Freitag, 23. Oktober 2009

Todt neuer FIA-Präsident

Todt neuer FIA-Präsident

Todt neuer FIA-PräsidentFoto: dpa
Der Franzose Jean Todt ist neuer Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA. Die Generalversammlung der FIA wählte den 63 Jahre alten früheren Ferrari-Sportchef zum Nachfolger des Briten Max Mosley, der nach 16 Jahren an der Spitze des Verbandes nicht mehr angetreten war.

Todt setzte sich am Freitag in Paris bei der Wahl gegen den früheren Rallye-Weltmeister Ari Vatanen aus Finnland durch. Auf Todt entfielen 135 Stimmen. Für Vatanen, zu dessen Führungsmannschaft auch ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk aus Rosenheim als 1. Vize-Präsident Sport und ADAC-Präsident Peter Meyer aus Mülheim an der Ruhr als einer von sieben Vize-Präsidenten Mobilität gehört hätten, stimmten nur 49 Delegierte. Dazu gab es 12 Enthaltungen oder ungültige Stimmen.

"Die Arbeit meines Teams wird auf Konsens, nicht auf Konfrontation basieren", hatte Todt vor der Abstimmung angekündigt: "Wir wollen die Formel 1 so weiterentwickeln, dass alle Beteiligten profitieren, die Teams und die Fans."

Todt war nach seiner Zeit als Rallye-Beifahrer und dem Gewinn der Konstrukteurs-WM 1981 an den Kommandostand gewechselt und richtig durchgestartet. Vier Titel in der Rallye-WM, vier Triumphe bei der Dakar-Rallye und zwei Siege bei den 24 Stunden von Le Mans waren allerdings nur die Ouvertüre für sein eigentliches Lebenswerk: Die Wiederbelebung von Ferrari.

1993 übernahm "Napoleon", wie Todt oft genannt wird, die Sportabteilung der Scuderia und schuf das Dream Team um Michael Schumacher und den Technischen Direktor Ross Brawn. Schumacher wurde fünfmal in Folge Weltmeister, insgesamt holte Ferrari unter Todt 13 WM-Titel und 98 GP-Siege. Der Franzose stieg sogar bis zum Generaldirektor des Sportwagenbauers auf und wurde rechte Hand von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Jetzt hat er mit dem FIA-Vorsitz den Höhepunkt seiner Karriere erreicht.

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Im Streit zwischen der FIA und der Teamvereinigung FOTA um die Zukunft der Formel 1 hatte Mosley Ende Juni das Handtuch geworfen, um die drohende Spaltung der Königsklasse zu verhindern. Der Brite hatte gegen den Willen der Teams unter anderem eine Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro durchdrücken wollen, war aber an der Einigkeit der Hersteller gescheitert. Erst seine Ankündigung, sich nicht noch einmal zur Wahl zu stellen, machte den Weg für eine Einigung frei.

Danach hatte sich zunächst Vatanen Anfang Juli öffentlich um Mosleys Nachfolge beworben. Erst einige Tage später reichte auch Todt seine Kandidatur ein, nachdem ihn zuvor bereits Mosley in einem Brief an die FIA-Mitgliedsklubs als seinen Wunsch-Nachfolger genannt hatte. Vatanen beschwerte sich mehrfach darüber, dass Mosley sich in dieser Angelegenheit nicht neutral verhalten und massiv Todt unterstützt habe. Der Brite erklärte daraufhin, dass er den Franzosen für den weitaus geeigneteren Kandidaten halte.

In den vergangenen Wochen wurde der Streit zwischen Mosley und Todt auf der einen und Vatanen auf der anderen Seite mehr und mehr öffentlich ausgetragen. Vatanen rief sogar ein französisches Gericht an, um die neutrale Durchführung der Wahl überprüfen zu lassen, da seiner Meinung nach auch FIA-Mitarbeiter Todts Kampagne unterstützt hätten. Zu Beginn dieser Woche zog Vatanen nach einem vorbereitenden Treffen mit Mosley und Todt seine Klage dann aber zurück. Die FIA hatte ihrerseits zuvor Briefwechsel zwischen Mosley und Vatanen veröffentlicht.

Vatanens Befürworter waren vor allem die Automobilhersteller und große FIA-Mitgliedsklubs wie der deutsche ADAC oder der AAA aus den USA. Todts Anhänger kamen mehr aus dem Motorsport. Neben Mosley wusste der kleine Franzose unter anderem auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone oder Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hinter sich.

Das FIA-Kabinett unter Todt

Präsident: Jean Todt (Frankreich)

Stellvertretender Präsident Mobilität: Brian Gibbons (Neuseeland)

Stellvertretender Präsident Sport: Graham Stoker (Großbritannien)

Senatspräsident: Nicholas Craw (USA)

Senatsmitglieder: Hernan Gallegos Banderas (Ecuador), Tunku Mudzaffar bin Tunku Mustapha (Malaysia), Rudolf Graf von der Schulenburg (Deutschland), Carlos Slim Domit (Mexiko), Jainchang Yan (China)

Vizepräsidenten für Mobilität: Carlos Barbosa (Portugal), Victor Dumot (Paraguay), Ignacio Gonzalez Fausto (Mexiko), Gus Lagman (Philippinen), Franco Lucchesi (Italien), Jorge Rosales (Argentinien) Danijel Starman (Slowenien)

Vizepräsidenten für Sport: José Abed (Mexiko), Michel Boeri (Monaco) Morrie Chandler (Neuseeland), Enrico Gelpi (Italien), Carlos Gracia (Spanien), Mohamed ben Sulayem (Vereinigte Arabische Emirate), Surinder Thatthi (Kenia)

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