0:0 - Spannendes Spiel mit vielen Fehlern: Gekas´ Tor zählt wegen Abseits nicht
[27.03.] Borussia Dortmund bleibt auf Europapokal-Kurs. Am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga verpasste der BVB mit einem 0:0 (0:0) in Berlin zwar den vierten Sieg in Serie, verteidigte aber Platz vier und darf weiterhin von internationalem Fußball im Signal Iduna Park träumen. In einem technisch schwachen, aber spannenden Spiel hatte Hertha die Vielzahl der Chancen, doch wenn sich die Borussen cleverer angestellt hätten, wäre mehr drin gewesen. |
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Aus Berlin berichtet Boris Rupert
60.441 Zuschauer im Olympiastadion sahen eine mit vielen Fehlern behaftetes Spiel, in dem Berlin das aktivere Team war und nur aufgrund einer schwachen Chancenverwertung leer ausging. Am Ende hätte der BVB sogar gewinnen können, doch Sahin schoss in der Nachspielzeit aus acht Metern über das Tor.
Ausgangslage: Abstiegskampf contra Europapokal-Ambitionen: 30 Punkte und 14 Plätze trennten den Tabellenletzten Hertha BSC vom Vierten Borussia Dortmund, der mit dem 4:1 in Bochum eine Serie von drei Auswärtsniederlagen in Folge beendet und den fünften Erfolg in der Fremde bejubelt hatte. Berlin war seit zwölf Heimspielen sieglos - so lange wie kein anderes Team. Der letzte Heimsieg gelang am ersten Spieltag gegen Hannover. Auch der direkte Vergleich sprach für die Borussen, die nur eines der letzten sieben Duelle verloren und fünf der sechs Auswärtssiege in Berlin in
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diesem Jahrtausend gefeiert hatten.
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Nuri Sahin war wieder dabei |
Personalien:
Währen die Gastgeber nur auf den vom BVB ausgeliehenen Kringe (Mittelfußprellung) verzichten mussten, fehlte dem BVB mit Valdez (Faserriss im Oberschenkel), Hummels (Kieferbruch), Tinga Aufbautraining) und Le Tallec (Aufbautraining) ein Quartett. Dennoch hatte sich die Personalsituation gegenüber den letzten Spielen deutlich verbessert. In der Startformation gab es eine Änderung: Sahin kehrte nach abgesessener Gelbsperre ins Team zurück; Hajnal musste auf die Bank.
Taktik:
Berlin agierte aus einer 4-4-2-Formation mit einer Raute im Mittelfeld, der der BVB mit der bekannten 4-2-3-1-Grundordnung begegnete. Dadurch ergab sich für die Borussen eine nominelle Überzahl (Sahin) im Mittelfeld - und wechselnde Zuordnungen in den direkten Duellen. Herthas Spielmacher Raffael wurde meist von Kehl übernommen, Kacar und Cicero in den Halbpositionen hatten es mit Borussias Außenverteidigern zu tun. Lustenberger und Friedrich wechselten sich mit der Bewachung Zidans ab, so dass Barrios überwiegend von Hubnik beschattet wurde.
Spielverlauf & Analyse:
Die Berliner, die in der Rückrunde erst neun Gegentore kassiert hatten und damit - neben Bayern und Schalke - in 2010 die beste Defensive der Liga stellten, trafen auf den - neben Stuttgart - erfolgreichsten Angriff des Jahres. Und so neutralisierten
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Symptomatisch: Die Borussen, hier Sahin, Owomoyela und Kehl, kamen häufig einen Schritt zu spät. |
sich beide Teams in den ersten 20 Minuten, zumal sie mit einer hohen Anzahl an technischen Fehlern aufwarteten und viel versprechende Angriffsversuche schon im Ansatz verpufften. Mitunter wechselte der Ballbesitz im Zweisekundentakt.
Schon früh versuchte Jürgen Klopp aus seiner Coaching-Zone Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft zu nehmen, die zu überhastet agierte und sich eine Fülle leichter, unnötiger Ballverluste leistete, gegen Ende des ersten Durchgangs vermehrt auch in der Vorwärtsbewegung, so dass die Berliner zu zahlreichen Kontergelegenheiten kamen.
Dem Fehlpassfestival der ersten 20 Minuten folgte ein offener Schlagabtausch im zweiten Teil des ersten Durchgangs. Nach Subotic´ Fehler war Gekas durchgebrochen, doch Weidenfeller konnte den Dreifachtorschützen der letzten Woche weit nach außen abdrängen, so dass dieser keinen Schuss wagte, sondern einen Rückpass auf Ramos versuchte, der geklärt werden konnte (20.). Zwei Minuten später war Cicero auf dem rechten Flügel durchgebrochen, doch die auf Gekas gedachte Flanke wischte Owomoyela dem Griechen so eben noch vom Scheitel.
Die Berliner überbrückten das Mittelfeld häufig mit langen Bällen, stießen in die offenkundigen Lücken der Dortmunder Defensive, die sich ungewohnt ungeordnet präsentierte: Drobny schlug den Ball weit nach vorne, Gekas konnte ihn zwar nicht kontrollieren, wohl aber stoppen, Ramos nahm Fahrt auf, wählte frech den Weg durch die Mitte an Owomoyela und Subotic vorbei, doch der Schuss verfehlte das Ziel (28.).
Der BVB, der vier der letzten fünf Ligaspiele gewonnen hatte, agierte weiterhin zu kompliziert, zu unkonzentriert und kam in der 31. Minute erstmals wirklich gefährlich nach vorn: Kuba setzte sich auf rechts durch, flankte nach innen, doch Barrios´ Hechtkopfball landete neben dem Tor. Es war - neben Zidans Schuss aus der 15. Minute - die einzig nennenswerte Offensivaktion der Borussen in der ersten Halbzeit.
Stattdessen kam der Tabellenletzte in den Schlussminuten noch zu weiteren Möglichkeiten - und ließ diese fahrlässig aus: Raffael traf das Außennetz (37.), Piszczek beendete einen Flügellauf mit einem klugen Rückpass auf den sieben Meter vor dem Tor freistehenden Gekas, doch der schoss sich selbst an anstatt den Ball ins Tor (39.). Drei Minuten später war Ramos nicht im Abseits, als er frei vor Weidenfeller auftauchte, ihm aber der Ball vom Fuß sprang.
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Zidan grätscht gegen Kobiashvili. |
Weidenfeller war der einzige Dortmunder in Normalform. "45 Minuten Tiefschlaf", diagnostizierte Nobby Dickel und forderte für den zweiten Durchgang: "Wir müssen in der Abwehr energischer agieren und uns vorne besser positionieren."
Die Schwarzgelben, die in jedem Auswärtsspiel dieser Saison getroffen hatten, kamen mit Hajnal für den angeschlagenen Zidan aus der Kabine. Die zehn- bis fünfzehntausend BVB-Fans im weiten Rund hatten weiterhin bange Momente überstehen, weil ihre Mannschaft nicht wie vor einer Woche beim 3:0 gegen Leverkusen "wie verwandelt" aus der Kabine kam, sondern sich weiterhin dicke Patzer in der Defensive leistete. Und vorne war es nicht zielstrebig genug. Barrios war meist auf sich allein gestellt.
Ramos scheiterte am aufmerksamen Weidenfeller (49.), Raffael tanzte am linken Flügel zwei Borussen aus, doch seine Hereingabe ging an Freund und Feind vorbei (53.), Kacar traf das Außennetz (58.) und Ramos versemmelte die nächste Riesenchance (69.). Zehn Minuten vor Schluss gingen laute "Schieber"-Rufe durchs weite Rund: Gekas hatte Santanas missratene Kopfballrückgabe an Weidenfeller vorbei ins Netz geköpft. Doch das Unparteiischen-Gespann hatte Gekas zuvor, bei einem langen Ball aus der Berliner Hälfte, "passiv" im Abseits gesehen, was mit Tor "aktiv" wurde.
Vorher hätten sich die Dortmunder beschwerden dürfen, dass ein Halten an Barrios nicht mit Elfmeter bestraft worden war (75.). In der Schlussviertelstunde waren sie endlich präsent. Bender setzte Schmelzer in Szene, dessen präzise Flanke auf Barrios hätte beinahe das 0:1 gebracht, doch Drobny parierte glänzend (75.). Dann wieder Schmelzer auf Barrios, der wurde im Sechzehner geschubst, aber wieder kein Elfer (87.). Am Ende war es Großkreutz, der nach Hajnals Zuspiel den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, aber den Ball nicht unter Kontrolle brachte (89.). Doch damit war noch nicht Schluss: Barrios legte zurück auf Sahin, der aus acht Metern freistehend über das Tor schoss.
Ausblick:
Am kommenden Samstag gastiert Werder Bremen im Signal Iduna Park. Für das Spitzenspiel sind bereits deutlich über 77.000 der 80.552 zur Verfügung stehenden Karten verkauft. Die letzten Tickets können Sie hier
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QuelleErgebnisse des 28. SpieltagesMainz 05 - Wolfsburg 0:2
Bayern - Stuttgart 1:2
Mönchengladbach - Hamburg 1:0
Hertha - Dortmund 0:0
Leverkusen - Schalke 0:2
Hannover - 1. FC Köln 1:4
Bochum - Frankfurt 1:2
Hoffenheim - Freiburg 1:1
Bremen - Nürnberg 4:2