Hamilton ohne Chance - Haug: Stehen im letzten Drittel
Während bei den Silberpfeilen derzeit nur die Startnummer eins auf Hamiltons Auto glänzt, funkeln beim deutschen Erzrivalen BMW die Augen vor Angriffslust. "Wir wollen um den Titel mitkämpfen", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Erstmals überhaupt könnte es somit in der Königsklasse des Motorsports zum Titelduell der beiden deutschen Autobauer kommen. "Wir haben einen langfristigen Fahrplan aufgestellt. Dieser sah vor, im ersten Jahr regelmäßig in die Punkte zu fahren, im zweiten Jahr Podestplätze zu erreichen und im dritten Jahr den ersten Sieg einzufahren", sagt Theissen. Diese ambitionierten Ziele seien allesamt verwirklicht worden.
Der letzte Schritt sei nun der schwerste. "Wir wissen, dass man Leistungsfähigkeit planen kann, nicht aber Resultate. Wir sind gut gerüstet, alles Weitere wird die Saison zeigen", meint Theissen. Haug schaut im Titelrennen nicht nur auf Ferrari: "BMW will es wissen, kein Zweifel, und ich schätze sie als stark ein."
Keine Annäherung der Rivalen
Auch wenn Mercedes und BMW wegen der weltweiten Krise auf dem Automarkt in einigen Bereichen zusammenarbeiten wollen, wird es in der Formel 1 keine Annäherung der Rivalen geben. Sinn und Wesen der Formel 1 sei der automobile Wettkampf auf allerhöchstem Niveau. Haug: "Der Sport wird für die Zuschauer gemacht, und die wollen sehen, welche Marke besser ist, BMW oder Mercedes-Benz."
In der neuen Saison werden die Karten laut Theissen allerdings völlig neu gemischt. Die zusätzliche Herausforderung bestehe in den größten Regeländerungen, die es in der Formel 1 jemals gegeben habe, sagt der BMW-Motorsportdirektor: "Die Einführung einer völlig neuen Aerodynamik, der Slicks und KERS sowie das neue Motorenreglement machen das Kräfteverhältnis schwer berechenbar."
Heidfeld steht unter Druck
Unverändert vertrauen BMW und Mercedes 2009 der Fahrerpaarung des vergangenen Jahres. Bei den Münchnern gilt der schnelle Robert Kubica als heimliche Nummer eins. Der Pole war es schließlich, der BMW im Juni 2008 in Montreal den ersten Grand-Prix-Sieg bescherte. Teamkollege Nick Heidfeld (Mönchengladbach) wartet dagegen seit schon 151 Rennen auf einen Erfolg und steht deshalb stark unter Druck.Bei McLaren-Mercedes sind die Rollen klar verteilt: Hamilton ist der Weltmeister, der Finne Heikki Kovalainen der Wasserträger. Hamilton könne mit dem, was er in zwei Jahren erreicht habe, sehr zufrieden sein, sagt Haug. Das gäbe dem Briten noch mehr Kraft und Ruhe. "Geschenkt bekommt Lewis deshalb aber gar nichts, und den Bonus des amtierenden Weltmeisters hat er auch nicht", sagt der Mercedes-Sportchef.
Bei den Testfahrten erlebte Hamilton sein blaues Wunder, denn der Weltmeister fuhr weit hinter den großen Rivalen her. Ein Schock für das gesamte Team. "Wir müssen unser technisches Paket deutlich verbessern. Dieser Prozess benötigt Zeit - und das kann bis zum Beginn der Europasaison dauern, vielleicht sogar etwas länger", meint Haug.
Sparkurs zwingend erforderlich
Einig sind sich die Sportchefs, dass angesichts der weltweiten Finanzkrise ein Sparkurs in der Formel 1 zwingend erforderlich ist. Alle Teams hätten nun die Möglichkeit, so Theissen, die Zukunft der Formel 1 konstruktiv zu beeinflussen. "Die Formel 1 befindet sich, was die Kosten angeht, an einem Wendepunkt", sagt Theissen. In den vergangenen zehn Jahren seien die Budgets ständig gewachsen. Doch das sei nun vorbei: "BMW gibt derzeit für die Formel 1 bereits 40 Prozent weniger aus als noch zu Zeiten als Motorenlieferant bei Williams. Weitere signifikante Einsparungen werden folgen."
In dieser Saison liegt der Etat von BMW-Sauber bei geschätzten 210 Millionen Euro, McLaren-Mercedes gibt sogar 60 Millionen mehr aus. Nach Ansicht von Mercedes-Sportchef Haug müssen die Budgets in den kommenden Jahren halbiert werden, um eine langfristig solide Basis zu schaffen. Neben dem Engagement mit Partner McLaren wird Mercedes 2009 das Honda-Nachfolgeteam Brawn und Force India mit Motoren beliefern. Haugs Rechnung ist einfach: "Mit dem dabei verdienten Geld entlasten wir unser eigenes Budget."
Haug schließt in diesen schwierigen Zeiten auch Entlassungen im Team nicht aus: "Wir sind beweglich, wenn weniger Personal für das Motorsport-Engagement benötigt wird." Und was ist mit Kürzungen der Fahrergehälter? Hamilton ist mit einem Einkommen von angeblich 25 Millionen Euro in diesem Jahr der Topverdiener der Formel 1. Haug: "Was immer sich hier entwickeln sollte, es wird bestimmt nicht öffentlich diskutiert."
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