Donnerstag, 16. April 2009

Formel 1 News

Ferrari verzichtet auf KERS

Ferrari fährt beim Großen Preis von China an diesem Wochenende wegen Problemen erstmals ohne das Energie-Rückgewinnungssystem KERS. "Wir verzichten aus Gründen der Sicherheit und der Zuverlässigkeit", begründete Formel-1-Teamchef Stefano Domenicali in Shanghai den Verzicht. "Wir müssen erst verstehen, was passiert ist. Wir können nicht länger das Risiko eingehen, mit dem System zu fahren."

Im Training zum Großen Preis von Malaysia vor zwei Wochen waren am Ferrari des Finnen Kimi Räikkönen Probleme mit KERS aufgetreten. Beim Einsatz des in dieser Saison erstmals zugelassenen KERS lassen sich bis zu 82 PS zusätzlich gewinnen, die ein Fahrer während insgesamt 6,6 Sekunden pro Runde einsetzen darf. Allerdings wiegt das System rund 35 Kilogramm.

Die Verwendung der neuen Technologie ist den Teams überlassen. In den bisherigen beiden Grand Prix in Australien und Malaysia hatten neben Ferrari auch BMW-Sauber, McLaren-Mercedes und Renault KERS eingesetzt.

F1-Urgestein Dennis hört auf

Die Krise bei McLaren-Mercedes spitzt sich weiter zu. McLaren-Patriarch Ron Dennis zieht sich mit sofortiger Wirkung komplett aus der Formel 1 zurück und gibt auch sein Amt als Präsident der Firmengruppe ab. Das gab der 61-Jährige auf einer Pressekonferenz am Firmensitz in Woking bekannt. Erst vor wenigen Wochen hatte Dennis kurz vor Saisonbeginn seinen Posten als McLaren-Teamchef überraschend an seinen bisherigen Geschäftsführer Martin Whitmarsh übergeben.

Whitmarsh, der zusätzlich zu seiner bisherigen Aufgabe als Teamchef auch Geschäftsführer von McLaren Racing wird, versicherte eine halbe Stunde nach der offiziellen Bekanntgabe im rund 15.000 Kilometer entfernten Schanghai: "Das war Rons Entscheidung. Er widmet sich einem neuen Projekt." Er wolle Gerüchte, Dennis habe wegen der anstehenden FIA-Anhörung oder wegen des Drucks von Vater Anthony und dessen Sohn Lewis Hamilton das Handtuch geworfen, nicht kommentieren. "Niemand hat mich gebeten, diesen Schritt zu tun. Es war meine Entscheidung", versicherte auch Dennis.

Soll Dennis-Rücktritt die FIA Milde stimmen?

Britische Medien werten den Rückzug des "McLaren-Patriarchen" dennoch als Versuch, den Automobil-Weltverband FIA und dessen Präsidenten Max Mosley in der 'Lügen-Affäre' milde zu stimmen. Das Team muss sich am 29. April vor dem FIA-Weltrat in Paris verantworten. Die FIA wirft McLaren-Mercedes einen Verstoß gegen Artikel 151c des Internationalen Sporting Codes vor, der das Handeln gegen den Geist des Sports unter Strafe stellt. Hamilton und der inzwischen entlassene Sportdirektor Dave Ryan waren beim Saisonstart in Australien der Falsch-Aussage überführt worden. Dennis soll dabei Einfluss auf Ryan genommen haben.


Den Silberpfeilen droht eine Sperre, eine hohe Geldstrafe oder schlimmstenfalls sogar der WM-Ausschluss. Schon in der Verhandlung wegen der 'Spionage-Affäre' hatte McLaren-Mercedes vergeblich auf milde Richter gehofft. Das Team war 2007 zur Rekordgeldstrafe von 100 Millionen Dollar verurteilt und aus der Konstrukteurs-WM ausgeschlossen worden. Wegen seiner Rolle in der Spionage-Affäre um den Datenklau bei Ferrari war Dennis, der McLaren 28 Jahre als Teamchef geführt hatte, schon damals erheblich in die Kritik geraten.

Mercedes bedankt sich bei Dennis

Immerhin deutete Dennis, dass dieser Rückzug dem Team zumindest politisch nicht schaden dürfte: "Ich bezweifele, dass Max Mosley oder Bernie Ecclestone über meine Entscheidung besonders betrübt sind." Dennis bleibt der McLaren Group, an der er einen Anteil von 15 Prozent besitzt, allerdings weiter erhalten. Der Engländer leitet künftig die von der McLaren Group ausgegliederte Sportwagen-Sparte "McLaren Automotive".

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bedankte sich bei Dennis für die in elf Jahren gemeinsam gewonnenen vier WM-Titel und 58 Grand-Prix-Siege. "Ron und sein Team schrieben mit McLaren eine beispielhafte Erfolgsgeschichte, und dass es dabei auch sportliche Rückschläge gab - und jetzt aktuell auch gerade gibt - ist in diesem so hartumkämpften Sport leider nicht zu vermeiden", sagte Haug und vermied es auch sorgfältig, beim Rücktritt des Urgesteins einen Zusammenhang zur 'Lügen-Affäre' herzustellen.

Wie lange hält Mercedes noch zu McLaren?

Zumindest offiziell steht Mercedes, das zu 40 Prozent am Team beteiligt ist, weiter zum Partner McLaren. Gerüchten zufolge ist eine Trennung allerdings nicht länger auszuschließen, falls es am 29. April ein ähnliches Hammer-Urteil wie in der Spionage-Affäre geben sollte. Das Fachblatt 'motorsport aktuell' spekuliert bereits damit, dass Mercedes von McLaren zum bisherigen Kunden Brawn wechseln könnte.

Diffusor-Streit geht in die nächste Runde

Die Konkurrenz von BranwGP erweist sich im Diffusor-Streit als schlechter Verlierer. Nachdem das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA den umstrittenen Doppel-Diffusor des Honda-Nachfolgeteams als legal eingestuft hat, wollen die Rivalen dem dominierenden Rennstall nun offenbar den Geldhahn zudrehen. Renault-Teamchef Falvio Britore ließ vor dem Großen Preis von China am Sonntag (9 Uhr MESZ live bei sport.de und RTL) durchblicken, dass sich Brawn nicht an Absprachen unter den Rennställen gehalten habe, den Diffusor nicht einzusetzen.

"Die WM ist entschieden. Brawn fährt mit einem Auto, das uns verboten wurde", sagte Briatore in Shanghai: "Es ist schon seltsam, dass Weltmeister wie McLaren-Mercedes, Ferrari, Renault oder auch BMW hinterherfahren." Er werde sich dafür einsetzen, dass das durch Jenson Button in den ersten beiden Rennen siegreiche Team von "Superhirn" Ross Brawn von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone als neuer Rennstall und nicht als Nachfolger von Honda eingestuft werde. Dadurch könnten dem WM-Spitzenreiter geschätzte 30 Millionen Dollar aus dem Formel-1-Vermarktungstopf verloren gehen.

Millionenaufwand für sieben Teams

Zuletzt hatte die Teamvereinigung FOTA noch das Vorhaben von Brawn unterstützt, die komplette Geldsumme zu bekommen. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen kündigte an, dass im kommenden Meeting der FOTA noch einmal über die Themen Brawn und Geld gesprochen werde. "Das Thema Diffusor war schon vor der Saison allen Teams bekannt, das hat keineswegs einer verschlafen. Die meisten Teams hatten halt ein anderes Verständnis der Regeln", sagte Theissen.


Jetzt müssten alle Teams bis auf die bereits mit einem Diffusor ausgestatteten Brawn, Toyota und Williams mit Millionenaufwand nachrüsten. Theissen: "Das ist mit dem von der FIA angestrebten Ziel, Geld zu sparen, sicher nicht zu vereinbaren." McLaren-Mercedes und Force India wollen den Diffusor angeblich schon am Sonntag in Shanhai einsetzen. Andere Topteams wie Ferrari oder auch BMW hoffen, beim Europa-Auftakt am 10. Mai in Barcelona mit dem neuen Bauteil starten zu können.

Heidfeld: Vorentscheidung in der WM

Ob sie allerdings den Rückstand zu Brawn aufholen können, ist laut BMW-Pilot Nick Heidfeld ungewiss: "Das war die Entscheidung des Jahres, die die WM mitentscheidet. Für einige ist der WM-Zug abgefahren." Dazu gehöre laut Williams-Pilot Nico Rosberg auch McLaren-Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton.


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