Samstag, 23. Mai 2009

Formel 1 News

Rosbergs Zukunft weiter offen

Rosbergs Zukunft weiter offen
'Heimschläfer' Nico Rosberg genießt beim glamourösen Formel-1-Klassiker von Monte Carlo den Trubel vor seiner Haustür in vollen Zügen. Den Zeichen der Krise will sich der Wahl-Monegasse aber auch in der Steueroase an der Cote d'Azur nicht verschließen. "Der Sport muss darauf achten, dass Geld weniger wichtig wird", mahnte der Williams-Pilot in einem Interview vor dem Großen Preis von Monaco am Sonntag (14.00 Uhr live bei sport.de und RTL)..

Das schillernde Spektakel im Fürstentum hält der 23-Jährige aber trotz allem für zukunftsfähig. "Formel 1 ist Entertainment und bringt den Menschen Freude. Und das ist schon zeitgemäß", sagte Rosberg. Partys am Hafenbecken, protzige Yachten und die Parade der Reichen und Schönen - das einzigartige Flair rund um den berühmten Stadtkurs hat es dem gebürtigen Wiesbadener angetan. "Es ist viel mehr Trubel und Atmosphäre. Das ist unglaublich, komplett anders", sagte der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg, der in Monte Carlo aufgewachsen ist und immer noch die Hälfte des Jahres dort verbringt.

Finanzkrise Gesprächsthema in Monaco

Seine ehemalige Schule liegt nur 20 Meter vom Fahrerlager entfernt, die kurze Distanz von seiner Wohnung zur Strecke fährt er per Motorroller. Abends trifft man den Schwiegermutter-Traum auch am Grand-Prix-Wochenende im Restaurant beim Essen mit Freunden.

Rosbergs Zukunft weiter offen
Die Gesprächsthemen aber sind auch bei Rosbergs Nachbarn ernster geworden. Die Finanzkrise hat Monte Carlo nicht verschont. "Natürlich spricht hier jeder darüber, weil jeder in Monaco davon betroffen ist. Wahrscheinlich haben die meisten der wohlhabenden Leute hier auch massiv Geld verloren", meinte der Rennfahrer.

Rosberg: Gehen oder bleiben?

Auch die Formel 1 müsse sich der Lage anpassen. "Es ist sowieso viel zu viel mit Geld herumgeworfen worden", befand Rosberg. "Man muss versuchen, das so zu reduzieren, dass die Teams mit den besten Leuten und der besten Führung ein gutes Auto bauen können, auch wenn sie nicht die größte Finanzierung haben." Der brodelnde Richtungsstreit zwischen Teams und dem Internationalen Automobil-Verband FIA sowie die ungewohnt vielen sportlichen Fragezeichen erschweren derzeit Rosbergs Zukunftsplanung. Zwar läuft sein Vertrag bei Williams am Saisonende aus, doch der lange als sicher geltende Abschied ist wieder fraglich geworden.

"Im Moment bin ich hier sehr zufrieden, ich fühle mich sehr wohl. Das Auto hat im Vergleich zum Vorjahr große Fortschritte gemacht", lobte der WM-Zehnte sein Team. Vor allem in den Trainingseinheiten lässt Rosberg in diesem Jahr reihenweise die Konkurrenz hinter sich. Auch in Monaco war er am Donnerstag Tagesbester. Die jüngste Formschwäche der Top-Teams wie McLaren-Mercedes, das bislang als erster Anwärter auf eine Rosberg-Verpflichtung galt, hat den Blondschopf ins Grübeln gebracht. Eine Entscheidungsfrist über einen Wechsel will sich Rosberg daher nicht setzen: "Es hat ja auch Vorteile, wenn man wartet. Es ist derzeit unmöglich zu wissen, welches das richtige Team ist."

Teamchef Williams kritisiert Rosberg

Teamchef Williams kritisiert Rosberg
Nico Rosberg ist der Trainings-Weltmeister der Formel 1. In Monaco war der -Jährige bereits zum vierten Mal in dieser Saison bei einem Grand-Prix-Auftakt Trainingsschnellster. Seinen Arbeitgeber beeindruckt das jedoch wenig - im Gegenteil. "Das richtige Wort dafür ist wahrscheinlich Aufplusterei", ätzte Teamchef Frank Williams in Monte Carlo. "Die Formel 1 findet die Wahrheit ziemlich schnell heraus. Im Training kann man die Menschen täuschen, inklusive sich selbst. Im Rennen wird sich zeigen, wo man steht."

Teamchef Williams kritisiert Rosberg
Im bisherigen Saisonverlauf ist es Rosberg noch nicht gelungen, seine Trainingsbestzeiten in zählbaren Erfolg umzumünzen. Bisher stehen für den Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg nur ein sechster, ein siebter und ein achter Platz und 4,5 Punkte zu Buche. In seiner Wahlheimat Monaco hofft Rosberg nun auf den Durchbruch und einen Podestplatz, obwohl er zugeben musste, dass er am Donnerstag wohl wieder mit einem leichteren Auto als die Konkurrenz unterwegs war.

"Daher waren wir auch wieder Erster", vermutete Rosberg. "Aber ich habe das Gefühl, dass wir schneller sind als sonst. Ich hoffe, dass wir im Qualifying unter die besten Fünf kommen. Und im Rennen ist ein Podestplatz das Ziel." Seinen markigen Worten muss der Williams-Pilot nun aber auch Taten folgen lassen - sonst wird ihn sein Teamchef am Sonntag nach dem Rennen wohl zum Rapport bitten.

Deutsche Piloten lässt der Glamour kalt

Deutsche Piloten lässt der Glamour kalt
Nick Heidfeld ist weggezogen, Timo Glock hat Heimweh, und Sebastian Vettel mag ohnehin keinen großen Rummel: Der Große Preis von Monaco ist das schillerndste und verrückteste Rennen im Formel-1-Kalender. Doch nicht jeden Fahrer ziehen die mächtigen Luxus-Yachten im Hafen und die wie auf dem Laufsteg stolzierenden Stars und Sternchen am Streckenrand in den Bann. "Ich habe noch keinen Promi gesehen", sagt Shootingstar Vettel: "Das Wichtigste ist aber auch, dass das Auto rund läuft. Da ist es mir egal, wer da rumturnt oder auch nicht."

Auch Toyota-Pilot Glock ist vom "Juwel der Formel 1", wie es der schottische Lebemann David Coulthard mal nannte, sichtlich unbeeindruckt. "Ich bin froh, wenn ich am Montag wieder zu Hause bin", sagt der in Köln lebende Odenwälder. "Solange es nicht mehr als eine Woche so läuft, ist es okay", sagt sogar Nico Rosberg. Dabei ist der 23-Jährige nicht nur einer von sechs Formel-1-Piloten mit einem Wohnsitz im Steuerparadies (und dabei der letzte Deutsche), sondern beinahe ein echter Monegasse.

Im Winter "tote Hose", sonst "prollig"

"Ich bin zwei Wochen nach meiner Geburt hierher gekommen. Monaco ist meine Heimat, 200 Meter entfernt vom Motorhome bin ich zur Schule gegangen", meint der Williams-Pilot und genießt drei Phasen des Lebens im Fürstentum: "Im Sommer liebe ich das Meer, während der Formel-1-Woche bestimmen Verkehr, Chaos und Party das Leben und im Winter ist es schön ruhig." Genau diese Mischung hat Heidfeld letztlich in die Schweiz vertrieben. Im Winter herrsche "tote Hose", in anderen Phasen sei es "sehr prollig". Und bei den Formel-1-Gastspielen sei in den vergangenen ein, zwei Jahren irgendwie ein großes Stück Flair verloren gegangen.

Deutsche Piloten lässt der Glamour kalt
Ein Gefühl, das sich in diesen Tagen verstärkt, denn der große Publikumsandrang ist ausgeblieben. "Ich bin mit dem Boot durch den Hafen gefahren und war erstaunt, wie leer alles war", meint Rosberg: "Aber es ist auch kein Wunder. Ich habe gehört, dass die Hotelpreise nochmal kräftig angezogen haben. Das ist in Zeiten der Finanzkrise natürlich ein bisschen unglücklich." Vor allem in Monte Carlo, wo fünf Tage Übernachtung schon mal 10.000 Euro kosten können, für ein Abendessen durchaus mal 800 Euro verlangt werden und man für eine schlichte Flasche Wasser auch mal 80 Euro hinlegen muss.

Fahrerische Herausforderung bleibt

Was die Fahrer eint, sind der Respekt und die Liebe zur Strecke in Monaco. Der faszinierende Straßenkurs durch Häuserschluchten und den Leitplankenkanal gilt fahrerisch als besondere Herausforderung. "Das ist das Rennen, das jeder gewinnen will", sagt Heidfeld. Und Vettel ergänzt: "Es macht unheimlich viel Spaß, hier zu fahren. Auch wenn es sehr schwierig ist. An der Stelle am Casino brauchst du richtig Eier." Vor allem fordert der Kurs, den auch Adrian Sutil zu seinen Lieblingsstrecken zählt, besondere Konzentration von den Piloten.

Rekord-Weltmeister Michael Schumacher sprach vom "mit Abstand gefährlichsten Rennen des Jahres" und "besorgniserregenden" Sicherheitsvorkehrungen. Für Nelson Piquet war es "wie mit einem Hubschrauber durch das Wohnzimmer zu fliegen", und Niki Lauda nannte das Rennen "völlig bekloppt". Der einzige Unfall mit tödlichem Ausgang datiert jedoch aus dem Jahr 1967, als Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini seinen Verbrennungen erlag.

Rosbgers Lieblingsplatz ist der Balkon

Nico Rosberg war damals noch nicht auf der Welt. Seit er als kleiner Junge davon geweckt wurde, "wenn Rennautos in den Tunnel gefahren sind", lässt ihn die Faszination des Monaco-Grand-Prix nicht los. Am Sonntag auf dem Podium zu stehen, ist sein Ziel. Wenn im Fahrerlager Hollywood-Stars wie Angelina Jolie oder Brad Pitt applaudieren, erhält dieser Erfolg eine besondere Note. Rosbergs Lieblingsplatz in Monaco ist aber ein ganz anderer: "Mein Balkon."

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