Dienstag, 28. April 2009

Ergebnis des Formel 1 Rennens in Bahrain

Vettel kann Button nicht stoppen

Jenson Button bleibt der dominierende Mann in der Formel 1. Nach seinen Siegen in Australien und Malaysia war der Brawn-GP-Pilot auch in der Wüste beim Großen Preis von Bahrain der Schnellste und gewann überlegen. Auf Platz zwei in Manama folgte Sebastian Vettel (+ 7,187 Sekunden), dem nach seinem Sieg in China damit erneut ein hervorragendes Resultat gelang. "Das war der beste Sieg in diesem Jahr, auch weil Sebastian so stark war", war WM-Spitzenreiter Button erleichtert. Und auch der Zweitplatzierte freute sich: "Gott sei Dank habe ich mir keinen Fehler erlaubt." Hinter dem Red-Bull-Fahrer kam Jarno Trulli im Toyota, der von der Pole Position gestartet war, auf den 3. Rang (+ 9,170).

Auf den Plätzen vier bis sechs folgten Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes, Rubens Barrichello im zweiten Brawn GP und Kimi Räikkönen, der damit die ersten Punkte für Ferrari in dieser Saison einfuhr. Toyota-Mann Timo Glock, in der Startaufstellung noch auf Position zwei, fiel auf Platz sieben zurück. Fernando Alonso (Renault) komplettierte als Achter die Punkteränge.

Dabei hatte beim Start noch alles so gut ausgesehen für Glock. Er drückte sich innen an Trulli vorbei und übernahm die Spitze. Auch Hamilton kam sehr gut weg und schoss vor auf Position drei. Vettel musste nach Hamilton auch Button passieren lassen und ging als Fünfter in die erste Kurven. Nico Rosberg gelang es nicht, wie erhofft beim Start ein paar Plätze gutzumachen, fiel zunächst auf Rang zehn zurück, kämpfte sich aber umgehend wieder auf Platz neun vor.

Toyotas Siegchancen nach 1. Stopp weg

An der Spitze gelang es den beiden nur leicht betankten Toyota-Piloten, sich von Button und dem Rest des Feldes abzusetzen. Nach fünf Runden hatte Glock schon mehr fünf Sekunden Vorsprung auf Button und zehn Sekunden auf Vettel, der hinter Hamilton festhing. Aber statt sich nach vorne zu orientieren und Hamilton anzugreifen, spürte der Red-Bull-Pilot ab der 10. Runde Barrichello im Brawn GP im Nacken.

Wie geplant kam Glock als Führender in der 12. Runde an die Box und zog harte Reifen auf. Hinter Rosberg kam der 26-Jährige auf Position neun zurück auf die Strecke. Eine Runde später kam Teamkollege Trulli, der jedoch nur auf Platz sechs zurückfiel und somit an Glock vorbeizog. In der 15. Runde kam Barrichello zum Service, eine später der neue Spitzenreiter Button und Hamilton, womit Vettel die Spitze übernahm. Vollgetankt und auf harten Reifen konnten Trulli und besonders Glock das Tempo der an der Spitze nicht mehr mitgehen und verloren den Kontakt. "Das ist sicher das enttäuschendste Podium für uns", gab Toyota-Chefingenieur Dieter Gass nach dem Rennen zu.

In der 20. Runde musste dann Vettel zum ersten Mal an die Box kommen und fiel von Rang eins hinter Button, Räikkönen und Trulli auf Rang vier zurück. Als letzter der Spitzengruppe kam Räikkönen nach dem 21. Umlauf zum Service, womit sich Klassement bereinigte: Button übernahm die Spitze vor Trulli, Vettel, Hamilton, Barrichello und Glock. Vettels Red Bull lief etwas besser als Trullis Toyota. Aber er kam nicht vorbei, so dass sich Button vorne absetzte. Nach 30 Runden klaffte zwischen Button und der Verfolger-Gruppe Trulli, Vettel und Hamilton eine Lücke von 14 Sekunden.

An Position sechs liegend stoppte Glock in der 34. Runde zum zweiten Mal und kam hinter Piquet auf Platz 10 zurück auf den Kurs. Der Podiumsplatz war somit komplett außer Reichweite. Nach der 37. Umrundung des Bahrain Racing Circuit kam das Trio Button, Trulli und Hamilton zum letzten Service – dadurch rutschte Vettel wieder an die Spitze. Drei Umläufe später winkte dann die Red-Bull-Crew ihren Topfahrer zum Tanken und Reifenwechsel. Button schlüpfte natürlich durch, aber Vettel kam vor Trulli wieder auf die Piste. Die Lücke zwischen Button und Vettel betrug knapp 13 Sekunden – zu viel um den WM-Spitzenreiter im Brawn GP ernsthaft zu gefährden. Also konzentrierte sich der 21-Jährige darauf, Toyota-Mann Trulli hinter sich zu halten. Und das gelang ihm bravourös.

Weniger bravourös verlief der Bahrain-GP für die anderen deutschen Fahrer. Rosberg kämpfte in seinem Williams mit vollem Einsatz, landete aber nur auf dem undankbaren 9. Platz. "Ich war wirklich am Limit. Aber Platz neun ist eine Katastrophe", sagte Rosberg. Auf Position 16 liegend überquerte Adrian Sutil im Force India die Ziellinie. Damit lag Sutil drei Ränge vor Nick Heidfeld. Der BMW-Sauber-Pilot erwischte eine ganz schlechten Tag und kam als 19. und Letzter ins Ziel. Für den 31-Jährigen war es die schlechteste Platzierung seiner Karriere. Nur einen Rang davor landete Teamkollege Robert Kubica, der sich ebenso wie Heidfeld in der ersten Kurve den Frontflügel abgefahren hatte. Auf BMW Sauber kommen nach dem schwächsten Abschneiden der Team-Historie harte Zeiten zu. "Wir konzentrieren uns nun auf das Rennen in Barcelona, wo wir ein Aero-Entwicklungspaket an den Start bringen werden", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, der auf bessere Resultate hofft.

Glock: nach 1. Stopp das Rennen verloren

Sebastian Vettel (Red Bull): "Es ist ein gutes Resultat und einige Punkte, aber schwierig war es schon. Der Start war noch okay, aber dann war ich überrascht als Lewis auf einmal neben mir war. Im Rückspiegel war er erst nicht da und dann hat er wohl einen speziellen Knopf gedrückt und seinen Vorteil ausgespielt. Da wir waren dann zu Dritt, Jenson war außen, ich in der Mitte, da musste ich leider Platz machen und habe in der ersten Kurve zwei Plätze verloren. Danach steckte ich hinter Lewis fest, da haben die Reifen nachgelassen und ich bin in der Gegend rumgerutscht. Da kommt man nur schwer zurück, weil man beim vielen Bremsen die Stabilität auf der Hinterachse braucht. Nach dem ersten Stopp war ich plötzlich hinter Trulli und hing hinter ihm fest, obwohl ich auf weichen Reifen eigentlich schneller hätte fahren können. Durch meinen längeren Mittel-Stint kam ich vorbei und danach war er ziemlich groß im Rückspiegel und ich musste mich gegen ihn verteidigen. Zum Glück habe ich keinen Fehler gemacht und Platz 2 ins Ziel gebracht."

Jenson Button (Brawn GP): "Es war ein hartes, aber ein super Rennen. Wir hatten heute nicht den Speed wie in den ersten Rennen. Ich weiß nicht, wo der Speed geblieben ist, da haben die anderen aufgeholt oder sind sogar vorbeigezogen. Ich wusste, dass Sebastian Vettel aufgrund seiner Strategie ein harter Konkurrent sein würde."

Timo Glock (Toyota): "Ich habe nach dem ersten Boxenstopp das Rennen verloren. Da haben wir harte Reifen aufgezogen, von da an ging gar nichts mehr. Ich weiß nicht warum, wenn ich es wüsste, wäre ich schneller gefahren. Das müssen wir analysieren, denn da bin ich bis zu einer Sekunde pro Runde langsamer als Jarno Trulli gefahren. Das Problem ist zum ersten Mal aufgetreten. Nach dem Start konnte ich vorne wegfahren und einen kleinen Vorsprung auf Jarno herausfahren, der aber nicht für einen Boxenstopp gereicht hat. Ich habe alles auf den harten Reifen verloren. Das Rennen war nach dem ersten Stint vorbei. Wir müssen gucken, warum der Reifen so schlecht war, ob es temperaturbedingt war, denn man hat mir immer über Funk gesagt, meine Hinterreifen wären etwas zu warm. Für mich hat es sich angefühlt, als wenn ich nach dem ersten Stopp überhaupt keine Temperatur in die Reifen gekriegt habe und der Reifen somit keine Möglichkeit hatte, den Druck aufzubauen. Da hab ich alles verloren."

Red-Bull-Teamchef ist hin- und hergerissen

Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes): "Wir haben das Auto an diesem Wochenende nicht verbessert, unser gutes Ergebnis lag an der Strecke. Es gab nicht die Hochgeschwindigkeits-Kurven, in denen die anderen wegziehen konnten. Die Lücke ist immer noch sehr groß. Der Abtrieb ist noch nicht da, wo wir ihn haben wollen. Wir machen Fortschritte, aber auch die anderen machen Fortschritte. Es wird harte Arbeit, da ranzukommen. Ich denke, dass in Barcelona die Unterschiede wieder deutlicher zu Tage treten werden. Ich hoffe aber, dass ich mit ein paar neuen Teilen am Auto wieder etwas rankommen kann. Beim nächsten Rennen müssen wir gucken, wo wir wirklich stehen, dann können wir eventuell sagen, ob wir das Brawn-Team noch kriegen können. Denn es wird sich auch zeigen, ob sie sich auch weiter verbessert haben. Wenn sie das haben, dann wird es wirklich schwierig, sie einzuholen. Aber wenn wir noch etwas finden und den Abtrieb verbessern, haben wir auch keine Probleme mehr. Aber bei Speed-Strecken dranzubleiben, ist nahezu unmöglich, auf Aerodynamik-Strecken ist es machbar."

Christian Horner (Teamchef Red Bull): "Der 2. Platz ist ein tolles Ergebnis. Aber trotzdem ist es ein wenig enttäuschend, vor allem nach dem Gefühl von letzter Woche (Anm. d. Red.: Sieg von Vettel). Das Rennen wurde uns durch Kurve 2 diktiert, als Vettel beim Start ein wenig rausgedrückt worden ist und Button und Hamilton vorbeifahren konnten. Da hat man gesehen, dass Lewis Sebastian im ersten Stint doch ziemlich aufgehalten hat. Wir waren länger draußen als Button und hätten heute gewinnen können. Aber Platz 2 ist ein gutes Ergebnis - guter Job von Vettel. Leider hat Trulli uns in der Mitte des Rennens eine Menge Zeit gekostet. Dadurch ist Button weggezogen. 8 Punkte mehr auf dem Konto und das zweite Podium in einer Woche, da kann man nicht so sehr enttäuscht sein."

Dieter Gass (Toyota-Chefingenieur): Nach der ersten Startreihe ist das mit Sicherheit das enttäuschendste Podium, das wir bisher gehabt haben. Wir haben uns mehr ausgerechnet. Es wäre auch eigentlich mehr möglich gewesen. Das Hauptproblem war der harte Reifen, mit dem wir, vor allem Timo, im Mittel-Stint viel Zeit verloren. Das konnten wir am Ende nicht mehr aufholen. Trulli hat sich gut gegen Vettel verteidigt. Ich glaube aber nicht, dass Vettel so viel schneller gewesen ist. Die KERS-Teams waren eine große Gefahr. Timo hat seine Position auch durch einen KERS-Boost an Kimi Räikkönen verloren."

Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): "22 Sekunden Rückstand ist halbwegs in Ordnung, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hingehören. Gemessen an unseren alten Rivalen, sind wir eine Ecke besser, aber damit sind wir nicht zufrieden. Es ist schön, dass wir die Power von Brawn GP liefern, Button hat drei von vier Rennen gewonnen und drei Mercedes-Motoren sind unter den Top 5. Aber wir müssen einen ganz dramatischen Schritt nach vorne machen, aber das dauert."

Vettel: "Die acht Punkte sind toll"

Vor einer Woche haben Sie im Monsun den Großen Preis von China gewonnen, nun sind Sie bei 36 Grad Hitze in der Wüste von Bahrain Zweiter geworden. Was sagen Sie dazu?

Sebastian Vettel: "Der zweite Platz ist gut für das Team und für mich. Die acht Punkte sind toll. Wir haben hier schon im Qualifying einen guten Job gemacht und sind den Brawn GP näher gerückt. Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber wir müssen weiter pushen und uns weiter verbessern."

Was war kurz nach dem Start los?

Vettel: "Da wurde ich etwas überrascht, habe zwei Plätze verloren und war nur noch Fünfter. Ich habe dann hinter Lewis Hamilton praktisch fest gehangen und konnte nicht vorbei. Ich steckte im Verkehr und es war schwierig, zu überholen. Da konnte ich den Speed des Autos leider nicht nutzen."

Weshalb haben Sie es noch auf Platz zwei geschafft?

Vettel: "Wir wussten, dass die beiden Toyota weniger Benzin an Bord als wir hatten und früher zum Tanken in die Box kommen mussten. Ich hatte zunächst zweimal die weiche Reifenmischung und erst im letzten Stint die harte Option. Ich musste schauen, dass ich nach dem zweiten Stopp vor Jarno Trulli auf die Strecke zurückkomme. Das hat geklappt. Er blieb mir dicht auf den Fersen, aber ich konnte ihn auf Distanz halten. Gott sei Dank habe ich mir keinen Fehler erlaubt. Mein Auto wurde zum Schluss des Rennens immer schneller."

Sie sind in der Fahrer-WM nun Dritter hinter dem Brawn-GP-Duo Jenson Button und Rubens Barrichello. Wie schätzen Sie ihre Titelchancen ein?

Vettel: "Es ist noch ein langer, langer Weg. Es liegt zwar nur ein Team vor uns, aber wir müssen weiter hart kämpfen. Die anderen Konkurrenten machen auch viel Druck und entwickeln ständig weiter. Auch die etablierten Teams wie McLaren-Mercedes oder Ferrari haben gezeigt, dass sie schnell zurückkommen können."


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