Freitag, 16. Oktober 2009

Rubinho kämpft für seine beiden Träume

'Rubinho' kämpft für seinen beiden Träume

'Rubinho' kämpft für seinen beiden Träume
Von Michael Schumacher einst gedemütigt, in der Heimat oft verspottet und im letzten Winter fast schon in Rente - doch auf seine "alten Tage" ist Rubens Barrichello in der Formel 1 wieder dick im Geschäft und kämpft weiter unverdrossen für seine beiden Träume: einen Heimsieg in Sao Paulo und den WM-Titel.

"Ich muss dem Himmel für mein Auto danken, für meine Siege und dafür, dass ich die Chance habe, in Brasilien zu gewinnen. Davon träume ich schon seit sehr langer Zeit", sagte der 37-Jährige vor dem Großen Preis von Brasilien (Sonntag, 18.00 Uhr MESZ/live bei RTL): "Hoffentlich können wir hier alles herausholen und den Sieg holen. Denn ich brauche ihn und ich möchte ihn unbedingt."

Der erste Heimsieg im 17. Anlauf würde ihm auch noch bis zum Saisonfinale am 1. November in Abu Dhabi die Chance auf den WM-Titel erhalten, wenn sein Brawn-Teamkollege Jenson Button (Großbritannien) in Sao Paulo nicht mindestens Dritter wird. 14 Punkte beträgt Barrichellos Rückstand auf den Briten, vor Barrichellos Sieg im August in Valencia waren es noch 26 Zähler.

Dieser erste Erfolg nach unglaublichen 1.792 Tagen Durststrecke hatte den mit 283 Rennen mit Abstand erfahrensten Formel-1-Piloten aller Zeiten wieder an den Titel glauben lassen. In Monza ließ er Saisonsieg Nummer zwei, insgesamt seinen 11. Triumph, folgen. "Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass ich wirklich die Chance habe, Weltmeister zu werden", sagt Barrichello.

Mit dem WM-Titel würde er sicher endlich auch die ersehnte Anerkennung in Brasilien erhalten, vielleicht sogar schon mit dem ersten Heimsieg. Denn trotz zweier Vize-Weltmeistertitel (2002 und 2004) schaffte "Rubinho" es nie, aus dem Schatten früherer Formel-1-Idole wie Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und vor allem des legendären Ayrton Senna herauszutreten.

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Während sein 1994 tödlich verunglückter Freund und Mentor vergöttert wurde, erntete Barrichello oft nur Spott - als Marionette und Hampelmann von Schumacher in seiner Ferrari-Zeit (2000 bis 2005). "Wenn er gegen Schumacher beim Laufen antreten müsste, würde er sich wahrscheinlich prompt den Fuß brechen", spottete einst die große Tageszeitung 'Folha de Sao Paulo'.

Im vorigen Jahr fieberten seine Landsleute dann mit Felipe Massa, der den WM-Titel knapp verpasste, während Barrichello durch den Honda-Rückzug sogar das Karriereende gedroht hatte. Weil es nicht so kam, freut Barrichello sich diesmal noch ein bisschen mehr auf das Rennen im 'Autodromo Carlos Pace'. Die Rennstrecke ist nur einen Steinwurf vom Häuschen seiner Oma entfernt, hier schnupperte er schon als Kind erste Formel-1-Luft.

Auch die Vorbereitung auf das Rennen ist in Brasilien anders. "Ich habe meine Zeit damit verbracht, dass ich für Freunde Tische in Restaurants gebucht habe", sagte Barrichello, der mit seiner Frau Silvana zwei Söhne, Eduardo und Fernando, hat: "Ich bin am Dienstagmorgen nach dem Japan-Rennen in Brasilien angekommen und habe mein normales Leben gelebt. Ich habe trainiert, die Kinder von der Schule abgeholt und war zu Hause."

Nachdem er auch beim märchenhaften Aufstieg von Brawn zunächst im Schatten von Button gestanden hatte, schwamm sich Barrichello in der zweiten Saisonhälfte frei, nachdem er Button ausgerechnet bei dessen Heimspiel in Silverstone erstmals geschlagen hatte. Seine Steigerung machte sogar andere Teams wieder auf ihn aufmerksam, denn seine Karriere will er nach "meiner besten Saison" auf jeden Fall fortsetzen.

Seinen Platz bei Brawn könnte er zwar an Nico Rosberg verlieren, dafür wird er aber bei Williams wohl ein neues Cockpit finden. Gespräche hat er bestätigt, einen unterschriebenen Vertrag, wie schon von brasilianischen Medien vermeldet, gibt es laut Barrichello aber noch nicht.

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