Vor dem Fenster meines Arbeitszimmers stehen die Pferde und warten darauf, dass ich ihnen ihr Futter zum Frühstück verabreiche. Sie sind hungrig und missmutig - sie fühlen sich so wie ich, wenn ich nicht schreibe. Ich habe ständig Lust zum Schreiben, denn es macht mir Freude. Selbst wenn ich meine, es gar nicht zu wollen oder nichts zu sagen habe, verführt es mich wie der erste linde Frühlingstag dazu, meine Tätigkeit zu unterbrechen und den Stift zur Hand zu nehmen.
Mir das Schreiben zu genehmigen löst große Glücksgefühle in mir aus. Nicht immer bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und muss es ja auch gar nicht sein, aber schreiben muss ich schon.
Es verschafft mir eine enorme, simple Befriedigung - wie ein gutes Gespräch mit einer alten Freundin. In meiner Beziehung zum Schreiben tritt genauso ein "Ich" zu Tage wie in meiner Beziehung zu bestimmten Freunden, die mich zum Lachen bringen.
Vermutlich entdeckt der psychologisch interessierte Leser in der Liebe zum Schreiben eine gehörige Portion Narzissmus. Aber wen stört das? Meiner Meinung nach ist es unsere Aufgabe, mit Interesse durchs Leben zu gehen, und bei mir hält das Schreiben mein Interesse wach. Es ist so, als würde man nach der Vorlesung die eigenen Notizen mit denen von jemand anderem vergleichen.
Ich erlebe das Schreiben nicht als Monolog. Für mich ist es ein Gespräch. Schreiben bringt Fragen zum Vorschein, an die "ich" nicht gedacht hatte. Schreiben bietet "mir" eine neue Perspektive, eine andere und gewinnendere Art, die Dinge zu betrachten.
Der Dichter James Nave bezeichnet dies als "poetische Sichtweise". Er behauptet, dass sie uns allen zur Verfügung steht, wenn wir uns nur gestatten, die Poesie zu sehen, die uns überall umgibt. Er spricht davon, sich jeweils nur auf eine Minute zu konzentrieren, auf eine Sache, auf das, was gerade jetzt unser Interesse fesselt. Die Buddhisten bezeichnen diese Haltung als Achtsamkeit. Für mich ist es eine Achtsamkeit des Herzens, die Hören und Schaffen gleichermaßen beinhaltet. Schreiben ist somit das Schaffen eines hörenden Herzens.
Indem ich dies niederschreibe, wird mir bewusst, dass Leute, die über ihre Meditationspraxis sprechen, die gleichen Vorteile nennen: "Ich gewinne eine neue Sichtweise der Dinge." Und: "Ich habe so eine Art Eingebung".
Es stimmt, das Schreiben öffnet uns für Eingebungen, und sie sind meist sehr viel fassbarer als das bloße Verständnis. Indem wir mit der Hand über das Papier streichen, erschaffen wir unser Leben mit den eigenen Händen.
Wir teilen dem Universum mit, was wir mögen und war wir nicht mögen, was uns quält und was uns Freude bereitet. Wir sagen dem Universum und uns selbst, was wir gerne häufiger und was seltener hätten, und diese Klarheit setzt dann die Dinge in Bewegung.
Schreiben ist in gleichem Maß ein psychischer wie ein physiologischer Akt. Wenn ich "meine Gedanken ordne", dann gebe ich damit zugleich meinem Leben eine neue Struktur.
Eine Bekannte machte eine depressive Phase durch. Ein Geliebter, der ihr viel bedeutete, war einen halben Kontinent weit fortgezogen. Es war, als hätte er ihre Lebensfreude mit sich fortgenommen. Sie wurde krank. "Ich wollte nichts anderes, als mich für den Rest meines Lebens unter der Bettdecke verstecken", erzählte sie mir. Dann dachte ich, ich könnte ja auch etwas schreiben, wenn ich schon hier rumliege. Sobald ich zum Stift griff, ging es mir besser. Das Schreiben stellte für mich ein Mittel dar, meine Gefühle zu verarbeiten. Ich glaube, ich musste tatsächlich erst verdauen, was mir zugestoßen war, und das Schreiben half mir dabei.
Diese Bekannte empfindet das Schreiben als eine Verdauungsvorgang. Für mich ist es das auch, aber darüber hinaus noch sehr viel mehr. Für mich ist das Schreiben die Nahrung selbst. Ich brauche ein gewisses Mindestmaß davon, um gesund zu bleiben. Manche Menschen schreiben anfallartig, mir ist es am liebsten, wenn ich mich dreimal am Tag an den Schreibtisch setzen kann.
Ich schreibe tatsächlich so, wie ich auch esse: mit Appetit und Genuss.
Manchmal ist es ein Ereignis, dass ich genieße, oder sogar die Vorfreude auf ein Ereignis. Dann wieder ist es ein Satz, ein Gedanke, der mich neugierig macht und dem ich nachschmecke wie einer exotischen Frucht.
Mir das Schreiben zu genehmigen löst große Glücksgefühle in mir aus. Nicht immer bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und muss es ja auch gar nicht sein, aber schreiben muss ich schon.
Es verschafft mir eine enorme, simple Befriedigung - wie ein gutes Gespräch mit einer alten Freundin. In meiner Beziehung zum Schreiben tritt genauso ein "Ich" zu Tage wie in meiner Beziehung zu bestimmten Freunden, die mich zum Lachen bringen.
Vermutlich entdeckt der psychologisch interessierte Leser in der Liebe zum Schreiben eine gehörige Portion Narzissmus. Aber wen stört das? Meiner Meinung nach ist es unsere Aufgabe, mit Interesse durchs Leben zu gehen, und bei mir hält das Schreiben mein Interesse wach. Es ist so, als würde man nach der Vorlesung die eigenen Notizen mit denen von jemand anderem vergleichen.
Ich erlebe das Schreiben nicht als Monolog. Für mich ist es ein Gespräch. Schreiben bringt Fragen zum Vorschein, an die "ich" nicht gedacht hatte. Schreiben bietet "mir" eine neue Perspektive, eine andere und gewinnendere Art, die Dinge zu betrachten.
Der Dichter James Nave bezeichnet dies als "poetische Sichtweise". Er behauptet, dass sie uns allen zur Verfügung steht, wenn wir uns nur gestatten, die Poesie zu sehen, die uns überall umgibt. Er spricht davon, sich jeweils nur auf eine Minute zu konzentrieren, auf eine Sache, auf das, was gerade jetzt unser Interesse fesselt. Die Buddhisten bezeichnen diese Haltung als Achtsamkeit. Für mich ist es eine Achtsamkeit des Herzens, die Hören und Schaffen gleichermaßen beinhaltet. Schreiben ist somit das Schaffen eines hörenden Herzens.
Indem ich dies niederschreibe, wird mir bewusst, dass Leute, die über ihre Meditationspraxis sprechen, die gleichen Vorteile nennen: "Ich gewinne eine neue Sichtweise der Dinge." Und: "Ich habe so eine Art Eingebung".
Es stimmt, das Schreiben öffnet uns für Eingebungen, und sie sind meist sehr viel fassbarer als das bloße Verständnis. Indem wir mit der Hand über das Papier streichen, erschaffen wir unser Leben mit den eigenen Händen.
Wir teilen dem Universum mit, was wir mögen und war wir nicht mögen, was uns quält und was uns Freude bereitet. Wir sagen dem Universum und uns selbst, was wir gerne häufiger und was seltener hätten, und diese Klarheit setzt dann die Dinge in Bewegung.
Schreiben ist in gleichem Maß ein psychischer wie ein physiologischer Akt. Wenn ich "meine Gedanken ordne", dann gebe ich damit zugleich meinem Leben eine neue Struktur.
Eine Bekannte machte eine depressive Phase durch. Ein Geliebter, der ihr viel bedeutete, war einen halben Kontinent weit fortgezogen. Es war, als hätte er ihre Lebensfreude mit sich fortgenommen. Sie wurde krank. "Ich wollte nichts anderes, als mich für den Rest meines Lebens unter der Bettdecke verstecken", erzählte sie mir. Dann dachte ich, ich könnte ja auch etwas schreiben, wenn ich schon hier rumliege. Sobald ich zum Stift griff, ging es mir besser. Das Schreiben stellte für mich ein Mittel dar, meine Gefühle zu verarbeiten. Ich glaube, ich musste tatsächlich erst verdauen, was mir zugestoßen war, und das Schreiben half mir dabei.
Diese Bekannte empfindet das Schreiben als eine Verdauungsvorgang. Für mich ist es das auch, aber darüber hinaus noch sehr viel mehr. Für mich ist das Schreiben die Nahrung selbst. Ich brauche ein gewisses Mindestmaß davon, um gesund zu bleiben. Manche Menschen schreiben anfallartig, mir ist es am liebsten, wenn ich mich dreimal am Tag an den Schreibtisch setzen kann.
Ich schreibe tatsächlich so, wie ich auch esse: mit Appetit und Genuss.
Manchmal ist es ein Ereignis, dass ich genieße, oder sogar die Vorfreude auf ein Ereignis. Dann wieder ist es ein Satz, ein Gedanke, der mich neugierig macht und dem ich nachschmecke wie einer exotischen Frucht.
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