"Beschreiben Sie Ihr Drama. Dramatisieren Sie nicht Ihr Schreiben".
Ich weiß, dass für Schriftsteller angeblich eine Menge Grundvoraussetzungen gegeben sein müssen, damit sie ihr Handwerk ausüben können, nicht zuletzt die Verfügbarkeit eines eigenen Zimmers. Ich habe solche Zimmer besessen und das Schreiben darin genossen, aber mehr als in solchen Räumen habe ich in meinem Notizblock am Küchentisch geschrieben, habe ihn in einem dahinrasenden Wagen auf den Knien balancierend gefüllt oder in einem belebten Café.
Ich möchte Virgina Woolf, einer Frau mit festen Überzeugungen, ja nichts in den Mund legen, doch als die befand, dass wir ein Zimmer für uns allein benötigen, meinte sie gewiss, dass wir die Möglichkeit haben müssen, unsere Bedürfnisse, unseren Tagesplan und die Dramen anderer beiseite zu schieben, damit wir uns auf das Schreiben konzentrieren können. Anders ausgedrückt: Sie wollte wohl sagen: "Beschreiben Sie das Drama, aber dramatisieren Sie nicht das Schreiben".
Es ist ein physischer Akt, wenn man eine Tür hinter sich zuschlagen und damit eine Barriere zwischen sich und der Welt schaffen kann - oder zwischen der Welt und unserem geschriebenem Wort. Wie jeder weiß, taugt eine derartige Barriere nur so lange, wie sie ihren Zweck tatsächlich erfüllt.
Wenn wir uns auch weiterhin über das aufregen, was jenseits der geschlossenen Tür vorgeht, dann wird uns das Schreiben schwer fallen. Der Kunstkniff besteht also darin, statt einer physischen eine psychische Barriere zu errichten - eine "Tür", die sich wirklich sicher verschließen lässt gegen das Eindringen anderer und ihrer Interessen.
Ich habe zahlreiche Drehbücher geschrieben, während meine Tochter Domenica zuerst auf dem Fußboden umherrobbte und dann, noch unsicher auf den Beinen, meinen Schreibtischstuhl wie ein Trabant umkreiste. Ich habe Anrufe entgegengenommen, Windeln gewechselt, Tränenausbrüche besänftigt, Wangen getätschelt, Puppenkleider bewundert, Verkleidungspartys organisiert - und immer wieder geschrieben. Mit anderen Worten: Ich stand gleichzeitig bis zu den Knien im Fluss des Lebens und im Fluss der Wörter.
Wie ich das gemacht habe? Ich habe ein Abkommen mit mir selbst geschlossen: Gib den Dramen den Raum, der ihnen gebührt - in deinen Texten.
Dieses einfache Abkommen ist der Schlüssel zu meiner Gelassenheit und meiner Leistung als Schriftstellerin. Wenn irgendein Drama auf die Bühne strebt, dann sage ich mir einfach immer: "Damit beschäftige ich mich später - nach dem Schreiben".
In dem Moment, da ich dies niederschreibe, bekämpfen sich zwei meiner engsten Freunde bis aufs Messer. Beide Seiten rufen mich regelmäßig an, um mir von ihren Schwierigkeiten und ihren Ultimaten zu berichten. Ich reagiere mit einem: "Hm. Wir wollen die Sache nicht zu sehr eskalieren lassen. Hm. Vergesst nicht, ihr beide besitzt eine Menge Integrität".
So reagiere ist auf ihren Aufruhr - mit äußerster Ruhe und aller Liebe. Ich bin wie der Friedensstifter in einem von Jane Austens Romanen. Ich sage nichts, das die Situation noch mehr aufheizen könnte, sondern wähle Worte wie: "Ihr dürft nicht vergessen, dass ihr einander liebt. Jedenfalls war es einmal so und ist sicher auch heute noch gültig. Der Sturm wird vorübergehen". Mehr sage ich nicht: mustergültig Distanz bewahrt, Partei nicht ergriffen.
Verhalte ich mich so, weil ich die heilige Julia bin? Gewiss nicht. Zu mir selbst sage ich: "Ihr Idioten. Könnt ihr nichts anderes, als euch befehden? Warum schreibt ihr nicht lieber was?". Sobald ich bei "nicht lieber was schreiben" angelangt bin, gehe ich an meinen Schreibtisch und schreibe. Ich schreibe, obwohl sich meine liebsten Freunde gegenseitig zerfleischen. Ich schreibe, obwohl die Anwaltsschriftsätze wie selbstgebastelte Papierflieger durch die Luft schneiden und die Situation zum Eskalieren bringen.
Ich weiß, dass für Schriftsteller angeblich eine Menge Grundvoraussetzungen gegeben sein müssen, damit sie ihr Handwerk ausüben können, nicht zuletzt die Verfügbarkeit eines eigenen Zimmers. Ich habe solche Zimmer besessen und das Schreiben darin genossen, aber mehr als in solchen Räumen habe ich in meinem Notizblock am Küchentisch geschrieben, habe ihn in einem dahinrasenden Wagen auf den Knien balancierend gefüllt oder in einem belebten Café.
Ich möchte Virgina Woolf, einer Frau mit festen Überzeugungen, ja nichts in den Mund legen, doch als die befand, dass wir ein Zimmer für uns allein benötigen, meinte sie gewiss, dass wir die Möglichkeit haben müssen, unsere Bedürfnisse, unseren Tagesplan und die Dramen anderer beiseite zu schieben, damit wir uns auf das Schreiben konzentrieren können. Anders ausgedrückt: Sie wollte wohl sagen: "Beschreiben Sie das Drama, aber dramatisieren Sie nicht das Schreiben".
Es ist ein physischer Akt, wenn man eine Tür hinter sich zuschlagen und damit eine Barriere zwischen sich und der Welt schaffen kann - oder zwischen der Welt und unserem geschriebenem Wort. Wie jeder weiß, taugt eine derartige Barriere nur so lange, wie sie ihren Zweck tatsächlich erfüllt.
Wenn wir uns auch weiterhin über das aufregen, was jenseits der geschlossenen Tür vorgeht, dann wird uns das Schreiben schwer fallen. Der Kunstkniff besteht also darin, statt einer physischen eine psychische Barriere zu errichten - eine "Tür", die sich wirklich sicher verschließen lässt gegen das Eindringen anderer und ihrer Interessen.
Ich habe zahlreiche Drehbücher geschrieben, während meine Tochter Domenica zuerst auf dem Fußboden umherrobbte und dann, noch unsicher auf den Beinen, meinen Schreibtischstuhl wie ein Trabant umkreiste. Ich habe Anrufe entgegengenommen, Windeln gewechselt, Tränenausbrüche besänftigt, Wangen getätschelt, Puppenkleider bewundert, Verkleidungspartys organisiert - und immer wieder geschrieben. Mit anderen Worten: Ich stand gleichzeitig bis zu den Knien im Fluss des Lebens und im Fluss der Wörter.
Wie ich das gemacht habe? Ich habe ein Abkommen mit mir selbst geschlossen: Gib den Dramen den Raum, der ihnen gebührt - in deinen Texten.
Dieses einfache Abkommen ist der Schlüssel zu meiner Gelassenheit und meiner Leistung als Schriftstellerin. Wenn irgendein Drama auf die Bühne strebt, dann sage ich mir einfach immer: "Damit beschäftige ich mich später - nach dem Schreiben".
In dem Moment, da ich dies niederschreibe, bekämpfen sich zwei meiner engsten Freunde bis aufs Messer. Beide Seiten rufen mich regelmäßig an, um mir von ihren Schwierigkeiten und ihren Ultimaten zu berichten. Ich reagiere mit einem: "Hm. Wir wollen die Sache nicht zu sehr eskalieren lassen. Hm. Vergesst nicht, ihr beide besitzt eine Menge Integrität".
So reagiere ist auf ihren Aufruhr - mit äußerster Ruhe und aller Liebe. Ich bin wie der Friedensstifter in einem von Jane Austens Romanen. Ich sage nichts, das die Situation noch mehr aufheizen könnte, sondern wähle Worte wie: "Ihr dürft nicht vergessen, dass ihr einander liebt. Jedenfalls war es einmal so und ist sicher auch heute noch gültig. Der Sturm wird vorübergehen". Mehr sage ich nicht: mustergültig Distanz bewahrt, Partei nicht ergriffen.
Verhalte ich mich so, weil ich die heilige Julia bin? Gewiss nicht. Zu mir selbst sage ich: "Ihr Idioten. Könnt ihr nichts anderes, als euch befehden? Warum schreibt ihr nicht lieber was?". Sobald ich bei "nicht lieber was schreiben" angelangt bin, gehe ich an meinen Schreibtisch und schreibe. Ich schreibe, obwohl sich meine liebsten Freunde gegenseitig zerfleischen. Ich schreibe, obwohl die Anwaltsschriftsätze wie selbstgebastelte Papierflieger durch die Luft schneiden und die Situation zum Eskalieren bringen.
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