Freitag, 25. Juni 2010

Die Zeitlüge

Es ist schwierig von der Vorstellung loszukommen, dass man selbst "mehr" Zeit braucht.

Ich fahre jeden Tag 20 Minuten mit dem Zug zur Arbeit und wieder zurück. Ich stehe morgens eine halbe Stunde früher auf als ich eigentlich müsste um meine Morgenseiten zu schreiben. Und es wäre sicherlich auch möglich abends zumindest eine halbe Stunde effektiv zu nutzen.

Schreiben hat für mich auch etwas mit Organisation zu tun. Damit meine ich nicht die Organisation des Schreibens, sondern alles um mich herum. Dazu gehört ein Schreibtisch, an dem ich mich wohl fühle, und eine Übersicht dessen, was zu tun ist.

Das allerschwierigste bleibt jedoch "mir die Zeit zum Schreiben zu nehmen, statt auf sie zu warten".

Den nachfolgenden Satz sollte ich mir vielleicht jeden Tag mindestens einmal durchlesen: "Die Zeitlüge ist ein bequemes Mittel, um sich der Tatsache zu verschließen, dass auch Romane Satz für Satz geschrieben werden müssen. Sätze können innerhalb von Augenblicken entstehen. Genug solcher gestohlener Augenblicke, genug gestohlene Sätze, und ein Roman ist vollendet - und zwar ganz ohne den Luxus unbegrenzter Zeit".

Neben dem sich die Zeit nehmen ist auch die Erkenntnis wichtig, dass man nicht versuchen sollte etwas Vollkommenes zu schaffen; einfach drauflos schreiben. Nicht immer einfach, aber mit ein wenig Übung zu schaffen.

"Wir alle haben Zeit zum Schreiben. Wir haben Zeit zum Schreiben, sobald wir uns damit zufrieden geben, schlecht zu formulieren, in einer Sackgasse zu enden, jedes Mal nur ein paar Sätze aufs Papier zu bringen und einfach nur um des Schreibens Willen zu schreiben, anstatt ein vollkommenes, geschliffenes Resultat anzustreben. Die Obsession mit dem Zeitmangel ist in Wirklichkeit nichts anderes als Perfektionismus. Wir wollen genug Zeit, um vollendet zu schreiben".

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