Freitag, 30. Oktober 2009

Interview mit Norbert Haug

"Damit konnte natürlich niemand rechnen"

Damit konnte natürlich niemand rechnen
Hand aufs Herz: Haben Sie vor der Saison jemals geglaubt, dass Sie mit ihrem neuen Kundenpartner BrawnGP auf Anhieb den Weltmeister- Titel in der Fahrer- und Konstrukteurswertung holen würden?
Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): Damit konnte natürlich niemand rechnen. Ich dachte wohl, dass dieses Team ein starkes Auto und starke Fahrer hat und vorne mitkämpfen kann - als WM-Tipp standen sie bei mir so wenig auf der Liste wie wohl bei allen anderen. Umso schöner ist, was erreicht wurde. Das Team stand vor einer total unsicheren Zukunft - oder vor gar keiner. Erst am 5. Dezember fragte man bei uns um das Motorleasing nach - drei Monate später wurden Bestzeiten gefahren, vier Monate später hatte BrawnGP bereits die ersten beiden Grand Prix der neuen Saison gewonnen.

Es wird immer wieder spekuliert, dass die Kooperation mit BrawnGP weiter ausgebaut werden könnte. Werden die Fans den Namen Mercedes nächstes Jahr als offizielle Teambezeichnung hören und lesen können, welche Bedeutung hätte es für Sie?
Norbert Haug: Dazu gibt es nichts Neues zu sagen. Nur soviel: Wir haben Optionen, wie wir uns in der Formel 1 präsentieren. Und wir haben längerfristige Abmachungen mit unserem Partner McLaren.

Auch in Sachen Fahrer wird mächtig spekuliert - Nico Rosberg zu BrawnGP, Kimi Räikkönen zurück zu ihrem langjährigen Partner McLaren. Wann werden die Entscheidungen fallen und welche wären Ihnen am liebsten?
Norbert Haug: Zu Spekulationen können und wollen wir uns nicht äußern. Es wird sich alles klären, und wir bitten Sie um Ihr Verständnis dafür, dass wir Vertraulichkeit in all unseren Verhandlungen vereinbart haben.

Alle Mercedes-Teams mit mindestens einer Pole

In diesem Jahr hat ihr neuer Kunde BrawnGP den alten, sprich langjährigen Partner McLaren in der WM-Wertung abgehängt. Werden nächstes Jahr beide von Beginn an auf Augenhöhe fahren und wo sehen Sie die in der zweiten Saisonhälfte starken Force India?
Norbert Haug: Es ist natürlich schön, dass alle Teams, die mit unseren Motoren fahren, mindestens eine Pole-Position und einen Podiumsrang erzielt haben. Damit war in dieser Durchgängigkeit nicht zu rechnen. Force India ist die Aufsteigermannschaft des Jahres in der Formel 1, BrawnGP mit Jenson Button Weltmeister und als Team Konstrukteursweltmeister; und Vodafone McLaren Mercedes ist die Mannschaft der zweiten Saisonhälfte mit mehr Punkten in den letzten sieben Rennen als jede andere Mannschaft seit dem ersten Sieg - dem historischen ersten mit KERS-Hybrid Ende Juli in Ungarn - für Lewis Hamilton und unser Team.

Wie sehr helfen die WM-Titel für BrawnGP und die in der zweiten Meisterschaftshälfte sehr guten Resultate ihrer weiteren Formel-1- Partner McLaren und Force India, um in den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten das Engagement in der Königsklasse vor Kritikern möglicherweise auch im eigenen Unternehmen zu rechtfertigen?
Norbert Haug: Wir haben mit BrawnGP und mit Force India Geld verdient. Wir haben unsere Kosten für die Formel 1 vom letzten auf dieses Jahr um 30 Prozent gesenkt und unsere Motoren haben 10 der bisherigen 16 Grand Prix-Sieger angetrieben, und neunmal in 16 Rennen sind die Mercedes getriebenen Fahrzeuge aus der Pole-Position gestartet. 62 Prozent aller Führungsrunden wurden mit Mercedes getriebenen Fahrzeugen absolviert. Eine wunderbare Bilanz mit weltweit bester öffentlicher Resonanz und so gesehen unter schwierigsten Bedingungen unser bestes Motorsportjahr mit dem bisher besten Preis/Leistungsverhältnis. Und wir werden uns weiter steigern und noch mehr Geld einsparen.

Was erhoffen Sie sich vom letzten Rennen und dann vor allem von der kommenden Saison?
Norbert Haug: Wir hoffen, vorne dabei zu sein, beim letzten Rennen und während der ganzen nächsten Saison.

Wird es dann zu einem Rennen unter Mercedes-Partnern kommen?
Norbert Haug: Das gab es schon in diesem Jahr und das wird es hoffentlich auch im nächsten geben - und ganz bestimmt werden uns die Konkurrenten dabei nicht alleine lassen.

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