Freitag, 27. März 2009

Formel Chaos: Rennkommissare schmettern Protest ab

'Formel Chaos': Rennkommissare schmettern Protest ab

Die Rennställe im Streit, die Regelhüter in Aufruhr und die Hackordnung völlig durcheinander: Noch vor dem ersten Kilometer der neuen Saison bietet die Formel 1 Zirkus im Überfluss. Am Tag vor dem Auftakttraining zum Großen Preis von Australien am Sonntag eskalierte in Melbourne der Aerodynamik-Konflikt zwischen den Teams. Ferrari, Renault und Red Bull scheiterten am Donnerstag mit ihrem Protest gegen die Diffusoren der Rivalen Brawn GP, Williams und Toyota. Umgehend kündigte die Verlierer-Partei Einspruch vor dem Berufungsgericht des Automobil- Weltverbands FIA an. Damit droht nach den beiden Auftaktrennen auch noch ein juristisches Nachspiel.

Um Mitternacht (Ortszeit) bescherten die FIA-Rennkommissare in Melbourne Brawn GP, Toyota und Williams am Donnerstag noch vor der ersten Runde den ersten Sieg. Die drei Teams dürfen mit ihren umstrittenen Diffusoren an den Start rollen. Der Diffusor ist ein wichtiges aerodynamisches Teil am hinteren Ende des Unterbodens. Das Trio hat andere Lösungen gefunden als die übrigen Teams und ist damit wohl um bis zu 0,5 Sekunden pro Runde schneller. "Wer die Regeln aufmerksam gelesen hat, für den lag es auf der Hand", erklärte Ross Brawn, Teamchef des Honda-Nachfolgers. Auch BMW Sauber hatte protestiert, wurde aber wegen eines Formfehlers abgewiesen.

Laut Reglement darf der Diffusor, der am Heck die Luft ansaugt und den Boliden am Boden 'kleben' lässt, nur 175 Millimeter hoch sein. Die drei Teams nutzten jedoch ein Regel-Schlupfloch und ließen einen weiteren Diffusor im Diffusor einbauen, um eine stärkere Luftansaugung zu erzielen. Das soll pro Runde fünf Zehntelsekunden Zeitgewinn bringen. Die drei betroffenen Rennställe halten ihre Lösungen dagegen für regelkonform.

Der FIA-Delegierte Charlie Whiting hatte sich die umstrittenen Bauteile bei den Wintertestfahrten angeschaut und grünes Licht für die Verwendung gegeben - zum Unverständnis von BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nicht verstehen. "Andere Teams haben zu ähnlichen Konstruktionen eine andere Aussage bekommen", sagte Theissen.

Nur die drei Rennställe Force India, Toro Rosso und McLaren-Mercedes halten sich aus dieser Angelegenheit bislang heraus. "Es fehlt uns keineswegs an Traute, aber ich bin strikt dagegen, dass wir derzeit auch nur die minimalste Energie innerhalb unseres Teams für etwas anderes verwenden, als selbst mehr Speed zu generieren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Haug kritisiert die Grauzonen im FIA-Regelwerk. Dass es immer wieder Interpretationsspielräume gebe, stehe in krassem Gegensatz zum aktuellen Kostensenkungsprogramm, meint der Mercedes-Sportchef: "Entweder die einen oder die anderen Teams müssen bald aufwendig und kostspielig neue Unterböden und Diffusoren bauen und dabei die Aerodynamik neu adaptieren. Und das kostet viel Geld."

Laut Theissen muss die FIA jetzt so schnell wie möglich für Klarheit sorgen: "Wenn das für legal erklärt wird, dann öffnet das einen weit größeren Spielraum, als er bisher von diesen drei Teams genutzt wurde." Es gäbe wieder ein Entwicklungsrennen: "Und das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen."

Toyota-Teamdirektor John Howett hatte den Protest unterdessen gelassen aufgenommen. "Jedem im Motorsport ist es erlaubt, zu protestieren. Ich habe damit überhaupt kein Problem", sagte der Chef von Timo Glock: "Wir haben die Regularien detailliert studiert und sind sehr zuversichtlich, dass wir sie korrekt interpretiert haben. Wir waren mit den Technikern der FIA in Kontakt und waren zufrieden, dass sie unsere Interpretation gestützt haben."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen