Sonntag, 7. Februar 2010

Stuttgart - BVB 4:1

1:4 - drei VfB-Tore in den letzten 13 Minuten beenden im 13. Spiel die BVB-Serie

[31.01.] Im verflixten 13. Spiel riss die Serie: Nach zuvor zwölf aufeinander folgenden Spielen ohne Niederlage ging Borussia Dortmund erstmals seit dem 26. September 2009 als Verlierer vom Rasen. Der BVB unterlag am 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:4 (0:1) beim VfB Stuttgart, behält aber weiterhin Rang vier. Schwarzgelb war im zweiten Durchgang das bessere Team, kam durch Barrios zum Ausgleich, doch in den Schlussminuten schoss der VfB einen klaren Heimsieg heraus.

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Aus Stuttgart berichten
Boris Rupert und Johannes Vorspohl

Vor 42.000 Besuchern in der ausverkauften Baustelle "Mercedes-Benz-Arena" ging der VfB nach einer Viertelstunde durch einen kuriosen Treffer, der in keinem Saisonrückblick fehlen wird, in Führung. Mit Pogrebnyak und Santana wurden zwei Torschützen genannt; ebenso diskussionswürdig, ob der Treffer regulär war. Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amarell: "Der eigene Mann hat Ziegler behindert." TV-Kommentator Hansi Küpper: "Ziegler wird im Fünfmeter behindert. Das muss man abpfeifen." Aufregung auch im zweiten Durchgang: Marica verschoss einen Foulelfmeter (48.), Barrios glich sieben Minuten später aus. Doch Kuzmanovic verwandelte in der 77. Minute einen Freistoß zum 2:1, Marica und Träsch machten in den letzten vier Minuten alles klar. Für den BVB war es zugleich die erste Auswärtsniederlage seit August 2009.

Ausgangslage:
Dreizehnter gegen Vierter hieß es vor dem Sonntagspiel. Mit drei Siegen (und einem Remis) unter dem neuen Trainer Christian Gross hatte der VfB bereits einmal häufiger gewonnen als in allen 15 Partien zuvor unter Markus Babbel und sich ins Mittelfeld vorgearbeitet. Der BVB hatte neun der letzten zwölf Partien gewonnen (dazu drei Unentschieden) und sich damit von Rang 15 auf vier katapultiert. Von den letzten vier Gastspielen in Stuttgart hatte Schwarzgelb nur eins verloren.

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Felipe Santana
Personalien:
Mit Ausnahme von Delpierre (Zehenbruch) und Cacau (Adduktorenprobleme) konnte der VfB in Bestbesetzung antreten. Beim BVB erhöhte Bender (entzündete Gelenkkapsel im Knie) die Zahl der Fehlenden auf neun, denn Jürgen Klopp musste weiterhin auf Weidenfeller, Kehl, Zidan, Tinga, Feulner, Rangelov und Öztekin verzichten. Für den erkrankten Höttecke saß Focher als zweiter Keeper auf der Bank, Santana rückte für Bender in die Mannschaft.

Taktik:
Auf Benders Ausfall reagierte Klopp mit einer Rochade: Santana rein (zu Subotic in die Innenverteidigung), Hummels vor ins defensive Mittelfeld (neben Sahin). Am System (4-2-3-1-) wurde nicht gerüttelt. Stuttgart trat aus einer 4-4-2-Grundordnung mit offensiven Außen im Mittelfeld (Hleb, Hilbert) an, die primär von den Außenverteidigern Owomoyela und Schmelzer übernommen wurden. Diese aber waren dabei nicht allein: Der BVB attackierte den Ball führenden Stuttgarter immer zu zweit, agierte abermals mit einer überragenden Laufleistung. Nach Kubas frühem, verletzungsbedingtem Ausfall tauschten Großkreutz (zunächst links) und der eingewechselte Le Tallec die Seiten.

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Mats Hummels spielte in der 55. Minute den Traumpass...
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB begann die Partie wie so oft in den vergangenen Wochen: kompakt in der eigenen Hälfte, nach vorne auf schnelle Gegenstöße lauernd. Stuttgart agierte offensiver und versuchte, Druck auf das Tor der Schwarzgelben aufzubauen. Es waren aber die Gäste, die die erste Chance des Spiels verzeichneten. Nach einem Sahin-Freistoß behinderte Stuttgarts Innenverteidiger Niedermeier seinen Keeper Lehmann bei der Ballannahme, das Leder trudelte zu Subotic, der die sich bietende Chance aus rund zehn Metern aber nicht nutzen konnte (8.).

Stuttgarts Angriffe wurden nun präziser, der BVB fand noch nicht richtig ins Spiel. In der elften Minute konnte Ziegler Schlimmeres verhindern, als er bei einem Stuttgarter Angriff aufgepasst und rechtzeitig vor den gegnerischen Stürmern herausgeeilt war. Vier Minuten später war jedoch auch der Keeper machtlos. Nach einem unnötigen Ballverlust der Borussen im Mittelfeld setzte sich Molinaro über links durch und flankte vor das Tor. Dort konnten Schmelzer und Ziegler Marica noch beim Abschluss stören, den Abpraller jedoch stocherten Pogrebnyak und Santana unglücklich über die Linie (15.) - 0:1. Auch aus den TV-Bildern wurde nicht ersichtlich, ob der Dortmunder Verteidiger oder doch der Stuttgarter Stürmer zuletzt den Ball berührt hatte. Wegen Torhüter-Behinderung hätte man dem Treffer durchaus die Anerkennung verweigern können.

Wenn die Borussen mal vor das Tor der Gastgeber kamen, wurde es brandgefährlich. Erst köpfte Owomoyela eine Freistoß-Flanke von Sahin nur Zentimeter über das Gehäuse von Lehmann (20.), dann ging ein wuchtiger Schuss von Valdez knapp am linken Pfosten vorbei (24.). Solche Situationen ergaben sich insgesamt jedoch zu selten, da sich der BVB gegen die Defensive der Schwaben sehr schwer tat und viele Bälle schon im Mittelfeld verloren gingen.

Lange Zeit geschah in der ersten Halbzeit vor den Toren wenig, unmittelbar vor dem Pausenpfiff zogen die Schwarzgelben das Tempo noch einmal an. Nach einem schönen Angriff flankte Owomoyela in den Strafraum, dort verfehlte Großkreutz das Leder nur um wenige Millimeter (45.). Der Ausgleich wäre zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen, da sich die Stuttgarter nach der aus ihrer Sicht glücklichen Führung vorrangig aufs Verteidigen beschränkt hatten.

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... den Lucas Barrios letztlich zum 1:1 ins Stuttgarter Tor schoss.
Der BVB, als einziger Klub in jedem Auswärtsspiel mindestens ein Tor geschossen hatte, schleppte damit eine große Hypothek in den zweiten Durchgang. Nach einem Rückstand hatte er noch nie in Stuttgart gewonnen, der VfB wiederum in dieser Saison fünf seiner bis dato sieben 1:0-Führungen mit drei Punkten vergoldet.

Durchgang zwei begann mit einer abermals kniffligen Szene für Schiedsrichter Gagelmann: Owomoyela klärte im Strafraum mit gestrecktem gegen Marica, Gagelmann zeigte auf den "Punkt", doch Marica nagelte den Strafstoß an die Querlatte (48.).

Und es ging turbulent weiter: Vor Hummels´ Traumpass in den Lauf von Großkreutz wollte das Stuttgarter Publikum ein Foulspiel gesehen haben, die VfB-Abwehr zögerte, Großkreutz lief allein auf Lehmann zu, traute sich den Abschluss aber offenbar nicht zu, drehte sich, sah aber den mitgelaufenen Barrios und der schoss aus 16 Metern "unhaltbar" für einen auf der Torlinie lauernden VfB-Abwehrspieler ein. Das zehnte Saisontor des "Panthers" brachte nach 55 Minuten den verdienten 1:1-Ausgleich.

9:3 Torschüsse zählten die Statistiker Mitte des zweiten Durchgangs für den ersatzgeschwächten BVB, der das Spiel im Griff hatte, sich weniger Fehler im Aufbau leistete als noch in der ersten Halbzeit. 20 Minuten vor Schluss klärte Lehmann vor dem einschussbereiten Valdez, und im Stadion hörte man nur noch den schwarzgelben Anhang.

Pogrebnyaks Solo an drei Borussen vorbei beendete Schmelzer mit einem Foulspiel an der Strafraumkante. Der BVB formierte eine Neun-Mann-Mauer, doch Kuzmanovic fand die Lücke und jagte den Ball zur neuerlichen VfB-Führung in die Maschen (77.), kurz darauf traf Marica mit einem Kopfball die Querlatte (81.), dann verhinderte Ziegler den endgültigen Knock-Out (83.).

Auf der anderen Seite zog Valdez aus halbrechter Position ab, doch Lehmann bekam noch die Fäuste an den Ball, rettete das 2:1 (83.). Als Klopp mit einem Doppelwechsel in der 85. Minute alles auf eine Karte setzte, schlug der VfB noch zwei Mal zu, schraubte durch Marica (86.) nach einem Missverständnis zwischen Sahin und Schmelzer sowie Träsch (89.), der aus der Distanz traf, das Ergebnis in unverdiente Höhen.

Ausblick:
Nächste Woche Sonntag erwartet Borussia Dortmund die Frankfurter Eintracht im Signal Iduna Park. Anstoß ist um 17.30 Uhr. Karten gibt es noch in allen Kategorien, die Sie bequem online bestellen können.

Quelle

Ergebnisse des 20. Spieltages

Schalke - Hoffenheim 2:0
Stuttgart - Dortmund 4:1
Bayern München - Mainz 05 3:0
Hannover - Nürnberg 1:3
Frankfurt - 1. FC Köln 1:2
Leverkusen - Freiburg 3:1
Hertha - Bochum 0:0
Hamburg - Wolfsburg 1:1
Möchengladbach - Bremen 4:3

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