Dienstag, 9. Juni 2009

Formel 1 News

Vorsicht Schumi: Button greift 'ewigen Rekord' an

Vorsicht Schumi: Button greift 'ewigen Rekord' an
7 Rennen, 6 Siege, 26 Punkte Vorsprung in der WM-Wertung - Jenson Button stößt in dieser Saison in 'schumiartige' Dimensionen vor. Selbst dem Rekord-Champion ist es in den seltensten Fällen gelungen, die 'Königsklasse' so zu dominieren, wie es Button derzeit macht.

In einer Wertung steht der 29-Jährige bereits auf einer Stufe mit Schumi: Erst als dritter Fahrer in der F1-Geschichte gewann der Brite sechs der ersten sieben Saisonrennen. Das war zuvor neben Schumacher (2004) nur Jim Clark (1965) gelungen. "Was soll ich sagen, Jungs, was soll ich sagen, Jungs. Danke, danke", jubelte Button nach seinem Türkei-Streich im Teamradio.

Ausgerechnet aus dem einstigen Lebemann mit dem selbst gepflegten Playboy-Image ist der Formel-1-Überflieger geworden. Dass Button enormes fahrerisches Talent hat, war schon immer unbestritten. Dass er jedoch Rennen mit solch einer Dominanz anführen kann, sich keine Fehler leistet und im richtigen Moment auch mal einen Gang zurückschaltet, hätten ihn wohl die wenigsten zugetraut. Das sind genau die Merkmale, die aus Schumacher den wohl besten Formel-1-Piloten aller Zeiten gemacht haben.

Vorsicht Schumi: Button greift 'ewigen Rekord' an
In seiner Rekordsaion 2004, die er mit insgesamt 148 Punkten gewann, hatte Schumi nach den ersten sieben Rennen sogar einen Punkt weniger auf dem Konto als jetzt Button mit seinen 61 Zählern. Allerdings triumphierte Schumacher anschließend munter weiter und gewann 12 der ersten 13 Rennen.

Doch angesichts der Überlegenheit der von Mercedes befeuerten Brawn-Renner ist Button sogar zuzutrauen, Schumis eigentlich für die Ewigkeit gedachten Rekord zu knacken. "Denn", so Button, "das Auto ist von einer anderen Welt."

Im Gegensatz zu Lewis Hamilton, der mit seiner 'aalglatten' Außendarstellung nie richtig in den Herzen der Briten angekommen ist, wird Button zudem in seiner Heimat England vergöttert, gerade auch wegen zahlreicher kleiner Skandale und seiner stets wechselnder Liebschaften. "Ich möchte liebend gern jedes Rennen in diesem Jahr gewinnen, was natürlich die anderen 19 Jungs verhindern wollen", so Button: "Aber ich bin wirklich in einer guten Position."

Diese Schumi-Rekorde greift Button an:
Die meisten Siege in einer Saison:
Rekordhalter: M. Schumacher (2004) 13
Button: derzeit 6

Die meisten Punkte in einer Saison:
Rekordhalter: M. Schumacher (2004) 148
Button: derzeit 61

Die schnellste WM-Entscheidung:
Rekordhalter: M. Schumacher (2002) 6 Rennen vor Schluss
Button: derzeit 26 Punkte Vorsprung vor Barrichello

Buttons 'Monster' frisst 'grünen' Vettel

Buttons 'Monster' frisst 'grünen' Vettel
WM-Ende statt Wende: Für Sebastian Vettel ist das Titelrennen praktisch gelaufen. Nach seinem ernüchternden 3. Platz beim Großen Preis der Türkei flog er schnurstracks in die Schweiz zurück zu seinem beschaulichen Bauernhof am Walensee. Mit einem Fahrfehler nach nicht einmal einer Minute hatte er die Niederlage gegen Seriensieger Jenson Button selbst früh verschuldet. Die Pleite perfekt machte aus seiner Sicht Red Bull mit der falschen Taktik. "Mit einer Zwei-Stopp-Strategie hätte ich den 2. Platz sicher gehabt", kritisierte Vettel seine Chefs. Die 'Gazzetta dello Sport' kanzelte jedoch den Deutschen ab: "Vettel ist noch zu grün für den Titel."

Button schwebte derweil nach seinem sechsten Sieg im siebten Saisonrennen im siebten Himmel. "Ich hätte noch 200 weitere Runden fahren können, da ich es so genossen habe, in dem Auto zu fahren", versicherte er nach für ihn trotz 33 Grad Hitze völlig coolen und geruhsamen 58 Runden auf dem 5,338 Kilometer langen Istanbul-Park-Kurs. Liebevoll tätschelte der Brite seinen BrawnGP-001 und taufte ihn "Monster". Teamchef Ross Brawn schwärmte: "Mir gehen langsam die Superlative aus, um die Saison zu beschreiben."

Monster passt: Denn Button frisst mit seinem Wunderauto die Konkurrenten regelrecht auf. Am Bosporus fuhr er bis zu 20 Sekunden Vorsprung heraus, ehe er es angesichts des sicheren Sieges zum Schluss gemütlich ausrollen ließ. Teamintern droht ihm von Rubens Barrichello, der wegen eines Getriebeschadens ausfiel, keine Gefahr: Der Brasilianer ist sein schärfster Verfolger mit 26 Punkten Rückstand.

Die deutsche WM-Hoffnung liegt bereits 32 Zähler zurück, was angesichts der Dominanz von Button und BrawnGP unter normalen Umständen nicht mehr aufholbar ist. "Mal sehen, wie es in Silverstone läuft. Wir versuchen alles", versprach Vettel trotz der aussichtslosen Lage Gegenwehr bei Buttons Heim-Grand-Prix in zwei Wochen. Im Idealfall könnte er den Briten frühestens beim Großen Preis von Europa am 23. August in Valencia überholen. Dann müsste Button aber viermal in Serie ausfallen und Vettel 33 Punkte holen. Dies dürfte ein Traum bleiben, den nicht einmal Vettel selbst hegt.

Viel wahrscheinlicher ist, dass Button dem Feld weiter davonzieht und den Titeltriumph etliche Rennen vor Saisonschluss perfekt macht. Die Frage ist längst nicht mehr, ob der neue Superstar Champion wird, sondern wann. "40 Sekunden. Das war alles, was Jenson Button benötigte, um die abstruse Ansicht zu zerstreuen, dass die Weltmeisterschaft weiterhin offen sei", schrieb der englische 'Daily Telegraph'. 'La Gazzetta dello Sport' titelte: "Button zum Sechsten. Der Engländer bestellt den Titel vor. "

Dem abergläubischen Vettel halfen indes nicht einmal seine Glücksbringer: zwei Münzen. "Das Talent von Red Bull ruiniert alles mit seinem vierten Fehler in dieser Saison", bescheinigte 'La Gazzetta dello Sport' ihm zu viel Ungestüm und Leichtsinn. Den Patzer in Kurve 10 nahm der Verlierer auf seine Kappe. Aber wegen des Festhaltens an drei Reifenwechseln und dem Verbot, am Schluss Mark Webber zu attackieren, verurteilte er seine Rennstrategen heftig. Teamchef Christian Horner konterte: "Mark fuhr ein starkes Rennen ohne einen einzigen Fehler. Leider machte Sebastian einen Fehler, weshalb Jenson ihn passieren konnte. Unsere einzige Chance, Jenson zu schlagen, war eine Drei-Stopp-Strategie. Aber Sebastian hat es leider nicht geschafft."


Hamilton will den Silberpfeil verschrotten

Hamilton will den Silberpfeil verschrotten
Der Weltmeister ist wütend. "Die anderen werden schneller, wir werden langsamer", sagte Lewis Hamilton der ’BBC’. Das Hinterherfahren geht dem 24-Jährigen gewaltig auf die Nerven, der Spaß am Silberpfeil ist in den ersten sechs Saisonrennen auf der Strecke geblieben: "Wir hätten dieses Auto schon vor langer Zeit verschrotten sollen."

Auch die Experten üben heftige Kritik an McLaren-Mercedes. "Das Auto ist einfach hoffnungslos", meint der ehemalige Teamchef Eddie Jordan: "Es ist wahrscheinlich der schlechteste McLaren, der jemals entworfen wurde." Selbst Teamchef Martin Whitmarsh wollte das nicht entkräften: "Ich habe schon mit einigen schlechten Autos zu tun. Da möchte ich keine Rangliste aufstellen." Ex-Weltmeister Keke Rosberg, dessen Sohn Nico als Kandidat auf das McLaren-Cockpit für 2010 gehandelt wird, ist schockiert: "Es ist erschütternd, wie schlecht dieses ehemalige Top-Team ist." Und der frühere McLaren-Pilot David Coulthard leidet mit Hamilton, "der ein Weltklasse-Fahrer ist. Aber wenn man nicht das richtige Werkzeug hat, kann man keine Leistung zeigen."

Hamilton will den Silberpfeil verschrotten
Das Problem ist längst erkannt. Der Silberpfeil hat zu wenig Abtrieb, das Auto ist zu langsam in den schnellen Kurven. Und eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Das Kuriose: Beim Kundenteam Brawn läuft der Mercedes-Motor wie geschmiert, der Brite Jenson Button eilt dem WM-Titel entgegen.

Bei McLaren hatte Hamilton nach eigenen Worten "schon beim allerersten Test" gemerkt, dass das Auto nicht konkurrenzfähig ist. Und am bisher einzigen Wochenende, an dem der Silberpfeil an die alten Glanzzeiten anknüpfte, auf dem besonderen Kurs in Monaco, warfen sich Hamilton und Teamkollege Heikki Kovalainen durch Fahrfehler selbst aus der Bahn. Interne Kritik an den Fahrern gibt es aber nicht. "Sie können nichts dafür", sagt Teamchef Whitmarsh: "Es muss sehr frustrierend für sie sein, wenn sie wissen, gleich kommt eine größere Kurve und sie werden Zeit verlieren, ohne etwas machen zu können."

Kovalainens Zukunft ist ungewiss, Rosberg könnte ihn ersetzen. "Wenn man irgendwann einen Fahrerposten zu besetzen hat, gibt es sicher fünf oder sechs, die in Frage kommen. Und da gehört Nico dazu", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Wann Mercedes die Kurve kriegt, steht in den Sternen. "Niemand weiß im Moment, wer nächstes Jahr das beste Team sein könnte", sagt Rosberg, dessen Vertrag bei Williams ausläuft. Zwar sei ein Wechsel zu Mercedes grundsätzlich vorstellbar, "aber das würde ich auch bei fast allen anderen Teams sagen". Seine guten persönlichen Kontakte zu Hamilton und Haug seien nicht entscheidend: "Ich will in einem Auto sitzen, das mich nach vorne bringt. Nur das zählt." Im Moment ist laut Hamilton "das ganze Paket nicht gut". Deshalb müsse man diese Saison abhaken. "Wir geben uns keinen Illusionen hin", sagt er, glaubt aber, "dass wir nächstes Jahr wieder um die WM fahren können".



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