Montag, 13. Juli 2009

Formel 1 News

Rosberg starker Ritt im Billig-Auto

Rosberg starker Ritt im Billig-Auto
Im Billig-Auto auf Erfolgskurs: Nico Rosberg zeigt der Formel 1 die Zukunft. Mit wenig Geld und viel Talent mischen der Wiesbadener und sein Williams-Team in dieser Saison regelmäßig die Königsklasse auf. "Das ist schon irre", urteilte Rosberg nach Platz 4 bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring. Während die millionenschwere Konkurrenz seit Wochen um Ausgabenbeschränkungen für 2010 feilscht, hat der finanziell angeschlagene Traditionsrennstall Williams die Schrumpfkur notgedrungen längst eingeleitet - und kann trotzdem mithalten.

"In Bezug auf das Budget sind wir natürlich weit unter dem, was so manch anderes Team hat", betonte Rosberg. Sebastian Vettels Red-Bull-Team wird von Getränke-Milliardär Dietrich Mateschitz alimentiert, Brawn GP um WM-Spitzenreiter Jenson Button lebt noch von der 100- Millionen-Abfindung des ausgestiegenen Autogiganten Honda. Auch die Ressourcen der Werksteams Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW Sauber, Toyota und Renault sind für die britische Williams-Schmiede unerreichbar. Und dennoch kann Rosberg fast allen auf der Strecke Paroli bieten und liegt mit 20,5 Punkten auf WM-Rang sieben.

Silber, Mercedes oder Williams? Rosbergs Qual der Wahl

Rosberg starker Ritt im Billig-Auto Silber, Mercedes oder Williams? Rosbergs Qual der Wahl
Dabei stand der Arbeitgeber des 24-Jährigen vor Saisonbeginn sogar vor dem Aus. In den vergangenen beiden Jahren soll Williams Verluste von rund 50 Millionen Euro angehäuft haben. Nur dank eines 15- Millionen-Vorschusses von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone konnte das Privatteam weiter an den Start gehen. Der bevorstehende Ausstieg von Geldgeber Royal Bank of Scotland, der bislang 15 Prozent des Etats beisteuert, zwingt Williams zu weiteren Sparmaßnahmen. Auch deshalb brach das Team aus der Front der Rennställe aus und unterstützte das Bemühen von Weltverbandschef Max Mosley um eine Budgetgrenze.

Angesichts der knappen Williams-Kasse ist die Leistung des Teams in diesem Jahr umso bemerkenswerter. Schon seit Wochen überhäuft Rosberg seine Ingenieure mit Lob. "Sie arbeiten sehr effizient. Das freut mich, das ist schon sehr toll", sagte der Sohn von Ex- Weltmeister Keke Rosberg. "Wir entwickeln uns laufend weiter."

Mit seiner Aufholjagd in der Eifel betrieb der in Monaco aufgewachsende Rosberg erneut Werbung in eigener Sache. Von Startplatz 15 pflügte er durch das Feld und verpasste nur knapp einen Podiumsplatz - und das trotz eines unnötig schweren Autos, das wegen eines Problems mit dem Benzin-System zu voll betankt worden war. "Großartig", schwärmte Technikchef Sam Michael über Rosberg.

Der Williams-Chefpilot stellt auch in diesem Jahr seinen japanischen Teamgefährten Kazuki Nakajima klar in den Schatten, der noch keinen Punkt gesammelt hat. Längst hat die Rosberg-Show Begehrlichkeiten bei den Rivalen geweckt, McLaren-Mercedes gilt als ernsthaft interessiert, auch BMW Sauber sei interessiert, heißt es. Am Saisonende läuft Rosbergs Vertrag aus. "Ich prüfe meine Optionen", antwortet er derzeit stets auf Fragen nach einem Wechsel. Sein Ziel: ein Siegerauto. Sein rasend schnelles Sparmobil jedoch könnte ihn sogar zu einem Verbleib bei Williams bewegen. Rosberg: "Ich bin sehr zufrieden mit meinem Team."

Horner: Wir können Button einholen

Horner: Wir können Button einholen
Die Fans staunen, der Teamchef lobt das "vielleicht beste Fahrer-Duo" der Formel 1, und WM-Spitzenreiter Jenson Button wird langsam nervös: Das Red-Bull-Traumpaar Sebastian Vettel und Mark Webber macht gemeinam Jagd auf den Titel. "Wir werden weiter Gas geben", sagte der neue WM-Zweite Vettel. 50 von 54 möglichen Punkten holten Vettel und Webber, der durch den ersten Sieg seiner Formel-1-Karriere auf dem Nürburgring auf Platz drei kletterte, in den letzten drei Rennen, 24 mehr als Buttons zu Beginn der Saison noch überragendes Brawn-Team.

"Wir müssen unbedingt in Ungarn in ein paar Hintern treten. Lasst uns beten, dass wir dort schneller sein werden. Wenn nicht, dann haben wir ein Problem", meinte der Brite, dessen Vorsprung noch komfortabel ist. 21 Punkte liegt Button vor Vettel, 22,5 vor Webber. Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist die WM völlig offen. "Wenn wir diesen Lauf fortsetzen, können wir Jenson einholen", sagte der Brite nach dem zweiten Doppelsieg in Folge nach Silverstone. Gegenspieler Ross Brawn sieht das ähnlich.

Button: Wir müssen schneller werden

"Das Problem ist, dass wir schneller werden müssen. Wenn wir das nicht schaffen, dann werfen wir die WM noch weg", sagt das einstige Ferrari-Superhirn vor dem nächsten Rennen in Budapest (26. Juli).
Eitel Sonnenschein herrscht dagegen bei Red Bull, wo sich Horner keine Sorgen darüber macht, dass sich seine beiden Fahrer vielleicht gegenseitig bekämpfen könnten. "In Mark und Sebastian haben wir möglicherweise die beste Paarung im ganzen Fahrerlager. Sie gehen sehr gut und professionell miteinander um", sagte er: "Es ist sehr positiv für das Team, zwei so brillante Fahrer zu haben, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen treiben."

Horner: Wir können Button einholen
Sich frühzeitig auf Vettel oder Webber zu konzentrieren, kommt für die "Bullen" nicht infrage. "Möglicherweise kommt irgendwann der Punkt, an dem ein Fahrer noch mehr im Titelrennen ist als der andere. Aber bis dahin werden wir beide Fahrer gleich und fair behandeln. Vielleicht bis zum letzten Rennen ...", meinte Horner, für den Fairness und Transparenz das Wichtigste sind: "Das ist unsere Philosophie, der Wettbewerb sollte nur auf der Strecke stattfinden." Gefreut hatte er sich für Webber dennoch ganz besonders.

Unglaubliches Comeback von Mark Webber

"Im November war seine Karriere fast zu Ende. Er lag im Krankenhaus in Tasmanien, mit einem schlimm gebrochenen Bein und einer gebrochenen Schulter, von der er vergessen hat, uns zu erzählen", sagt Horner: "Nach Silverstone sind ihm Schrauben entfernt worden, und er hat immer noch Schmerzen." In Australien ist Webber jetzt ein Volksheld. "Mark hat viele Rückschläge und viel Pech weggesteckt. Jetzt ist es fantastisch zu sehen, dass bei ihm alles zusammenpasst. Es wird sicher nicht sein letzter Sieg gewesen sein", sagte Ex-Weltmeister Alan Jones, der am 17. Oktober 1981 in Las Vegas den letzten Sieg nach "Down Under" geholt hatte.

Lob gab es aber auch für Vettel, wie er nach einem schwachen Start die Nerven behalten und am Ende doch noch Platz zwei geholt hatte. "Vettel hat gesehen, dass man auch aus so einer Situation das Beste machen muss. Du darfst dann nicht verrückt spielen und dir die Flügel abfahren, sondern musst schauen, wie du weiterkommst", sagte der frühere Formel-1-Pilot und RTL-Experte Christian Danner. "Auch das gehört dazu, wenn du am Ende des Jahres Erfolg haben willst. Diese Qualität hat er schon, sonst hätte er das nicht geschafft. Aber er lernt gerade, dass das manchmal komisch ist."


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