Dienstag, 28. April 2009

Vettel sagt Button den Kampf an

Vettel sagt Button den Kampf an

Der Traum vom zweiten Sieg in Folge ist nicht in Erfüllung gegangen. Sebastian Vettel musste sich beim Großen Preis von Bahrain mit Platz 2 hinter Brawn-GP-Überflieger Jenson Button begnügen. Dabei wäre mehr drin gewesen: Im Qualifying eroberte Vettel trotz schwererem Auto Startplatz 3 vor Button, doch als es drauf ankam patzte der Red-Bull-Pilot: Nach der ersten Kurve hatte Vettel den Sieg praktisch verspielt: Nicht nur Button auch der von Position 5 gestartete Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes waren durchgeschlüpft.

Die Folge: Vettel wurde durch Hamilton eingebremst, während vorne die Post abging. Button machte im ersten Renndrittel bis zu einer Sekunde auf seinen Red-Bull-Rivalen gut. "Das hat den Rest meines Rennens zerstör", musste Vettel nach dem 4. WM-Lauf eingestehen. Teamchef Christina Horner wusste dies auch mit Zahlen zu belegen: "Wir hatten das schnellere Auto, steckten aber hinter dem Weltmeister fest." Trotzdem: Auch den zweiten Platz feierten Horner, Vettel und Team.

Vettel macht weiter Druck

Der verpasste Sieg ist abgehakt, der Blick geht nach vorne, zum Europa-Auftakt in Spanien. Dann wollen die Roten Bull mit einem überarbeiteten Auto dem derzeitigen Brachenprimus richtig einheizen. "Wir waren an diesem Wochenende schon schneller als Brawn", sagte Horner. "Und für Barcelona haben wir einige Updates. Alle in der Fabrik arbeiten ohne Pause." Vettel wittert seine Chance und treibt das Team an: "Wir müssen weiter Druck machen. Wir wollen das Beste, und es gibt zumindest noch ein Team vor uns."

Brawn GP ist gewarnt. "Red Bull hat seit Saisonbeginn große Fortschritte gemacht. Und sie haben in Vettel einen Superfahrer", konstatierte Teamchef Ross Brawn. Nach zwei "Nullern" zu Saisonbeginn hat sich Vettel dank seines Doppelschlags in Schanghai und Bahrain innerhalb von nur sieben Tagen als stärkster Konkurrent des WM-Favoriten Button etabliert. Hätte der 21-Jährige beim Auftakt in Australien nicht durch einen Anfängerfehler amateurhaft den sicheren 3. Platz im Zweikampf mit BMW-Pilot Robert Kubica verspielt, würde er vor dem Spanien-GP nur 7 statt 13 Punkte weniger als Button aufweisen.

"Wir sind auf Sieg gepolt"

Aber auch so liegt Vettel aussichtsreich im Titelrennen. "Die WM ist sehr spannend", sagte er verschmitzt. Dass auch Brawn GP mit einigen Neuerungen nach Barcelona kommen will, lässt den deutschen Shootingstar kalt - auch wenn er auf einen Doppel-Diffusor noch bis zum übernächsten Rennen in Monaco warten muss. "Wir kommen immer näher. In nicht allzu langer Zeit werden wir sehr, sehr nah dran sein", sagte Vettel Brawn GP und Button den Kampf an.

Langfristig spricht alles für Red Bull. Viele Experten glauben, dass Brawn GP bis zum Saisonende finanziell die Luft ausgehen wird. Doch Vettel und Red Bull wollen schon in Barcelona zuschlagen. Horner: "Wir sind auf Sieg gepolt."

F1-Boss: Vettel muss zu Ferrari

Die Lobeshymnen für Sebastian Vettel nehmen kein Ende. Spätestens nach seinem Sieg in Schanghai ist der Youngster der Star der Formel 1. Und dass es sich bei Vettel nicht um eine Eintagsfliege handelt, die nur im Regen überrascht, hat der 21-Jährige mit seinem 2. Platz in der Wüste von Bahrain bewiesen. Schon fast vergessen sind die Zeiten, in denen Lewis Hamilton bis über den Klee gelobt wurde. Dabei ist es gerade mal ein halbes Jahr, dass der Brite den Weltmeister-Titel holte.

Nun ist wieder ein Deutscher der Mann der Stunde. "In den nächsten Jahren wird er einer der dominierenden Fahrer der Formel 1 werden", ist sich Christian Horner sicher. Der Red-Bull-Teamchef schwärmt von Vettel und ist überrascht über dessen Entwicklung. "Er ist unglaublich schnell erwachsen geworden." Dabei werden Erinnerungen an Michael Schumacher wach. Allerdings sitzt Vettel in einem 'Roten Bullen' und nicht in einem Ferrari - zumindest noch nicht.

Wenn es nach Bernie Ecclestone ginge, säße Bubi-Schumi am Ferrari-Steuer. "Ich sehe Sebastian bei Ferrari. Ich wundere mich sogar ein bisschen, dass er da noch nicht unter Vertrag steht. Aber das wird ganz sicher einmal so sein", sagte der Formel-1-Boss der 'Bild-Zeitung'.

Ferrari hat Geld, Schumi und einen Mythos

Aber was sollte Vettel dazu veranlassen, zu Ferrari zu wechseln? Derzeit hinkt die Scuderia nur hinterher. Felipe Massa hat nach vier Saisonrennen noch überhaupt keinen WM-Punkt, Kimi Räikkönen gerade mal drei mickrige Zähler. Außerdem hat Vettel bei Red Bull noch einen Vertrag bis 2010 und fühlt sich dort pudelwohl. "Ich glaube nicht, dass ich Ende des Jahres wechseln will."

Einzig das liebe Geld könnte Vettel zurzeit von Ferrari träumen lassen. Bei Red Bull verdient er pro Jahr 3,5 Millionen Euro - bei der Scuderia wären locker 15 bis 20 Millionen drin. Ecclestone ist ein Fan von Vettel, bezeichnet ihn selbst als "meinen Jungen". Wahrscheinlich wäre ein deutscher Pilot im Mythos Ferrari für die gesamte Formel 1 ein Gewinn - vor allem auch finanziell. Dazu könnte die Präsenz von Ferrari-Berater Schumacher für einen Wechsel von Schumi-Fan Vettel sprechen.

Horner schob jeglichen Wechselgerüchten allerdings einen Riegel vor, auch wenn sich Fans und Experten einen '2. Schumi' wünschen. Sein bestes Pferd im Stall will er natürlich nicht verlieren. Horner weiß, was Vettel so einzigartig macht. "Allein seine Geistesgegenwart im Cockpit. Während der Fahrt hat er immer noch Kapazitäten für andere Arbeit frei. Das macht ihn zu einem Star." Bleibt für Red Bull zu hoffen, dass der "Star" nicht zum 'Schumi-Klon' mutiert...

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