Dienstag, 7. April 2009

Schumi in der Kritik

Zweifel an Schumis Beraterfähigkeiten

Null Punkte, letzter Platz in der Konstrukteurs-Wertung: Titelverteidiger Ferrari hat wie schon in Australien auch in Malaysia ein Fiasko erlebt. Das besondere dabei: Nicht den Piloten Felipe Massa oder Kimi Räikkönen ist die Schuld für die miserablen Ergebnisse zu geben, sondern vor allem der Teamstrategie.

Taktische Fehler, wie man sie bei der Scuderia nur selten erlebt, und ein Auto, das mit den Besten der Formel-1-Gilde derzeit nicht mithalten kann: Mittendrin Michael Schumacher. Die Präsenz des Rekordweltmeisters bringt die Roten nicht auf Touren. Im Gegenteil: Schumi, der einstige 'Regengott' und jetzige Berater verhinderte nicht, dass die Roten 'Baden gingen'. Aber welchen Anteil an dem Desaster trägt Schumacher wirklich? Immerhin ist er am Kommandostand und verpasst keine Sekunde vom Renngeschehen.

Innerhalb des Teams gibt es offiziell keine Zweifel an Schumacher. Bei der regulären Nachbesprechung des Malaysia-GP wird die Position des Beraters nach Angaben des Traditionsrennstalls zumindest kein Gegenstand sein. "Michael Schumachers Rolle wird dabei logischerweise nicht diskutiert werden, weil es wie nach jedem Rennen um die Analyse der Ergebnisse des Grand Prix' geht", sagte ein Ferrari-Sprecher.

Und in Kuala Lumpur waren so ziemlich alle Entscheidungen der Roten falsch. Erst setzte Ferrari auf eine verheerende Strategie, die Massa im Qualiying schon im ersten Zeitabschnitt scheitern ließ, dann wählten sie beim Regenrennen auch noch die falschen Reifen für Räikkönen. Viel zu früh zogen die Mechaniker die Regenwalzen auf. "Meine Reifen sind total kaputt", funkte der Finne verzweifelt.

Als seine Piloten-Kollegen noch im Regen in ihren Autos saßen und auf eine Fortsetzung des Rennens warteten, stand der 'Iceman' schon am Kühlschrank im Fahrerlager und genehmigte sich ein Eis. "Kimi musste ohnehin an die Box, sonst wäre er ohne Sprit liegen geblieben. Und da Regen angekündigt war, haben wir ihm Regenreifen gegeben. Leider in dem Moment die falsche Entscheidung", erklärte Schumi die peinliche Wechsel-Panne.


Super-Berater Schumi unter Druck

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali war wegen der taktischen Fehler dementsprechend bedient. Eine konkrete Schuldzuweisung verkniff sich der Italiener allerdings - noch: "Ich muss sicherstellen, dass meine Leute die richtigen Entscheidungen treffen, denn so etwas können wir einfach nicht akzeptieren." Mit den "Leuten" meinte Domenicali neben seinen Renningenieuren wahrscheinlich auch Schumacher. Der wiederum reagierte etwas genervt auf Fragen nach seiner genauen Aufgabe als Ferrari-Berater: "Ich möchte das nicht beantworten. Eine interne Angelegenheit."

Während seiner aktiven Zeit galt Schumi als 'Regengott' - niemand machte ihm auf nasser Piste etwas vor. Es stellt sich die Frage, ob er seine Erfahrung am Kommandostand wirklich so einbringen kann, dass es Massa und Räikkönen hilfreich ist. Schließlich verließ sich der Pilot Schumacher früher auf die Anweisungen von Jean Todt und Ross Brawn. Als 'Außenstehender' hat der 40-Jährige noch nicht allzu viele Erfahrungen gesammelt.

Die Formel-1-Experten gehen mit Ferrari und Schumacher jedenfalls ziemlich hart ins Gericht. Christian Danner sagte, dass Ferrari als einziges Team "alles falsch gemacht hat". Niki Lauda gab Schumi sogar die Schuld am Qualifying-Desaster: "Es war doch Michael als Berater in der Box. Als ehemaliger Rennfahrer hätte er doch die Situation überreißen müssen. Das war nur peinlich", sagte der RTL-Experte. e Saison gestartet. In Italien wird der Deutsche bereits verspottet. Die'Gazzetta dello Sport' titelte: "Hat Schumacher die Strategie bestimmt?"

In den nächsten Grands Prix muss Schumi beweisen, dass er nicht nur als Fahrer weltklasse war, sondern auch am Kommandostand ein Top-Mann ist. In China (19. April - 9.00 Uhr live bei RTL und im Live-Stream bei RTL.de) hat er dazu die nächste Gelegenheit. Dann wollen die Roten endlich die ersten WM-Punkte einfahren.

Weber wehrt sich gegen Kritik an Schumacher

Willi Weber hat Rekordweltmeister Michael Schumacher nach dem Ferrari-Fiasko beim Regen-Chaos von Kuala Lumpur gegen Kritik in den internationalen Medien in Schutz genommen. "Die Kritik ist völlig idiotisch, aber wen sollen sie denn auch nehmen?", sagte Schumachers Manager. "Ihn kennt ja jeder. Und er war halt zufällig da."

Auch Ferrari-Berater Schumacher hatte trotz seiner immensen Erfahrung in Malaysia nicht verhindern können, dass die Scuderia in Qualifying und Rennen gleich mehrfach schwere taktische Fehler machte. Dass jetzt aber die Kritik auf den Deutschen einprassele, sei "im Grunde nicht okay", so Weber: "Das waren schließlich Teamentscheidungen."

Inzwischen wird bereits spekuliert, dass Schumachers am Ende des Jahres auslaufender Beratervertrag nicht verlängert würde. "Das ist möglich. Aber wir haben erst Mitte des Jahres Gespräche. Mal abwarten", meinte Weber, der sich eine vorzeitige Trennung nicht vorstellen kann. Und wenn der Vertrag nicht verlängert würde, "dann ist sicher nicht das Rennen in Malaysia der Grund dafür".


In Schumachers Kontrakt mit Ferrari, den er nach seinem Rücktritt aus dem aktiven Sport Ende 2006 einging, "ist geregelt, dass er zu Rennen mitgehen muss", erklärte Weber: "Ferrari sucht aus, zu welchen."

Dass der 40-Jährige bei den ersten beiden Rennen des Jahres in Australien und Malaysia, in denen die Scuderia ohne Punkte geblieben ist, dabei war, sei aber wichtig gewesen, erklärte sein Manager: "Er konnte schon einige Tipps geben, aber er ist ja nicht der Teamchef oder Teammanager."

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