Mittwoch, 24. November 2010

Karpaty Lwiw - BVB 3:4

4:3 in Lwiw: BVB verspielt Zwei-Tore-Führung und jubelt über Götzes Last-Minute-Treffer

[16.09.] Traumstart für den BVB in der UEFA Europa League: Borussia Dortmund gewann am Donnerstag Abend das Auftaktspiel bei Karpaty Lwiw in der Ukraine mit 4:3 (2:1) und feierte damit im siebten Pflichtspiel der Saison den sechsten Sieg. In einer dramatischen Partie hatte Karpaty zunächst einen 0:2-Rückstand in eine eigene 3:2-Führung umgewandelt, doch dann schlugen Barrios und Götze nochmals zu.

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Aus Lemberg berichtet Boris Rupert

28.051 Zuschauer - darunter 700 Schlachtenbummler aus Dortmund - sahen ein kampfbetontes und temporeiches Spiel, in dem der BVB nach frühen Toren von Sahin (Foulelfmeter, 12.) und Götze (27.) schon auf die Siegerstraße eingebogen schien, doch mit Golodyuks Anschlusstreffer kurz vor der Pause kam Karpaty zurück ins Spiel und glich sechs Minuten nach Wiederbeginn durch Kopolovets zum 2:2 aus. Zwölf Minuten vor dem Ende überschlugen sich die Ereignisse: Sahin und Barrios trafen jeweils die Torlatte, im Gegenzug brachte Kozhanov seine Mannschaft mit 3:2 in Führung. Doch der BVB konterte durch Barrios (87.) und Götze (90.+2).

Ausgangslage:
Nach elf Jahren Pause und zum vierten Mal überhaupt durfte Karpaty Lwiw im Europapokal antreten. Der Sowjet-Pokalsieger von 1969 und Vorjahresfünfte der ukrainischen Premier-Liga qualifizierte sich gegen Reykjavik (3:2, 3:0), Zestafoni (1:0, 1:0) und Galatasaray Istanbul (1:1, 2:2) für die Gruppenphase. In der laufenden Saison gewann Karpaty alle Heimspiele (4) in der Liga sowie in der Europa League- das in Unterzahl errungene 1:1 gegen Galatasaray war ein "gefühlter Sieg": Der Ausgleichstreffer, der das Weiterkommen bescherte, fiel in der dritten Minute der Nachspielzeit. Borussia Dortmund war mit Siegen gegen Qarabagh (4:0, 1:0) in die Gruppenphase gelangt.

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Mario Götze spielte von Beginn an.
Personalien:
Mit Ausnahme der verletzten Zidan, Dede, Hajnal und Kringe schien Trainer Klopp aus dem Vollen schöpfen zu können. Er nominierte mit einer Ausnahme die gleiche Elf, die überzeugend mit 2:0 gegen Wolfsburg gewonnen hatte. Kuba blieb jedoch draußen, Götze begann. Doch zehn Minuten vor dem Anpfiff musste er umdisponieren: Kapitän Kehl verletzte sich beim Aufwärmen (Faserriss im Leistenbereich) und konnte nicht spielen. Stattdessen lief Bender auf. Lwiws Coach Kononov, der 2009 beim BVB hospitiert hatte und sich als "großer Fan der Borussia" outete, musste auf die gesperrten Kuznetsov und Fedetskiy verzichten. Der als verletzt gemeldete Petrivsky konnte jedoch spielen.

Taktik:
Trainer Kononov reihte sein Personal so auf, wie man es beim BVB in der Zeit van Marwijks kannte: in einer 4-3-3-Grundordnung mit einem "Sechser" vor der Abwehr, zwei Mittelfeldakteuren auf den Halbpositionen sowie zwei Flügelspielspielern und einem zentralen Stoßstürmer. Bei Dortmunder Ballbesitz wurde aus diesem 4-3-3 jedoch ein 4-1-4-1, weil sich die Außenstürmer Kozhanov und Zenjov in den Mittelfeldverband einreihten und zehn Meter hinter der Mittellinie einen ersten Sperrriegel errichteten.

Der BVB agierte wie immer aus einer 4-2-3-1-Grundordnung, so dass sich klare personelle Zuordnungen ergaben: Überwiegend Subotic nahm sich im Abwehrzentrum der Bewachung Batistas bzw. später Kopolevets´ an, die Außenverteidiger trafen auf Lwiws Außenstürmer, die Doppel-Sechs mit Bender und Sahin auf die Halbpositionen des Gegners mit Spielmacher Khudobyak. Kagawa hatte es mit dem kompromisslosen Nigerianer Godwin zu tun und Barrios vorne mit beiden Innenverteidigern.

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Lucas Barrios erzielte in der 87. Minute das 3:3.
Spielverlauf & Analyse:
Mit Tempo und hoher Laufbereitschaft trat die aktuell viertbeste Elf der Ukraine an und versuchte, immer wieder gefährlich über die Flügel nach vorne zu kommen. Khudobyak dirigierte, und die anderen marschierten, vor allem über links, wo Außenverteidiger Avelar Götze häufig in die Defensive zwang.

Die wohl jüngste Dortmunder Europapokal-Elf aller Zeiten zeigte Respekt und wurde in den ersten Minuten kräftig durchgeschüttelt. Batista versetzte Hummels, doch der heraus stürzende Weidenfeller verhinderte mit einer Klasse-Tat den möglichen frühen Rückstand (2.).

Sahin hatte alle Hände voll zu tun, Khudobyaks Wirkungskreis einzuengen und selbst Ordnung ins Spiel zu bringen, das zunächst gar nicht zur Entfaltung kam, weil die Karpaten ihre Gegner wie Jagdhunde vor sich her trieben, den Ballführenden nicht mit einem, nicht mit zwei, sondern mit drei Spielern attackierten.

Im Hexenkessel des Ukrajner-Stadions hatte der BVB das Glück des Tüchtigen. Der erste gelungene Angriff führte zum 0:1 und sorgte für etwas Ruhe: Sahin setzte Götze in Szene, der klasse weiterleitete zu Barrios, der wiederum am Elfmeterpunkt von Torhüter Tlumak nur per Foulspiel gebremst werden konnte. Sahin übernahm die Verantwortung und verwandelte souverän zum 0:1 (12.). Für Lwiw nicht der einzige Rückschlag: Stürmer Batista musste verletzt raus, Kopolovets kam, Zenjov wechselte ins Zentrum.

Ein Klassespiel machte Barrios: Der Torjäger kämpfte um jeden Ball, suchte jede Möglichkeit zum Abschluss (Außennetz, 20.) und war entscheidend am 0:2 beteiligt, als er den perfekten Doppelpass mit Götze spielte, der aus acht Metern unbedrängt einschießen konnte (27.). Karpaty kannte nur den Vorwärtsgang und zeigte nicht nur in dieser Szene große Mängel im Abwehrverhalten. Die Weichen frühzeitig auf Sieg stellen können hätte Barrios, doch Keeper Tlumak parierte dessen ansatzlosen Schuss von der Strafraumlinie. Der Pass kam von Götze (36.).

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Überragend: Barrios, Sahin und der zweifache Torschütze Götze. [Fotos: firo, dpa]
Stattdessen fiel in der 44. Minute der Anschlusstreffer. Eigentlich schien der Angriff über die rechte Dortmunder Abwehrseite schon geklärt, doch nach zu kurzer Abwehr traf Golodyuk mit einem Flachschuss ins lange Eck. Hummels, Subotic und Weidenfeller waren sich nicht einig.

Der BVB geriet mit Wiederbeginn kräftig unter Druck, hatte zunächst Glück, dass - der im Abseits stehende - Zenjov aus 16 Metern verzog, doch in der 52. Minute war es passiert: Nach einem Rückspiel von Subotic hatte Hummels den an der Strafraumgrenze nachsetzenden Kopolovets nicht auf der Rechnung, verlor den Ball an den Ukrainer, der nur noch Weidenfeller vor sich hatte und aus 15 Metern unhaltbar einschoss.

Mit einem Doppelwechsel - Kuba und Lewandowski für Großkreutz und Kagawa - versuchte Klopp, dem Spiel noch mal eine Wende zu geben. Lewandowski hatte im Strafraum-Gestocher auch das 3:2 auf dem Fuß, doch irgendwie konnte ihm der Ball noch weggespitzelt werden. Sekunden später trafen Sahin mit einem Freistoß aus gut 25 Metern und Barrios mit einem Kopfball die Querlatte (76./77.). Stattdessen traf Kozhanov mit einem Konter nach Tlumaks weitem Abschlag mit seinem 3:2 ins Herz (78.).

Doch die Borussen zeigten Leidenschaft. Lewandowski machte im Doppelpass den Weg frei für Barrios, der allein auf Tlumak zulief und eiskalt vollstreckte (87.). Kurz vor Schluss hatten Owomoyela und Sahin, dessen Schuss haarscharf daneben ging, sogar die Chance zum 4:3 für den BVB. Und tatsächlich fiel der Siegtreffer dann noch in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als Barrios zu Götze lupfte, dieser von halbrechts in den Strafraum eindrang und via rechtem Innenpfosten das Unmögliche möglich machte.

Ausblick:
Am zweiten Spieltag der UEFA Europa League trifft der BVB in zwei Wochen, am 30. September, im Signal Iduna Park auf den FC Sevilla. Zuvor stehen drei Partien in der Bundesliga auf dem Spielplan: Die Auswärtsspiele beim FC Schalke 04 an diesem Sonntag sowie beim FC St. Pauli nächste Woche Samstag, dazwischen das Heimspiel am Mittwoch, 22. September (20 Uhr), gegen den 1. FC Kaiserslautern, für das Sie hier Tickets online bestellen können.

Quelle

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