Samstag, 24. Oktober 2009

Gespräch zwischen Kyle und Louis (1)

Achtung! Spoilergefahr! Diese Rubrik enthält Spoiler. Wer das Spiel noch nicht gezockt hat und noch zocken möchte, überspringt am besten diesen Post!

28. Dezember 1979
Kapitel 1 17.00 Uhr - 17.30 Uhr

Es klopft an der Tür.
Kyle: Hm? Und was kommt jetzt?
Jemand hinter der Tür: Der Hotelboy! Ich hab hier ein Paket für Sie!

Uhrzeit: 17.10 Uhr

Kyle öffnet die Tür. Es ist ein Mann zu sehen bzw. nur die obere Hälfte seines Gesichts, da er zwei Kartons in den Armen hält.
Kyle: Als ich die Tür öffne, sehe ich den Boy mit einigen Paketen im Arm.
Mann: Bitte schön, Ihr Paket!
Kyle: Gut! Stellen Sie´s da hin!
Mann: Entschuldigen Sie, aber ich habe gerade beide Hände voll ... Könnten Sie sich das obere Paket herunternehmen?
Kyle: Na gut ...
Vorsichtig nimmt Kyle das obere Paket vom Stapel herunter. Er trägt es zum Bett und stellt es behutsam darauf ab.

Mann (schaut zur Seite): Ich verzieh mich jetzt.
Kyle: Wie bitte? Sie verziehen sich jetzt?
Mann: Oh, ich meine ... Bitte um Verzeichung ... Mr. Hyde ...
Kyle: He! Warten Sie mal!
Mann: Wie meinen?
Kyle: Ihre Stimme kommt mir bekannt vor.
Mann: D-das muss ein Missverständnis sein!
Kyle: Das glaube ich kaum!
Mann: I-ich ...
Kyle: Nun zeigen Sie schon Ihr Gesicht!
Mann: Nein, lieber ...
Kyle denkt: Was hat er denn? Wieso hat er davor Angst, sein Gesicht zu zeigen? Ich muss wohl ein wenig nachhelfen ...
Kyle: He!
Mann: J-ja?
Kyle: Schauen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede!
Kyle dreht den Boy um, damit er sein Gesicht sehen kann.

Kyle: Ha!
Mann rauft sich die Haare: He! Stopp!
Kyle: Hab ich´s doch gewusst!
Mann: Oh je ...
Kyle: Louie!
Mann: Mist! Du kennst mich noch? (kneift die Augen zusammen) Ich dachte, du hättest mich schon längst vergessen. Ist ja immerhin schon ein Weilchen her ... stimmt´s, Herr Wachtmeister?

Kyle: Der Knabe heißt Louis DeNonno. Louie, wie ich ihn nenne. Das letzte Mal sind wir uns im Winter ´76 über den Weg gelaufen. Damals trieb er sich als Taschendieb in Manhattan in der U-Bahn rum.

Kyle: Louie! Du hier? Gibt es in New York keine Arbeit mehr für Taschendiebe? Sag schon, was hat dich hierher verschlagen?
Louis: Sieht man doch, oder? Ich arbeite hier!
Kyle: Arbeiten? Du und Arbeit?
Louis: Nicht, was du jetzt denkst. Ich drehe keine krummen Dinger mehr! Ich arbeite und wohne hier! und das schon seit drei Jahren!
Kyle denkt: Drei Jahre ...? Also genauso lange, wie ich kein Polizist mehr bin ...
Kyle: Hast du mich gleich erkannt?
Louis: Als ich den Lieferschein des Pakets gesehen habe, wusste ich, dass du´s bist. Da kommt doch ein Paket für einen Bullen an, der mich ein paar Mal geschnappt hat ... Und das ganze drei Jahre danach! Ich hatte die ganze Sache damals in Manhattan fast schon veressen! Bin echt erschrocken, als ich deinen Namen auf dem Lieferschein gesehen habe!
Kyle: Sag mal .. Du wolltest meinen Namen vergessen?
Louis: Und ob! Ich will nicht unbedingt an meine Vergangenheit erinner werden!
Kyle: Hmmm ...
Louis: Als ich hier angefangen habe, habe ich mir ständig Sorgen gemacht ... Es könnte ja mal jemand hier übernachten, der mich von früher kennt. Ich hab sogar jeden Tag im Gästebuch nach deinem Namen gesucht! Aber bis heute hatten wir niemanden hier, den ich kannte. Da fällt mir ein, Hyde ... Was zieht dich eigentlich in diese Absteige? Seit wann übernachtet ein Polizeibeamter wie du in so einer Bruchbude? Lass mich raten: Du bist da einer großen Sache auf der Spur. Stimmt´s?
Kyle: Nicht ganz ...
Louis: Also ... eine harmlose Urlaubsreise?
Kyle: Nein, das auch nicht ...
Louis: Komm schon, Mann. Hilf mir auf die Sprünge! Wie soll man denn jemals schlau aus dir werden? Na ja, kann mir letztendlich auch egal sein. Was schert es mich, wo du deine Nächte verbringst?

Kyle: Was willst du mir so unbedingt verschweigen? Los, raus damit!
Louis: Vergiss es! Ich hab keine Lust, es dir auf die Nase zu binden! Manchmal muss man halt sein Leben ändern ... Warum ich meines geändert habe, geht dich gar nichts an!

Kyle: Was hat dich dazu gebracht, mit den krummen Touren aufzuhören?
Louis: Ich hatte die Nase voll von der Klauerei. War mir zu riskant. Ich bin inzwischen zu alt für so einen Mist ...
Kyle: Los, raus damit! Hat dich irgendetwas veranlasst aufzuhören?
Louis: Kann sein ... Aber ich rede nicht darüber. Gerade einem Cop werde ich so was bestimmt nicht auf die Nase binden!
Kyle denkt: Ach, stimmt ja! Er hat ja keine Ahnung, dass ich nicht mehr bei der Polizei bin!
Louis: Was ist? Hat´s dir die Sprache verschlagen?
Kyle: Nein, war nichts Wichtiges.

Kyle: Was ist denn?
Louis mustert Kyle. Louie legt die Hand ans Kinn. Er hat ein Lächeln auf den Lippen.
Kyle: He, Louie! Was gibt´s denn so zu glotzen!
Louis: Sachte, Mann. Weißt du, irgendetwas an dir hat sich verändert ... Das dachte ich schon die ganze Zeit! Wollte nur nicht gleich fragen.
Kyle (schaut grimmig): Wovon redest du? Was hat sich verändert?
Louis legt die Hand hinter den Kopf und schaut ertappt: Weiß nicht ...
Kyle: Red schon! Los!
Louis: Ich kann es nicht genau sagen ... Damals hast du einfach eine ganz andere Figur gemacht. Verstehst du?

Kyle: Was soll das heißen, damals habe ich eine andere Figur gemacht?
Louis: Tja, wie soll ich sagen ... Merkst du es denn nicht selbst? Du in dieser abgewetzten Lederjacke und mit diesem abartigen Schlips ... Die Haare sind auch keine Spur gepflegter! Du sieht dir kein bisschen mehr ähnlich.
Kyle: Ich seh mir nicht mehr ähnlich?
Louis: Genau. Früher, da bist du noch top gestylt durch Manhattan gerannt. Im feinen Zwirn und so ... Warst ein echter Edelbulle!
Kyle denkt: Er hat Recht. Damals war alles anders. Mit Bradley. Wir waren die Größten. Haben immer die Helden gespielt ...
Kyle sagt: Komm, was hast du noch zu sagen?
Louis: Na, wenn du´s wirklich wissen willst ...
Kyle: Spuck´s schon aus!
Louis: Du warst einfach cooler! Ein Schnüffler, aber ein ganzes Stück cooler.
Kyle: Mit Coolness kann ich wohl nicht mehr dienen. Wenn man das Metier wechselt, ändern sich eben auch die Klammotten.
Louis (schaut interessiert): Ach so?
Kyle (schaut traurig): ... Oh!
Louis: So so ...

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