiten.

Glock: Topteams kommen näher

Ole: Zum Europa-Auftakt der Formel 1 will Red- Bull-Star Sebastian Vettel die Konkurrenz wieder auf die Hörner nehmen. Doch kampflos werden die zuletzt mitdominierenden Teams Brawn GP und Toyota, aber auch die auf Wiedergutmachung sinnenden ehemaligen Branchenführer der deutschen WM-Hoffnung die Arena beim Großen Preis von Spanien nicht überlassen. BMW Sauber schickt Nick Heidfeld und Robert Kubica mit einem runderneuerten Auto am Wochenende an den Start, McLaren-Mercedes hofft beim "Prüfstein Barcelona" (Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug) vorsichtig auf den nächsten Schritt aus der Krise, geschweige denn Ferrari.

"Speziell die letztjährigen Topteams werden näher rankommen", prophezeite Toyota-Pilot Timo Glock. "Barcelona wird sicher wegweisend dieses Jahr", sagte Rennrivale und Landsmann Nico Rosberg. Dessen Williams-Team schätzt Haug neben den neuen Hierarchie-Oberen stark ein. An der auf den Kopf gestellten Hackordnung wird sich Haug zufolge auch auf dem Circuit de Catalunya, den alle Fahrer dank ausgiebiger Tests aus dem Eff-Eff kennen, aber nicht viel ändern.

Brawn GP mit den WM-Führenden Jenson Button und Rubens Barrichello, dicht gefolgt von Red Bull insbesondere mit China-König und dem WM-Dritten Vettel, Toyota und Williams - so die Rangfolge der Stärke laut dem Mercedes-Motorsportchef. Im Gegensatz zu den ersten vier WM- Läufen rechnet Haug aber nicht mit einem weiteren spektakulären Rennen: So anspruchsvoll die Strecke für die Autos auch sei, so sehr glichen die Rennen dort in der Vergangenheit "einer Prozession", sagte er.

Heidfelds letzte Chance

Eines ist auch klar: Wer beim vermeintlichen Neustart in die Saison keine klare Tendenz zum Guten hin aufweist, braucht sich für die restlichen zwölf Rennen kaum mehr ernste Hoffnungen zu machen. Nach Spanien steht der Stadtkurs in Monte Carlo auf dem Programm. Einen Kampf bis zum letzten Lauf versprach dennoch bereits BMW- Motorsportdirektor Mario Theissen. "Wir haben den Ehrgeiz, in dieser Saison noch das Maximum zu erreichen und am Ende zu sagen: Ein enttäuschender Start, aber wir haben nicht nachgelassen und die Kurve gekriegt", sagte er.

Insbesondere für Heidfeld, der in diesem Jahr mit den Weiß-Blauen endlich ernsthaft um den Titel kämpfen wollte, wird die Zeit aber knapp - nun muss er und sein polnischer Kollege Kubica Gas geben. "Ich hoffe, wir stehen in Barcelona im Verhältnis zur Konkurrenz tatsächlich etwas besser da, aber das ist schwer abzusehen, weil jedes Team mehr oder weniger große Nachrüstpakete zum Europaauftakt mitbringen wird", so Heidfeld, der mit vier Punkten lediglich auf Rang 9 der Gesamtwertung vor dem fünften von 17 WM-Läufen liegt. Die Führung hat Button (31 Punkte) vor Barrichello (19) und Vettel (18) inne.

Vorne mitmischen möchte neben den sportlich geprügelten Ferrari- Fahrern Kimi Räikönnen, der seinen bis dato letzten Sieg vor rund einem Jahr in Spanien feierte, und Felipe Massa am liebsten auch Titelverteidiger Lewis Hamilton nach glimpflich überstandener Lügenaffäre wieder. Allerdings bremste der Wüsten-Vierte schon mal die Erwartungen. "Unsere gute Vorstellung in Bahrain sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strecke in Barcelona unserem Auto nicht so gut liegt", bekannte der Brite, der mit seinem Silberpfeil bei den Tests vor der Saison konstant der Konkurrenz deutlich hinterhergefahren war.