[26.02.] Borussia Dortmund hat das 135. Revierderby äußerst unglücklich verloren. Nach einer von der Taktik geprägten ersten Halbzeit war es ab der 47. Minute ein prickelndes Derby, als Sahin den BVB per Elfmeter in Führung schoss. Doch Schalke drehte durch Tore von Höwedes und Rakitic noch das Spiel und siegte am Ende glücklich mit 2:1 (0:0). Das Klopp-Team versäumte es vor allem in der ersten Halbzeit, die eigene Feldüberlegenheit in Tore umzumünzen. | ||
Vor 61.673 Zuschauern spielte Schiedsrichter Gräfe eine wichtige Rolle. Zunächst entschied er 26 Sekunden nach Wiederanpfiff nach Rakitic´ Foulspiel an Valdez zurecht auf Elfmeter für den BVB, doch über weite Strecken der zweiten Halbzeit hatte man den Eindruck, als würde er eher zugunsten der Schalker pfeifen. Ausgangslage Nach drei Niederlagen in Folge tankte der BVB im Heimspiel gegen Hannover 96 beim 4:1-Sieg das nötige Selbstvertrauen für das 135. Revierderby. Mit 39 Punkten auf Platz fünf hatte die Borussia die Chance, im direkten Duell mit dem Erzrivalen Schalke den Sechs-Punkte-Rückstand auf die Gelsenkirchener zu halbieren. Schalke hingegen kassierte in der Vorwoche eine 1:2-Niederlage beim amtierenden Deutschen Meister aus Wolfsburg. Dennoch hielt die Magath-Elf mit vier Zählern Rückstand den Kontakt zu Spitzenreiter Leverkusen. Vor dem Derby blieb Schalke in Heimspielen die letzten 586 Minuten ohne Gegentor. Die Borussia hingegen zog Selbstvertrauen aus der Tatsache, in jedem Auswärtsspiel der laufenden Saison |
Erstmals in dieser Saison im Kader: Sebastian Kehl. |
Zum ersten Mal seit dem letzten Bundesligaspieltag der vergangenen Saison stand der etatmäßige Kapitän von Borussia Dortmund, Sebastian Kehl, wieder im Kader. Er nahm zunächst auf der Bank Platz. Neu in der Startaufstellung der Schwarzgelben und zugleich die einzige Veränderung im Vergleich zum Hannover-Spiel war Nelson Valdez. Er ersetzte Lucas Barrios, der aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt war.
Taktik
Abwarten, die Schalker kommen lassen und schnelle Konter fahren - so gestaltete sich die Marschroute. Kurz vor der Mittellinie wurden alle Schalker Angriffe empfangen. Dabei lief der BVB wie gewohnt in seinem 4-2-3-1-System mit Valdez als einziger Spitze auf. Dahinter versuchten allen voran Bender und Sahin im defensiven Mittelfeld, die Räume eng zu machen und über Ballgewinne schneller Konter über Kuba und Großkreutz auf den Außenbahnen einzuleiten. Sie unterstützten zudem die Außenverteidiger Schmelzer und Owomoyela, um die gefährlichen Vorstöße der Schalker Außenverteidiger und der Flügelstürmer Farfan und Sanchez früh zu unterbinden. Im Sturmzentrum mussten Hummels Und Subotic sich mit Kuranyi und Edu auseinandersetzen. Schalke also in einer 4-4-2-Grundordnung - nominell offensiv, aber verhalten in der Umsetzung.
Schrecksekunde in der 27. Minute: Bordons Kopfball wird von Zidan auf der Linie geklärt. |
Bedingungslose Offensive gab es von beiden Mannschaften in Halbzeit eins nicht zu sehen. Dennoch erwischten die Gastgeber den etwas besseren Start. Kuranyis Kopfball in der dritten Minute landete jedoch weit über dem Kasten von BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller. Keine vier Minuten später bereits zeigte sich, dass die Taktik der schnellen Vorstöße für die Borussia an diesem Abend zum Erfolg führen könnte. Großkreutz war auf links plötzlich ganz allein, schloss aber aus 14 Metern im Schalker Strafraum zu überhastet und in die Arme von Neuer ab.
Kurz darauf wieder einer dieser langen Bälle, Kuba überlief Höwedes und stahl dem Schalker Innenverteidiger auf der Grundlinie einen sicher geglaubten Ball. Dieser konnte sich nur noch mit Halten behelfen und brachte Kuba kurz vor der Strafraumlinie zu Fall. Von Schiedsrichter Manuel Gräfe richtig entschieden. Er gab "nur" Freistoß, der jedoch nichts einbrachte (11.). Doch die Borussia sollte weiter an Selbstvertrauen gewinnen und zu weiteren Chancen kommen. Valdez verlängerte per Kopf eine Flanke von Bender, die beim sichtlich überraschten Großkreutz landete. Der zögerte den entscheidenden Moment zu lang (14.).
Das war generell das große Manko im Spiel des BVB in Durchgang eins. Sie kontrollierten das Geschehen zwar größtenteils sehr gut, erspielten sich gute Möglichkeiten indem sie die wenigen Räume im Mittelfeld schnell und effektiv nutzten. Doch im Abschluss fehlte die letzte Konsequenz, um zum Torerfolg zu kommen. Ein gutes Indiz war eine Riesenkonterchance für Kuba, der an der Mittellinie mutterseelenallein vergeblich auf den Pass von Großkreutz wartete. Stattdessen bereitete Bordons Fernschuss Weidenfeller etwas Mühe, ehe Zidan Kuranyis Kopfball bei der anschließende Ecke von der Linie holte (27.). 55 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 51 Prozent Ballbesitz sprechen eine klare Sprache zugunsten der Elf von Jürgen Klopp.
Weidenfeller parierte in der 42. Minute noch einmal glänzend gegen Farfan, der sich Schmelzers bis dato hervorragender Bewachung entzogen hatte. Der Dortmunder Kapitän hielt so den 0:0-Pausenstand fest.
Gab alles: Der Dortmunder Kevin Großkreutz (rechts Kevin Kuranyi). |
Der Auftakt zur zweiten Hälfte hätte aus Dortmunder Sicht hingehen besser nicht sein können. Großkreutz spielte einen Konter über links in den Strafraum zu Valdez, der sich erst gegen Bordon erfolgreich wehrte, dann von Rakitic von den Beinen geholt wurde - Schiedsrichter Gräfe zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Eine richtige Entscheidung. Nuri Sahin schnappte sich selbstbewusst den Ball und drosch ihn ohne mit der Wimper zu zucken unhaltbar für Neuer in den linken oberen Winkel und mitten ins Herz der königsblauen Nordkurve (47.). Es war das vierte Saisontor des türkischen Nationalspielers und löste im in Schwarz und Gelb getauchten Block der Veltins-Arena grenzenlosen Jubel aus.
Schalke war erstmal geschockt. Und das hätte Hummels beinahe zum 2:0 genutzt. Einen scharf hereingebrachten Freistoß von Sahin berührte Hummels nur mit der Brust und konnte dem Ball nicht die entscheidende Richtungsänderung geben (50.).
Schalke 04 hatte in der Folge vorerst nur ein Rezept, um sich wieder zurück in dieses Spiel zu kämpfen - Zweikämpfe am Rande des Erlaubten. Viele Nickeligkeiten und kleine versteckte Fouls brachten die Borussia aus dem Rhythmus und Schalke gewann wieder Oberwasser. Als Sebastian Kehl sich sein Trikot überzog, um endlich wieder sein Comeback zu geben, trat Schalkes Schmitz einen Freistoß scharf an die kurze Ecke des Fünfmeterraums, Höwedes hielt den
Die beiden Hauptdarsteller der spielentscheidenden Szene: Rakitic und Bender. |
Was sich allerdings Kuranyi in der 71. Minute erlaubte, hatte mit Fußball wenig zu tun. Hummels lief ihm einen langen Ball kurz vor dem Dortmunder Strafraum ab und wartete auf den herauskommenden Weidenfeller. Kuranyi hatte nichts Besseres zu tun, als Hummels einen Stoß in den Rücken zu geben und für einen heftigen Zusammenprall zwischen Hummels und Weidenfeller zu sorgen. Beide BVB-Akteure blieben minutenlang benommen am Boden liegen, während Kuranyi Zeitspiel reklamierte - eine äußerst denkwürdige Szene des Ex-Nationalspielers.
Doch für das Klopp-Team kam es noch bitterer. Erst parierte Weidenfeller zweimal stark, dann versprang Valdez auf dem Weg zur Dortmunder Führung nach einem super Pass von Sahin im letzten Moment der Ball. Und im Gegenzug dann der absolute Nackenschlag für die Borussia. Bender versprang vor dem eigenen Strafraum der Ball. Aus der zuvor harmlosen Szene resultierte ein Sonntagsschuss von Rakitic, der im rechten Winkel landete (83.). Die Borussia lag im 135. Revierderby plötzlich hinten, obwohl sie eine so gute Leistung gezeigt hatte.
Vier Minuten vor dem Abpfiff kam Kehl dann doch noch zu seinem Comeback. Für den 2:2-Ausgleich konnte er leider auch nicht mehr sorgen. Der BVB schaffte es nicht mehr, in der vierminütigen Nachspielzeit entscheidend vor das Tor der Schalker zu kommen. Der BVB verlor somit mit 1:2 bei Schalke 04.
Ausblick
Borussia Dortmund empfängt am Samstag Abend Borussia Mönchengladbach zum Duell der beiden Borussias im SIGNAL IDUNA PARK. Spielbeginn ist um 18.30 Uhr.
Quelle
Ergebnisse des 24. Spieltages
Hannover - Wolfsburg 0:1
Bayern München - Hamburg 1:0
Schalke - Dortmund 2:1
Hertha - Hoffenheim 0:2
Mainz - Bremen 1:2
Leverkusen - 1. FC Köln 0:0
Stuttgart - Frankfurt 2:1
Mönchengladbach - Freiburg 1:1
Bochum - Nürnberg 0:0
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