Sonntag, 28. Juni 2009

Ela in München (Teil 6)



Weiter ging es zur Pfarrkirche Sankt Peter, deren Turm im Volksmund Alter Peter genannt wird und zu Münchens Wahrzeichen zählt. Sie die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens und vermutlich der Ursprung Münchens überhaupt.

Keimzelle Münchens ist das Petersbergl; hier gab es vor der Stadtgründung eine Niederlassung von Mönchen aus dem Kloster Schäftlarn. Da es keine annähernd bestimmbare Zeitangabe der ersten Besiedlung gibt, wurde als Gründungsjahr Münchens das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung festgesetzt. München wurde 1158 zum ersten Mal als Villa Munichen urkundlich in einem in Augsburg ausgestellten Dokument erwähnt, nachdem der Herzog von Bayern und Sachsen, Heinrich der Löwe, nahe dieser Mönchssiedlung rund um die Peterskirche eine Brücke über die Isar am Platz der heutigen Ludwigsbrücke bei den Isarinseln errichtet hatte. Durch einen Gewaltstreich hatte Heinrich dabei die weiter nördlich gelegene Brücke des Bischofs von Freising bei Oberföhring zerstört, um selbst vom reichen Salzhandel nach Augsburg zu profitieren. Mit der Brücke, und damit dem Salzhandel, erhielt München durch einen Schiedsspruch das Markt-, Münz- und Zollrecht von Kaiser Barbarossa auf einem Augsburger Reichstag zugesprochen. Die Freisinger Bischöfe waren jedoch auch danach proportional an den Erträgen beteiligt und erhoben bis Mitte des 19. Jahrhunderts Gebühren für die Nutzung der Isarbrücke.


Geschichte

Am Petersbergl gab es oberhalb einer Straßenkreuzung schon im 8. Jahrhundert eine Niederlassung von Mönchen aus dem Kloster Tegernsee. Unter der Kirche gibt es einen gewölbten Raum, den Fachleute in die vormerowingische Zeit, also zwischen Spätantike und frühem Mittelalter, datieren. Bereits im 11. Jahrhundert hatte sich noch vor der Stadtgründung das ursprünglich wohl aus Holz errichtete Kirchlein nach den Ausgrabungen aus dem Jahr 1958 zu einer romanischen Kirche entwickelt, die eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei eingebundenen Westtürmen war. Ob diese typische bayerische Klosterkirche der Romanik der Gründungsbau war, ließ sich nicht nachweisen. Nachweisbar ist nur, dass Otto I. von Wittelsbach diese Kirche 1181 erweitern ließ und diese erweiterte Kirche 1190 durch Bischof Otto II. von Freising geweiht wurde. Knapp 100 Jahre später wurde dieser Bau abgerissen und durch eine prunkvollere Kirche ersetzt. Eine wesentlich größere Kirche war nicht erforderlich, da parallel zum Kirchenneubau die Pfarrei der Frauenkirche errichtet wurde und im Zentrum des Kreuzviertels eine Pfarrkirche errichtet wurde. Der Neubau von St. Peter wurde am 17. Mai 1294 durch Bischof Emicho von Freising eingeweiht.

Am 14. Februar 1327 fiel fast ein Drittel Münchens einer Brandkatastrophe zum Opfer. Der Ostchor von St. Peter brannte bis auf die Außenmauer nieder, das Kirchenschiff selbst konnte gerettet werden, die Türme brannten aus. Wahrscheinlich wurde am Ende des Kirchenschiffes eine Mauer eingezogen, um weiterhin Gottesdienste feiern zu können. 1368 konnte der neue gotische Hochchor durch Bischof Paul von Freising geweiht werden. 1378/79 erhielt dieser Chor noch zwei gotische Gewölbeeindeckungen. Etwas später, um 1386, wurde das Westwerk umgestaltet, wobei man sich bewusst von der gotischen Zwei-Turm-Anlage löste. Die beiden ausgebrannten Türme wurden abgeschrägt und statt ihrer wurde bis 1386 ein einzelner Turm in der Mitte errichtet, der heute mit seiner offenen, rundumlaufenden Aussichtsgalerie ein beliebter Aussichtspunkt ist. Um 1407 wurden die beiden vorgelagerten Treppentürmchen am Westportal angesetzt. Seine neue Turmbekrönung (mit offenen Tempietto, wahrscheinlich nach Plänen von Heinrich Schön d.Ä.) erhielt der „Alte Peter“ 1607, nachdem am 24. Juli 1607 ein Blitz die beiden pyramidalen Turmhelme des Westwerkes zerstörte.

Um die Raumnot zu mildern, entschloss man sich noch vor dem Dreißigjährigen Krieg zu einer Erweiterung nach Osten, die wahrscheinlich Isaak Bader plante. 1630 begann der Abbruch des gotischen Ostchores, um die geräumige Renaissance-Erweiterung zu ermöglichen. Durch die Kriegswirren konnte der Chor erst 1636 eingewölbt werden.

Im 18. Jahrhundert wurde St. Peter im Rokoko-Stil umgestaltet. Neben dem neuen Hochaltar wurde der Chor durch Ignaz Anton Gunetzrhainer neu eingewölbt, Johann Baptist Zimmermann übernahm die kunstvolle Stuckierung des Chores und die Gestaltung der Fresken an den rundbogigen Blendfenster, die ikonographische Themen aus dem Leben des Apostel Petrus zeigen.

Die Purifikationswelle des 19. Jahrhunderts ging spurlos an St. Peter vorbei, obwohl es drei Restaurierungen gab.

  • "Grüne Renovierung" 1844: Entdeckung des spätgotischen Schrenck-Altares, einziger erhaltener Sandsteinaltar der Gotik in München;
  • "Gelbe Renovierung" 1882
  • "Graue Renovierung" 1911/12

1944/45 wurde St. Peter weitgehend zerstört. Insbesondere die Volltreffer zweier Sprengbomben beim Fliegerangriff am 25. Februar 1945 beim Corpus-Christi-Altar richtete schlimme Schäden an: Faktisch standen nur noch der ausgebrannte Turmstumpf sowie die Außenmauern des Hochchores. Ein Wiederaufbau schien unmöglich. Das Baubüro des erzbischöflichen Ordinariats und das Landesamt für Denkmalpflege sahen zunächst - auch aus finanziellen Gründen - nur einen Erhalt des Chores und des wahrzeichenhaften Turmes vor. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kirchenruine daher bereits zum Abriss freigegeben, die Sprenglöcher bereits gebohrt. Auf Initiative der beiden Stadtpfarrer von St. Peter, Max Stritter (1937-49) und Max Zistl (1949 - 83), rettete Michael Kardinal Faulhaber die Kirche. Der Wiederaufbau begann 1946, 1951 beschloss der 1950 gegründete "Wiederaufbauverein Alter Peter", die Turmkuppel nach historischen Aufnahmen wieder her zu stellen. Mit der Aufsetzung des Kreuzes auf dem Turmhelm am 8. September 1951 und der Weihe des Hochaltares am 27. Juni 1954 durch Joseph Kardinal Wendel wurde der Wiederaufbau der äußeren Form abgeschlossen. Die Rekonstruktion des Inneren, um die sich besonders Rudolf Esterer und Erwin Schleich verdient machten, dauerte noch bis zum Jahr 2000, als die letzten Deckenfresken fertig gestellt waren.


Turm und Aussichtsplattform

Bis zur Spitze des päpstlichen Turmkreuzes ist der „Alte Peter“ 91 Meter hoch. Eine Aussichtsplattform befindet sich außerhalb der Turmwächterstube in 56 Meter Höhe über Grund, sie ist über 306 Stufen an der Glockenstube vorbei zu erreichen. Bei Föhn kann man von dort eine Fernsicht von bis zu 100 Kilometern genießen. Die Plattform ist ganzjährig zugänglich.

Kuriosa

  • Die Hochaltarfigur des Petrus besitzt eine abnehmbare Tiara. Unmittelbar nach dem Eintreffen der Todesnachricht eines Papstes wird diese Tiara abgenommen und auf einen Seitenaltar gestellt, zuletzt 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II.. Nach der Wahl des neuen Papstes wird dann die Tiara dem Petrus wieder aufgesetzt.
  • Die Verkehrsfunkmelodie des Bayerischen Rundfunks nimmt bis heute die Melodie Solang der Alte Peter auf.
  • Karl Valentin beantwortete die Frage, warum am Turm acht Zifferblätter angebracht seien, mit den Worten „Ja mei, damit acht Leute gleichzeitig auf die Uhr schauen können.“
  • Im 91 Meter hohen Turm schlagen häufig Blitze ein, zuletzt am 27. Juli 1995.
  • Eine Legende meint, das Turmkreuz habe sich durch einen Fußtritt des Teufels um 90° gedreht. In Wirklichkeit hatte sich durch den vorherrschenden Westwind das Kreuz immer stärker geneigt, bis seine Spitze sich gegenüber der Basis um etwa 45 cm nach Osten verschoben hatte, wodurch die Gefahr eines Absturzes des Kreuzes auf das Kirchenschiff bestand. Aus diesem Grund wurde es unter König Ludwig II. bei einer Turmrenovierung erneuert und quer zur Windrichtung aufgestellt, um ein erneutes Verbiegen zu verhindern. Beim Richtfest am Geburts- und Namenstag von Ludwig II. am 25. August 1876 warf der Spenglergeselle Lorenz Wach wie üblich das nach dem Trinkspruch geleerte Glas vom Turm, es landete unversehrt auf dem Boden und wird noch heute im Kirchenschatz von Sankt Peter aufbewahrt.
  • In einem Fensterportal der Chorapsis steckt noch eine österreichische Kanonenkugel, welche während der Koalitionskriege vom Gasteig aus auf die Kirche abgefeuert wurde.
  • Als S.H. Papst Pius VI. im Jahr 1782 die Stadt München wegen der Einrichtung einer Nuntiatur besuchte und in St. Peter ein Pontifikalamt hielt, hinterließ er der Kirche eine Prunkstola, welche bis heute im Besitz der Pfarrei ist. Eine große vergoldete Gedenktafel links neben dem Abendmahlaltar erinnert an diesen Papstbesuch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen