Sonntag, 26. Juli 2009

Felipe Massas Zustand nach OP ist gut

Massa-Arzt: Zustand nach OP gut

Massa-Arzt: Zustand nach OP gut
Felipe Massa hat seinen Unfall am Samstag in Budapest und die anschließende Operation an der linken Augenhöhle gut überstanden. Der Brasilianer war am Sonntagmorgen bereits aus dem künstlichen Koma aufgewacht, sagte Ferrari-Sprecher Luca Colajanni.

Laut einer Mitteilung des Teams hat es über Nacht keinerlei Komplikationen gegeben, Massas Zustand sei weiterhin stabil. Im weiteren Verlauf des Sonntages stand noch eine weitere Computer-Tomographie auf dem Programm.

"Alle Anzeichen sind positiv", hatte zuvor bereits Massas persönlicher Arzt Dino Altmann gesagt, der Kontakt zu seinen Kollegen in Budapest hatte und am Samstagabend zusammen mit Massas schwangerer Ehefrau Raffaela und dessen Eltern nach Europa flog.
Massa-Arzt: Zustand nach OP gut
Nach Aussage von Altmann, der auch Rennarzt auf der Strecke in Sao Paulo ist, gebe es für Verletzungen dieser Art am Kopf eine Bewertungsskala von 3 bis 15, wobei 15 der beste Wert sei. "Massa liegt bei 14, das ist ein sehr gutes Zeichen", meinte der Mediziner, der je nach Heilungsverlauf von einer Regenerationszeit zwischen zwei und sechs Wochen ausgeht. Das nächste Rennen findet am 23. August in Valencia statt, eine Woche später wird in Spa gefahren. Im Rennen am Sonntag bleibt Massas Platz leer.

Bei der Operation am Samstagabend wurde dem 28-Jährigen nach Aussage seines Bruder Eduardo ein kleiner Knochensplitter am Augenhöhlenknochen entfernt. Dazu hatte der Ferrari-Pilot eine Schnittwunde über dem Auge sowie eine Gehirnerschütterung erlitten.

Massa war am Samstag im Qualifying zum Großen Preis von Ungarn von einer rund 800 Gramm schweren Stahlfeder aus einem Dämpferelement vom Auto seines Landsmanns Rubens Barrichello am Helm getroffen worden. Der Vize-Weltmeister war kurzzeitig ohne Bewusstsein und fuhr mit Tempo 190 geradeaus in die mit Reifenstapeln gesicherte Streckenbegrenzung.

"Die zweite Botschaft, die wir erhalten haben"

Die zweite Botschaft, die wir erhalten haben
Der Horror-Crash von Felipe Massa nur sechs Tage nach dem tödlichen Unfall des Nachwuchspiloten Henry Surtees hat eine neue Sicherheitsdebatte in der Formel 1 ausgelöst. "Das ist jetzt schon die zweite Botschaft, die wir erhalten. Auch Imola 1994 war eine Botschaft, nach der wir die Autos verbessert haben. Jetzt hat es leider einem Jungen das Leben gekostet", sagte Rubens Barrichello, an dessen Brawn-Mercedes eine Feder abgebrochen war, die Massa so verhängnisvoll getroffen hatte. "Dass diese Dinge jetzt passieren, ist kein Zufall. Es muss etwas unternommen werden."

Brawn-Teamchef Ross Brawn erklärte vor dem Großen Preis von Ungarn: "Wir müssen untersuchen, was vergangenes Wochenende und jetzt hier passiert ist, und es genau verstehen. Theoretisch gibt es die Möglichkeit von Schutzscheiben." Derweil ist Massas gesundheitlicher Zustand nach der Operation am Samstagnachmittag in einem Militärhospital in Budapest unverändert stabil. "Es gab keine weitere Komplikationen in der Nacht", teilte Ferrari am Sonntagvormittag mit. Es werde eine weitere Computertomographie geben. Teamsprecher Luca Colajanni sagte zudem: "Ich weiß, dass Felipe wach war. Ich weiß aber nicht, ob er wieder in ein künstliches Koma versetzt wurde."

Verbesserter Helm rettete Massa das Leben

Nach Angaben des ungarischen Verteidigungsministeriums hatte sich der 28 Jahre alte Brasilianer zunächst in Lebensgefahr befunden. Nach dem medizinischen Eingriff sei sein Zustand stabil gewesen. Massa hatte unter anderem einen Schädelbasisbruch, weitere schwere Kopfverletzungen, einen blutenden Schnitt über dem linken Auge und eine Gehirnerschütterung erlitten. Ärzte des AEK-Krankenhauses hatten nach dem medizinischen Eingriff mitgeteilt: "Massa ist in einer stabilen, zufriedenstellenden Situation." Sie hatten ihn ins künstliche Koma gelegt, wie das nach solchen Operationen üblich ist.

Die zweite Botschaft, die wir erhalten haben
Eine etwa 800 Gramm schwere Stahlfeder war Ursache des schweren Unfalls, den Massa nur mit viel Glück überlebt hatte. Das Teil hatte ihn im zweiten Qualifikations-Durchgang bei einer Geschwindigkeit von 240 Stundenkilometern getroffen. Colajanni erklärte in einer ersten Stellungnahme: "Daraufhin hat er die Kontrolle übers Auto verloren." Offensichtlich stark benommen oder gar bewusstlos, drückte der Pilot gleichzeitig das Brems- und das Gaspedal und schlug laut Ferrari- Teamchef Stefano Domenicali mit etwa 190 km/h frontal in eine Reifenbarriere. Die wie ein Geschoss wirkende Feder beschädigte Massas Helm auf etwa fünf Zentimeter Länge und riss das Visier an der Seite ab. Letztendlich rettete der Kopfschutz ihm das Leben.

Offenes Cockpit bleibt ein Sicherheitsrisiko

Nach Ayrton Sennas tödlichem Unfall am 1. Mai 1994 in Imola - einen Tag zuvor war der Österreicher Roland Ratzenberger in der Qualifikation gestorben - hatte der Internationale Automobil-Verband FIA auf sicherere Helme gedrängt. Deren Widerstandsfähigkeit wurde seit diesen letzten tödlichen Fahrerunfällen in der Formel 1 verdoppelt. Massa trägt, wie viele Kollegen, einen 1,4 Kilogramm schweren Kopfschutz aus Karbonschichten. "Auf jeden Fall ist die Arbeit, die im Bereich der Helme geleistet wurde, sehr wertvoll, wie man heute gesehen hat. Die Helme wurden in den vergangenen Jahren enorm verbessert", sagte Ross Brawn. "Wir müssen uns bei den Leuten bedanken, die das veranlasst haben."

Schwachpunkt der etwa 730 PS starken, auf Hochgeschwindigkeits- Strecken wie Monza bis zu 350 km/h schnellen Boliden ist das Cockpit. Zwar wurden auch hier die Seitenwände höher gezogen, um den Piloten mehr Schutz zu gewähren, aber Formel-Rennwagen sind prinzipiell ohne Dach. Forderungen, eine Panzerglaskuppel oder etwas Ähnliches einzusetzen, bezeichnete der Brawn-Teamchef als "nicht so einfach". Eine solche Konstruktion könne bei einem schweren Unfall auf den Fahrer brechen und schlimme Folgen haben. Barrichello betonte trotz aller Kritik, dass die Rennwagen wesentlich sicherer als früher seien.

Große Sorge um Massa

Bezogen auf einen schweren, letztendlich aber folgenlosen Unfall zwischen Alexander Wurz und Mark Webber 2007 in Melbourne sagte er aber: "Wir müssen uns Gedanken machen. Die Sicht wird immer schlechter. Wir sitzen so tief im Auto, dass teilweise nicht einmal die Mechaniker sehen, ob ich es bin oder Jenson. Aber der Schutz ist dadurch deutlich besser." FIA-Rennleiter Charlie Whiting bezeichnete den Unfall als Ausnahme. "Wenn man dieses Szenario nachstellen wollte, würde man es wahrscheinlich in fünf Millionen Versuchen nicht schaffen, so etwas hinzukriegen", sagte er der Online-Ausgabe von 'auto, motor und sport'.

Indes drückten Fahrer, Teamchefs und andere Formel-1-Vertreter ihr großes Bedauern über den schweren Unfall aus. Auch Rekord-Weltmeister und Ferrari-Berater Michael Schumacher machte sich Sorgen über den gesundheitlichen Zustand seines ehemaligen Teamkollegen. Er sei genauso erschrocken gewesen wie alle anderen und habe sich sofort erkundigt, wie es Felipe gehe, erklärte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm. Die Ferrari-Verantwortlichen und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone besuchten Massa im Krankenhaus. Dessen im fünften Monate schwangere Frau Rafaella hatte den Unfall im Fernsehen gesehen. Sie wollte noch am Samstag nach Budapest fliegen.

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