Dienstag, 9. Juni 2009

Ergebnis des Rennens in Istanbul

Button siegt am Bosporus - Vettel verliert

Button siegt am Bosporus - Vettel verliert
Die Konkurrenz kann machen was sie will: Jenson Button ist und bleibt der Dominator der Formel 1. Beim Großen Preis der Türkei in Istanbul fuhr der Brawn-GP-Pilot erneut ein fehlerfreies Rennen und gewann im siebten Rennen zum sechsten Mal in dieser Saison. Hinter dem Engländer überquerte Mark Webber mit 6,7 Sekunden Rückstand als Zweiter die Ziellinie. Ebenfalls aufs Podium schaffte es Sebastian Vettel. Doch der Red-Bull-Pilot muss sich als Verlierer dieses Rennens fühlen, denn bereits in der 1. Runde warf er mit einem kleinen Fahrfehler einen möglichen Sieg weg.

Umso erfreulicher war der 5. Platz von Nico Rosberg. Der Williams-Pilot kam hinter Toyota-Pilot Jarno Trulli und vor Felipe Massa im Ferrari ins Ziel. Als Achter sammelte auch Timo Glock im zweiten Toyota einen WM-Zähler, der damit gemeinsam mit Trulli an die Toyota-Erfolge zu Beginn der Saison anknüpfte. Die Ehre der BMW Sauber rettete Robert Kubica, der als Siebter zwei WM-Zähler für die Weiß-Blauen einfuhr.

Beim Start sah noch alles perfekt aus für Vettel. Er gewann den Start und behauptete souverän die Spitze vor Button und Trulli, der von Platz 5 auf 3 nach vorne schoss. Weniger souverän war allerdings Vettels 1. Runde. Er rutschte in Kurve 10 mit seinem Red Bull aufs Gras und Button nutzte sofort die Gelegenheit, die Führung zu übernehmen. Einen starken Start erwischten auch Rosberg, der sich von Platz 9 auf 6 vorkämpfte, und Heidfeld. Der BMW-Sauber-Pilot kämpfte sich um zwei Plätze auf Rang 9 vor. Heidfeld schlug daraus jedoch kein Kapital und beendete das Rennen im Istanbul Park auf den 11. Platz - was den BMW-Mann frustrierte. Ebenfalls leicht angesäuert war Vettel, denn durch den kleinen Patzer in Runde 1 waren die Siegchancen des 21-Jährigen schon nach wenigen Kilometern auf ein Minimum geschrumpft.

Vorentscheidung fiel beim Start

Button siegt am Bosporus - Vettel verliert Vorentscheidung fiel beim Start
An der Spitze fuhr Button wieder einmal fehlerfrei und brannte einen schnellste Runde nach der anderen in den Asphalt, so dass Vettel Probleme hatte, den Anschluss halten. Nach 13 Runden begann die erste Boxen-Stopp-Phase: Den Anfang machte Rubens Barrichello, der einen rabenschwarzen Tag erwischte: beim Start fiel er von Rang 3 auf 12 zurück, dann zerstörte er seinen Frontflügel und schied allem Überfluss zehn Runden vor Schluss aus. Als Vettel nach 15 Runden zum Tanken kam, betrug sein Rückstand auf Button 6,2 Sekunden. An Position 6 kam der Red-Bull-Fahrer wieder raus. Wie vorhergesagt kam Button zwei Runden später zum Service. Doch obwohl Button rund drei Sekunden länger stand als Vettel, blieb er vor seinem Verfolger. Eine Runde danach kamen Webber und Rosberg. Webber schaffte es nicht, an Vettel vorbeizuziehen. Besser lief bei Williams-Mann Rosberg, der durch einen eigenen guten Stopp und einen verpatzten Trulli-Stopp den Toyota-Piloten kassierte und zwischenzeitlich sogar Vierter war.

Vettel gelang es, den Abstand auf Button Runde um Runde zu verkleinern. Der Grund: Er war deutlich leichter als der Brawn-Pilot, weil sein Red-Bull-Team an der Drei-Stopp-Strategie festhielt - was Vettel nach dem Rennen anprangerte. "Warum wir auf drei Stopps geblieben und nicht auf zwei Stopps gegangen sind, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Das machte keinen Sinn", so Vettels Kritik, der zugab, "nicht zufrieden" zu sein. Nach 24 Runden hing Vettel in Buttons Getriebe, aber er kam einfach nicht vorbei. Alle Angriffsversuche hatten nach 29 Runden ein Ende als der junge Hesse zum zweiten Mal tankte und frische Reifen bekam. Damit war nicht nur der Sieg futsch, sondern auch der 2. Platz. Vettel lag danach knapp 18 Sekunden hinter Button und acht Sekunden hinter Teamkollege Webber – und daran änderte sich bis zum letzten Boxenstopp nichts.

Nach dem letzten Halt des jungen Red-Bull-Fahrers nach 48 Runden schaffte er es immerhin noch, die Lücke auf seinen Stallgefährten zu schließen, aber an Überholen war nicht zu denken. Er blieb auf Rang 3 hängen und war damit ein 'Opfer' seines frühen Fehlers und der falschen Strategie. Vettel gab jedoch zu bedenken, dass ein Sieg ohnehin kaum möglich gewesen wäre: "Button war einfach zu schnell. Schneller als wir erwartet hatten."

Die Ferrari-Fahrer Massa und Kimi Räikkönen, die vor dem Türkei-GP zu den Favoriten gezählt wurden, erwischten keinen guten Tag. Massa, der in den vergangenen drei Jahren in Istanbul siegte, holte als Sechster immerhin noch drei WM-Punkte. Räikkönen ging als Neunter leer aus. Ferraris Aufschwung ist also erst einmal gestoppt. Noch schlimmer ist die Situation bei McLaren-Mercedes. Weit abgeschlagen und chancenlos landeten Weltmeister Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen auf den Plätzen 13 und 14 und bewegten sich damit in den Regionen eines Adrian Sutil. Der Force-India-Pilot wurde 17.

Vettel: Drei Stopps machten keinen Sinn

Vettel: Drei Stopps machten keinen Sinn
Was sagen Sie zu Ihrem 3. Platz im Istanbul Park?
Sebastian Vettel: "Ich bin natürlich nicht so zufrieden. Wenn man vom ersten Startplatz ins Rennen geht, will man auch gewinnen. Aber der zweite und dritte Platz sind fürs Team gut."

Was ist da in Kurve 10 gleich in der ersten Runde passiert?
Vettel: "Es gab viel Rückenwind. Das Auto wurde extrem unstabil und ist ausgebrochen. Das war heute die schwierigste Kurve. Aber das war mein Fehler. Ich hätte fast das Auto verloren. Jenson (Button) konnte locker vorbeiziehen. In der 2. Runde wäre mir das beinahe nochmal passiert. Aber ich hätte eh keine Chance gegen Jenson gehabt. Er war einfach schneller. Er fuhr auf einem anderen Planeten. Er hat uns gezeigt, wozu Brawn GP fähig ist."

In welchen Bereichen hat Ihr Red Bull Nachteile gegenüber dem Brawn GP?
Vettel: "Ich war eigentlich das ganze Wochenende mit meinem Auto zufrieden. Als Jenson an mir vorbeiflog, dachte ich 'Shit'. Wir wollten in der Türkei eigentlich gewinnen, waren aber nicht schnell genug. Es fehlt vielleicht ein bisschen hier, ein bisschen dort, aber nur ein wenig. Am ehesten verlieren wir Zeit in den langsamen Kurven."

Wieso waren Sie auf einer Drei-Stopp-Strategie?
Vettel: "Ich dachte, wir würden auf zwei Stopps umstellen, nachdem mich Jenson überholt hatte. Da haben die drei Stopps nicht mehr viel Sinn gemacht. Da muss ich mal nachhaken, wieso wir dabei geblieben sind. Ich war mir eigentlich sicher, dass wir auf Zwei-Stopp gehen. Ich muss mal checken, wer das war und dem vielleicht einen auf den Deckel geben (grinst)."

Hat das Team Ihnen am Schluss gesagt, Sie sollen Ihren Teamkollegen Mark Webber nicht mehr attackieren?
Vettel: "Nein. Sie haben nur gesagt, Mark sei schneller als ich. Ich solle das Auto schonen und sicher ins Ziel bringen. Es wäre mir natürlich lieber gewesen, auch die letzten Runden voll zu pushen, statt nur rumzurollen."

Sie haben nun 32 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Button. Ist damit die WM für Sie schon gelaufen?
Vettel: "Wir haben ein gutes Auto. Mal sehen. Jetzt steht als nächster Grand Prix Silverstone an. Mal schauen, was da geht."

Button: "Auto war so gut wie noch nie"

Button: Auto war so gut wie noch nie
Jenson Button (Brawn GP): "Das Auto war so gut wie noch nie, heute war es gigantisch, einfach unglaublich. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, aber es hat alles perfekt gepasst. Ein Riesen-Dank ans Team. Es war von allen Ingenieren ein toller Job."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Ich Bin nicht zufrieden heue. Ich wollte das Rennen gewinnen, wenn man schon auf der Pole steht. Das Auto war instabil, ist im Wind immer wieder ausgebrochen. Wir hätten trotz meines Fehlers keine Chance gegen Button gehabt. Sie waren überraschend stark. Die Strategie mit drei Stopps machte keinen Sinn. Aber es geht in die richtige Richtung."

Nico Rosberg (Williams): "Es hat gut gepasst. Die erste Runde ist super aufgegangen. Trulli war leider etwas schneller als ich. Ich habe alles gegeben. Es ist etwas neuer, dass es aufwärts geht. Ich will jetzt jedes Rennen in die Punkte fahren. Meine Zukunft ist offen. Ich habe viele Optionen, ich weiß es noch nicht."

Timo Glock: "Wir müssen zufrieden sein, dass wir in die Punkte gefahren sind. Die Pace war sehr gut und ich war mit der Performance des Autos auch sehr zufrieden. Ich hatte ein bisschen Pech am Start, ansonsten wäre mehr möglich gewesen."

Nick Heidfeld (BMW Sauber): "Ich bin sehr enttäuscht. Ich hatte von Anfang an Probleme mit dem Auto, kein Grip, die Reifen machten Probleme. Es war alles sehr ärgerlich. Wir wollen trotzdem die Saison nicht abhaken und weiter um Punkte kämpfen.

Adrian Sutil (Force India): Wir hatten uns mehr erhofft. Die Pace war in Ordnung, aber die Strategie war nicht die Richtige. Wir müssen zusammen daran arbeiten, dass das Auto besser wird.

Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes): "Ich bin nicht frustriert. Das Rennen hat mir Spaß gemacht, ich konnte pushen und aggressiv fahren. Das ist halt das Auto, was ich unterm Hintern habe. Das Auto kann nicht mehr. Ich muss mit dem Team einfach daran arbeiten. Rennen zu fahren, macht mir trotzdem weiter Spaß."

Christian Horner (Teamchef Red Bull): "Ein starkes Teamergebnis. Es war ein kleiner Fehler von Sebastian. Da hat er Zeit verloren. Später war noch eine schwache Runde dabei. Beide Fahrer sind aber gut gefahren. Brawn war heute einfach ein bisschen schneller. Wir wollten am Ende kein Risiko mehr eingehen."

Norbert Haug (Motorsportchef Mercedes): Niemand kann mit Brawn mithalten. Dass unsere Motoren dort laufen, ist das Erfreuliche. Wie es jetzt bei uns läuft, das geht gar nicht. Grundsätzlich kann es die Mannschaft. Wir haben das neue Reglement nicht im Griff. Wir machen natürlich intern Druck auf McLaren. Wir werden auf jeden Fall einen Schritt nach vorne machen. Wir kommen wieder. Ich verspreche es. Das war heute einer der deutlichsten Siege der Saison. Brawn und Button ist die Messlatte für uns alle.


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