Sonntag, 19. April 2009

Sebastian Vettel im Portrait

Vettel ist ein 'Geschichts-Schreiber'

Mit zwei Glücksmünzen im Schuh hat sich Formel-1-Pilot Sebastian Vettel seinen spektakulären Sieg in Schanghai regelrecht erkauft. "Das hat doppelt soviel Glück gebracht wie in Monza", sagte der Red-Bull-Pilot einem TV-Sender mit breitem Grinsen. "Irgendwann ist der Schuh voll. Das Problem ist, dass mein Rennanzug keine Taschen hat." Bei seinem ersten Triumph auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza hatte Vettel nur ein Geldstück eingesteckt. Das reichte an jenem 14. September 2008, um zugleich als jüngster Grand-Prix-Sieger mit 21 Jahren, 2 Monaten und 13 Tagen Formel-1-Geschichte zu schreiben.

Das Geschichte-Schreiben scheint Vettel zu liegen, auch wenn ihm Geschichte in der Schule nicht so lag. Nur vier Tage nach der letzten schriftlichen Prüfung im April 2006 feierte der Abiturient (Schnitt: 2,8) seinen ersten Formel-3-Sieg. Bei seinem Grand-Prix-Debüt als Ersatzpilot des in Montreal schwer verunglückten Polen Robert Kubica holte der Jungspund in Indianapolis am 17. Juni 2007 im BMW-Sauber als Achter gleich einen WM-Zähler. Ohne Fehler wäre sogar mehr drin gewesen. Fast schon klar, dass das Milchgesicht mit 19 Jahren, 11 Monaten und 14 Tagen damit als jüngster Fahrer punktete.

Schumi gehört zu Vettels Tipp-Gebern

Mit derartigen Bestmarken machte Vettel weiter Furore. Nach seinem Wechsel als 'Jungbulle' zu Toro Rosso im August erregte er bei dem B-Stall des österreichischen Energy-Drink-Milliardärs Dietrich Mateschitz ebenfalls in Schanghai Aufsehen. Bezeichnenderweise auch auf nasser Strecke schoss das Top-Talent vom 17. Startplatz bis auf Rang vier vor. Sein vorläufiges 'Meisterstück' machte der Lehrling ein Jahr später beim Großen Preis von Italien: Erst jüngster Pole-Mann der Grand-Prix-Geschichte, dann gut 24 Stunden später jüngster Sieger.

Mit dem ersten Grand-Prix-Erfolg für Red Bull am Sonntag in Schanghai stellte der in dieser Saison in den A-Stall aufgerückte 'Jungstier' die nächste historische Marke auf. Mit seinem Coup von China unterstrich Vettel erneut eindrucksvoll, dass er zu den aussichtsreichsten Kronprinzen der Königsklasse gehört. Der Tausendsassa aus Heppenheim gilt als größtes deutsches Talent seit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.

Schumacher traut seinem jungen Kumpel zu, eines Tages Champion zu werden. Der Kerpener hat Vettels außergewöhnliche Qualitäten auf der Kartbahn kennengelernt, als er dort im direkten Duell eine seiner wenigen Niederlagen kassierte. "Sebastian hat definitiv das Potenzial", lobte der Meister einmal seinen Lehrling, den der Boulevard längst als 'Bubi-Schumi' oder 'Baby-Schumi' feiert. Der in Walchwil am Zuger See wohnende sympathische und intelligente Hesse gilt als vielversprechend, frech und forsch auf und abseits der Piste. Im Gegensatz zu seinen Fahrerkollegen verzichtet Vettel auf einen Manager und führt seine Verhandlungen selbst, verlässt sich dabei aber auf die Beratung durch Familie, Freunde und Formel-1-Experten. Mit seinem Arbeitgeber Red Bull hat der leitende Angestellte angeblich um die 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt vereinbart. Zu Vettels wichtigsten Tipp-Gebern, allerdings primär in sportlichen Angelegenheiten, gehört Schumacher. Die beiden Wahl-Schweizer telefonieren regelmäßig miteinander.

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