Donnerstag, 25. November 2010

BVB - FC Sevilla 0:1

0:1 - BVB verzweifelt am gegnerischen Torpfosten, an der Chancenverwertung und an Schiedsrichter Dean

[30.09.] Die Siegesserie ist gerissen. Im ersten Heimspiel der UEFA Europa League muss Borussia Dortmund einen Dämpfer verdauen. Am zweiten Spieltag der Gruppe J unterlag der BVB trotz einer phasenweise begeisternden Leistung dem FC Sevilla mit 0:1 (0:1). Schmelzer wurde dabei zur Unrecht des Feldes verwiesen. Trotz der Niederlage hat der BVB weiterhin alle Chancen auf das Erreichen der Zwischenrunde.
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Es berichtet Johannes Vorspohl

Vor 49.100 Zuschauern schnürte der BVB den Gegner von Beginn an mit konsequentem Pressing in der eigenen Hälfte ein und hatte Pech, dass Barrios bei zwei Riesenmöglichkeiten knapp an Sevillas Torwart Palop scheiterte (26./42.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit stellten die Spanier den Spielverlauf auf den Kopf, als sie durch einen Treffer von Cigarini überraschend in Führung gingen (45.+1). Im zweiten Durchgang sorgte Schiedsrichter Dean für den ersten (leider unrühmlichen) Höhepunkt, als er Schmelzer mit Gelb-Rot vom Platz schickte - eine falsche, völlig überzogene Entscheidung. Fortuna wollte an diesem Abend keine Borussin sein: In der 70. Minute prallte ein Schussversuch von Kagawa zu allem Überfluss noch gegen den Pfosten.

Ausgangslage:
Es war das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften in einem UEFA-Vereinswettbewerb. Der FC Sevilla war in der Qualifikation zur diesjährigen Champions League an Sporting Braga gescheitert und automatisch in die Europa League gerückt. Hier hatte Sevilla auch den Auftakt gegen Paris St. Germain (0:1) verloren. Vor wenigen Tagen war zudem Trainer Antonio Alvarez entlassen worden. Der BVB dagegen ging mit dem Selbstbewusstsein von neun Siegen aus zehn Pflichtspielen (unter anderem ein 4:3 in Lwiw) in die Partie gegen den Tabellensiebten der Primera Division. Auch wenn die Formkurve für Schwarzgelb sprach, warnte Jürgen Klopp eindringlich vor dem spanischen Team, das er - nicht beleidigend, sondern die sportliche Klasse herausstellend - als "das absolute Monster unserer Gruppe" bezeichnete.

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Lukasz Piszczek
Personalien:
Bei Borussia Dortmund fiel neben Kehl, Dede, Zidan, Kringe und Hajnal auch Götze (Verhärtung im Oberschenkel) aus. Der angeschlagene Owomoyela (Sprunggelenk) konnte immerhin auf der Bank Platz nehmen. Stattdessen begannen Kuba und Piszczek in der Startelf, Ginczek komplettierte den Kader. Bei den Gästen fehlten Renato, Fazio und Konko. Sevillas Superstar Jesus Navas, dessen Einsatz wegen einer Bänderverletzung fraglich war, konnte auflaufen.

Taktik:
Der BVB agierte in der gewohnten 4-2-3-1-Grundordnung. Die beiden Außenverteidiger Schmelzer und Piszczek schalteten sich in der Anfangsphase häufig in die Dortmunder Angriffe ein. Gregorio Manzano, neuer Trainer des FC Sevilla, setzte auf das gleiche System wie Jürgen Klopp: Hinter der einzigen Spitze Luis Fabian wirbelte mit Perotti, Cigarini und Jesus Navas eine nicht minder prominent besetzte offensive Dreierkette.

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Sorgte wieder für viel Wirbel im Dortmunder Angriffsspiel: Shinji Kagawa.
Spielverlauf & Analyse:
Internationales Flair und Flutlicht im SIGNAL IDUNA PARK - wie lange hatte Dortmund auf diese Momente gewartet! Entsprechend engagiert begann der BVB das erste Heimspiel in der Europa League gegen den FC Sevilla, störte den Gegner früh im Spielaufbau und versuchte über die Außenbahnen Druck aufzubauen. Gerade vier Minuten waren gespielt, als die Zuschauer bei einer Hereingabe von Kagawa zum ersten Mal den Atem anhielten. Barrios kam jedoch nicht an die Flanke des Japaners heran.

Das spielstarke Sevilla stand dicht gestaffelt in der eigenen Hälfte, um blitzschnell seine Gegenstöße einzuleiten. Eine Hereingabe von Perotti konnte Luis Fabiano zum Glück nicht verwerten (14.). Tonangebend in der Partie blieb aber der BVB, der den Gegner durch konsequentes Pressing einschnürte und den Kreis um das gegnerische Tor immer enger zog. Die bis dato beste Möglichkeit hatte Barrios in der 26. Minute: Nach einer Flanke von Kuba schraubte sich der "Panther" am Elfmeterpunkt in die Luft und drückte den Ball per Kopf in Richtung rechtes Eck. Sevillas Torwart Palop konnte sein Team nur mit einem Riesenreflex vor dem Rückstand bewahren.

Sevilla bekam seine Defensive nun besser in den Griff. Der BVB sah sich gezwungen, auf der Suche nach der Lücke im gegnerischen Abwehrbollwerk, häufiger als gewollt mit hohen Bällen zu operieren. Die Borussen hatten Pech, als Barrios bei einer Riesenchance unmittelbar vor dem Seitenwechsel erneut an Palop scheiterte (42.).
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Mats Hummels im Zweikampf mit Sevillas Stürmer Luis Fabiano. [Fotos: firo]
Es kam noch bitterer: Nach einem Freistoß von Guarente und einem Kopfball von Caceres konnte Subotic, der durch seinen Gegenspieler bedrängt wurde, noch klären. Doch das Leder fiel vor die Füße von Cigarini, der vom Elfmeterpunkt einschob - 0:1. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hatte Sevilla den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

Borussia kam mit viel Tempo aus der Kabine, für den ersten (leider unrühmlichen) Höhepunkt im zweiten Durchgang sorgte aber Schiedsrichter Dean aus England. Nachdem er Schmelzer unmittelbar vor dem Seitenwechsel mit Gelb verwarnt hatte, glaubte Dean bei einem Zweikampf zwischen dem Dortmunder Außenverteidiger und Dabo eine Schwalbe erkannt zu haben und schickte Schmelzer mit Gelb-Rot vom Platz (49.). Eine falsche, völlig überzogene Entscheidung, die die Emotionen nicht nur auf den Rängen hochkochen ließ. Viel Gift, viel Hektik, viele Wortgefechte waren nun in der Partie, auf der Strecke blieb der Fußball.

Der BVB brauchte nach diesen Geschehnissen rund zwanzig Minuten, um wieder Struktur in sein Spiel zu bringen. Doch Fortuna wollte an diesem Abend einfach keine Borussin werden: Nach feinem Zuspiel von Barrios schob Kagawa den Ball zwar an Sevillas Keeper vorbei, das Leder sprang jedoch vor den Pfosten und konnte von dort geklärt werden (70.).

Trotz allem gaben die Borussen nicht auf und suchten weiter nach der Lücke im Defensivverbund der Gäste. Doch das intensive Spiel forderte von den Schwarzgelben allmählich seinen Tribut, zumal Sevilla nun äußerst abgeklärt in der Abwehr agierte und häufiger Entlastungsangriffe fahren konnte. Weidenfeller bewahrte sein Team durch geschicktes Stellungsspiel vor dem zweiten Gegentreffer (88.). Es war wie verhext: Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit konnte Caceres einen Kopfball von Hummels (nach Flanke von Sahin) auf der Linie klären.

Nach fünf Minuten Nachspielzeit beendete Dean die Partie. Die Schwarzgelben wurde trotz der Niederlage mit Ovationen von den Rängen verabschiedet.

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Ausblick:
Den Borussen bleiben nur knapp 67 Stunden zur Regeneration, dann wartet im SIGNAL IDUNA PARK der nächste Kracher: Am Sonntag (03. Oktober, Anstoß 17.30 Uhr) empfängt das Team von Jürgen Klopp den Deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

Quelle

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