Mittwoch, 17. Februar 2010

Erste Technik: Morgenseiten (2)

Viele von uns meinen, dass wir beim Schreiben von Morgenseiten anscheinend in Kontakt mit einer Quelle der Weisheit gelangen, die größer ist als wir selbst. Antworten tauchen in unserem Bewusstsein auf, die erheblich klüger sind als unser individuelles Denkvermögen.

Aus diesem Grund bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Morgenseiten eine effiziente Form der Meditation sind - vor allem für die hyperaktiven Menschen im Westen. Die meisten von uns haben ihre Schwierigkeiten mit Meditation im konventionellen Stil. Es fällt uns sehr schwer, uns ruhig hinzusetzen und zwanzig Minuten lang nichts zu tun. Bei den Morgenseiten sitzen Sie ruhig da und tun trotzdem etwas. Dieses Etwas, das Bewegen der Hand über die Seite Papier, ist, was Meditierende als das Aufspüren von "Gedankenwolken" bezeichnen.
Wenn uns Gedanken durchs Bewusstsein gehen, halten wir sie auf den Seiten fest. Es ist seltsam, doch allein der Akt, unsere Anliegen niederzuschreiben, hilft uns schon, diesen Anliegen die richtige Perspektive zu geben.

Wir reduzieren unsere irrationalen Sorgen. Wir betonen unsere legitimen Anliegen. Die Morgenseiten sind ein Prozess des Auslotens. Wir bekommen zuerst auf der Seite und dann in unserem Leben die Dinge in den Griff. Mit den Morgenseiten als Verbündeten konfrontieren wir uns mit schwierigen Themen.

Einige von uns sehen sich plötzlich einem lang geahnten Alkoholproblem gegenüber. Andere geben zu, dass sie das Fernsehen wie ein Narkotium nutzen. Viele stellen fest, dass Essen ihr bevorzugtes Blockademittel ist.

Die Morgenseiten weisen uns die Richtung für unser Wachstum. Sie bringen uns uns selbst nah, und erst das erlaubt uns, echte Nähe mit anderen herzustellen.

Wenn wir bei unseren Seiten das Risiko eingehen, uns ehrlich zu äußern, fällt es und leichter, auch anderweitig ehrlicher zu sein.

Mehr Intensität und Bedeutung sind gängige Erfahrungen von Menschen, die sich entschließen, mit Morgenseiten zu arbeiten. Die Erfahrungist so ähnlich, wie wenn man sich verliebt - doch das Objekt unserer Zuneigung ist jetzt unser Selbst.

Wir werden für uns selbst interessant. Unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen zählen plötzlich. Einen Tag nach dem anderen, Seite um Seite werden wir uns selbst vertrauter, und diese Intimität ist oft ebenso bedrohlich wie spannend. Die Morgenseiten lehren uns, was wir sind - und was uns nicht passt. Zeile für Zeile bringen sie uns unserem authentischen Selbst näher. Bei unseren Morgenseiten hören wir auf, uns zu verstecken. Wir kommen offen zum Vorschein - zumindest auf dem Papier.

"Ich würde wirklich gern einmal versuchen zu ..." schreiben wir. Und dann versuchen wir es! Lang aufgeschobene Träume realisieren sich Schritt für Schritt. Wir entdecken, während wir unsere Hand über die Seite führen, dass eine anderen Hand uns durch unser Leben leitet. Für viele sind die Morgenseiten somit eine spirituelle Erfahrung, wenn wir mit einer höheren Macht in Kontakt kommen.

Für viele Menschen ist dieses Obenaufsein etwas sehr Brüchiges. Wir sehnen uns nach Stabilität, aber wir wissen nicht, wie wir sie erlangen sollen. Die Morgenseiten können als erste effiziente Möglichkeit genutzt werden, uns dorthin zu geleiten. Wir kommen in Kontakt mit etwas, was wir als unseren inneren Mentor bezeichnen. Unser seiner Anleitung sind wir in der Lage, Stabilität zu erlangen, aber auch Risiken einzugehen.

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